Archiv der Kategorie: Occitanie

2019, Montfrin, Dept. Gard

Zum Jahreswechsel fahren wir seit einigen Jahren regelmäßig nach Katalonien und diesmal haben wir überlegt, uns die Hinfahrt etwas komfortabler zu gestalten und eine Übernachtungspause einzulegen. Ich wollte schon länger die Commanderie von Montfrin im Departement Gard besuchen, also suchten wir uns eine Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe der Autobahn und der Pont-du-Gard. Nach einigen Schwierigkeiten fanden wir auch noch ein ganz passables Restaurant und die Strapazen der bisherigen Reise waren rasch vergessen. Am nächsten Morgen, nach einem gemütlichen Frühstück am Kamin in unserem B & B brauchten wir nur wenige Minuten, um unsere Zwischenstation zu finden. Montfrin ist ein Ort mit Ca. 3.000 Einwohnern und recht schmalen Gassen, durch die wir uns lieber zu Fuß bewegten. Nach wenigen Minuten fanden wir die ehemalige Templer-Kirche und anschließend das einen ganzen Häuserblock umfassende Areal der ehemaligen Templer-Komturei.

Église Notre-Dame de Malpas, Foto M.Menzendorff

Die Kirche wurde zusammen mit einem Krankenhaus im Jahre 1178 von den Templern als Partner-Kommende zu St. Gilles errichtet (Aubarbier, Les sites templiers en Provence, Languedoc,..) und durch die Rechtsnachfolger der Templer, die Johanniter, anschließend kaum verändert. Wie der Name der Kirche „Malpas“ anzeigt, befindet sie sich an der von den Römern bereits benutzen Fernstraße „via domitia“ – Teilstrecke von Avignon nach Nîmes – etwa auf der halben Wegstrecke (Distanz 2 x 21 Km, sehr bequeme Tagesetappen) am rechten Rhône-Ufer.

Turm an der nordwestlichen Ecke des Templerviertels.
Blick durch das Haupttor in den Innenhof der ehem. Komturei

Mit diesem Bild vom Haupttor verabschiedeten wir uns von Montfrin und brachen auf zu unserem nächsten Zwischenstop im Departement Aude:

Ein Wiedersehen nach einem Jahrzehnt mit dem alten Freund, dem Westgoten-Forscher Udo Vits im sagenumwobenen und legendären Ort Rennes-le-Château.

In Katalonien entdeckte ich per Zufall noch ein anderes Bauwerk, was auch nichts mit den Templern zu tun hat, aber mich sehr faszinierte. Eine der ältesten Kirchen in Katalonien:

St. Julia de Boada, mozzarabischer Baustil, 9. Jahrhundert

Dieser winzige Ort ging aus einer Einsiedelei hervor, die entlang der alten Fernstraße von Pals nach La Bisbal errichtet wurde. Abends wurde dann Sylvester gefeiert und damit schließe ich diesen Bericht.

2011 Herault

Templer im Departement Herault

Die Osterferien verbrachten wir an der südfranzösischen Küste, zwischen Sète und Béziers, in dem kleinen Weinort Pinet. Hier kommt der recht bekannte, ebenso süffige wie preiswerte Wein namens Picpoul de Pinet her.

 www.picpoul-de-pinet.com

 Der nächste grössere Ort heisst Marseillan, Wiege des besonders bei Sterneköchen weltweit beliebten Spitzenwermuts der Marke „Noilly Prat“.

 Marseillan öffnet seinen Hafen in den Étang de Thau, ein Binnengewässer, in dem der  Canal du Midi endet. Inzwischen muss ich mir meine Reiseziele schon lange nicht mehr danach aussuchen, ob dort irgendwelche Templerniederlassungen gefunden werden können. Es ist nun eher andersherum. Man kann fahren, wohin man will und sich dann dort umsehen, wo genau sich die nächstgelegenen Templerorte befinden, inwieweit  sie in Reichweite liegen. Wie gesagt, das Netz der Templer ist in Frankreich  so dicht wie das der grossen US- Fastfoodkette. Und so wundert es mich auch nicht, dass Marseillan selbst ein Templerort war. Dort unterhielten die Templer bereits einen Hafen (Aubarbier, S. 257), vermutlich um Weine zu exportieren. Vielleicht wurden hier auch die Pferde verschifft, die die Templer im Larzac züchteten. Doch dazu später.

1. Cazouls d’Herault

Ein paar Kilometer entfernt von unserem Domizil steuerten wir zunächst den Ort Cazouls an. Das Château der Templer soll aus dem Jahre 1203 (Aubarbier, S. 257) stammen und auch eine Kapelle beherbergen. Von aussen wird sich feststellen lassen, dass der Turm weitgehend original erhalten sein dürfte, während die Fenster des Hauptgebäudes aus dem 16. Jahrhundert stammen  dürften, wie so oft.

Château-des-Templiers34120 Cazouls

2. Lézignan-la-Cèbe

Nur ein paar Kilometer davon entfernt befand sich unsere nächste Etappe. Zwischen 1150 und 1200 teilten sich die Templer die Herrschaft über diesen Ort mit dem Abt von Aniane (Saint-Guilhelm-le-Désert = Pilgerort von überragender Bedeutung). Ihr ehemals stattliches Haus dort existiert leider nicht mehr, aber zwei Tore der templerischen Befestigungsanlage sind noch auszumachen.

Der Ort verdankt seinen Namen der Cèbe, einer süssen Zwiebelsorte, die ihn im 16. Jh. wohlhabend gemacht hat.

Rue des Templiers34120 Lézignan-la-Cèbe

3. Pézenas

Ebenfalls in der Nähe befindet sich die Stadt Pézenas, gegründet ca. 300 v. Chr (Wikpedia) mit ihren knapp 8500 Einwohnern.  Die Altstadt ist berühmt für ihre prachtvollen Häuser und Hotels aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit den offenen Treppenhäusern. Die Templer hatten hier ein Maison (Bordonove, Les Templiers, Fayard 1977, S. 258). Das heute sichtbare Gebäude war Sitz der Commanderie der Johanniter. Es stammt aus dem 16. Jh. und steht exakt an der Stelle des früheren Templerhauses.

