Der Anfang vom Ende: Die Verhaftung

 

Am 13.10.1307 wurden alle Tempelritter in Frankreich auf Befehl des Königs Philipp IV, genannt le bel , der selbsterwählt schönste Mann des Mittelalters verhaftet und festgesetzt. Einen Monat vorher hatte er in alle Bezirke seines Landes versiegelte Nachrichten verteilen lassen, mit der Maßgabe, dass sie erst am frühen Morgen dieses Freitags, dem 13. Oktober 1307 geöffnet werden dürfen.

Doch was ein Pech! Wo ist der legendäre Schatz der Templer? Wo sind die Götzenbilder? Die Beweise homosexueller Ausschweifungen? Das war ne herbe Enttäuschung für den König. Er hatte ernsthaft gehofft, er würde mit einem Schlag reich und aller Sorgen entledigt sein. Er hatte ein Jahr zuvor in den Mauern des Temple Schutz gesucht und gewährt bekommen, sonst hätte ihn die Pariser Bevölkerung in der Luft zerrissen. Er hatte grad mal wieder das Geld verschlechtert, um seine ewige Finanznot zu lindern. Im Temple, als Gast der Tempelritter, sah er dann, was die für Geld hatten. Er hatte sich ständig bei den Templern Geld leihen müssen. Die Juden und die lombardischen Kaufleute hatte er schon ausgepresst. Da gabs nix mehr. Also her mit dem Templergeld.

Doch da war komplett Ebbe in der Kasse. Alles weg. Dem Komtur des Tempels von Frankreich, Gerard de Villiers war die Flucht gelungen! Wußte er Bescheid über die geplante Verhaftung? War es seine vielleicht sogar vorbestimmte und vorausgeplante Aktion, dem König wenigstens die erhoffte Beute zu entreissen?

Der Templer Jean de Chalons wird später bei seinem Verhör zu Protokoll geben, am Vorabend der Verhaftung seien 40 Ritter mit drei großen mit Heu bepackten Karren aus dem Bezirk des Temple in Paris herausgelangt. Und die Last sei auf 18 Schiffe der Templer umgeladen worden. In La Rochelle (tatsächlich hatten die Templer dort ihren großen Atlantikhafen) oder hoch an die Küste der Normandie.

Seitdem reißt die Sehnsucht der Menschheit um den sagenhaften Schatz der Templer nicht ab.

Liegt er vielleicht hier, unter der Burg in einem künstlichen Hügel, der von unterirdischen Gängen nur so strotzt? In Gisors?

Chateau de Gisors, Dept 27 Eure, Haute-Normandie

Es ist nur ca. 40 Km nordwestlich von Paris entfernt und wäre mit Ochsenkarren leicht zu erreichen gewesen. Es wird ja auch gemunkelt, dass das eine Templerburg sei, ganz klar, wie man an der zwölfeckigen (!) Bauweise erkenne, war das doch bestimmt ein obskures Observatorium...

Dagegen spricht viel. Die Templer haben die Burg nicht gebaut.  Es ist eine typisch normannische Burg, sog. Bailley-und-Motte. Die Templer hatten dort mal für einige Monate eine Garnison stationiert, um einen Streit zwischen Frankreich und England zu schlichten. Gisors liegt genau an der Grenze zur Normandie und die gehörte zu England. Als die Templer verhaftet wurden, gehörte die Burg seit mehr als hundert Jahren aber wieder dem König von Frankreich. Und dem wollten die Templer entfliehen. Hundert Meter hinter Gisors hätte für die Templer die Freiheit, nämlich die Normandie und damit das Königreich England begonnen. Und bei den Engländern hatten die Templer noch was gut. Und da verbuddeln sie, statt die Flucht in wenigen hundert Metern zu beenden,  schnell noch ihren Schatz unter den Füßen der Soldaten des Königs von Frankreich?

In den vierzigern und fünfzigern hat dennoch ein Angestellter der Stadt Gisors heimlich in diesem fragilen Hügel herumgewuchtet und tonnenweise Erdreich rausgeholt. Ja, er, Roger Llomoy,  habe sie gesehen, die Särge der Templer und metallene Schatzkisten, so weit das Auge reicht! In den sechzigern hat die Regierung mal kurz reingeschaut, keinen Schatz gefünden und die bedenklichen Tunnels sofort mit Beton ausgepumpt. Einsturzgefahr. Für ein okkultes Observatorium gibts keine Beweise. Die Mauersegmente sind nach meinen Feststellungen unterschiedlich lang und auch nicht regelmäßig gewinkelt. Wenn das ein Fernrohr sein soll, hat es m.E. einen Knick in der Optik.

(Literaturhinweis: Jean Markale: Gisors et lÉnigme des Templiers, 1986, Edition Pygmalion)

 

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