Die Kreuzritter-Kommenden der Schweiz, 2018

Anfang September hatte es endlich geklappt. Mein schweizerischer Freund Jürg Caluori und ich hatten schon seit längerem eine Tour zu den Ordensrittern in der Schweiz geplant. Wir kennen uns seit 2005 von einigen gemeinsamen Templer- und Recherchereisen im Languedoc und wissen daher um unsere Belastbarkeit beim Erfahren und Besichtigen von alten Kirchen und beim Stöbern in dicken Büchern. Ausserdem testen wir beide in den Abendstunden immer wieder gerne, ob es stimmt, dass nur gutes Essen und Trinken den Reisenden bei Laune hält. Und ja, wir hatten auch diesmal wieder Recht gehabt.

Jürg hatte dankenswerter Weise schon  lange vorher einen exakten Reiseplan für die Tour erstellt und die erforderliche Literatur beschafft: Es gibt praktisch nur ein Referenzwerk über die Niederlassungen der Ritterorden in der Schweiz: Das von 1964 bis 2007 erschienene Handbuch Helvetia Sacra erfasst systematisch die katholischen Institutionen der Schweiz. Der erste Band erschien 1972, der Abschlussband mit dem Index 2007. Insgesamt ca. 20’000 Seiten sind in 28 Bänden bzw. 34 Teilbänden von 233 Autoren aus der Schweiz und dem Ausland erarbeitet worden. (Wikipedia). Ich werde im folgenden Bericht Zitate aus diesem Werk immer mit „H.S.“ und mit der Angabe des Namens des Autors des betreffenden Beitrages und der jeweiligen Seitenzahl kenntlich machen.

Übersicht über die Kommenden in der Schweiz und im Bodenseeraum

(Copyright: Google Maps und Markus Menzendorff)

Die Kommende Beuggen liegt in Deutschland und der schweizerischen Stadt Rheinfelden unmittelbar gegenüber. Insoweit ist die Karte nicht ganz akkurat. Auch Mainau und Überlingen sind natürlich deutsche Orte.  Die heutigen Landesgrenzen spielten für die Ausbreitung der Ritterorden damals jedoch so gut wie keine Rolle. Man sieht, dass in der Zentralschweiz und der Ostschweiz keine Templerniederlassungen vorhanden waren. Zu dieser Frage folgt später noch eine kleine Abhandlung.

1. Kanton Thurgau

Die Reise beginnt in der Ostschweiz, wo Jürg Caluori wohnt. Ich war am Tag zuvor angereist, nachdem ich noch in Würzburg die Deutschordenskommende und in Kleinerdlingen das ehemalige Johanniterschloss (jetzt eine gewöhnliche WEG Anlage) noch fotografisch eingefangen habe.  Wir haben im Restaurant Falkenburg in Wil (sehr zu empfehlen) opulent zu Abend gegessen und mit dem einen oder anderen Gläschen auf frühere und das bevorstehende Abenteuer angestoßen.

1.1 Tobel

Nach einem ausgezeichneten Frühstück (nochmal danke vielmals, liebe Edith!) mit Croissants, die in der Schweiz aber „Gipfel“ heißen, machten wir uns gegen 9:00 bei Nieselregen auf zum ersten Ziel, das wir nach 8 Km erreichten.

Johanniter-Komturei Tobel, 9555 Tobel/Thurgau

Innenansicht der sehr gut instand gehaltenen Kirche mit Barockaltar

Die Gründung der Komturei Tobel erfolgte 1226, was durch die erst 1503 gefertigte Kopie einer Urkunde aus dem Jahre 1228 bestätigt wird. Patron ist Johannes der Täufer. Die Gründung erfolgte zur Sühne für einen Brudermord in einem Familienstreit der Grafen von Toggenburg (H.S.-Bühler, Band 7, Teil 1,  S. 474ff.). Die Komturei liegt auf einem kleinen Hügel überhalb der Gemeinde Tobel.