Ancienne Commanderie de Saint-Jean de Jérusalem34120 Pézenas

4. Le Peyrat

Wieder nicht allzuweit entfernt von Pézenas befinden sich die stattlichen Überreste der grossen Commanderie von Peyrat auf dem Gebiet der Gemeinde 34311 Tourbes, heute ein Weingut: www.seigneuriedepeyrat.com. Zutritt nicht erwünscht. Nach Aubarbier (S. 257) beherbergt das Gut eine Templerkapelle mit Fresken und das Maison du Maître.

commanderie de 34311 Peyrat, commune de Tourbes

5. Nébian

In Nébian gibt es nach Aubarbier ein Templerhaus aus dem 13. Jahrhundert UND eine Commanderie der Johanniter, gegründet 1147. Ich habe nur die letztere gefunden und um nicht mit „leeren Händen“ dazustehen, zeige ich halt dieses Gebäude. Es lohnt sich auch 🙂

Die Templer werden ihren „Kollegen“ sicher mal einen Besuch abgestattet haben ….

Johanniter- oder Malteserkreuz über dem Haupteingang

Ansicht von der Ortseinfahrt

6. Cabrières, Les Crozes

7. Domaine Les Templiers

2010 Roussillon

 Templer im Roussillon

Es ist uns inzwischen eine liebe Gewohnheit geworden, jedes Jahr im Mai nach Rennes-le-Château und Umgebung zu fahren. Die Templerhinterlassenschaften in der Gegend haben es mir irgendwie angetan. Sie sind besonders geheimnisumwittert. Das mag auch daran liegen, dass hier Templer aus Spanien mit den französischen Templern zusammentrafen. Das Roussillon hat zur Templerzeit (und noch lange danach) zu Spanien, genauer zur Krone Aragon gehört. Die Templer hatten sich im Befreiungskampf um Spanien verdient gemacht und waren deshalb anfänglich bei den spanischen Herrschern sehr beliebt. Sie wurde sehr grosszügig mit Ländereien ausgestattet. Die fruchtbare Tiefebene des Roussillon ist  sehr dicht von den Templern in Besitz genommen worden. Meiner Ansicht nach handelt es sich um die dichteste Ansiedlung des Ordens im heutigen Frankreich. Fast jeder zweite oder dritte Ort befand sich mehr oder weniger in den Händen des Ordens.

Es wird vielleicht auch deshalb vielfach die Ansicht vertreten, die Templer könnten die Absicht gehegt haben, hier im Süden Frankreichs einen eigenen Ordensstaat  –  mit dem Kern in Perpignan – zu gründen. In der Nähe von Perpignan, wo der mit den Templern allerbestens befreundete König von Mallorca sich ein mächtiges Schloss bauen liess,

Château des rois de Majorque, 66000 Perpignan

gründeten die spanischen Templer 1137 die Hauptcommanderie des Roussillon und nannten sie Mansus Dei (= Haus Gottes) oder Mas Deu auf katalanisch, so wie sie noch heute genannt wird. Sie befindet sich an der D 612 zwischen den Orten Trouillas und Villemolaque.

1. Mas Déu

Im Jahre 1138 wurde die Kapelle der Commanderie erbaut. Man stellte sie unter den Schutz der Maria (Arnaudiès, Les Templiers en Roussillon, Nice, 1986, S. 36). Das Gelände befindet sich neben einer bekannten und empfehlenswerten, seit sechs Generationen im Familienbesitz befindlichen Bio-Weinkellerei http://www.chateaumasdeu.com und in Privatbesitz. Es ist eingezäunt und nur nach Voranmeldung zu besichtigen.

chapelle Ste. Marie, Mas Deu, 66300 Trouillas, Pyrenées-Orientales

Diese Kapelle ist, anders als dieses Bild vermuten lässt, noch recht intakt und leider das einzige heute noch sichtbare Gebäude aus der Templerzeit. Zwar hatten die Templer auch ein Schloß errichtet. Davon sind aber nur noch Spuren von Grundmauern erhalten. Das Schloss wurde besonders in der Renaissance-Zeit vergrößert und umgebaut. Der Sohn der Eigentümer war so reizend, uns über das ganze Gelände zu führen. Er zeigte uns auch Mauerreste von den Templern, die sich aber nicht recht fotografieren liessen.

Die Basis dieses Turms stammt z.B. von den Templern. Das Schloss ist leider 1944 einer gewaltigen  Explosion zum Opfer gefallen. Es steht nur fest, dass die deutsche Armee dort ein Munitionsdepot errichtet hatte. Die Gründe für die Explosion werden unterschiedlich dargestellt.

Unser freundlicher Gastgeber Monsieur Jean-François erklärte uns, dass einer der letzten Besitzer, ein wohlhabender Adliger, sich auf dem Anwesen einen Park errichten liess, mit einem Weiher, in dessen Mitte sich eine Insel befand. Mit Ruderbooten sei man zu dem Pavillon auf der Insel hinübergelangt.

Die Templer von Roussillon hatten ein wesentlich günstigeres Schicksal als ihre französischen Kollegen. Sie wurden zwar auch verhaftet, aber erst viel später und erst nach hohem Druck des Papstes auf Spanien. Teilweise leisteten die Templer sogar erhebliche Gegenwehr, in dem sie sich in einer katalonischen Burg verschanzten. Die Prozesse überzeugten aber letzlich die Ankläger, dass an der massgeblich vom französischen König und seinen Ratgebern zusammengestrickten Anklage nicht allzuviel „dran war“. Die Templer wurden freigelassen und hatten die Wahl, entweder in neu errichtete spanische Ritterorden einzutreten, oder auf den ehemaligen Templergütern weiterzuleben und sich von dort bis zu ihrem Lebensende selbst zu versorgen. Der letzte  Präzeptor von Mas Deu, Raymond Sa Guardia, wurde freigesprochen und lebte bis zu seinem Tod im Jahre 1319 (Arnaudiès, S. 33) mietfrei auf Mas Deu, ausgestattet mit einer Pension von 350 Pfund (Demurger, Die Templer, S. 265), eine stattliche Summe .

2. St. Hippolyte

Einen weiteren wichtigen Stützpunkt errichteten die Templer in St. Hippolyte. Hier wurde das Geschäft mit Salz betrieben. Die Templer erhielten 1180 z.B. den Etang de Bagès (Arnaudiès, S. 6), und andere küstennahe flache Gewässer, die von den Templern zur Salzgewinnung teilweise trockengelegt wurden.

