Die Templer in Brandenburg

 

 

 

 Zur Zeit unter Rekonstruktion......        

 

 

Wir haben früher schon gezeigt, dass die Tempelritter sich auch im Osten Deutschlands niederliessen, wenngleich auch wesentlich spärlicher als in Frankreich und später als in anderen Teilen des Deutschen Reiches. Man wird sagen können, dass die Ausbreitung des Templerordens nach Osten hin erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts einsetzte. Das flache Land Brandenburgs war so gut wie nicht besiedelt. Die Schenkungen von Ländereien der Fürsten und der Bischöfe an den Orden geschahen danach nicht so ganz uneigennützig, denn die Templer - die sich wohl als geschickte Agrarwirtschaftler schon lange einen guten Ruf gemacht haben - mußten sich, wie so oft, die ihnen zugewiesenen Ländereien erst urbar machen.

Das galt schon für die Templerorte im Süden Berlins, wie Tempelhof, Mariendorf und Marienfelde. Aber auch für die Templerorte, die ab 1230 zwischen Berlin und Küstrin/Kostrzyn im sogenannten Land Lebus (heute eine kleine Gemeinde an der deutsch/polnischen Grenze, zwischen Frankfurt an der Oder und Küstrin) entstanden. Der Bischof Laurentius von Lebus übertrug 1229 die ersten Grundstücke an die Templer und bis 1250 entstanden 6 Niederlassungen im Bereich westlich der Oder. Die Templer stifteten Teile der Einnahmen aus diesen Gütern der Kathedrale von Lebus und erhielten wiederum das Recht, die Kathedrale zu besetzen und sich Einnahmen aus Messen zu sichern. Die Schenkungen an die Templer wurden 1244 zunächst durch den Nachfolger des Bischofs, Heinrich der I. und im Jahre 1247 durch Papst Innocenz IV. bestätigt. Eine Urkunde vom 18.01.1247 erwähnt die Kommende Lietzen sowie die dazugehörigen Güter Heinersdorf, Tempelberg, Marxdorf, Neuentempel und einen Ort Colaz, der heute nicht mehr existiert.

(Lehmann/Patzner, Die Templer im Osten Deutschlands, Eigenverlag, Erfurt 2005) 

 

1.  Tempelberg

Etwa 60 Kilometer westlich von Berlin, etwa entlang der B1, der Bundesstrasse, die heute Berlin mit Küstrin verbindet, reihen sich diese Orte auf, wobei sich wieder das Bild einer Perlenkette aufdrängt. Die kleine Gemeinde 15518 Tempelberg erreicht man über eine alte, mit Basaltsteine gepflasterte Strasse

 

 

 

Unmittelbar vor dieser wunderschönen, aus Feldsteinen im 13 Jh. errichteten Kapelle, die mit einer Feldsteinmauer umgeben ist, findet sich ein großer künstlicher Teich, typisch für Templeranwesen. Die Templer hatten - wie schon mal bemerkt - einen verbindlichen (und großzügigen) Speiseplan einzuhalten, der mehrmals pro Woche Fischgerichte vorsah.

 

 

Dieses Kreuz,  dass sich an der Südseite neben einem zugemauerten Eingang befindet, verweise auf die Templer. Nun, indirekt vielleicht, aber es ist nicht das Templerkreuz. Es ist vielmehr das sog. Kreuz von Jerusalem, das von Godefroi de Bouillon 1099 nach Jerusalem gebracht wurde. Es wurde das Wappen des Königreiches von Jerusalem und das des Ritterordens des heiligen Grabes von Jerusalem, einer (kleinen) weiteren Konkurrenzorganisation der Tempelritter.

 

 

Blick auf die Tempelberger Kapelle von Ost-Nord-Ost. Es heißt, es gäbe keine Beweise, dass die Templer diese Kirche errichtet hätten.  Dieser Anblick ähnelt aber sehr stark dem entsprechenden Anblick der Templerkapelle von Marienfelde (Berlin).  Das erste Indiz, um sich über ihre Herkunft sicher zu sein. Wer soll sie sonst erbaut haben, wenn die Templer erst in die Gegend gelockt wurden, weil sie menschenleer war? Benutzt haben die Templer diese Kapelle mit Sicherheit, denn sie waren -was urkundlich belegt ist - in des Gegend ansässig und es gibt keine weitere Kapelle im Ort. Ausserdem weiß man aus Urkunden, dass den Templern die Einnahmen aus dieser Kirche zuflossen, also werden sie einen Kaplan aus ihren Reihen abgestellt haben, auch wenn Tempelberg keine eigene Komturei unterhielt, sondern vielmehr der von Lietzen unterstellt war.