2. Kanton Zürich

Etwa 53 Km weiter westlich lag unser zweites Tagesziel, die Lazariterkirche von Gfenn. Der Lazariterorden, der sich auf das Betreiben von Leprosenhäusern spezialisiert hat, steht zwar nicht im Focus der Untersuchungen dieser Homepage. Allerdings war er über die Kreuzzüge mit den übrigen Ritterorden – thematisch und geografisch – aufs Engste verbunden und ebenfalls ein militärischer Orden. Zudem ist die Kapelle  in Gfenn ein wunderschönes und gut erhaltenes Relikt aus dem 13. Jahrhundert, sodaß wir den Ort mit auf die Tagesordnung gesetzt haben.  (Zu den Lazaritern allgemein H.S.-Degler-Spengler, Band 7., 2. Teil S. 812-867).

2.1 Gfenn

Die Lazariterkirche von Gfenn war vermutlich der hl. Maria gewidmet und ist erstmals 1250 urkundlich erwähnt (H.S.-Degler-Spengler, Band 7., 2. Teil S. 887ff.)

Westfassade der Lazariterkirche Gfenn, Gemeinde 8600 Dübendorf, Kanton Zürich.

Detail der Malereien im Innenraum

2.2 Küsnacht

Bis zu unserem nächsten Ziel am Ufer des Zürichsees waren es nur wenige Kilometer:

Johanniterkirche St. Georg, Küsnacht, Südansicht vom Parkplatz über dem Dorfbach

restaurierte Malereien im Innern

Die Kommende wurde zwischen 1358 und 1372 gegründet. Die Kirche St. Georg ist seit dem 21.09.1332 nachweisbar (H.S. Feller-Vest, Bd. 7, Teil 1, S. 282 ff.). In den ehemaligen Gebäuden der Kommende aus dem 18. Jahrhundert befindet sich heute die Kantonsschule Küsnacht.

2.3 Bubikon

Nach weiteren 30 Km (einer bequemen Tagesetappe für Fußgänger im Mittealter) erreichten wir die wohl älteste und gewiß am besten erhaltene Johanniter-Kommende in der Schweiz.

Blick von Eingang im Westen auf die Kapelle und das Haupthaus

Eingang zur Kapelle, Wächterfiguren, wie man sie von anderen Einrichtungen der Templer und Johanniter kennt.

Restaurierte mittelalterliche Wandgemälde

Johannes der Täufer, links und Inschrift aus dem Jahr 1192

Im südlichen Komtureihauptgebäude befinden sich getäfelte Versammlungssäle und das Maltesermuseum

Älteste Darstellung der Kommende um 1530. Zeichnung aus der Schweizer- und Reformationschronik von Johannes Stumpf. Zentralbibliothek Zürich. (Wikipedia)

Die Kommende Bubikon wurde zwischen 1191 und 1198 gegründet und dem Patronat von Johannes dem Täufer unterstellt (H.S. Feller-Vest, Band 7, Teil 1, S. 135 ff.).

2.4 Wädenswil

Von Bubikon sind es – unter Benutzung des Seedamms – ca. 23 zur nächsten Johanniterstation Wädenswil. Es ist jedoch nur noch eine Ruine erhalten. Die Besteigung der Burgruine gelang erst rund ein halbes Jahr später. Ich konnte eine Dienstreise mit einem Abstecher in die Schweiz verbinden. Man gelangt nur zu Fuß hinauf. Der Weg hinauf ist für Fahrzeuge strengstens verboten und viel zu schmal. Es war aber auch weniger schlimm, als es zunächst den Anschein hatte. Es geht etwa drei- oder vierhundert Meter und nicht allzu steil bergauf. Die Mühen haben sich allemal gelohnt:

Aufstieg und Blick auf die Burg von Süden

Die postalische Adresse fürs Navi lautet 8805 Richterswil, Unter Altschloss. Unten ist ein öffentlicher Parkplatz.