Reste des Châteaus des Templiers66176 St.  Hippolyte, Pyrenées-Orientales

Die Kirche von St. Hippolyte, aus der Templerzeit, aber kein Bezug zu dem Templerorden erwiesen

Wie man sieht, isst man in St. Hippolyte lecker catalan. Wie der geneigte Leser sich vorstellen mag, wurde dieser Tag ein recht vergnügliches Erlebnis.

Abschied von St. Hippolyte

2009 Languedoc

Die Templer im Languedoc

Auch im Languedoc waren auf den letztjährigen Reisen noch einige Fragen offen geblieben, ausserdem wollte ich prüfen, ob sich die Präsenz der Templer entlang der damals sehr wichtigen Fernstrasse, der via domitia, auch auf der anderen Seite des Rhône feststellen lassen würde. Ich untersuchte die Gegend um Béziers und Narbonne. Die Suche galt vor allem der in der Literatur vielfach erwähnten aber auch heftig umstrittenen früheren Commanderie Peirois. Von den erhaltenen Dokumenten weiss man, dass diese Commanderie recht bedeutsam gewesen sein muß. Aber wo lag sie? Nur dass sie sich in der Région Languedoc befinden würde, war klar.

Der Templer-Forscher George Kiess möchte  diesen Ort gerne in Bezug zu seiner Heimatregion bringen und sie damit in die Nähe des Geheimnisses um Rennes-le-Château ziehen:

„Cette charte concerne le lieu de „Peirois“ (Peyrolles ?) … in terminio quem vocant Peirois, in loco vocant Pratum Alibarderium.“ (George Kiess, Des Templiers en Haut-Razès, Quillan, 1990, S. 8)

Auch die Autoren Andrews und Schellenberger setzen den Ortsnamen „Perois“ einer (vermutlich der gleichen) Übertragungsurkunde mit Peyrolles gleich, ohne für diese Behauptung allerdings einen Beleg anzuführen (Richard Andrews und Paul Schellenberger, Das letzte Grab Christi, London 1996).

Peyrolles ist u.a. ein kleiner Ort im Departement Aude. Dort gibt es meinen Untersuchungen nach keine beweiskräftigen Spuren für eine einstige Templerniederlassung. Der Forscher Émile Bonnet, Präsident der archäologischen Gesellschaft von Montpellier schrieb 1934:

„La plus importante maison de l’Ordre du Temple dans le Narbonnais se trouvait à Périeis, aujourd’hui sur le territoire de la commune de Nissan (Hérault), … Elle est désignée dans les textes sous le nom de Petrosio, de Petrosiis, et encore de Peyrosio.“ (Les Maisons de l’Ordre du Temple dans le Languedoc Méditerranéen, Nimes, 1934).

Diesem vielversprechenden Beitrag wollte ich nachspüren. In der Nähe der Stadt Béziers im Departement Hérault befindet sich tatsächlich eine Gemeinde Nissan. Sie heißt heute Nissan-lez-Enserune. Dieser Ort befindet sich unmittelbar neben der zunächst griechischen, später gallo-römischen Siedlung Oppidum d‘ Enserune, direkt an der Strasse zwischen Béziers und Narbonne, dem alten Fernweg via domitia.

Folgt man der Strasse weiter nach Südwesten, findet man zwischen Nissan (Dept. Herault) und Coursan (Dept. Aude)  – noch auf dem Gebiet der Gemeinde Nissan-lez-Enserune, aber schon fast an der Grenze zur Aude – tatsächlich einen winzig kleinen Ort namens 34440 Périès (Templerorte haben oft drei gleiche Zahlen in der PLZ ).

Den nahmen wir ins näher unter die Lupe. Man überquert eine Bahnlinie, findet zwei drei Weingüter und einen winzigen Ort dahinter, mit einigen ca. 20 Häusern, zumeist aus dem 19. Jh. Ein Teil des Ortes scheint im Karrée angelegt zu sein. Die Häuser gruppieren sich um eine Art Platz und irgendwie fühlte man die Templerpräsenz mehr, als man sie sah.

Klar wurde schnell, dass von dem Platz drei oder vier Pforten nach draussen führten.

34440 Périès, Westpforte

Auf dem Bild sieht man den westlichen Eingang zum Hof. Die Fassade des Hauses links daneben zeigt einen mittelalterllichen Rundbogen. Deutlicher zeigte sich das Mittelalter schon an einem sorgfältig gearbeiteten Brunnen. Schilder gabs dazu aber keine:

Hinter dem Brunnen ist das Nordtor. Man kann mit Mühe rechts von der Bildmitte noch einige Reste des Nordtors erkennen.

Aber so richtig „templerisch“ wollte das alles noch nicht recht aussehen. Wir verliessen den innenhofartigen Platz durch das Westtor, wendeten uns nach Süden und begannen den Ortskern zu umrunden. Wir sahen auch nur Häuser aus dem 19 Jh. Als wir aufgeben wollten, kam das ins Blickfeld:

chapelle des Templiers34440 Périès,   Ansicht von Südwesten

Hier gelang mir eine echte Premiere. Es ist das erste mal, dass ein Bild dieser Kapelle von Périès im Internet veröffentlicht wird. Der geneigte Leser mag sich vorstellen, in welche Aufregung man durch den Anblick einer solch unerwarteten „Jagdbeute“ versetzt wird. Das Glücksgefühl, was einen anlässlich  so einer „Entdeckung“ durchströmt, rechtfertigt alle vorherigen Strapazen solch weiter Reisen.

Aubarbier schreibt über Périès: .. la plus riche commanderie du Bas-Languedoc, commune de Nissan-lez-Enserune, qui conserve son enclos fortifié, un vieux puits et une eglise du XIIIe siècle au chevet à sept pans.

… die reichste Komturei des Nieder-Languedoc, in der Gemeinde Nissan-les-Enserune, die sich ihren befestigten geschlossenen Bezirk erhalten hat, einen alten Brunnen und eine Kirche aus dem 13 Jh., mit einer siebenseitigen Chorapsis. (Für das frz. Wort enclos gibt es keine rechte Übersetzung, hier am ehesten vielleicht Klosteranlage, sonst ummauertes Gehöft).

