Archiv der Kategorie: Provence-Alpes-Côte d’Azur

2010 Provence

Templer in der Provence, Teil 3

Die Familie verbrachte im August noch eine Woche des Sommerurlaubs an der Côte-d’Azur, genauer gesagt bei Fréjus. Und weil mancher Mensch nun mal nicht alleine vom Strandglück alleine leben kann, wurden einige kleinere Ausflüge zur Vervollständigung der Templersammlung dieser Homepage benutzt.

1. Comps-sur-Artuby

Der erste Ausflug führte von der Küste weg ins Hinterland der Côte d’Azur, in die Haute Provence. Von Draguignan führt eine Passstrasse nach Digne und eine der höchsten Erhebungen dieser Strecke wurde angeblich von den Templern bewacht. Von hier oben hat man eine festliche Aussicht!

chapelle St. André, 83840 Comps-sur-Artuby, Var, Région Rhône-Alpes-Côte d’Azur (PACA)

Chorapsis der Kapelle St. André

chapelle St. Jean-BaptisteComps-sur-Artuby

Nach der Inschrift wurde die Kapelle von den Johannitern genau so ausgerichtet, dass am Morgen des 24. Juni, dem Tag des Schutzheiligen der Kapelle die Sonne in ein kreuzförmiges Fenster in der Apsis hineinstrahlt und durch die runde Öffnung oben in der Fassade sichtbar wird. So lange konnte ich dort leider nicht warten.

Abschied vom Hügel

2. St. Raphaël

Ein weiterer Ausflug in die Umgebung brachte uns nach St. Raphaël. Dort gabs auch für uns alle was zu sehen, Yachten, Boutiquen, hunderttausende von Ohrringen und Kettchen. Und auch eine enorm grosse Templerkirche.

eglise des Templiers, 83700 St. Raphaël, Ansicht von Osten

Südansicht

Turm von Süden

Templergebäude (?) neben der Kirche

3. Cogolin

Ein Ausflug nach St. Tropez mit seinen hier zum Teil wirklich sehr beeindruckenden Yachten (wo auf der Welt dümpeln ähnlich viele Milliarden im Hafen? Wie bekommt man solche enormen Summen zusammen? Und was muss man tun, um es sich leisten zu können, zuzusehen, dass das Salzwasser und die übrigen Witterungseinflüsse den Wert solcher Luxus-Boote jährlich um einige Prozente „wegspült“?), Boutiquen und ebenfalls hunderttausenden von Ohringen erlaubten einen Abstecher nach Cogolin, wo die Templer ab 1204 die Besatzung eines Châteaus stellten. Von Hügel hier oben hatte man die Übersicht über den Golf von St. Tropez und damit eine günstige strategische Position gegen die häufigen Sarazenen-Überfälle. Von dem Château ist nicht mehr viel übrig geblieben.

Reste des Château de Cogolin83310 Cogolin, Var

Im Ort gibt es ein Templermuseum, das allerdings nur wenig Artefakte aus der Templerzeit zeigt. Es gibt so gut wie nichts an Gegenständen, die uns erhalten geblieben sind. So stellt man in der Ermangelung echter Stücke einige Siegelabdrücke oder Modellrekonstruktionen mittelalterlicher Kriegs- und Belagerungswaffen aus und zahlreiche Schautafeln aus. Zu sehen gibt es ferner Puppen, bekleidet mit nachgeahmten Kleidungsstücken aus dem Mittelalter usw.

Dies ist ein Abdruck des Torwappens der (etwa 50 Km von Cogolin entfernten) Templerkomturei von Ruou (bei 83690 Villecroze) aus. Die Anlage konnte ich leider diesmal nicht besichtigen, dazu reichte die Zeit nicht. Das wird aber nachgeholt, versprochen.

www.templiers.org/ruou.php

4. Roquebrune-sur-Argens

Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Goethe hatte hier wieder einmal recht bekommen. In der Gemeinde meines Feriendomizils waren die Templer ebenfalls. Ich wusste das garnicht. Ich hatte mich nicht weiter auf die Gegend vorbereitet. Die Gemeinde hat drei Ortsteile, einen Strandbereich, eine Siedlung mit Feriendomizilen und eben einen historischen Ortskern, der wohl auf die karolingische Zeit zurückgeht. Die Altstadt mutet sehr mittelalterlich an. Es ist schön, durch die Gässchen zu gehen und sich vorzustellen, wie es einst hier ausgesehen haben mag. Viele Gebäudereste sind noch aus dem frühen 11. Jahrhundert.

Die Templer haben sich hier gegen 1250 ein Haus, ein maison gekauft:

maison des Templiers, 83520 Roquebrune-sur-Argens, Var

Das Haus ist vor wenigen Jahren kernsaniert und zu Wohnzwecken umgebaut worden. Zusammen mit den Resten der inneren Verteidigungsanlage dominiert es ein hübsches Plätzchen im Ort.

Stadttor aus dem 11. Jahrhundert

2010 Provence

Die Templer in der Provence, Teil 2

Der diesjährige Osterurlaub wurde wieder in der Provence verbracht. Aber weil es uns im Burgund im Februar so gut gefallen hatte, beschlossen wir, auf der Hinfahrt einen Zwischenstop einzulegen und einnoch mal eine Nacht in dem Château La Romagne zu verbringen. Ein feines Abendessen gab es in einem benachbarten, mittelalterlichen Ort namens Bèze in einem sehr urigen Gasthaus am offenen Grill-Kamin. Frühstück wie gewohnt bei Monsieur Quenot, unserem Zimmerwirt und Schlossherrn, im Rittersaal.