Nordflanke der beiden Gebäudetürme

Westlicher Gebäudeturm

Südöstliche Ringmauer

Der Hinweistafel am Eingang kann man entnehmen, dass die Johanniter die Burg im Jahre 1297 gekauft und anschließend übernommen haben.

 Gygerkarte von 1667, Quelle (Wikipedia)

3. Kanton Luzern

Von Wädenswil sind es 36 Km zur nächsten Johanniterkommende in

3.1 Hohenrain

Die Kommende Hohenrain entdeckt man schon von weitem:

Ansicht von der Dorfstrasse aus Süden

Ansicht von der Dorfstrasse

Übersichtstafel

Die Kommende wurde um 1175 gegründet. Patron ist Johannes der Täufer. Die Kommende Hohenrain liegt auf einem schon zur Römerzeit besiedelten Berg „oberhalb der mittelalterlichen Seetalstrasse, die den Reussübergang Nieder-Eschenbach mit der Drehscheibe Brugg verband“. (H.S. Glauser S. 233)

3.2 Hitzkirch

Zur nächsten und zugleich letzten Station des Tages waren es nur noch 9 Kilometer. Die Deutschordenskommende mit einer recht großen Kirche und einem riesigen Schloßbau befindet sich in der Ortsmitte und ist nicht zu verfehlen. Sie liegt auf verschiedenen Stufen einer Anhöhe, was Nahaufnahmen deutlich erschwert.

links im Vordergrund die Kapelle der Ordensritter. Im Hintergrund die Kirche der Kommende, die auch der Gemeinde diente, und rechts der westliche Seitenflügel des Deutschordenschlosses. Das Tympanon über dem Eingang zum Schloßhof ist mit einem enorm großen und imposanten Wappen des Deutschordenskomturs versehen. Leider sind die Aufnahmen wegen Nieselregen nicht gelungen.

Innenhof der Kommende, nördlicher und östlicher Schloßtrakt

Blick vom Schloß auf die Ordenskapelle St. Maria

Gemeindekirche des Deutschen Ordens in Hitzkirch

Die Kommende wurde erstmals  im Jahr 1237 urkundlich erwähnt. Das Gründungsjahr liegt im Dunklen. Die Kirche ist dem St. Pankratius geweiht. Der Gründer, Freiherr Kuno II von Teufen stand dem Kaiser Friedrich II. nahe.  (H.S. Jäggi, Teil 2, S 703f.

Wir verspürten Hunger und Durst. Jetzt wurde es langsam Essenszeit. Zu unserem Domizil dieser Nacht war es – nach exzellenter Planung – nicht mehr weit. Jürg hatte uns in das Hotel Eichberg in Seengen eingebucht. Es gab fantastische Steaks auf heißem Stein mit genialen Soßen und ausgezeichnetem Wein. Ich hoffe, da komme ich irgendwann noch einmal hin.

3.3 Reiden

Das Frühstück stand dem Abendessen kaum nach und wir brachen – ausgeruht und frisch gestärkt – gegen 09.00 Uhr zu unserem nächsten Ziel auf, der Johanniterkommende Reiden:

Burg 6260 Reiden, Blick vom Johanniterweg (aus nördlicher Richtung) auf den Burgberg. (Dieses und das nachfolgende Foto stammen ebenfalls von meiner nächsten Fahrt in die Schweiz ein halbes Jahr später. Beim ersten Besuch war sehr schlechtes Wetter und die Fotos waren mißlungen.)

Auch diese Kommende liegt auf einem (recht steilen) Hügel, sodaß man von der Burg aus die Umgebung gut überblicken und anderseits als Reisender die Kommende schon von weitem ausmachen konnte. Auch hier kommt man nur zu Fuß hinauf. Die Anlage war verschlossen.

Haupteingang der Johanniterkommende Reiden, Johanniterweg.

Die Kommende von Reiden ist vor 1284 gegründet worden. Der Johanniterorden war daran interessiert, an der „vom Hause Habsburg im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts geförderten Pilger- und Handelsstrasse Gotthard-Luzern-Hauenstein-Basel zu errichten.“ (H.S. Glauser, Teil 1, S. 405f.)