Chorapsis von Osten:

Detail von der Westfassade:

Mit „google maps“ bekommt man eine wunderbare Draufsicht auf den Ortskern von Périès, dem alten enclos du Temple

Copyright: google maps

Mit rot habe ich hier noch die Lage des Brunnens und der Kapelle bezeichnet. Die Eingänge von Norden und Westen sind klar zu erkennen, der Südeingang ist andeutungsweise zu ahnen. Ein Osttor gab es möglicherweise nicht. Insgesamt ist festzustellen, dass weder der Ortskern noch die Kirche nach den Himmelsrichtungen  ausgerichtet wären..

Das wäre nicht etwa eine Besonderheit. Obwohl der Magnetkompass im Mittelalter schon recht bekannt und die Benutzung des Standes der Mittagssonne alltäglich war, kann man bei einem Grossteil der mittelalterlichen Sakralbauwerke – die an sich nach Osten ausgerichtet sein sollten – einen gewissen Versatz zu der Ost-West-Achse feststellen.  Das liegt gewiss an unberechenbaren Faktoren wie dem Bauuntergrund, der Lage schon vorher vorhandener Strassen und Wege und vor allem der Grundstücksgrenzen. So etwas lässt sich auch am Stadtbild moderner Grosstädte feststellen.

Cassini-Karte von Périès

Als weiteren Beweis für die Lage der gesuchten Komturei in diesem Ort zeige ich noch diesen Ausschnitt aus der sog. Cassini-Karte von 1759. Unter dem Ortsnamen „Periex“ finden sich die vier Buchstaben „Comm.“ was die Existenz der Commanderie an diesem Ort abschliessend beweist. Der See am linken Bildrand, beschrieben in dieser und auch in aktuellen Karten noch als L’Etang de la Grangette, („Grange“ = Scheune nennt man auch landwirtschaftliche Untereinheiten der Templer) ist heute weitgehend ausgetrocknet. Seine ursprüngliche Lage wird noch durch den Verlauf zweier Entwässerungsgräben kenntlich gemacht. Auf den google Satellitenbildern kann man noch zahlreiche Tümpelchen an der Stelle entdecken, die früher der See eingenommen haben muß.

Folgender Link zeigt die Cassini-Karte von der Umgebung des Ortes:

http://www.notrefamille.com/34440-nissan-lez-enserune/cassini-cartes-58-8-4-ville-village.html

 

Damit war ein Teil des Rätsels um Peirois gelöst, aber noch nicht das Rätsel um die Nennung des Ortsnamens Peyrosio.

Bonnet beschwert sich in seinem zitierten Buch, dass seine beiden Autorenkollegen Léonard und Sabarthès diesen Ort identifiziert hätten mit Peyrens, einem hameau (Weiler), der sich auf dem Gebiet der Gemeinde Bizanet befände.

Die Nachschau ergab ein Peyrens bei Castelnaudary und eines bei Villerouge-Termenes, alles viel zu weit weg. Den Ort Bizanet gibt es selbstverständlich, er ist nahe bei Narbonne, aber man findet auch in der hochaufgelösten Karte kein hameau Peyrens bei Bizanet.

Bonnet schreibt:
„.. si on se réfère à la carte de Cassini, on peut constater qu’il existait une commanderie à Perieis, alors qu’à notre connaissance aucune tradition ne place une maison du Temple a Peyrens. Enfin tous les textes connus invitent à rechercher la domus de Petrosio dans les environs de Béziers et non dans le voisinage de Narbonne.“

(Wenn man die Cassini-Karte nimmt, kann man bestätigen, dass in Perieis eine Komturei bestand, ferner gibt es unseres Wissens nach keine Überlieferung eines Templerhauses in Peyrens. Schliesslich laden alle bekannten Texte dazu ein, das domus de Petrosio in der Umgebung von Béziers zu suchen und nicht in der Nachbarschaft von Narbonne.)

Die modernere Forschung scheint ihn widerlegt zu haben.

Aubarbier schreibt über Peyrens:

De Narbonne dépendaient deux autres commanderies: Peyrens, sa jumelle, sur la commune de Bizanet…

Auch nach Daniel Gaillard, Les haut-lieux Templiers, Nimes, 2005, Seite 425, befindet sich ein Peyrens auf dem Gemeindegebiet von Bizanet im Canton Narbonne. Die Templer von Peyrens hätten sich in 1261 zusätzlich noch in Laroque-de-Fa niedergelassen.

bei http://templis.free.fr/r_langue.htm heißt es trocken:

„- Peyrens, Bizanet, Narbonne, Commanderie“

zusätzlich wird Périès bestätigt:

– Périés, Nissan lez Enserune, Commanderie principale, reste l’enclos fortifié, un vieux puits & la chapelle du 13e.

Ein Grund, sich in Bizanet näher umzusehen. Das findet sich etwa 25 Km (Eine Tagesetappe !) südwestlich entlang der alten Trasse der via domitia in der Nähe des bekannten Inqusitionsklosters Fontfroide. Hier stiess die ebenfalls von den Römern befestigte Fernstrasse zum Atlantik über Toulouse und Carcassonne auf die via domitia, die sich dort weiter an der Küste nach Süden über Perpignan zur (heutigen) spanischen Grenze erstreckt. Der Grossteil der Santiago-Pilger aber verliess hier die via domitia, um dieser einmündenden Fernstrasse in Richtung Atlantik weiter zu folgen. Das zeigt die ungeheuer wichtige Bedeutung diese Wegekreuzes für das mittelalterliche Fernstrassennetz. Es verwundert nicht, dass sich die Templer gerade diese wichtige strategische Stelle für eine ihrer Niederlassungen aussuchten.

(Apropos: Habe ich schon erwähnt, dass es in Frankreich vielleicht mehr Niederlassungen des Templerordens [Man schätzt die Anzahl der commanderies dort auf bis zu 1600] gab, als Filialen einer weltbekannten US-amerikanischen Gaststättenkette für Schnellgerichte oder als Niederlassungen eines bekannten, mit einem roten Buchstaben beworbenen französischen Netzwerk-Systems von Supermärkten?)

