Den Osterurlaub verbrachten meine Frau und ich in der Normandie, genauer gesagt, im Departement 50 Manche und Umgebung.
Wir hatten dort einen schönen Urlaub mit Kaminfeuer, fantastischem Fernblick, paradiesischer Ruhe und eben auch der sprichwörtlichen normannischen Gelassenheit. Unsere Unterkunft befindet sich in der Nähe der Stadt 50300 Avranches. Die Gegend spielte eine große Rolle bei der sog. D-Day Operation, die das Ende des 2. Weltkrieges einleitete (sog. Avranches-Durchbruch).
Avranches, früher selbst Bistum, gehört seit längerem zum Bistum Coutances und dort gibt es eine berühmte und absolut sehenswerte gotische Kathedrale:
Notre-Dame de Coutances, 1056 erbaut
Blick in den Turmhelm, manche erblicken dort ein Templer-Tatzenkreuz
Wir hatten nur eine Woche und viel Ruhebedürfnis. Das begrenzte die Möglichkeiten zur Templer-Suche. In dem Departement Manche gibt es nur eine (gesichert festgestellte, vgl. Michel Lascaux, Les templiers en Normandie, S. 10) Commanderie der Templer in 50613 Valcanville, im Nordosten der Halbinsel der Manche. Das waren ca. 150 km Entfernung und die schienen sich nicht mal zu lohnen. Denn alles wurde mehrfach umgebaut, sowohl die Kirche ab 15. Jahrhundert als auch die Commanderiegebäude im 17. und 18. Jahrhundert. (Lascaux, a.a.O. S. 12). Die nächste Templerei für uns lag im Nachbardepartement 14 Calvados, in der Gemeinde Vassy. Ihr Name Courval (Corval im 12. Jh) leitet sich wohl von vallée courbe (gekrümmtes Tal) ab. (Lascaux, a.a.O. S. 13)
Es war gar nicht so einfach, diese Commanderie zu finden. Zunächst stießen wir gelegentlich auf landwirtschaftliche Gebäude, die aus dem Mittelalter stammen.
commune de 14410 Vassy, hameau de Courval, Stallung
weiteres landwirtschaftliches Nebengebäude
Wir fragten hin- und wieder nach dem Weg und schließlich erhielten wir den Tipp, wir müssten nach einem Feldweg suchen, der „l’hôpital“ heisst. Davon gab es zwei, aber hier landeten wir richtig:
commanderie des templiers, Courval
Templerkapelle, äußerlich noch recht intakt
Es gab wohl früher in der Literatur einen Streit, ob diese Einrichtung überhaupt den Templern gehört habe. So wurde behauptet, Richard Löwenherz habe dieses Lehen 1192 den Johannitern geschenkt. (Michel Dumontier, Sur les pas des templiers, en Bretagne, Normandie, Pays de Loire, S. 124, m.w.N.) Dumontier weist aber nach, dass diese Sichtweise nicht zutrifft. Es gäbe entsprechende Akten aus 1126 und 1248. Letztere trüge den Siegel von Robert Payart, Präzeptor der Templerhäuser in der Normandie. So wurden nach der Verhaftung 1307 folgende Templer verhört: Etienne de Châteauneuf, Komtur von Corval, Richard Bellenguel und Guillaume Tane, Templer aus dem selben Haus. (Dumontier, a.a.O)
maison der Komture, die Fenster sind 17. Jh.
Abschied von Calvados und Courval, ein letztes Bild von der Kapelle:
Ganz zum Schluss noch einen herrlichen Blick auf den Mont-St.-Michel, der bei keiner Normandie Reise fehlen darf:
Stand 03.11.2013