Strecke Basel – St. Gotthard, (google.maps)

4. Kanton Aargau

Von Reiden zur nächsten Johanniterkommende waren es 37 Km, eine gute Tagesdistanz.

4.1 Biberstein

Die Johanniterkommende liegt oberhalb des linken Ufers der Aare auf einer Anhöhe (Geländebruch oder Prallhang), von der aus man – damals wie heute – einen perfekten Überblick über das Aaretal und eine Tiefebene hatte. Sollte die Aare als Wasserweg benutzt worden sein, so wäre dies hier ein günstiger Kontrollpunkt.

Johanniterkommende Biberstein

Frühere Zugbrücke und Blick auf das Aaretal

Ich vermute, dass dieses Gebäude aus der Kommendenkapelle hervorgegangen ist. Die Fassade links im Bild erinnert an eine gotische Radialapsis.

Die Kommende Biberstein ist erst recht spät entstanden, nämlich im Jahre 1335. Der Komtur von Klingnau legte hier Überschüsse seiner Kommende in Grundbesitz an, den er von den etwas klamm gewordenen Habsburgern abkaufen konnte. (H.S. Sommer-Ramer, Bd. 7, Teil 1, S. 110 ff.)

4.2 Klingnau

Zwischen den Ritterordenstationen Biberstein und Klingnau treffen wir wieder auf die Ideal-Distanz  von 30 Km, einer guten und bequemen Tagesetappe auch für Fußgänger.

Eingeklemmt zwischen der Sonnengasse und der Schattengasse findet sich die St. Katharinen-Kirche der Johanniter von Klingnau auf einem ehemaligen Anger.

Blick auf den Ostchor der Johanniterkirche Klingnau

Das Kirchenschiff  ist vor in den sechziger Jahren vollständig abgerissen und wieder aufgebaut worden (Homepage der Pfarrei). Dieses Detail im Innenraum stammt wohl vom Original.

Dieses Gebäude befindet sich einige Schritte von der Johanniterkirche entfernt am Abhang zum rechten Aareufer hinab. Es wird heute noch als Gemeindehaus der Pfarrei St. Katharina benutzt. Ich stelle mir vor, dass es früher als Hospital gedient haben könnte.

Klingnau bildet mit Leuggern eine Doppelkommende unter gemeinsamer Leitung eines Komturs. Die Kommende wurde 1251 von den Söhnen des Stadtgründers Ulrich von Klingen errichtet und stand unter dem Patronat von Johannes dem Täufer (H.S. Feller-Vest, S. 273)

Zwischen Biberstein und Klingnau sind mir Hinweisschilder auf eine „Neckar-Alb-Aare-Römerstrasse“ aufgefallen. Beim nachträglichen Betrachten der Lage der Niederlassungen bemerkte ich, dass ich hier auf eine weitere „Ritterstrasse“ gestoßen bin. Legt man beide Wegesysteme übereinander, kommt man zum „full match“.

Ein überwältigendes Gefühl der Verbindung von Theorie und Praxis. Die Johanniterstationen sind mit dem Malteserkreuz gekennzeichnet. Die römischen Stationen mit SPQR. Diese „Römer-Johanniter-Straßen“ werden uns noch in dem in einem der nächsten Reiseberichte über die Johanniter in Baden-Württemberg beschäftigen. So gibt es in Heitersheim, dem Hauptsitz der Johanniter der „Deutschen Zunge“, etwa eine römische Villa. Auch das ist wieder kein Zufall. Die Römer haben sich mit ihren Straßen zunächst erstmal an vorher schon vorhandenen Fernwegetrassen orientiert. Da zwischen der Römerzeit und dem Mittelalter kein nennenswerter Straßenbau betrieben wurde, vewundert es nicht, dass die Ritterorden sich diese alten Fernstrecken zunutze machten, so gut es eben ging.

4.3 Leuggern

Für die nächste Etappe mußten wir nur die Aare überqueren und erreichten nach 5 Km die Kommende Leuggern.