Der mutmassliche Templerort Nevian liegt auch an dieser Wegverzweigung, aber dort war nichts templerisches zu finden. Auch der Ort 11200 Bizanet erwies sich zunächst auch als Flop. Kein Schild. Kein Hinweis auf die Templer. Eine Kirche, garantiert nicht aus der Templerzeit. Mehr eigenmächtig „zog“ uns das Navi nach Süden aus der Gemeinde heraus. Ehrlich gesagt gelüstete es uns auch schon eher nach einer gepflegten Abendmahlzeit unter Platanen. Und dann sahen wir ausserhalb des Ortes einen Friedhof mit einer Ruine:

 

 

Das schien doch noch ein Volltreffer zu werden. Auf dem Friedhofsgelände stand die Ruine einer Kapelle mit romanischem Schiff und gotischer Chorapsis:

 

Zudem gab es Reste anderer Gebäude bei der Kirchenruine zu entdecken. Anbauten, die nicht sakralen zwecken dienten. Sind das vielleicht die Reste der ehemaligen logis des Kommandeurs? Wie das bei einer bedeutenden Templerkomturei zu erwarten wäre?

Es gab zwar kein Hinweisschild auf die Templer, aber die Grösse des Areals entsprach durchaus einer Komturei, ausserdem befanden sich noch weitere Gebäudereste in der Nähe der Kirche, die weder neben einer Kirche noch auf einem Friedhof etwas verloren hatten und vielleicht die Scheune und andere Nebengebäude der Komturei darstellten. Von der Größe her passte das wunderbar zusammen.

Komturei von Peyrens/Bizanet?

 

Es beschlich uns das Gefühl, hier Neuland entdeckt zu haben. Aber es ist bislang nur pure Theorie, wir fanden nicht einen einzigen Beweis. Dennoch war das ein gelungener Tag und hat uns grossen Spass gemacht. Nach einem Pastis unter Platanen und einem anschliessenden üppigen Abendmahl zog ich folgendes

Fazit:

1. Es gibt in 34440 Périès (Hérault) eindeutige Reste, die den Schluß zulassen, dass hier eine ausserordentlich mächtige Commanderie errichtet worden war. Die Commanderie lag nicht irgendwo, sondern genau an der Strecke zwischen Béziers und Narbonne und damit auf der Trasse der via domitia, die die Römer zwar befestigt, aber nicht gebaut haben. Diese Fernstrasse existierte schon in vorrömischer Zeit, wie die unmittelbare Nähe zum Oppidum von Enserune beweist. Auch im provenzalischen Teil der via domitia reihen sich Keltenstätten an dieser Fernstrasse auf. Im Mittelalter verwandelte sich die via domitia zu dem südlichsten Santiago-Pilgerweg durch Frankreich. Damit unterstreicht sich die wichtige Funktion dieser Lage für die Templer.

2. Im Süden des Gebiets der Gemeinde 11200 Bizanet (Aude) – ebenfalls an dieser Fernstrecke – befinden sich Reste mehrerer mittelalterlicher Profangebäude und die Ruine einer Kirche aus dem 12./13. Jh., die in ihrer Anordnung zueinander, ihrer Grösse und der Grösse des bestandenen Areals Anlass für die Vermutung geben, dass es sich hierbei um die in der Literatur nur schlecht beschriebene Komturei Peyrens in Bizanet handeln könnte.

3. Es gibt danach in relativer Nähe zueinander wohl zwei Templereinrichtungen im Gebiet von Béziers und Narbonne, mit ähnlichem Namen. Ob es sich bei der einem oder der anderen um das Petrosio gehandelt hat, vermag ich aus den archäologischen Befunden nicht sicher zu schliessen. Nach der Aktenlage scheint Périès die wichtigere Kommanderie gewesen zu sein, denn es sind zahlreiche Würdenträger des Ordens namentlich bekannt. Die Grösse der Anwesen vor Ort und die geografische Lage spricht auch dafür, dass Périès die mächtigere Einrichtung des Ordens war.

P.S. Nachtrag zu den Templern in der Provence.

Eine Teilnehmerin der diesjährigen Reise in das Languedoc sandte mir das auf ihrer Rückreise nach Österreich entstandene Foto der festungsähnlichen Templerkirche von Hyères. Dort hatten die Templer einen nicht unbedeutenden Mittelmeerhafen für ihre mächtige Flotte. Vielen Dank für das Bild!

église des Templiers83400 Hyeres (Dept. Var)

Foto: Elisabeth Neufeldt-Schoeller, Wien

 

 

2008 Roussillon

Nochmal Languedoc-Roussillon

Das Winterhalbjahr 07/08 und die Zeit des Bücherwälzens war vorbei. Ich habe genug Rüstzeug gesammelt, um die neuen Expeditionen für das Jahr 2008 zu planen. Im Juni zog es uns nochmal in die Pyrenäen-Region, es gab zu den letztjährigen Untersuchungen noch etwas nachzutragen. Zunächst untersuchten wir noch einmal die mutmassliche Templerkapelle der Gemeinde Serres im Departement 11 Aude. Mit Hartnäckigkeit und etwas Glück kamen wir diesmal in die Kapelle hinein, was die letzten Jahre nie möglich war. Innerhalb der Kapelle befinden sich wertvolle mittelalterliche Wandmalereien, etwa an prominenter Stelle an der Decke ein Doppelkreuz, was zumindestens durch die gewählten Farben an den Templerorden erinnert:

mögliche Templerkapelle in 11190 Serres, Dept. 11 Aude, Languedoc-Roussillon Ausschnitt der Deckenbemalung

Bei der letztjährigen Recherchereise in dieser Gegend Frankreichs hatten wir noch eine Templerbesitzung übersehen. Der Ort 11330 Laroque-de-Fa, ebenfalls noch im Dept. 11 Aude gehörte den Templern, die dort auch eine Kirche gebaut haben. Fa leitet sich wohl vom lateinischen Wort fanumab. Es steht für Tempel, Heiligtum, was auf einen gallo-römischen Ursprung des Ortes hinweist.

eglise St. Cyr et St. Julitte, 11330 Laroque-de-Fa, Dept. 11 Aude, Languedoc-Roussillon

Der Innenraum – Blick auf den Chor – zeigt romanische Bausubstanz mit frühgotischem (nachträglich angebrachten ?) Kreuzrippengewölbe.