Das ist eine TOP Empfehlung: http://www.romagne.com, wenn Sie mal richtig romantisch im Burgund übernachten wollen!!

Seine Croissants und sein Brot läßt sich Mr. Quenot von „seiner“ Banette-Filiale direkt ans Schloss liefern. Wenn Sie mal wieder in Frankreich sind, probieren Sie doch mal eines dieser Erzeugnisse aus einem „Banette“-Laden. Es ist keine Kette, sondern ein freiwilliger Zusammenschluß von einigen Tausend Bäckereien in Frankreich, die sich auf die Einhaltung bestimmter, häufig ältere Rezepte und Zutatenqualitäten verpflichtet haben. Glauben Sie mir, sSie werden das nicht bereuen.

Das Frühstück war jedenfalls wesentlich besser als das Wetter. Bevor wir uns schleunigst auf die Autobahn Richtung Süden aufmachten, gab es noch einen Templerort fürs Burgund nachzutragen, den ich im Februar leider nicht mehr schaffte. Von La Romagne bis zum nächsten Templerort sind es 17 Kilometer. D.h. das Burgund ist eigentlich dort schon zu Ende, denn la Romagne befindet sich an der nordöstlichen Grenze des Departements Côte d’Or, welches noch zur heutigen Région Bourgogne gehört. Die Région Bourgogne ist mehr oder weniger aus dem früheren Herzogtum Burgund hervorgegangen. Das Nachbardepartement im Osten heisst Haute-Saône und liegt in der heutigen Région Franche-Comté.  Das ist die frühere sogenannte Freigrafschaft Burgund. Die gehörte im Mittelalter zum heiligen römischen Reich deutscher Nation. Die Franche Comté gelangte erst 1678 nach Frankreich, nachdem Louis XIV, der “ Sonnenkönig“, zuvor dort mit seinen Truppen einmarschiert ist .

Dieser nächste Templerort heisst Autrey-lès-Gray:

eglise templière, 70100 Autrey-lès-Gray

Und dann ging es non stop in den Süden. Wir bezogen die gleiche Bleibe, wie das Jahr zuvor. Sie eignet sich für Ausflüge ebenso wie für Relaxen. Man hat einen fantastischen Fernblick auf die nördlichen Ausläufer des Luberon-Gebirges. Das Wetter war nicht jeden Tag fürs Faulenzen auf der Terrasse geeignet, also machten wir häufig Ausflüge, z.B. zum berühmten Flohmarkt von L’Isle-sur-la-Sorgue, der sich rühmt, neben Paris die bedeutensten französischen Antiquitäten-Händler zu beherbergen. Ob es stimmt, kann ich nicht beurteilen, jedenfalls ist es da sehr schön. Ausserdem waren wir in Avignon und in Aix-en-Provence.

Nein, das war nicht als Templerreise geplant sondern sollte der Erholung dienen und so steuerten wir diesmal eher keine Templerorte an, sondern nahmen nur das mit, was zufällig auf dem Weg lag. Auf unserem Ausflug nach Avignon lagen zwei Templerorte, die mittalalterlichen Städte 84210 Pernes-les-Fontaines und Saint-Saturnin d’Avignon. Letzeres liessen wir aus, um die Geduld der Mitreisenden nicht überzustrapazieren. Das nehme ich mir nächstes Jahr vor. In Pernes-les-Fontaines erwarteten uns die sogenannten Trois Pilons, übersetzt: drei Stampfer oder Keulen. Gemeint sind damit offenbar mittelalterliche Türme, die die Templer gebaut haben sollen (Aubarbier, S. 282)

Ein rechteckiger Templerturm in  84210 Pernes-les-Fontaines

Die Seitenflanke zeigt ein Fenster mit romanischem Fenstersturz

Eingang zum Turm, eindeutig 12 Jahrhundert.

Hinweisschilder auf die Templer waren keine zu entdecken. Nach einer kurzen Erfrischung setzten wir die Fahrt nach Avignon fort, wobei der Schwerpunkt aber doch eindeutig eher auf Schuhgeschäften, Schuhgeschäften und …. Schuhgeschäften lag. Avignon ist schon eine Perle. Es gibt so viel, was man sich unbedingt ansehen muss, die berühmte Brücke, den Papstpalast aus dem 14./15. Jahrhundert, immer und immer wieder umgebaut

Der Palais des Papes in Avignon war zwischen 1335 und 1430 die Residenz verschiedener Päpste und Gegenpäpste, Foto Johannes Hallenberger

und die Altstadt mit ihren Cafés und Boutiquen. Ganz zufällig entdeckte meine Gattin in einer Seitenstrasse ein Schild an dem Eingang zu einer Passage zwischen zwei Ladengeschäften.

Ihr gebührt der Applaus, ich wäre – mit meiner Eistüte beschäftigt – locker daran vorbei gelaufen.

