Templer im Departement Herault
Die Osterferien verbrachten wir an der südfranzösischen Küste, zwischen Sète und Béziers, in dem kleinen Weinort Pinet. Hier kommt der recht bekannte, ebenso süffige wie preiswerte Wein namens Picpoul de Pinet her.
Der nächste grössere Ort heisst Marseillan, Wiege des besonders bei Sterneköchen weltweit beliebten Spitzenwermuts der Marke „Noilly Prat“.
Marseillan öffnet seinen Hafen in den Étang de Thau, ein Binnengewässer, in dem der Canal du Midi endet. Inzwischen muss ich mir meine Reiseziele schon lange nicht mehr danach aussuchen, ob dort irgendwelche Templerniederlassungen gefunden werden können. Es ist nun eher andersherum. Man kann fahren, wohin man will und sich dann dort umsehen, wo genau sich die nächstgelegenen Templerorte befinden, inwieweit sie in Reichweite liegen. Wie gesagt, das Netz der Templer ist in Frankreich so dicht wie das der grossen US- Fastfoodkette. Und so wundert es mich auch nicht, dass Marseillan selbst ein Templerort war. Dort unterhielten die Templer bereits einen Hafen (Aubarbier, S. 257), vermutlich um Weine zu exportieren. Vielleicht wurden hier auch die Pferde verschifft, die die Templer im Larzac züchteten. Doch dazu später.
1. Cazouls d’Herault
Ein paar Kilometer entfernt von unserem Domizil steuerten wir zunächst den Ort Cazouls an. Das Château der Templer soll aus dem Jahre 1203 (Aubarbier, S. 257) stammen und auch eine Kapelle beherbergen. Von aussen wird sich feststellen lassen, dass der Turm weitgehend original erhalten sein dürfte, während die Fenster des Hauptgebäudes aus dem 16. Jahrhundert stammen dürften, wie so oft.
Château-des-Templiers, 34120 Cazouls
2. Lézignan-la-Cèbe
Nur ein paar Kilometer davon entfernt befand sich unsere nächste Etappe. Zwischen 1150 und 1200 teilten sich die Templer die Herrschaft über diesen Ort mit dem Abt von Aniane (Saint-Guilhelm-le-Désert = Pilgerort von überragender Bedeutung). Ihr ehemals stattliches Haus dort existiert leider nicht mehr, aber zwei Tore der templerischen Befestigungsanlage sind noch auszumachen.
Der Ort verdankt seinen Namen der Cèbe, einer süssen Zwiebelsorte, die ihn im 16. Jh. wohlhabend gemacht hat.
Rue des Templiers, 34120 Lézignan-la-Cèbe
3. Pézenas
Ebenfalls in der Nähe befindet sich die Stadt Pézenas, gegründet ca. 300 v. Chr (Wikpedia) mit ihren knapp 8500 Einwohnern. Die Altstadt ist berühmt für ihre prachtvollen Häuser und Hotels aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit den offenen Treppenhäusern. Die Templer hatten hier ein Maison (Bordonove, Les Templiers, Fayard 1977, S. 258). Das heute sichtbare Gebäude war Sitz der Commanderie der Johanniter. Es stammt aus dem 16. Jh. und steht exakt an der Stelle des früheren Templerhauses.
Ancienne Commanderie de Saint-Jean de Jérusalem, 34120 Pézenas
4. Le Peyrat
Wieder nicht allzuweit entfernt von Pézenas befinden sich die stattlichen Überreste der grossen Commanderie von Peyrat auf dem Gebiet der Gemeinde 34311 Tourbes, heute ein Weingut: www.seigneuriedepeyrat.com. Zutritt nicht erwünscht. Nach Aubarbier (S. 257) beherbergt das Gut eine Templerkapelle mit Fresken und das Maison du Maître.
commanderie de 34311 Peyrat, commune de Tourbes
5. Nébian
In Nébian gibt es nach Aubarbier ein Templerhaus aus dem 13. Jahrhundert UND eine Commanderie der Johanniter, gegründet 1147. Ich habe nur die letztere gefunden und um nicht mit „leeren Händen“ dazustehen, zeige ich halt dieses Gebäude. Es lohnt sich auch 🙂
Die Templer werden ihren „Kollegen“ sicher mal einen Besuch abgestattet haben ….
Johanniter- oder Malteserkreuz über dem Haupteingang
Ansicht von der Ortseinfahrt
6. Cabrières, Les Crozes
7. Domaine Les Templiers