Wir verliessen jetzt das Departement Aude nach Süden über Schluchten, Gebirge und furchterregende Passstrassen, die  atemberaubende Fernblicke erlaubten, sofern man darüber hinwegsehen konnte, dass sich keinen Meter rechts vom Auto Steilhänge mit der Aussicht auf hundert Meter in freiem Fall darboten und erreichten das Departement 66 Pyrénées-Orientales. Diese Gegend wird Roussillon genannt und gehörte im Mittelalter zum Königreich Aragon bzw. Mallorca.

Es wurde zuvor schon darauf hingewiesen, dass der Templerorden in diesem Departement weit überdurchschnittlich begütert war. In der Tiefebene, die von den Pyrenäen-Ausläufern zum Meer führt, gehörte fast jeder Ort irgendwie zum Orden. Es stellte sich vor Ort heraus, dass eine genaue Untersuchung aller bekannten Orte mehrere Tage in Anspruch nehmen würde. Die verfügbaren Hinweise in der Literatur war nicht für alle Orte gleich aufschlußreich. Insbesondere steht eine genaue Untersuchung, welche der mittelalterlichen Gebäude in den Orten von den Templern stammten oder wenigstens von ihnen genutzt wurde, noch aus.

66680 Canohès, Dept. 66 Pyrénées-Orientales, Languedoc-Roussillon

Strassenschild in katalanischer Sprache

eglise de Canohès, aus der Zeit der Templer

66300 Sainte-Colombe-de-la-Commanderie, Dept. 66 Pyrénées-Orientales, Languedoc-Roussillon

Die ehemalige Templerkirche der commanderie Ste. Colombe ist heute von Wochenendwohnungen und Fertigbau-Ferienhäusern umgeben.

Alles kommt einem hier recht „spanisch“ vor, nicht nur die Ortsnamen. Auch das bauliche Ambiente:

eglise de 66690 Palau-del-Vidre, Dept. 66 Pyrénées-Orientales, Languedoc-Roussillon

Der katalanische Ortsname Palau-del-Vidre bedeutet Glaspalast. Seit dem Mittelalter widmet man sich hier der Glasproduktion, die auch heute noch den Ort prägt. Offenbar stehen die zur Glasherstellung erforderlichen Rohstoffe in der Gegend an. Es ist anzunehmen, dass auch die Templer diesen damals sehr lukrativen Wirtschaftszweig nicht verschmäht haben dürften. Beweise dafür stehen aber noch aus.

Vorhof der Kirche: Gebäude- und Mauerreste, sowie Spuren von Verteidigungsanlangen aus der Templerzeit

Gut dokumentiert sind die Überreste der Templerbauten in dem Ort 66300 Nyls, Teil der Doppelgemeinde Nyls-Ponteillas. Ponteillas war auch ein Templerort aber die Kirche dort stammt aus neuerer Zeit und es gab dort nichts mittelalterliches zu sehen. Dafür aber umsomehr in Nyls:

commanderie de 66300 Nyls, Dept. 66 Pyrénées-Orientales, Languedoc-Roussillon

Das damalige Gelände der Templer ist heute von der mairie, dem Bürgermeisteramt vereinnahmt. Die Stadt hatte bereits mit der Restaurierung der baufälligen Gebäudereste begonnen, das Vorhaben aber wieder aufgeschoben. Typische Rechteckkapelle mit ehemals halbrunder Chorapsis.

Der nächste Templerort auf unserer Liste war 66180 Villeneuve-de-la-Raho. Am Ortseingang fanden wir ein Hinweisschild auf eine romanische Kapelle St. Julien aus dem 12. Jahrhundert. Auch wenn sich vor Ort kein sicherer Hinweis darauf fand, dass es sich hier tatsächlich um eine mindestens von den Templern benutzte Kapelle handelt, spricht die Größe und die Lage dafür. In der Literatur gibt es Hinweise, dass St. Julien einer der bevorzugten Heiligen des Ordens war.

chapelle St. Julien, 66180 Villeneuve-de-la-Raho, Dept. 66 Pyrénées-Orientales, Languedoc-Roussillon

Detail an der Aussenwand der Chorapsis

Unsere Reise ans Mittelmeer fand dort ihr Ende, aber für die Rückfahrt hatten wir uns noch einen Pausenstop in der Provence vorgenommen. Ziel dieser Exkursion war die bekannte Templergroßkomturei in  84600 Richerenches, Dept. 84 Vaucluse, Provence-Alpes-Côte d’Azur. Es handelt sich hier bei um eine sehr große, womöglich die größte Templerkomturei in der Grafschaft Provence. Die Provence gehörte damals noch nicht zum Königreich Frankreich sondern als Teil des alten Königreiches von Burgund zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

commanderie Richerenches, Hauptportal

Dennoch wurden auch in der Provence die Templer inhaftiert, gefoltert und verbrannt. Ein gewisser Karl II, der Lahme aus dem Hause Anjou war um 1307 Graf der Provence und König von Neapel. Er soll aktiv an der Templervernichtung teilgenommen haben. Er sei einige Monate, nach dem er ein paar Templer verbrannt hatte, unter rätselhaften Umständen gestorben. So ging es einigen, die maßgeblichen Anteil  an der Vernichtung des Templerordens hatten.

Im Oktober 1307 fand auf Betreiben des Königs von Frankreich, Phillipp IV „le bel“ und seines Beraters Guillaume de Nogaret die Verhaftungswelle der Templer in Frankreich statt. 1312 sprach Papst Clemenz V auf dem Konzil in Vienne das allgemeinverbindliche Verbot des Templerordens für die gesamte Christenheit aus. Anfang April 1314 wurde der letzte Großmeister der Templer, Jacques de Molay, in Paris auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.

Guillaume de Nogaret konnte dieses Ziel seines Strebens nicht mehr mit erleben. Er verschied unter nicht abschließend geklärten Umständen am 11. April 1313 in seiner Heimatregion, dem Lauragais im südlichen Languedoc, nur wenige Kilometer vom Einflußbereich der spanischen Templer aus dem Roussillon, die zu diesem Zeitpunkt nach kurzer Gefangensetzung schon zumeist wieder auf freiem Fuß waren.