„Kapelle Unserer Lieben Frau von Bethlehem, errichtet zwischen 1273 und 1281 durch die Templer, übertragen, nach der Auflösung des Ordens im Jahre 1312 auf die Hospitaliter von Sankt Johannes von Jerusalem. Dieses Gebäude, dem hl. Johannesgewidmet, blieb Sitz der Hospitaliter von St. Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta bis zum Jahr 1793“. Es war eigentlich keine Passage, eher eine Sackgasse, in der wir dann den Eingang zur Templerkirche von Avignon „entdeckten“:

Templerkapelle von Avignon, Foto: Johannes Hallenberger

Sie befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche Saint Agricol, ich meine, die Strasse heisst auch Rue Saint Agricol.

Templerkapelle von Avignon, Foto: Johannes Hallenberger

Ein weiterer Ausflug war zum Shoppen nach Aix-en-Provence angedacht. Wer mich kennt, weiß, dass ich meine Zustimmung zu einem Shopping-Nachmittag nur gegen eine „Gegenleistung“ erteile. Mindestens ein Templerort mußte also auf dem Weg liegen und „abgehakt“ werden. Es gab einiges an Templerorten um Aix. Wir verständigten uns auf Saint-Antonin-sur-Baylon. Dort sollte es nach Aubarbier einiges an Resten aus der Templerzeit geben, eine Kirche, eine Scheune mit zwei Türmen usw. Die Fahrt zog sich recht lange hin. Am Ziel angekommen, waren wir uns alles andere als sicher, ob wir hier überhaupt richtig waren. Das Navi zeigte uns den Ort zwar an, es gab auch ein Ortsschild. Nur gab es kein Dorf oder dergleichen zu sehen. Rechts von der Landstrasse erhob sich eine mächtige Villa oder besser ein Château und es gab einen grossen, gepflegten Parkplatz. Offenbar gab es hier einen Reitbetrieb und ein Restaurant. Es war nicht zu erfahren, wer das Château bewohnt, das von einem riesigen Gelände und übermannshohen  Mauern umgeben ist. Mit Mörtel aufgeklebte Glasscherben sollen das Herüberklettern erschweren. Niemand weit und breit, den man hier hätte nach den Templern fragen können. Man hatte einen wunderbaren Blick auf die Montagne St. Victoire und wir spazierten etwas entlang der Grundstücksgrenze des Anwesens.

Plötzlich sahen wir das da:

Eine Kapelle, ganz sicher aus dem 12. oder 13. Jahrhundert. Größe und Rechteckbauweise entspricht der einer Templerkapelle. Eine Kapelle, die in der Grundstücksmauer intergriert ist? Eventuell bedeutet das, dass sie auch von ausserhalb des Gemäuers hätte besucht werden dürfen. Sie war stark vom Verfall bedroht. Man hatte mit Notbaumassnahmen (noch keinen Reparaturen) begonnen, um dem fortschreitenden Verfall Einhalt zu gebieten. Das stand auf der blauen Tafel zu lesen.

Aber kein Schild, kein Hinweis, der uns hätte Aufschluss geben können, ob es sich hier wirklich um die commanderie von Bayle handeln würde. Das Schloss war jetzt auch nicht gerade eines von der Sorte, bei der man einfach klingelt und halt mal fragt. Überall Kameras, Stacheldraht usw..  Manwürde also da rein müssen, hilfsweise die Kamera einmal in das Fenster reinhalten. Alle guckten plötzlich unsere Patrycja an. Sie war die leichteste. Sie konnte am besten von allen klettern und sie war diejenige, die sich bei unserer Reise nach Polen im Februar 2009 schon als katzenhafte Fassadenbezwingerin bewährt hat.

Was zählten da Kratzer und Lehmspritzer. Sowas darf der Forschung nicht im Wege stehen. Gottlob sind nicht alle Menschen gleich, mancher ist Violinenvirtuose. Ein anderer beherrscht Stabhochsprung. Wieder andere können singen. Ich hätte – so sagt man mir nach – eine „recht flotte Schreibe“ (ich hoffe sehr, dass das stimmt.) Patrycja kann singen. Und klettern. Singen könnte ich auch ein bisschen. Aber wenn man versucht hätte, mich dort hochzuwuchten, wäre die Welt gewiss schlagartig um ein Kulturerbe ärmer geworden…

Machen wir es nicht so spannend. Das findet sich innen, auf dem Altar und hinter provisorischen Stützbalken:

Das „Tatzenkreuz“ der Templer ?

Nachtrag Juni 2011: Alles Falsch!!!

Man muss auch Irrtümer zugestehen können. Wir haben uns geirrt, die Templerkomturei befindet sich weiter östlich im Wald. Thorsten Stute hat sie nach beharrlicher Suche im Satellitenbild gefunden. Diese Kapelle hier stammt zwar dennoch aus der Templerzeit, muss aber nichts damit zu tun haben. Ich habe so eine Idee, dass am Fusse der Montagne St. Victoire sich einmal eine Fernstrasse hinüber nach Italien befunden haben könnte und dass St. Antonin eine Station an dieser Strasse war, die vielleicht vonmehreren geistlichen Institutionen betreut worden war. Templer oder nicht, die Kapelle war trotzdem interessant und so habe ich einen Grund, da noch einmal hinzufahren, und am richtigen Ort nachzusehen.