Johanniterkirche Peter und Paul, Leuggern, Hauptportal, Kommendeweg 12

Gewölbedecke aus dem 13. Jahrhundert.

Dieses Gebäude wird – damals wie heute noch – als Krankenhaus benutzt.

Wappen über dem Haupttor des Krankenhauses, (bitte klicken zum Vergrößern)

Die Inschrift von 1678 erwähnt einen Franz von Sonnenberg, Ritter des Johannisordens von Jerusalem, Prior von Groß-Ungarn, … Komtur in Villingen, Leuggern, Klingnau, Hohenrein und Reiden.

Blick von dem Umlauf um die Radialapsis der Johanniterkirche auf das rechte Ufer der Aare und das Aaretal.

Aus H.S. Feller-Vest, Teil 1, S. 339: Doppelkommende mit Klingnau, den Sankt Peter und Paul gewidmet. Gegründet zwischen 1268 und 1251.

4.4 Rheinfelden – Schweiz

Von Leuggern nach Rheinfelden bedurfte es nochmal 44 Kilometern Fahrt entlang des linken Rheinufers. Wir parkten günstig, sodass es nur ein paar Schritte brauchte, um die Johanniterkomturei in der Altstadt wiederzufinden. Ich war vor einem halben Jahr hier schon einmal, aber es war damals schlechtes Wetter und vor der Kapelle parkte ein Handwerker seinen Lieferwagen. Diesmal hatten wir mehr Glück.

Wir besichtigten die Kommende zunächst nur von außen. Hier die Westfassade.

Südflanke der Kapelle und Turm

Nun gönnten wir uns aber erstmal die Mittagspause bei einem guten Italiener um die Ecke. Es gab Pasta und Rotwein. Anschliessend machten wir uns auf, den Schlüssel für die Kapelle zu organisieren. Am Eingang zur Kapelle befindet sich ein Hinweisschild, wo man ihn bekommt. Es lohnt sich.

Detail aus dem Altarraum: Kopf des johannes

Gebäude der ehemaligen Komturei.

Patron: Johannes der Täufer, Gegründet 1212. Die Johanniter gründeten hier ein Hospital und hatten ein gutes Einvernehmen mit der Stadt Rheinfelden. (H.S. Sommer-Ramer, Teil 1, S. 416 ff.

Nur um es festzuhalten Rheinfelden liegt nur ein paar Km flußauwärts vor Kaiseraugst, der ehemaligen römischen Stadt Augusta Raurica, von der aus der Flußübergang zur Römerzeit kontrolliert wurde. Die Nähe zu Verkehrswegen aus der Römerzeit zeigt sich also hier eneut. Ich zitiere aus Wikipedia:

„Während der Herrschaft der Römer bestand im Bereich der heutigen Brücke eine Fähre, mit einem rund 500 Meter langen Treidelweg am Nordufer zur Überwindung der Stromschnellen. Als die Zähringer den Marktflecken Rheinfelden zu einer Stadt ausbauten, existierte ebenfalls eine Fährverbindung über den Rhein, der den Anschluss an die Straße zu den zähringischen Besitzungen im Breisgau sicherstellte. Die erste Brücke dürfte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstanden sein, denn 1198 wird in einer Urkunde ein Rheinfelder Bürger als Heinricus de Ponte („Heinrich von der Brücke“) bezeichnet. Sie war somit die älteste Rheinbrücke zwischen Konstanz und Straßburg, also noch vor der Mittleren Brücke in Basel, die um 1225 entstand. Im Gegensatz zu anderen Standorten war der Brückenbau in Rheinfelden bedeutend einfacher, da die Flussinsel als natürlicher (Zwischen-)Brückenkopf genutzt werden konnte. “

4.5 Schloß Beuggen, 79618 Rheinfelden (Baden)

Das Rheinfelden in der Schweiz liegt genau gegenüber der deutschen Stadt Rheinfelden. Die Johanniterkommende Beuggen liegt ca. 4,5 Km flußaufwärts am rechten Ufer des Rheins.

