Schon bei meiner ersten Templerreise nach Italien im Jahre 2016 habe ich festgestellt, dass einige Einrichtungen der Templer entlang der Via Francigena aufgestellt waren, und zwar im Piemont (mit Livorno-Ferraris und Casale-Montferrato) und in der Toskana (San Gimignano). Ein Zufall war auszuschließen, zumal das Phänomen auch in anderen Regionen sicher nachweisbar ist (z.B. die Strecke von Arras nach Reims und die Strecke vom Burgund bis ins Jura). Nach der Literatur liegen die drei Templerorte San Gimignano, Poggibonsi und Siena an einer sogenannten Variante der Via Francigena. Darauf wird in den genannten Orten teilweise auch mit Schildern hingewiesen. Die drei Orte liegen im Landesinneren recht eng beieinander, aber in einer Reihe, die auf Rom zielt. Ich hatte diese schon in meinem Beitrag vom September 2017 dokumentiert. Einen zweiten Zweig dieser wichtigen Fernverbindung (von Canterbury bis nach Rom) vermutete ich weiter östlich, denn es gab Templersitze in Pistoia und Florenz.
Es erschien hilfreich, zu Beginn der Untersuchungen die Stätten der Ordensritter in einer Landkarte grafisch zu markieren. Zum Vergrößern der Karte bitte daraufklicken.
Ich konnte für ein verlängertes Wochenende im Mai wieder die Wohnung in Massa benutzen. Eine willkommene Gelegenheit, die Templerorte in der Toskana aufzusuchen, die in meiner Sammlung immer noch fehlten. Die Untersuchung dieser östliche Variante hatte ich mir für dieses Mal vorgenommen. Um es vorwegzunehmen: Ich habe im Mai nicht alles geschafft. Der Rest wurde im ohnehin geplanten Familienurlaub im September 2019 nachgeholt und hier mitverarbeitet.
1. Exkurs
Auch am ersten Abend dieses Besuches wurde ich wieder von meiner befreundeten Familie mit offenen Armen und einem leckeren Abendessen empfangen und wir hatten uns viel zu erzählen. Danke vielmals an Familie Del Giudice in Massa.
Erstmal stand Tanken (habe ich schon erzählt, dass das Menzomobil II für die 900 Km von Frankfurt nach Massa genau eine Tankfüllung braucht?) und Frühstücken auf der Tagesordnung. Die Croissants im nächstliegenden Café neben der Tankstelle im Industriegebiet waren frisch und lecker, der Cappucchino überirdisch. Dann noch schnell in einem Carrefour-Supremarché einkaufen, was man so für die nächsten drei Tage brauchen würde und das Moretti-Bier in den Kühlschrank gelegt. Jetzt konnte die Templerjagd wieder losgehen.
1. Pistoia
Es sind 90 Km nach Pistoia, einer 90.000 Seelen Stadt in der Toskana. Ich hatte mein Ziel schnell und einfach mit dem Navi gefunden und ein Parkplatz wurde gerade um die Ecke frei.
San Giovanni del Tempio, Via del Nemoreto, 51100 Pistoia
Nach Capone et. al, S. 133 diente diese Templerstation dem Pilgerschutz für zwei Pässe, die im Zusammenhang mit der Via Francigena stehen sollen. Sie habe zunächst ausserhalb der Stadtmauern gestanden, sei jedoch später innerhalb eines zweiten Mauerringes gelangt. Ursprünglich müsse es sich um eine isolierte Zone gehandelt haben, die im Wald gelegen sei, an einer Furt über einen Wasserlauf. Der Name der Strasse „Nemoreto“ erinnere an den Wald (nemus, nemoris = lat. Wald). Die Templerkirche ist aussen wie innen barockisiert worden und es erinnere nichts mehr an die Templer. Innen sei ein Bildnis der Madonna zu sehen, dem Wundertätiges nachgesagt werde. Hineingelangen konnte man nicht. Die Besitzer des Cafés, in dem ich meinen Espressospiegel nachjustierte, sagten, es sei bedauerlich, aber die Kirche sei wohl für immer verschlossen. Das Dach sei einsturzgefährdet und es fehle an Geld.
Die Madonna (mit prächtigem Johanniterstern) kann man bei Wikipedia bestaunen.
