Kurz vor meinem diesjährigen Geburtstag tat meine Familie sehr geheimnisvoll. Ich solle niemanden einladen und mir für das Wochenende nichts vornehmen. Am Samstag, den 6. Juli ging es gleich nach dem Früstück los. Die Tochte lenkte das Auto erst nach Mainz, dann nach Kaiserslautern und schließlich über die „Goldene Bremm“ nach Frankreich. Bei Metz fuhren wir von der Autobahn ab und jetzt erst stand für mich das Reiseziel fest: Lothringen! Nicht schlecht.
1. Station Metz
Ich riet ihr, das Parkhaus unter der Galerie Lafayette anzusteuern. Es ist recht neu, großzügig angelegt und günstig von Preis und Lage. Von dort sind es jeweils nur ein paar Schritte sowohl zur Altstadt und der Kathedrale, als natürlich auch zum Arsenal und der Templerkapelle:
Templerkapelle von Metz und das „Arsenal“
Als wir uns ihr näherten, meinte ich zu erkennen, dass die Türe offenstand. Das Herz schlug bedeutend schneller, denn das wäre für mich eine absolute Sensation. Ich war schon viermal hier und jedesmal war geschlossen. Diesmal war es tatsächlich anders. Besucher waren gestattet und sogar auch das Fotografieren. Die Kapelle von Metz ist nicht nur wegen ihrer achteckigen Form bekannt geworden, sondern vielmehr durch die wunderbar erhaltenen Fresken:
agnus dei im Schlußstein
Maria mit Kind im Chor
Bibelszenen
Johannes, der Evangelist
Das letzte Abendmahl
Auch die in der Nähe befindliche Basilika Saint-Pierre-aux-Nonnains (gallo-römischer Ursprung aus dem 4 Jhr. n. Chr., ab 700 n.Chr. Kloster, im 15. und 16. Jahrhundert umgebaut, „gotisiert“)
war diesmal geöffnet. Im Innenraum gibt es nicht allzuviel zu sehen, aber eine Anzahl mittelalterlicher Grabsteine sind dort ausgestellt. Unter anderem auch Templerplatten:
„Blume des Lebens“ und Templerkreuz auf einem Grabstein
Man durchquert in wenigen Minuten die einladend freundliche und lebendige Fußgängerzone der Altstadt in Richtung Norden und trifft sodann auf die
Kathedrale Saint-Étienne, 1220 – 1520
sog. schwarze Madonna mit Kind in einer Seitenkapelle
Blick in den Ostchor
gotische Leichtigkeit
Westfassade mit gotischer Pracht-Rosette
Johannes, der Täufer
2. Station Château d’Alteville, 57260 Tarquimpol
Die zweite Überraschung des Tages erlebte ich am Nachmittag, nachdem wir in Metz aufgebrochen und ca 70 km weiter südlich gefahren sind. Die Familie hatte eine Übernachtung im Château gebucht und das war ziemlich beeindruckend. Unsere Zimmer im Erdgeschoß waren im Stil der Jahrhundertwende eingerichtet.
Das Haupthaus des Schlosses vom Park aus südöstlicher Richtung
standesgemäß eingerichteter Salon und Ausgang zum Park
Das Abendessen fand in einem Restaurant an einem nahegelegenen See statt und im Schloßpark genehmigten wir uns noch anschliessend eine Flasche Cremant d’Alsace, um in den Geburtstag reinzufeiern. Näheres zum Château können Sie hier erfahren.
3. Station Templerkomturei 57260 Gelucourt
Das Frühstück nahmen wir im Schloss ein, in einem prächtig eingerichteten Speisesaal. Es stand Nancy auf dem Programm, aber ich hatte bei der Herfahrt bemerkt, dass sich ganz in der Nähe vom Schloß ein Templerort befand, den ich schon mal vor 12 Jahren besucht hatte. Gelucourt war praktisch der Nachbarort. Mal sehen, ob sich was verändert hat.
Aus der Templerzeit steht hier nicht mehr viel, darum hat man wohl auch das große Schild angebracht, um dem Reisenden zu zeigen, dass er hier nicht viel mehr erwarten darf. Die Sackgasse, die von einigen neuzeitlichen Häusern umstanden ist, heißt „la Commanderie“. Natürlich ist auch ein See in unmittelbarer Nähe.
Die Commanderie Gelucourt wurde im Jahr 1264 gegründet. Die Kapelle ist der Chor der ehemaligen Kirche, deren Schiff nicht mehr existiert (Wikipedia).
Nordseite des Chors
4. Station Nancy
Bis zu unserer letzten Station waren es noch 45 Km und dann standen wir vor der ehemaligen Johanniter-Komturei von Nancy.
Tour de la Commanderie Saint-Jean-du-Vieil-Aître Nazet Mouteaux, 84, Impasse Clerin, 54000 Nancy, Zu überreichen über den Place de la Commanderie und die Avenue Foch.
Der Turm ist aus dem 12. Jahrhundert, die ehemalige Kirche ist um 1850 abgerissen worden. Man sieht noch einige Reste ehemaliger Komturei-Gebäude, die heute als Wohnhaus benutzt werden.
Ein Aufenthalt in Nancy wäre nicht komplett, ohne dem Place Stanislas einen Besuch abgestattet zu haben.
Hauptattraktion von Nancy, der Place Stanislas von 1755, heute Unesco-Weltkultuerbe
Ein paar Schritte weiter befindet sich die Cathédrale Notre-Dame-de-l’Annonciation de Nancy
Die Kreuze an den Pfeilern könnten mit Templerkreuzen verwechselt werden. Sie dienen hier – wie auch an vielen anderen, wichtigen Kirchen – jedoch als Erinnerung an den Besuch eines Papstes.
Drei Stunden später sassen wir bei uns zu Hause und feierten mit den Nachbarn spontan den glücklichsten Geburtstag meines bisherigen Lebens.
Ich hoffe, der Bericht hat Ihnen gefallen, und Sie kommen gelegentlich wieder!
Lieber Herr Menzendorff,
ich bin ganz zufällig auf Ihre Reisebeiträge gestoßen- durch einen ZDF-info Beitrag habe ich mich wieder mal für die Templer interessiert: meine Volksschule (1946!) befand sich in einer ehemaligen Komturei (Ober-Flörsheim/RLP) und bei unseren Frankreich-Reisen sind wir ja auch manchmal auf „Templer- Zeugnisse“ gestoßen. Daher mein Interesse , und es hat mich gefreut, IhrenBericht über die Lothringen-Fahrt zu lesen. Mal sehen, vielleicht klappt es uns auch noch mal (nach der Pandemie!), dorthin zu fahren. Auf jeden Fall beobachte ich mal Ihre Publikationen im Internet.Vielen Dank und Gruß
Helga Haug
Vielen Dank für Ihren Beitrag. Er hat mich sehr erfreut. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel schöne Reisen nach Frankreich. Und melden Sie sich jederzeit gerne bei mir, wenn Sie etwas entdeckt haben.