Blick vom Haupttor nach Südwesten auf den Burggraben

Torhaus, Blick durch das Haupttor nach nordwesten hinaus

Blick vom Haupttor auf das Ordens-Schloß und die ehemalige Marienkapelle, die seit 1678 der Gemeinde Karsau als Pfarrkirche St. Michael diente (H.S. Heim, Teil 2, S. 659)

Am Tage unserer Besichtigung sollte eine Trauungszeremonie stattfinden. Es waren hunderte von Gästen anwesend.

Beuggen wurde 1246 gegründet. Die intensivste Bautätigkeiten fanden zwischen 1584-1603 und 1752-1757 statt. (H.S. Heim,  aaO S. 606)

Für heute hatten wir nun genug gesehen. Es war zwar noch nicht allzu spät, aber die Reserven für waren verbraucht. Wir machten uns nach Bartenheim im Elsaß auf, wo ich gerne regelmässig im „Au Lion Rouge“  übernachte. Leider hatte dessen Spitzenrestaurant diesmal geschlossen. Satt geworden sind wir doch noch, einigermaßen. Denn das Essen war sehr „übersichtlich“. Wenig Fisch auf sehr großen Tellern mit farbigen Geleeklecksen und Balsamico-Spritzern. Am Cremant d’Alsace hatten wir aber nichts auszusetzen.

5. Kanton Basel

Die Bilder aus Basel stammen nicht von dieser Reise, sondern aus verschiedenen anderen Anlässen, aber der Bericht über die Ordensritter in Basel gehört thematisch hierher. Heute stehen nur noch wenige Gebäude des Deutschen Ordens, die zudem erheblich umgebaut wurden.

ehemalige Deutschordenskapelle Basel, Rittergasse 29, jetzt Wohnhaus

Die Rittergasse führt vom St. Albans-Graben direkt auf den Münster von Basel. Die Ordensritter konnten den Münster bequem in ein paar Schritten erreichen.

Basel war und ist Bischofssitz, also waren auch hier gewiß auch andere Orden ansässig. Von einem Sitz der Templer ist allerdings nichts bekannt (altbasel.ch), aber die Johanniter hatten hier eine Kommende. Allerdings wurden sämtliche Gebäude der Johanniterkomturei von Basel, die sich in der St. Johanns-Vorstadt am Rheinufer befand, in den letzten Jahrhunderten abgerissen.

(Quelle: altbasel.ch)  . Der rechts in Bildmitte mit „D“ bezeichnete Turm steht allerdings noch.

Stadtturm St. Johann, Sankt-Johanns-Vorstadt, Basel. Blick aus der Stadt nach Osten.

6. Kanton Bern

Das Frühstück im Elsass war erheblich besser als das Abendessen und so zogen wir erneut los, zu unserem dritten und letzten Tag der Tour. Es standen nur noch zwei Punkte auf dem Programm.

6.1 Thunstetten

Nach ca. 75 Km Fahrt in Richtung Süden erreichten wir die Johanniterkommende Thunstetten.

Die Johanniterkommende wurde zwischen 1180 und 1210 errichtet. Urkundlich erwähnt wird sie erstmals 1220 in einem Streit vor dem Schiedsgericht. Gestiftet wurde sie vermutlich von einem „oberaargauischen Adelskonsortium aus zähringisch-kyburgischen Ministerialen“ (H.S. Wick-Werder, Teil 1, S. 459 f.). Rechts im Bild befinden sich Gebäude der ehemaligen Kommende, die heute für den Pfarreibetrieb und die Gemeinde benutzt werden.

stilisiertes Johanniterwappen, Detail aus dem Inneren.