Ein paar Schritte neben dieser Kirche kann man noch eine Kapelle aus dem Mittelalter bestaunen, über die merkwürdigerweise nichts zu erfahren war. Hatte diese Kapelle vielleicht etwas mit den Templern zu tun? Jedenfalls stand sie zur Templerzeit schon dort. Ich habe sie deshalb vorsorglich ebenfalls hier eingestellt, denn die beiden Gotteshäuser bildeten jedenfalls ein Ensemble außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer.
2. Prato
Von meinem Freund Ernest Andreoni, der sich auch sehr für Geschichte und Architektur interessiert, erfuhr ich, dass an einem Portal des Doms von Prato rätselhafte Symbole zu finden seien, die von manchen für Templersymbole gehalten werden. Das mußte ich mir mit eigenen Augen ansehen.
Die Kathedrale ist eine der ältesten Kirchen der Stadt. Sie wird erstmals ab dem 10. Jahrhundert erwähnt, höchstwahrscheinlich wurde sie aber schon im 5. Jahrhundert erbaut (Wikipedia). Wie bei wohl den meisten großen Gotteshäusern der Toskana wurde für auch hier vor allem weißer und grüner Marmor für den Bau verwendet.
Der Blick auf den Ostchor ist atemberaubend. Leider ist es nur schwer möglich, diese Pracht mit einfachen Mitteln fotografisch einzufangen (Blitzlicht ist nicht gestattet).
Hier ist es nun, das rätselhafte Südportal mit den Symbolen.
Es wird spekuliert, dass die Zahlen 5 (links) und 8 (rechts) hervorgehoben werden sollten. In der Tat sieht man links drei Reihen von je 5 Rechtecken. Darunter fällt ein fünfeckiger Stern auf. So etwas ist m.E. in katholischen Kirchen eher selten anzutreffen.
„Das …. Pentagramm, ein fünfzackiger Stern, führt zu Irritationen und Diskussionen. Der Fünfstern, auch „Drudenfuß“ genannt, ist in der katholischen Welt umstritten. Er wurde in den vergangenen 250 Jahren vor allem von den Freimaurern als magisches Zeichen benutzt und symbolisierte dort Beine, Arme und Kopf des sich selbst genügenden Menschen, der keinen Gott braucht. Andere Mystiker wiederum sahen in den fünf Zacken das Zeichen für die fünf Wunden Christi.“ Quelle: Augsburger Allgemeine.
Wenden wir uns der rechten Säule zu, die die 8 repräsentieren soll:
Das oberste Symbol dürfte eine Windrose darstellen (acht Himmelsrichtungen). Das darunterliegende Kreuz erinnert in der Tat an das Tatzenkreuz der Templer (acht Spitzen). Darunter befindet sich eine „Kette“ mit acht Karos. Und die Darstellung ähnelt einem Fresko in der berühmten Templerkirche von Montsaunès, Haute-Garonne, Occitanie:
Quelle: Templerlexikon
Wann wurden diese Symbole angebracht? Und von wem? Nach Wikipedia: wurde die heutige Fassade im Jahre 1386 von Lorenzo di Filippo geschaffen. Zu diesem Zeitpunkt war der Templerorden längst aufgelöst (1314) und auch die letzten ehemaligen Ordensmitglieder – die ihr Gnadenbrot zumeist in ihrem letzten Aufenthaltsort in aller Ruhe und Abgeschiedenheit geniessen durften (außer in Frankreich kam kein Templer auf den Scheiterhaufen) – waren wohl längst verstorben.
Dass es in Prato etwa eine „Geheimgesellschaft“ gegeben hätte, die das „Templerwesen“ für die Zukunft erhalten oder fortgeführt haben sollte, ist nicht belegt und in hohem Masse unglaubwürdig. Dass die Templer irgendetwas mit „Zahlenmagie“ zu tun gehabt hätten, ist meines Erachtens auch eher esoterisches Wunschdenken, hier ein Beispiel zeigt. Auch die Alchimie hat in Westeuropa im ausgehenden Mittelalter erst eingesetzt. Ich will hier nicht weiter vertiefen, das würde den Rahmen sprengen.
Auf der offiziellen Homepage der Stadt Prato fand ich einen kurzen Bericht über dieses Portal, der einen Bezug zum Templerorden immerhin andeutet:
„L’idea che a Prato sia passata l’influenza templare, rende la città legata ad un velo di intrigante segretezza. “ Quelle: Città di Prato
Meine Übersetzung, ohne Gewähr:
„Die Idee, dass in Prato unter den Einfluß der Templer gestanden haben könnte, verbindet die Stadt mit dem Schleier eines faszinierenden Geheimnisses.“
Also auch hier nur Spekulationen. In der Literatur habe ich bisher keinen Hinweis gefunden, der das bestätigt hätte.