Papst Clemenz der V., alias Bertrand-le-Got,  überlebte seinen Alptraum keine drei Wochen. Er hatte sich ersichtlich nur auf Druck des französischen Königs dazu hergegeben, an der Vernichtung des Templerordens teilzunehmen, obwohl er nicht von der Schuld und der Würdenträger und der Mitglieder des Ordens überzeugt war. Denn die von ihm selbst veranlaßten Untersuchungen hatten – ohne Anwendung von Folter – eher das Gegenteil ergeben. Er starb, nach längerer Krankheit unter ebenfalls nicht abschließend geklärten Umständen am 20. April 1314 in Roquemaure, 40 Kilometer von Richerenches entfernt. In der Provence konnte sich eine große Zahl der Templer ihrer Verhaftung entziehen und die Brüder sollen sich noch in der Nähe aufgehalten haben. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Der selbsterwählte Kopf der Templerverfolger, der französische König starb am 29. November 1314 an den Folgen eines Jagdunglücks. Auch hier gehen die Geschichten auseinander. Der Legende nach soll Jacques de Molay kurz vor seinem Ableben in einen letzten Fluch das baldige Ende seiner beiden letzten Widersacher vorhergesehen oder heraufbeschworen haben.

Brunnen der Templerkomturei in Richerenches

angeblich von den Templern erbauter Verteidigungsturm an der Umfassungsmauer der commanderie. Die erst in späteren Jahrhunderten gebräuchlichen Schießscharten sind m.E. nachträglich eingefügt worden.

Grange des Templiers,  Richerenches.

Grange bedeutet Scheune. Bei dem hier abgebildeten Bau handelt es sich um einen der größten übriggebliebenen Profanbauten der Templer in Frankreich. Im comtat Venaissin, dem früheren Namen des heutigen Departements 84 Vaucluse, wurde bereits im Mittelalter vorzugsweise hochfeiner Wein angebaut. Die Appellation Châteauneuf-du-Pape ist etwa dort beheimatet.

Die Grafschaft Venaissin gehörte auch damals schon dem Papst. Papst Clemenz der V. siedelte sich die letzten Jahre seines Lebens hier an, mit dem Ziel, sich dem Einfluß des übermächtigen Königs etwas zu entziehen. Es blieb beim Versuch. Denn der König setzte dem Papst sofort treu ergebene Beamte hinterher, die jeden Versuch der Lockerung königlicher Macht am Hofe des Papstes im Keim erstickten. Das Venaissin ist übrigens erst im 18. Jahrhundert an Frankreich gelangt. Bis dahin waren jeweils noch die Päpste die Landesherren.

2007 Roussillon

5. Exkurs nach Westen

Nach der Aufregung über geheime Templerkreise, -Pfade und Goldvorkommen, wenden wir uns auf der via aquitania wie die Jakobspilger nach Westen, von dem Departement 11 Aude, über das Departement 09 Ariège hinweg in das Departement 31 Haute-Garonne. Wir haben damit die Region Languedoc-Roussillon verlassen sind jetzt in der Region Midi-Pyrénées. Dort hatten die Pilger etwa Gelegenheit, in dieser interessanten Komturei Halt zu machen.

 

 

chapelle de Sainte Matrone, Mazères-sur-Salat, 31 Haute-Garonne

Nur nebenbei: Der Fluß Le Salat war noch bis ins ausgehende vorletzte Jahrhundert bekannt für seine natürlichen Goldvorkommen, die man bis in jüngste Zeit in lohnender Weise ausbeuten konnte. Ob sich daran auch schon die Templer beteiligt haben, ist nicht bekannt. Dass sie  über lange Strecken dünn besiedelt sind – im ganzen Dept. Ariège gab es womöglich keine Templer! –  aber ausgerechnet hier wieder massiv auftauchen, kann genausogut ein purer Zufall sein.

Diese Kapelle steht weit außerhalb der Ortschaft auf dem Feld.  Andere Reste der Templercommanderie sind nicht zu erkennen. Ein Blick ins Innere:

Noch 5 Kilometer weiter westlich gelangen wir zu einer der berühmtesten Kirchen der Tempelritter: Die Mysterien-Kirche von Montsaunes:

Montsaunes, 31 Haute-Garonne

Diese Kirche weist aussen wie innen bemerkenswerten Schmuck vor. Die Bemalungen der Innenseite werden der Alchimie zugeschrieben. Sie wirken in der Tat sehr esoterisch. Man sieht u.a. Maurerwerkzeug, wie ein Senkblei und Winkel. Sicher hatten die Tempelritter gute Beziehungen zu den Bauleuten, aber Geheimgesellschaften der Maurer, wie man sie aus viel späteren Jahrhunderten kannte, gab es damals so noch nicht. Auch wenn die Maurer weit davon entfernt waren, jemand aussenstehenden an ihrem Sonderwissen teilhaben zu lassen.

Leider kamen wir nicht hinein. Der Nachbar, der den Schlüssel verwahrt, war partout nicht aufzutreiben. Aber von aussen gibt es schöne Fotos, auch recht ungewöhnlich, zum Teil geheimnisvoll:

Das sog. chrismon über dem Portal ist kein Geheimzeichen. Es findet sich gerade in den Pyrenäen sehr häufig an mittelalterlichen Kirchen.

Ein „umgedrehter Gekreuzigter“ dürfte da doch schon etwas seltener anzutreffen sein. Ein Seiteneingang zeigt dieses seltsame Symbol mit „Gänsefüßchen“:

Diese Herrschaften – die Augen vor Entsetzen geweitet – scheinen sich enorm vor etwas oder jemanden zu fürchten:

Und schließlich die beeindruckende Rückseite der Kirche:

6. Templer im Roussillon

Das Roussillon gehörte zur Templerzeit noch nach Spanien, genauer gesagt zu Katalonien, später zum Königreich Mallorca. Die Hauptstadt Perpinya (= Perpignan) beherbergte sowohl einen Königspalast, als auch eine ganze Reihe von Stadthäusern der Templer, die sich ausserhalb der Stadtmauern, in einem durch sie erst entwässerten Sumpfgebiet niedergelassen haben, im Bereich der heute noch vorhandenen Kirche St. Mathieu. Die Hauptkomturei der katalonischen Templer war Mas Deu. Hiervon sprachen wir schon.

Die Grenze zwischen den Königreichen verlief damals auf dem gut erkennbaren Bergrücken mit den weltberühmten Katharerburgen chateau de Peyrepertuse und chateau de Quéribus, was man heute noch auf der Landkarte durch den abrupten Wechsel katalanischer und französischer Ortsnamen erkennen kann. Orte wie Prats-de-Mollo, Castelnou, Banyuls-dels-Aspres, Molitg-les-Bains, Lloncet, St. Feliu- d’Avall, Baixas, Belpuig oder Montbolo u.v.m tragen eindeutig katalanische Namen, die jenseits der Bergkette abrupt aufhören.