Herzlich, Ihr Markus Menzendorff

2009 Provence

Die Templer in der Provence

Den diesjährigen Osterurlaub verbrachten wir familiär in der Provence. So bot es sich an, einige Ausflüge in die Umgebung mit der Templerrecherche zu verbinden, allerdings nur in Massen, denn der Familie geht natürlich die Erholung vor. Eine erschöpfende Erkundung der Spuren der Templer in dieser riesigen Region würde zudem Wochen dauern. Leider ist die Literaturlage für die für uns erreichbare Umgebung nicht günstig, so dass die ausgewählten Ziele mit aller Vorsicht zu untersuchen waren.

Was man heute unter „der Provence“ versteht, ist etwas unscharf. Das liegt vor allem daran, dass der Begriff früher eine andere Bedeutung hatte. Der Name kommt von einer Einteilung des römischen Reiches: provincia Narbonnensis und umfasste die gesamte Mittelmeerküste des heutigen Frankreich und deren Hinterländer. Diese Gebiet ist im heutigen Frankreich in zwei Régions aufgeteilt, nämlich die Région Languedoc-Roussillon, westlich des Flusses Rhône bis hinunter zur Grenze nach Spanien und der Région Provence-Alpes-Côte-d’Azur. Sie schließt am östlichen  Rhône-Ufer an und reicht bis an die italienische Grenze. Im heutigen Sinne versteht man unter Provence damit wohl nur noch das Hinterland der Côte-d’Azur und die Küstenlinie von Toulon über Marseille zum Rhône-Delta. In der geographischen Mitte dieser Provence befand sich unser Urlaubsdomizil am Fusse der Montagne du Luberon in der Nähe der Stadt Apt.

Der Forschungsradius wurde auf ca. 50 Km gesteckt, bis auf eine Fahrt an die Küste, an den – heute wie früher – legendären Badeort Les Saintes-Maries-de-la-Mer, die es erlaubte, Angenehmes mit Nützlichem zu verbinden.

Zur Vorbereitung der Recherche habe ich mich zunächst auf das grundsätzlich verlässliche Standardwerk von Jean-Luc Aubarbier, La France des Templiers, Sites, histoire et légendes, Éditions Sud Ouest, 2007 beschränkt und daraus einige Templerorte ausgewählt, die von unserem Domizil ohne Mühe erreichbar schienen. Vor Ort ist mir allerdings klar geworden, dass Aubarbier – dessen allgemeine Schwäche darin besteht, seine Quellen nicht nachvollziehbar genug zu nennen – sein Wissen über die Templerorte in der Provence offenbar fast ausschließlich auf die Veröffentlichungen eines Bernard Falque de Bezaure stützt. Dieser Autor, der als früherer Archivar einer Bibliothek in Aix-en-Provence Zugang zu historischer Detail-Literatur seiner Region und zu Manuskripten aus früheren Jahrhunderten hatte und wohl auch über ein Familienarchiv verfügt haben dürfte (seine Familie besass ein Chateau und hatte selbst dem Templerorden sowohl Ritter als auch Güter gestellt), hat fleissig in seiner Heimat vor Ort recherchiert und bis 1996 zehn Bücher über Templerspuren in verschiedenen Teilgebieten der Provence veröffentlicht. Seine Bücher sind inzwischen offenbar vergriffen und im Buchhandel derzeit nicht zu beschaffen, was dem Autor einen zusaätzlichen Hype verschafft, denn im e-bay steigen die Preise rasch auf über sechzig Euro, wenn mal eines seiner Bücher auftaucht. Mir gelang es, das Buch „Sur les Traces des Templiers de Vaucluse“ zu ergattern und ich war damit für unsere Expedition ausreichend gerüstet, denn unsere Ziele waren nur im Departemenet 84 Vaucluse gesteckt.

Trotz aller Mühen, die Falque de Bezaure auf sich genommen haben muß, ist zu bemängeln, dass er die Scheidelinie zwschen Forschung und Legende nicht scharf genug zieht, was den wissenschaftlichen Wert seiner Darstellungen arg in Mitleidenschaft zieht. So beginnen viele Beiträge mit Wendungen wie „selon une tradition locale…“ (örtlichen Gerüchten folgend…), was diese Berichte weitgehend entwertet.

1. Ausflug

Für den ersten Tag nach unserer Anreise wählten wir leicht erreichbare Ziele in nächster Umgebung zu unserer Bleibe.

Nach Aubarbier und de Bezaure sollen die Templer auf dem Gebiet der Gemeinde 84400 Saignon ein Schloss besessen haben, was sich aus den Cartulaires der Kirche von Apt ergäbe. Im (nicht vollständigen) Verzeichnis des Kulturministeriums über die Sehenswürdigkeiten der Gemeinde findet sich ein Eintrag über ein Kloster St. Eusèbe aus dem 12 Jh.  Der Ort liegt malerisch auf einem der Ausläufer des Luberon:

 84400 Saignon

Aufgang zur Burg

Oben angekommen, bot sich uns ein verwirrendes Bild. Offenbar hat man versucht, aus den mittelalterlichen Ruinen vor einer Kapelle auf der Spitze der Erhebung irgendwelche bewohnbaren Räume zu (re-)konstruieren, wobei ohne es ohne detaillierte Überprüfung nicht mehr möglich erscheint, zu erkennen, was da noch original sein könnte.  Wie es scheint, wurden Fensterlaibungen und -stürze wahllos aus Schuttbergen herausgezogen und mit alten Mauersteinen zu Räumen zusammengezimmert.