Für meine Theorie, dass hier eine Pilgerstrasse durchgelaufen ist, reicht mir vorläufig die Erkenntnis, dass die Ritterorden sich im 13. Jhr. die Beschirmung von Straßen auch anderenorts häufig geteilt haben (Nordhessen, Elsaß und Lothringen).
Und ich habe – leider erst nach der Rückkehr – erfahren, dass jedenfalls die Johanniter in Prato tatsächlich eine Niederlassung unterhielten.
Quelle: Bericht des Centro Ricerche Prato mit Fotos vor der Renovierung.
Da wir ohnehin für September einen Familienurlaub in der Toskana geplant haben, mußte dieser Bericht noch etwas warten. Und hier ist sie nun, die Johanniterkapelle von Prato:
Die Adresse lautet Via San Giovanni 9, 59100 Prato.
In diesem Gebäude finden heute regelmäßig Kunst- und Musikveranstaltungen statt. Ich muß sagen, eine würdevolle Art des Gebäuderecylings.
Grossaufnahme
Detail: „Steinmetzarbeiten“ vermutlich im Gußziegelverfahren.
Zufällig hatten wir direkt vor der Kapelle einen grösseren Parklplatz gefunden und wurden beim Aussteigen zunächst regelrecht erschlagen von dem überwältigenden Anblick einer mittelalterlichen Burg mit mächtigen Türmen und beachtlichen Ausmassen.
Castello dell’Imperatore, Prato, Baubeginn 1240 (wikipedia)
Es sei noch angemerkt, dass das Johanniterspital nur ca. 100 m (oder weniger) von dieser Burg entfernt liegt. Dazwischen befindet sich nur eine schmale Straße und ein Parkplatz. Die Burg wurde von dem deutschen Kaiser Friedrich II errichtet.
3. Florenz
Zwischen Pistoia und Prato liegen 20 km und von da nach Florenz sind es auf direktem Weg nur 17 Km. Die drei Städte liegen wie Perlen einer Kette in einer Reihe entlang der Straße auf der Westseite der Apenninnen. In Florenz hatten die Templer erst seit 1252 diese Niederlassung gekauft, die nach den Prozessen um die Auflösung des Ordens letzendlich in die Hände der Johanniter fiel. An deren Orden erinnert die Bausubstanz heute mehr.
Chiesa di San Jacopo in Campo Corbolini, Via Faenza, Florenz
Detail aus der Johanniterzeit
Templerkreuze an den Arkaden
Wappen der Johanniter über dem Haupteingang
Der Regen wurde stärker und ich hatte ohnehin keine Lust auf einen Spaziergang durch Florenz, das auch zu dieser Jahreszeit – wie in jeder anderen – so überlaufen war, daß es mir keinen Spaß machte. Ich hatte auch noch ein paar hundert Kilometer zu fahren und so löste ich mein Auto aus dem nahegelegenen Innenstadtparkhaus (man mußte die Schlüssel abgeben und die Profis parken lassen) wieder aus, um rechtzeitig zum Abendessen in Massa zurück zu sein. Wieder war ich bei meinen Freunden zu Gast.
2. Exkursion
2.1 Lucca
Im Mai dieses Jahres hatte ich mich noch nicht tief mit der Frage beschäftigt, ob es in Lucca noch sichtbare Überreste des Templerordens geben würde. Nach einer Website „Templari a Lucca“ war davon auszugehen, dass der Orden auch hier eine Niederlassung unterhalten hatte. Die Google-Suche nach „Templari“ und „Lucca“ ergab zunächst nur einen Treffer, einen Hotelbetrieb in der Via Franceschini 325 in Lucca. Das liegt außerhalb der Altstadt. Den Fotos ließ sich nicht entnehmen, ob das ein Fantasiebau war oder etwa eine umgebaute Ex-Komturei. Dass es so etwas gibt, wäre nicht neu, siehe „Torre del Prior“ in Tortosa. Also fuhr ich die Adresse an, sie war nicht weit weg von Massa. Es war also kein großer Umweg. Voilà, der Corte dei Templari in Lucca:
Die Zinnen sind Disneyland-Gedönse. Die gewolbten Gemäuer sind neuzeitlich. Allerdings ist die Basis der beiden Gebäude aus älteren Steinen, die den behauenen Feldsteinen aus dem Mittelalter nicht unähnlich sind. Die beiden Gebäude stehen unmittelbar an einem Wasserlauf, vermutlich einem kanalisierten Fluß, sodaß nicht ausgeschlossen werden kann, dass hier früher einmal eine Mühle betrieben worden sein mag. Ich stelle das jetzt bloß mal als ungeprüfte Hypothese in den Raum.