„Die heutige Kirche ist ein Neubau von 1745, der Turm stammt vermutlich aus dem 12. Jh.“ (Historisches  Lexikon der Schweiz)

5.2 Sumiswald

Ca. 25 Km südlich unterhalb von Thunstetten befindet sich das Dorf Sumiswald und die ehemalige Deutschordenkommende, das sogenannte „Schloss Spittel“, das etwa 2 km westlich ausserhalb des Dorfes – weithin sichtbar – auf einem Hügel liegt. Wiederaufgerichtet nach einem Brand 1730 diente das ehemalige Deutschordenskrankenhaus als Altersheim bis 2016 (Quelle Wikipedia) und heute als Beherbergungsbetrieb.

Komturei Sumiswald, Totale von Süden

Haupttor Schloß Sumiswald

Deutschordenskirche Sumiswald

Gegründet zwischen 1225 und 1245, gewidmet der Jungfrau Maria, eine Schenkung des Lütold von Sumiswald an den deutschmeister Hermann Otter unter der Bedingung, dass ein Krankenhaus errichtet wird, welche Arme und Pilger aufnehmen soll und dass immer zwei Priester dort anwesend sein müssen. (H.S. Baeriswyl, Teil 2, S. 780f.)

Detail aus dem innern. Maria und das Wappen des Deutschen Ordens.

Hier endete unsere Recherchereise. Wir fuhren nach Wil in die Ostschweiz zurück und werteten erste Fotos aus, bis das Abendessen fertig war. Leckeres Raclette mit Bacon und Kartoffeln, dazu den einen oder anderen Schluck Wein. Derzeit fiele mir nichts ein, mit dem ich ebenso vergnüglich und persönlich gewinnbringend beschäftigen könnte, als mit solchen Recherchereisen ins Mittelalter der Ritterorden einzutauchen und gleichzeitig Land und Leute von heute zu erleben und Zusammenhänge zu erkennen. Europa war ebenso dicht vernetzt wie heute. Die Wege dauerten natürlich etwas länger. Streit, Hader und Eigensucht aber auch Selbstlosigkeit, Zusammenhalt und Aufopferungsbereitschaft gab es damals wie heute.

Aber man stellt regelmässig fest, dass die Aufnahmefähigkeit und die Reiselust spätestens am dritten Tag stark nachlässt. Und so haben wir den frankophonen Teil der Schweiz westlich der „Rösti-Grenze“ für dieses Mal auslassen müssen. Viel ist dort heute nicht mehr zu sehen von den Kommenden der Ordensritter. Man stellt fest, dass sich die Tempelritter aus nicht näher bekannten Gründen nicht in die deutschsprachige Schweiz ausgebreitet sondern sich auf den frankophonen Raum (La Chaux, Genève)   beschränkt haben.

„Man kann wundert sich über die spärliche und zögerliche Präsenz der Templer in der romanischen Schweiz, zumal der Orden für seine bevorzugte Vorgehensweise bekannt ist, sich an den grossen Achsen der transalpinen Passagen aufzustellen, besonders in der Franche-Comté und im Piemont“, schreibt Bernard Andematten in seiner Einführung zum Templerorden in Helvetia Sacra, Teil 1, S. 531ff. Das ist in zweierlei Hinsicht etwas irreführend. Zum einen befanden die zutreffen spärlichen Besitzungen der Templer ausschliesslich in der französischsprachigen Schweiz, während für die deutschsprache Mittel- und Ostschweiz überhaupt keine Niederlassungen beschrieben sind. Zum anderen haben sich die Templer entlang der großen europäische Hauptstrasse via francigena (Von Canterbury nach Rom) tatsächlich nur in Frankreich maßgeblich und dicht aufgestellt, wie etwa in der Franche-Comté und dann aber erst wieder im Piemont (S. Maria di Isana, Livorno Ferraris und S. Maria del Tempio,  Casale Montferrato) , während zwischen La Chaux und dem Aostatal kein einzigerTemplersitz mehr vorhanden war. Offensichtlich haben es sich die weltlichen Herren nicht überall aus der Hand nehmen lassen, an den Alpenübergängen zu verdienen. Dass die Templer in der deutschsprachigen Schweiz keine Niederlassungen gegründet haben, sollte angesichts der Tatsache, dass sie auch in Deutschland recht wenige Niederlassungen im Vergleich zu den beiden anderen Orden besassen, nicht allzusehr verwundern. Vielleicht bestand auch ein Zwist mit den Zähringern, was im Templerlexikon für La Chaux angedeutet wird.