Die Kapelle scheint mir hingegen echt zu sein. Ihre Basis könnte aus der Templerzeit stammen, auch wenn die Fassadengestaltung  auf das 17 Jh. hinweist. Das Anwesen ist in Privatbesitz.

Zweifel sind m.E. auch an der Echtheit dieses Gargoyles und des darunter befindlichen „Baphomets“ erlaubt.

Die nächste Etappe unseres Ausfluges stellt das in der Region recht bekannte Fort von Buoux dar. Der Ort soll nach den Feststellungen de Bezaures im Jahre 1209 vom Grafen Guillaume IV de Fourcalquier testamentarisch an den Orden abgetreten worden sein. (de Bezaure, S. 123 ff.) . Laut de Bezaure sollen die Templer sogar die Festung Buoux gebaut haben, und zwar nach dem Vorbild einer Templerburg in Palästina. Die öffentlichen Tafeln vor Ort enthalten leider keinen Hinweis auf die Templer. Die offizielle website Patrimonie de France auch nicht. Vor Ort ist festzustellen, dass viele Ruinen der ausgedehnten Anlage aus der Templerzeit stammen.

 

Fort, 84480 Buoux, zweiter Wallgraben

Der Aufenthalt auf dieser Festungsruine ist nicht ungefährlich. Die Ränder des Felsplateaus sind nicht befestigt und es geht steil in die Tiefe.

Links im Bild die Festungsruine aus dem 13. Jh., der Blick ist gerichtet auf den dritten, obersten Wall.

 

Dieses letzte Bollwerk besteht u.a. aus einem ca. 4 Meter tief in den Fels gehauenen Wassergraben und hatte eine Zugbrücke.

Blick hinab in die Tiefebene von Apt

Nach der offiziellen Lesart sind das vorgeschichtliche oder frühmittelalterliche Kornspeichergruben. Nach Falque de Bezaure Templergräber. Ich meine, da irrt er. So etwas wäre mir neu. Dafür gibt es nirgendwo sonst andere Beispiele. Vorgeschichtliche Kornspeichergruben gibt es z.B. in in der Iberer-Siedlung Ullastret in Katalonien. Sie sehen denen hier sehr ähnlich.

2. Ausflug

Etwas südlich von Apt befindet sich die Gemeinde 84160 Vaugines, die ebenso wie die Nachbargemeinde 84160 Lourmarin Templerbesitzungen beinhaltet haben soll. Während in Lourmarin keine charakteristischen Gebäudereste entdeckt werden konnten, befindet sich vor dem Ortseingang von Vaugines eine sehr alter Gebäudekomplex mit  Kirche (genannt: La commanderie), der aus der Templerzeit stammen könnte:

La commanderie84160 Vaugines

3. Ausflug

Der dritte Ausflug führte uns zunächst in die entzückende Kleinstadt L’Isle-sur-la-Sorgue, die sich rühmt, neben Paris  die bedeutensten Antiquitätenhändler Frankreichs zu beheimaten. Regelmässig wird die ganze Stadt in einen Flohmarkt verwandelt, in dem es Nahrungsmittel, Feinkost, Produkte der Region wie Körbe, Seifen und Tonwaren, Möbel, Kleidung und eben auch echte Antiquitäten zu erstehen gibt. Die Ausfallstrassen sind kilometerweit zugeparkt. Aber die Mühe lohnt sich, es war sehr vergnüglich. Nachdem die Familie hier voll auf ihre Kosten kommen konnte, durfte ich auf der Rückfahrt noch zwei mutmassliche Templerorte „einbauen“.

Nach Aubarbier soll sich in der Gemeinde Le Thor ein Beispiel einer Kooperation der Templer mit einer Bruderschaft von Maurersleuten zeigen. Ich will nicht missverstanden werden. Das ist kein versteckter Hinweis auf eine angebliche Verbindung der Templer mit den Freimaurern. So etwas gab es damals noch nicht. Die Freimaurerbewegung entstand erst im 18. Jahrhundert. Zur Zeit der Templer gab es aber auch Vereinigungen von Bauleuten. Die werden ihre Berufsgeheimnisse natürlich auch schon gehütet und gewiss nicht mit jedem geteilt haben, sodaß man auch den mittelalterlichen Maurern ein gewisses Maß an Geheimniskrämerei nachsagen darf. Ob das schon den Namen Geheimgesellschaft verdient, mag dahingestellt bleiben.

Es ist naheliegend, dass die Templer eine besondere Nähe zu solchen Bauhütten gesucht haben, denn sie hatten in der recht kurzer Zeit ihrer Entwicklung einen enormen Bedarf an der Errichtung von Gebäuden und Kirchen. Man wird sagen können, dass der Orden der Tempelritter einer der größten institutionellen Bauherren des Mittelalters gewesen sein dürfte. Die Abteien der Mönchsorden und die überall aus dem Boden spriessenden Kathedralen waren zwar – für sich besehen – jeweils viel größer und viel spektakulärer.   Das Netz der Templereinrichtungen war aber erheblich dichter. Aus diesem – ohne besondere historische Kenntnisse abzuleitendem – Befund unterstelle ich eine sehr enge Bindung, wenn nicht gar gegenseitige Abhängigkeit der Tempelherren von den Maurersleuten – et vice versa.