Die Templer sind dafür bekannt, ihre Einnahmen durch das Betreiben von Mühlen vermehrt zu haben und waren damit sehr erfolgreich (prominentes Beispiel: Komturei Mühlen, bei Osthofen (Rh.-Pf.). „Kein Rauch ohne Feuer“ sagt man, aber zu einer Templer-Mühle in Lucca habe ich bisher nichts gefunden.
Als ich nach der Rückkehr etwas intensiver recherchierte, fand ich bei Wikipedia heraus, dass die Templer in der Altstadt von Lucca, genauer an der Piazza del Magione Nr. 6, eine Niederlassung unterhalten hatten. „Magione“ nennen sich auch die Templerhäuser in Siena, San Gimignano und Poggibonsi. Also spazierten wir dorthin, als wir im September wieder die Stadt Lucca aufsuchten.
Magione del Tempio, Piazza del Magione 6, Lucca
Aus der Templerzeit war nichts mehr übrig. Das ist ein Palast aus dem 16. Jahrhundert, aber nach dem oben mitgeteilten Link „Templari a Lucca“ sei im Untergrund noch etwas von den Templern zu sehen und zu entdecken. Lucca ist in jedem Fall ein Besuch wert. Es ist lange nicht so aufdringlich wie Florenz oder Pisa. Es geht beschaulicher zu und man seiht denoch jede Menge interessante historische Paläste und Kirchen.
2.2 Pisa
In Pisa galt es, die achteckige Kirche der Johanniter aus dem Mittelalter aufzusuchen. Sie befindet sich am Südufer des Arno, zwischen der Ponte di Mezzo und der Ponte della Fortezza. Es gibt einige gebührenpflichtige Parkplätze an der Uferstrasse Lungano Galileo Galilei.
Piazza Santo Sepolcro, Pisa, Blick von Südwesten
Diese Kirche wird ebenso häufig wie unzutreffend den Templern zugeschrieben, wohl wegen ihrer Form. Man kann nicht oft genug darauf hinweisen, dass diese Achteckform keine Spezialität der Templer ist und diese sie auch nicht erfunden haben. Die Form geht vielmehr zurück auf das Heilige Grab und die sog. Anastasis-Kapelle in Jerusalem. Auch der Dom in Aachen folgte diesem Vorbild. Die meisten Templerkirchen haben einen einfachen, rechteckigen Grundriß, manchmal mit Rund- oder Radialapsis. Es gibt – nach meiner Kenntnis – nur zwei achteckige Templerkapellen, die von Laon (Kopie einer vorher in Laon schon vorhandenen Friedhofskapelle) und die von Metz.
Ansicht von Norden
Auch die Ornamente scheinen an die Templer zu erinnern, die sog. „Blume des Lebens“ und das Kreuz. Die Blume des Lebens ist eine einfach mit einem Zirkel zu erzeugende grafische Figur, die schon bei den Ägyptern und bei den Westgoten (bitte sehen Sie hierzu den Beitrag von Helene Luise Köppel über die Westgotenkirche von San Pedro del la Nave in Zamora) nachweisbar ist. Die Form des Kreuzes des Deutschen Ordens und des Johanniterordens unterschieden sich jedenfalls im 13. Jahrhundert von dem Templerkreuz noch nicht so wesentlich, daß man sie – ohne die Farben zu kennen – nur schwer zuordnen kann.
weitere Steinmetzarbeiten an Portalen, teilweise aktuell aufgearbeitet
Sitz des Großpriorats der Johanniter von Pisa, Chiesa de Santo Sepolcro, Pisa
Am Nordufer des Arno entdeckte ich zufällig dieses „Templerkreuz“ und fotografierte es vorsorglich, obwohl das Gebäude ersichtlich ca. aus dem 16. Jahrhundert zu stammen schien. Tatsachlich gehört das Gebäude zum National-Museum von Pisa und hat ebenfalls nichts mit den Templern zu tun. Die Templer hatten hier wohl keine Niederlassung.