 

 

Stand 14.04.2019

5 Gedanken zu „Die Kreuzritter-Kommenden der Schweiz, 2018

  1. Vittoria

    Guten Tag und vielen Dank für diese spannende Reise!
    Ich wollte wissen ob Sie bereits sich Gedanken über den Zusammenhang zwischen « Grasburg », die Ruinen vom « Château imperial » in Schwarzenburg und die Kreuzritter?
    Die offizielle Geschichte dazu hat mich nicht überzeugt. Ausserdem ist seine ursprüngliche Form sehr ähnlich wie bestimmte Katharen Schlösser.
    Danke für Ihre Antwort über meine Mail.

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  2. daroflu

    Eine schöne Reise zu einem sehr interresanten Thema. Ich besuche gerne auf meinen Reisen solche historischen Orte. Auch folge ich gerne historischen Wegverläufen. Per Zufall war ich einmal in Laon. Sehr interessante Altstadt auf einem Tafelberg. Inkl. Templerkapelle.

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  3. Alecs Habselmann

    Vielleicht interessiert sie die Geschichte des Schweizer Kreuzritters Arnold von Brienz, der sich im Kloster Seedorf Uri hat begraben lassen? 1606 wurde sein Leichnam als einer von 40 in einer geheimen Kammer aufgefunden, zusemman mit einer anscheinend im heiligen Land angefertigen Abschrift der Regeln des Ordens von St. Lazarus . Dann hat die Kirche von Meiringen noch heute eine Lazaruskreuz. Die Adeligen aus Süditalien hatten sie 1234 dem Lazariter Orden geschenkt. Das damalige Kloster Seedorf und die Kommende Meiringen waren verbunden durch Arnold von Brienz. Das berühmte Schild von Arnold von Brienz war Jahrhunderte im Kloster Seedorf aufgehängt. Es zeigt ein Kreuzfahrermotiv. Das Kloster Seedorf wurde im 17Jh umgebaut/abgetragen.

    https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/189013/

    Das folgende ist nun nicht durch eine offizielle Geschichtsschreibung abgedeckt aber für sie möglicherweise als Hintergrundbericht verwertbar:
    Das Haslital war zusammen mit Seedorf , so könnte ich mir persönlich vorstellen, für wenige Jahre Anlaufstelle für Leute, die sich den Kreuzzügen anschliessen wollten. Vielleicht könnte man so was heute als ein Reisebüro bezeichnen. Dazu passend wäre, dass adeligen Familie in Süditalien Geld nach Meiringen für diese Kirche spendeten. Mir scheint, dass es so sein könnte, dass Arnold von Brienz eine wichtige Person für die Verbindung der Schweiz zu den Kreuzrittern gewesen ist.

    (Es existiert die Sage, das die Leute aus dem Dorf oberhalb von Brienz und Meiringen: Haslital von ausgewanderte Schweden und Ostfriesen abstammten. Doch ist das heute alles vergessen und es haben sich nie Belege gefunden, wenn man von einem Ereignis im Jahr 1500 absieht. )

    Ob Arnold von Brienz möglicherweise selbst etwas mit normannischen Einwanderern zu tun hat? Es gibt eine indirekte Verbindung zu Robert Guiskard. Letzterer soll ein nach Süditalien ausgewanderter Normanne gewesen sein. Er hat dort spätere Königreiche (u.a. Sizilien) gegründet. Und seine Nachkommen haben Meiringen das Geld für die Haslikirche gespendet. Und heute trägt die Gemeinde Meiringen ein Wappentier der damaligen Könige Siziliens/Guiskard’s Nachkommen.-Zufall?
    Auf jeden Fall scheint das Haslital für Kreuzritter des 13 Jh. ein zentraler Ort gewesen zu sein.

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