Vor Ort fanden wir eine eigenwillige Kirche

Eglise, 84250 Le Thor

Überall liessen sich  Steinmetzzeichen entdecken, wie dieses:

Solche Steinmetzzeichen zeigen sich aber auch an anderen mittelalterlichen Bauwerken, wie etwa dieses sogar sehr ähnliche Zeichen an der Aussenwand der sog. Barbarossa-Pfalz in Gelnhausen (Hessen):

Zufällig entdeckte ich noch eine weitere Übereinstimmung von ähnlichen Zeichen, die sich in Le Thor und in Gelnhausen zeigen. Zum Beispiel ein  N in Le Thor:

und in Gelnhausen:

Das wird nicht allzuviel zu sagen haben. Die Steinmetze werden den Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen als ihr Zeichen auserwählt haben und so mag es zufällig bei beiden Bauhütten Männer mit den Anfangsbuchstaben A und N gegeben haben. Dieses Zeichen gibt aber meines Erachtens einen recht eindeutigen Bezug zum Templerorden:

Das Tatzenkreuz des Templerordens

In der näheren Umgebung sollen sich nach Falque de Bezaure noch weitere Templerorte befinden, aber es war Urlaub und so mußte man sich beschränken. In 84300 Les Vignères sollte die die Kirche Notre Dame de Vignères befinden. In der Tat entdeckten wir eine Kapelle unzweifelhaft aus dem 12. Jahrhundert neben eine Fußballplatz:

Notre Dame de Vignères, 84300 Les Vignères

Ein reizvolles Detail von der Südseite: Eine Sonnenuhr

Das Alpha-Omega Zeichen über der Sonnenuhr, sog. Chrismon, befindet sich auf zahlreichen Templerkirchen der nördlichen Pyrenäen, etwa in Montsaunes, aber auch auf anderen Kirchen der Region aus der Zeit. Das beweist immerhin, dass auch die Sonnenuhr aus dem 12 Jahrhundert stammt, denn die Meisselarbeit ist einheitlich. Eine Sonnenuhr fanden wir auch an der Templerkirche von Magrinne bei Bordeaux. Vielleicht kein Beweis, aber ein Indiz, dass es sich hier tatsächlich um eine Templerkirche handelt.

Einige Kilometer weiter westlich auf der heutigen D 900, die Apt und die Haute Provence mit Avignon verbindet und die schon zur Römerzeit eine Hauptverbindungsader (via domitia) darstellte, befindet sich an einer strategisch ausserordentlich geschickten Stelle eine Burgruine mit einer Kapelle aus dem 12. Jahrhundert. Es ist erwiesen, dass diese Anlage von den Templern stammte. Das Gebäude nennt sich jetzt Chartreuse de Bonpas, beherbergte früher ein Kloster und jetzt ein Weingut. Es gehört zu der Gemeinde 84510 Caumont-sur-Durance. Die Trasse der uralten Fernstrasse passiert hier eine Engstelle zwischen dem recht beachtlichen Fluß Durance und einem Bergausläufer, sodaß von der Lage dieser Burg der gesamte Fernverkehr ohne jede Mühe kontrolliert werden konnte.

chapelle des Templiers, Chartreuse de Bonpas, 84510 Caumont-sur-Durance

Noch heute ist hier ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt der Provence. Direkt neben der ehemaligen Templerburg überquert jetzt die A 7 Nizza-Lyon das Tal der Durance und in unmittelbarer Nähe davon befindet sich der Airport von Avignon. Die Fernstrasse via domitia spielte wohl zu allen Zeiten – möglicherweise auch schon zu vorrömischen – eine ausserordentliche Rolle. Sie startet in Turin, überwindet bei Susa die Alpen und landet in 05100 Briançon in der Haute Provence. Von dort führt sie über Apt nach Nîmes, Béziers und von dort weiter über Narbonne  nach Spanien. Vermutlich benutze Hannibal diesen Weg bereits, als er mit einer grossen Armee 218 v. Chr. nach Italien einmarschierte. Im Mittelalter war diese Trasse von Briançon  nach Avignon Bestandteil des südlichsten französischen Pilgerwegs nach Santiago de Compostela. Von der einstigen Wichtigkeit dieser Strasse für das römische Verkehrsnetz zeugt die ebenfalls in unmittelbarer Nähe befindliche  Brücke Pont . Julien, die vor 2000 Jahren so massiv und dauerhaft gebaut wurde, dass bis vor wenigen Jahren dort sogar noch LKWs drüber donnern durften.

4. Ausflug

Ein Ausflug planten wir nach Orange, wo sich das am besten erhaltenste Theater des ehemaligen römischen Reiches befindet. Auf dem Weg dahin befanden sich zwei Templerziele, die Gemeinde 84570 Blauvac, in deren Nähe sich die angebliche Templerkapelle Notre Dame des Neiges befinden soll.

chapelle Notre Dame des Neiges84570 Blauvac

Ob es sich hierbei wirklich um eine Kapelle der Templer handelt, ließ sich vor Ort nicht klären. Es ist eine Wallfahrtskapelle, die nur zu Fuß zu erreichen ist, aber es gab keine Hinweisschilder auf die Templer. Von dwer Größe und vom Baustil her könnte es passen. Ihre Namen trägt die Kapelle zu recht, denn von ihr hat man einen herrlichen Blick auf den schneebedeckten Gipfel des Mont Ventoux, der höchsten Erhebung der Provence.