Die nächste Niederlassung befand sich in Montelopio, ca. 50 km weiter südöstlich von Pisa und liegt damit etwa auf halben Weg der Route von Pisa nach San Gimignano. Eine gute Etappendistanz! Aber von dieser Einrichtung ist heute nichts mehr zu sehen, zur zwei komplett verfallene Hausruinen, die dazu auch noch schwer zu finden seien (Wegbeschreibung bei Capone et. al, SS. 139). Den Abstecher habe ich mir daher lieber gespart.
2.3 Siena
In Siena waren Sie mit mir schon einmal im Jahre 2016. Bei meinem ersten Besuch dort war die Templerkirche geöffnet. Ich war von dem Innenleben der Kirche und den Gemälden so begeistert, dass ich vergaß, die Kirche anschließend aussen zu umrunden.
Auf diese Weise übersah ich, dass die Kapelle noch heute im Ensemble mit anderen mittelalterlichen Gebäuden steht.
Kirchturm und Profangebäude (Spital?) in der Seitenstrasse, der Via Malta.
Blick von Südosten auf die Kapelle
Blick auf die Via Malta nach Osten (Spitalgebäude?)
3. Pieve di Codiponte
In Codiponte befindet sich eine beeindruckende mittelalterliche Kirche aus dem 12. Jahrhundert, die Pieve dei Santi Cornelio e Cipriano (Wikipedia). Das Gebäude zeigt zahlreiche Steinmetzarbeiten an den Säulen im inneren und am Taufbecken, die den Symbolen von Templerkirchen ähnlich sind oder sein könnten.
Auch hier wird gerätselt, ob die Templer etwas mit diesem Ort zu tun hatten, wie es etwa dieser Beitrag andeuten. Eine weitere Homepage schließt sich dieser Sichtweise an. Im Guida all’Italia dei Templari von Capone et al. findet sich darüber aber nichts und auch die beiden Homepages deuten es nur an, dass die Templer hier eine Niederlassung gehabt haben könnten. Ich war selbst aufgrund der spärlichen Hinweise nicht dort, aber mein Freund und Gastgeber Ernesto Andreoni hat sich dort für mich und für Sie umgesehen.
Pieve dei Santi Cornelio e Cipriano, Codiponte, Casola, Lunigiana, (Foto: Ernesto Andreoni)
sog. „Blume des Lebens“, Foto: Ernesto Andreoni
Taufstein, Foto: Ernesto Andreoni
sog. „Melusine„, halb Frau, halb Fischwesen, Foto: Ernesto Andreoni
Ich lasse diese Bilder hier unkommentiert stehen. Wir wissen bereits, dass die Blume des Lebens zwar auch (z.B. Perugia) aber nicht nur von den Templern bevorzugt verwendet wurde, aber eben auch von anderen Gruppen (z.B. Johanniter in Pisa), aber auch von den Westgoten oder Ägyptern. Auch ein Kreuz in einem Kreis ist kein sicheres Templerzeichen, siehe obigen Beitrag von Pisa.
Codiponte paßt von seiner Lage her zu der Theorie, dass hier eine Station der Via Francigena bestanden haben könnte. Auch die alte Steinbrücke zeigt an, dass im Mittelalter hier eine wichtige Straße durchgeführt hat. Es bleibt abzuwarten, ob zu diesem Thema noch mehr Material beschafft werden kann.
3. Fazit
Die These, dass es eine „Templerstraße“, oder jedenfalls eine Straße der Ritterorden, zwischen Lucca und Siena gibt, kann beantwortet werden: Es gibt sogar zwei! Eine – eher südwestliche – Variante führt näher an der italienischen Westküste entlang, über Lucca, Pisa und San Gimignano. Die andere befindet sich weiter östlich, am Westhang der Apeninnen über die Städte Pistoia, Florenz und Poggibonsi.
3.1 Südwest-Variante
Lucca – 20 Km – Pisa
Pisa – 45 Km – Montelopio
Montelopio – 30 Km – San Gimignano
San Gimignano – 36 – Siena
3.2 Nordost-Variante
Lucca – 38 Km – Pistoia
Pistoia – 18 Km – Prato
Prato – 18 Km – Florenz
Florenz – 39 Km – Poggibonsi
Poggibonsi – 30 Km – Siena
Es handelt sich jeweils um zu bewältigende Tagesetappen, zumeist in der Ebene.
Q.e.d.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich hoffe, es hat Spaß gemacht.
05. Oktober 2019
Special credits: Ernesto Andreoni thank you for your contribution and your fotos. Elisabetta Del Giudice thank you for the food, your patience and your hospitality. Renzo Del Giudice thank you for the wine. Thank you Barbara Del Giudice for your apartment.