 

 

2. Marxdorf

 

 

Luftlinie nur einige Kilometer weiter östlich, über Strassen 18 Km, stösst man auf den Templerort 15306 Marxdorf. Urkundlich erstmals 1244 als Templerbesitz erwähnt, hieß der Ort früher  "Marquardestorp". Er befindet sich 1 km südlich der B1. Es ist unklar, wie früher die Fernstrasse verlief. Die Templerorte liegen in der Luftlinie fast exakt in einer Reihe, die - fortgesetzt gedacht - in der nächsten östlicheren  Templerkomturei Quartschen (heute in Polen: Chwarszczany) herauskommen würde. Ich vermute daher, dass die Fernstrasse in die Mark Brandenburg früher einen anderen, wenige Kilometer südlicheren Verlauf innehatte. 

 

 

 

 

Das Gebäude ist im Kern aus dem 13. Jh., ebenfalls aus Feldsteinen errichtet. Der Turmaufsatz aus Ziegeln mit der Aussichtsgalerie ist aus dem 19. Jh. Die Kapelle ist nachweislich von den Templern errichtet worden. Sie hat - untypisch für die Gegend - keine halbrunde Apsis, sondern einen geraden Abschluß als Ostwand, in dem ein schmales Rundbogenfenster aus der Templerzeit enthalten ist.

 

Jonanniterkreuz über dem Westportal der Templerkapelle in 15306 Marxdorf

Der "erste Stock" des Kirchturms stammt aus der Templerzeit. Saubere Feldsteinquadertechnik zeigt das an. Der hier gezeigte "zweite Stock" muß ein Aufsatz aus späterer Zeit sein, denn die Mauertechnik ändert sich stark (Bruchsteinverwendung = Kosten- und Zeitersparnis, erst möglich durch Verbesserungen am Mörtel)

 

 

3. Neuentempel

Wieder 10 Km weiter  ostnordöstlich gelange ich in die Gemeinde 15306 Neuentempel, eine ebenfalls nachweislich von den Templern angelegte Kirche.

 

 

Wir sehen hier aus der ersten Bauphase (akkurat behauene Feldsteine) ein rechteckiges Kirchenschiff. Der Turm ist etwas "schlampiger" zusammengebaut und stammt danach wohl aus späteren Jahrhunderten. Die verputze Vorhalle ist neuzeitlich, das grosse Fenster stammt wohl aus der Barockzeit.

 

 

 

4. Lietzen

 

Etwas südlich der gedachten Linie der Templerorte Tempelberg, Heinersdorf, Marxdorf und Neuentempel findet man die Komturei Lietzen, der die genannten Orte untergeordnet waren.

 

 

 

Die Kapelle der Komturei 15316 Lietzen, Südseite

 

Scheune der Komturei in Lietzen, angeblich erst im 14. Jahrhundert erbaut. Ich meine, dass die unteren Bereiche des Mauerwerks und manche Fensterstürze auch eine frühere Datierung zulassen.

 

Chorapsis der Templerkapelle aus Ost-Süd-Ost. Ganz sicher nicht aus der Templerzeit. Man sieht deutlich spätgotische Elemente.

 

Südliche Mauer der riesigen Komturei, sicher aus der Templerzeit

 

Wie gehts weiter, Richtung Osten?

 

Östlich der Oder, im heutigen Polen, richteten die Templer ebenfalls Komtureien ein und dies sogar etwas früher als  die letztgenannte Komturei Lietzen. Dort befinden sich etwa die Templerkomturei Rurka (Rörchen)  mit dem Templerort Swobnica (Wildenbruch) und Komturei Chwarszcany (Quartschen), beide in der Wojwodschaft Zachodniopomorskie  (Westpommern), sowie die Komturei Sulecin (Zielenzig) in der Wojwodschaft Lubuskie (dem alten Land Lebus) . Von dort gibt es jeweils interessante Fotos von sichtbaren Überresten des Ordens zu holen.

 

Direkt nach Polen

oder

Zurück zur Startseite