Mont Ventoux

Der nächste Templerort auf meiner Liste heißt 84380 Mazan. Das wird von mehreren – aber nicht allen  – Quellen bestätigt. Nach Falque de Bezaure, S. 174 ff, gibt es mehrere Literaturstellen, in denen die Präsenz der Templer in diesem Ort behauptet werden. Es sind auch zwei Namen von Würdenträgern diese Ordens aus dem Ort überliefert. Bis 1847 erschien der Name der Strasse hinter der Pfarrkirche St. Nazaire und St. Celse noch als „rue des Templiers“ im Kataster der Gemeinde. Die Kirche kann durchaus schon im 12 Jh.gestanden haben, aber sie hat später zahlreiche Änderungen erfahren:

église paroissiale, 84380 Mazan

Detail vom Portal aus dem 12 Jh.:

Innen finden sich diese Kreuze an der Wand, aber so etwas gibt es auch in anderen Kirchen.

Dieser Schlussstein ähnelt auch sehr dem Templerkreuz, aber das ist auch kein Beweis. Ich glaube, der ist moderner.

Interessant ist die Gemeinde auch weil sie der Stammsitz der Familie de Sade darstellt, die schon zur Kreuzugszeit dort existierte und aus der ein gewisser Schriftsteller mit etwas absonderlichen Neigungen hervorgegangen ist. Eines seiner Schlösser kann dort besichtigt werden, falls man das möchte.  Das Wappen der Stadt sieht irgendwie „hermetisch“, nach Alchimie aus:

Die Inschrift: „in mano dei omnia sunt“ (- soweit reichen meine Lateinkenntnisse hoffentlich noch -)  bedeutet: Alle sind in Gottes Hand. Das tröstete uns, also setzen wir unsere Fahrt fort.

Der Ausflug endete in der von den Römern gegründeten Stadt arausio, die sich heute Orange nennt. Was wenig bekannt ist, das Fürstenhaus, das heute die Monarchen der Niederlande stellt, stammt aus dieser ehemaligen Grafschaft von Orange, deren Gründung auf die Zeit Karls des Grossen zurückgeht. Insoweit ist auch die Wahl der Farbe für das Trikot der niederländischen Nationalmannschaft kein Zufall.

röm. Theater von Orange

In Orange waren die Templer auch begütert. Die Häuser sollen sich in der Nähe des Theaters befunden haben, aber es ist davon wohl nichts mehr übrig. Den Templern von Orange ist es gelungen, sich in den Jahren 1307 und 1308 ihrer Verhaftung zu entziehen. Sie konnten sich durch die Benutzung unterirdischer Geheimgänge in Sicherheit bringen.

In Orange gibt es eine Statue des Grafen und Kreuzfahrers Raimbaud  II von Orange zu bestaunen. Er ist gewissermassen ein Urahn der niederländischen Königin wird als Eroberer von Antiochien und Jerusalem im Jahre 1099 gefeiert. Die Grafen von Orange standen den Templern zunächst sehr wohlwollend gegenüber. Es ist anzunehmen, dass ihre Familie auch Ordensbrüder stellten.

5. Ausflug

Der nächste Ausflug führte uns wieder in das Comtat Venaissin, dort haben Sie, verehrte/r Leser/in mich im Juni 2008 schon einmal begleitet, als ich Ihnen dort die  commanderie von Richerenches zeigte. Die ehemalige Enklave des Papstes in Frankreich ist heute noch eine geographische Besonderheit. Ein Stück des Departements 84 Vaucluse befindet sich – getrennt vom übrigen Gebiet – in dem Departement 26 Drôme. Dort hofften wir, die Templerorte Roaix, Buisson und Villedieu zu erforschen und schließlich in der Stadt Vaison-la-Romaine die größten Ausgrabungen der Römerzeit in ganz Frankreich anzusehen.

Die Templerkapelle von Roaix ist nicht ohne weiteres zu besichtigen. Sie befindet sich auf einem abgeschlossenen Privatbesitz und nach Meinung von Passanten aus dem Ort sei es schwierig, das Einverständnis des Eigentümers zu erlangen. Nach Aubarbier gehört das Gelände heute einer der modernen Organisationen, die den Templerorden als Namensbestandteil führen.. Die Tatsache, dass es in Roaix eine Templercommanderie gegeben hat, ist überall in der Literatur bestätigt und ausnahmsweise einmal unstreitig.

Auf diesem Link kann man die chapelle Notre-Dame des Crottes der ehemaligen Templerkomturei von Roaix betrachten:

http://www.roaixinformatique.com/index.php?page=99

Die Nachbargemeinde 84110 Buisson ist ebenfalls mit Gewissheit eine Niederlassung der Templer gewesen. Nach einer noch vorhandenen Urkunde hat ein Bernard de Saint Véran am 14.01.1205 den Ort dem Templerorden geschenkt (de Bezaure, S. 122). Es gibt noch Reste mittelalterlicher Verteidigungsanlagen zu sehen.  Die Kirche Notre-Dame de Buisson ist von den Templern gegründet worden (Aubarbier, S. 277):

église Notre-Dame84110 Buisson

3 km östlich davon liegt die Gemeinde 84110 Villedieu. Auch hier ist die ehemalige Templerpräsenz gesichert. Es gibt eine Urkunde aus 1219. In ganz Frankreich verstreut existieren zahlreiche Ortschaften oder Ortsteile des Namens Villedieu, an deren Gründung der Templerorden Anteil hatte. Ich werde das zu gegebener Zeit einmal gesondert untersuchen und eine Liste erstellen.

84110 Villedieu

Gebäude auf dem Commanderiegelände

ehem. Donjon der commanderie und heute Kirchturm der Pfarreikirche

Templerkreuz an der Aussenwand der Gebäude

Der Tagesausflug endete in der Stadt Vaison-la-Romaine, wo man ausgedehnte Teile der gallo-römischen Stadt freigelegt und zur Besichtigung zugänglich gemacht hat. Die Anlagen sind so weitläufig, dass man sie nur schlecht mit der Kamera einfangen konnte. Hier ist ein recht gut erhaltenes Gemeinschaftsklo mit wesentlichen Einzelheiten zu erkennen. Ein solches Gemeinschaftsklo habe ich schon einmal am Hadrianswall im Norden Englands gesehen. Es ist offensichtlich bei den Römern üblich gewesen, gewisse Geschäfte in Gesellschaft zu verrichten.

römisches Gemeinschaftsklo in 84110 Vaison-la-Romaine

Abschliessend noch der Blick auf eine richtige Einkaufsstrasse aus der Römerzeit. Der rechte Bürgersteig war mit Arkaden überwölbt und dahinter befanden sich dann die Ladenlokale.

Der Urlaub neigte sich dem Ende zu. Aber ein Rätsel sollte ungelöst bleiben. Nach der mir vorliegenden Literatur soll es in meinem Urlaubsort selbst, in Saint Saturnin-lès-Apt eine schöne romanische Templerkapelle gegeben haben und zwar an einem Ort namens Saint-Marin (Aubarbier, S. 383). Anderen Quellen zufolge könnte der Ort auch St. Morin, St. Maurin oder St. Maurice-de-la-Cavalerie gehiessen haben. Im Ort gab es ein Hinweisschild auf einen Ortsteil St. Morin. Ich fragte meine Vermieterin, eine Dame die ihre Kindheit schon in der Gegend verbracht hatte. Sie erzählte, dass es tatsächlich einen Ort St. Marin gäbe, es handele sich um eine ferme, also ein Gehöft ausserhalb des Ortes. Früher sei dort irgendeine kirchliche Organisation ansässig gewesen, es befinde sich deshalb ein grosses Holzkreuz vor dem Anwesen. Das Haus sei kürzlich verkauft worden, der neue Besitzer lasse sich aber wohl nur selten sehen, zumeist sei das Anwesen verschlossen. Sie habe auch gehört, dass sich dort eine Kapelle befinden würde.

Ich fuhr mit dem Auto vor das mir beschriebene Gehöft und das grosse Holzkreuz war gut zu sehen. Das Navi zeigte exakt vor dem Anwesen die Ortsbezeichnung St. Marin an. Ich hatte also das Anwesen gefunden. Es ist jedoch verschlossen und rundherum eingemauert bzw. eingezäunt. Es gelang also nur ein Blick von aussen in das Anwesen. Eine Kapelle oder dergleichen war nicht zu entdecken.

ferme St. Maurin, 84490 Saint  Saturnin-lès-Apt

Das Geheimnis muß ich das nächste mal lösen, wenn wir da noch mal Urlaub machen. Der Altar der Templerkapelle von St. Saturnin soll im Museum von Apt zu besichtigen sein. Aber: man muß auch noch ein paar Rätsel übrig lassen, sonst lohnt es sich nicht, da noch einmal hinzufahren.

Auch wenn es wegen der vielen Templerorte, die wir diesmal besichtigten, hier vielleicht nicht so aus sah: Es war ein sehr schöne Urlaub, das Wetter lud nicht zum Faulenzen sondern ehr zu Ausflügen ein und in allen Orten, die wir besuchten, gab es stets auch alles andere, was man sich auf Reisen wünscht. Geschäfte, Cafés, Restaurants und Boutiquen, sodaß jeder von uns auf seine Kosten kam.

Immerhin gelang in diesem Teil der Provence auch wieder der Beweis, dass die Templer sich an alten und wichtigen Fernstrassen niederliessen, hier entlang der Trasse der römische via domitia, die von Turin über die Alpen führt und dann stets am rechten Ufer der Durance  entlang läuft. Die Römer sich hier schon niedergelassen und vor ihnen die Kelten, die wahrscheinlich auch vor den Römern schon diese Fernstrassentrasse benutzten. Es gibt entlang des Fernweges in der Provence einige keltische Siedlungen – auf unserem „Hausberg“ hinter unserem Ferienhaus gab es eine – und Ortsnamen wie Oppède (ein klarer Hinweis auf oppidum, wie die Keltensiedlungen genannt werden).

Nächsten Monat werde ich mir ansehen, wie die Templer sich auf der anderen Seite des Rhône an die alte Fernstrasse gesetzt haben, im Languedoc, dem Ziel der nächsten Templerreise….