Das Becken südlich von Perpignan weist das dichteste Netz von Templerniederlassungen überhaupt auf. Auf einem Quadrat mit einer Kantenlänge von nur 15 Km gibt es – sage und schreibe – 16 Templerorte:

Canohès, Nyls, Ponteilla, Trouillas, Ste. Colombe-de-la-Commanderie, Villemolaque, Tresserre, Pollestres, Villeneuve-de-la-Raho, Bages, Banyuls-dels-Aspres, Brouilla, Ortaffa, Palau-del-Vidre, Pézilla und Perpignan.

Das sind fast alle Ortschaften in diesem Viereck. Sie sind nur zwei, drei oder vier  Km voneinander entfernt. Alle Strassen in dem Gebiet wurden damit von der Truppe bewacht. Ausserdem liegen die Ortschaften – strategisch geschickt – am Fuße des großen östlichsten Pyrenäenübergangs, wo – damals wie heute – die Hauptstrecke zwischen Spanien und Frankreich liegt. Die ehemalige via domitia läuft paralell zur bestens bekannten Autobahn  A 9. 14 Km südöstlich von Palau-del-Vidre (Was ein klangvoller Name: Das heißt Glaspalast!) unterhielten die Templer einen Hafenbetrieb in dem kleinen heute noch verschwiegen idyllischen Badeort Collioure:

Collioure, 66 Pyrénées-Orientales

Dieser Hafen war m.E. nicht geräumig genug, um von ganz großen Fahrzeugen der Templer – es gab Schiffe für mehrere hundert Passagiere – angelaufen zu werden, obwohl der Hafen im Mittelalter durchaus etwas tiefer gewesen sein wird. Aber für kleine, wendige und schnelle Frachtsegler mit 5 bis 20 Mann Besatzung war der Hafen ideal. Hier konnten die Fahrzeuge ohne große Anteilnahme der Öffentlichkeit – anders etwa als in Marseille, Toulon oder Hyères – Fracht aufnehmen und ablegen – Edelmetallfuhren vielleicht?

Die 14 Km zum nächsten Templerort Palau-del-Vidre konnte eine Pferdekutsche auch mit nicht allzu schwerer Last in einer Stunde und ohne Pause bequem schaffen.

Meine These: Es gab einen möglicherweise geheimen aber gut bewachten Weg von den französischen Templern aus der Gegend um Carcassonne über das Gebiet der spanischen Templer zum Mittelmeerhafen Collioure, über den alles, was man in dem Tal der Aude produziert oder zu Tage gebracht hatte, bequem sicher und schnell verschifft werden konnte über einen Hafen, den man ebenfalls gut unter Kontrolle halten konnte.

Der Ort Serres könnte der Ausgangspunkt dieses Weges sein. Ich habe bereits mit dem Tatzenkreuz nachgewiesen, dass er den Templern zugerechnet werden muß. Der Umstand, dass der Ort nicht von den Urkunden erwähnt wird, beweist, dass er nicht zu den französischen Templern aus Douzens oder La Nougarède gehört hat. Also unterstand er wohl der Komturei von Mas Deu, den spanischen Templern. Über die gibt (und gab es damals?) es so gut wie keine Urkunden. Das galt schon auch für die Templer auf dem Chateau de Templiers auf dem Bézu, denn auch diese Stätte wird von dencartulaires nicht erwähnt. Von Serres sind es nur ca. 10 Km zum Bézu und dort gegenüber endet eine angebliche Fernstrasse nach Spanien an dem Hof La Jacotte, früher angeblich ein Hospital. 15 Km weiter südöstlich war Frankreich zu Ende, die letzte Ansiedlung vor der Grenze Camps-sur-Agly, nach Meinung neuerer Forschungen ebenfalls ein Templerort, obwohl ebenfalls nicht in Urkunden genannt.

Camps-sur-Agly, 11 Aude

(Dieses Foto wurde mir dankenswerter Weise von Sachbuchautor Udo Vits überlassen)

Unmittelbar an diesen Ort schließen sich die Gorges de Galamus an, ein Durchbruch durch die Grenzbergkette, den sich der Fluß Agly dort hineingefressen hat, mit dramatischen Wasserfällen und gefährlichen Abgründen.

Gorges de Galamus, Grenze zwischen Dept. 11 Aude und 66, Pyrénées-Orientales

am rechten Bildrand sieht man die Eremitage de St. Antoine, eine Einsiedelei aus dem 7 Jahrhundert. Die heutige (recht enge und unangenehme) Strasse stammt aus 1880. Vorher galt die Schlucht als unpassierbar. Sie spielte aber schon in Mittelalter als geheimer Weg der Katharer eine wichtige Rolle.

Die Templer standen nicht etwa im Lager der Katharer. Aber man hatte – regelmässig – auch nichts weiter gegeneinander und lebte zumeist in friedlicher Nachbarschaft. Es ist anzunehmen, dass den Templern dieser geheime Grenzübergang der Katharer bekannt war. Denn am Eingang sowie am Ausgang dieser Schlucht befand sich ein Templerort.

Den südlichen Endpunkt zu finden, war wieder einmal nicht sehr leicht.  Etwas südlich von St.  Paul-de-Fenouillet sollte sich die Preceptorie de Centernach befinden. Kein sehr französich klingender Name und natürlich nicht auf der Karte zu finden. Der Name des Ortes erfuhr im Laufe der Jahre durch die unterschiedlichen Mundarten Änderungen wie Cantarnac oder Santernac. Warum nicht gleich Saint Arnac? Das gibts tatsächlich, knapp unterhalb von St. Paul:

chapelle des templiers, St. Arnac, 66 Pyrénées-Orientales

Im Ort gibt es ein Weingut, das ein edles Getränk des Namens Preceptorie de Centernach bis nach Asien vertreibt. Falls noch ein Beweis gewünscht wird: Die Strassen im Ort sind nach Großmeistern der Templer benannt, z.B. Rue Hugues de Paganis oder Rue Bernard de Tramelay. Das ist die nördlichste Dienststelle der Mas Deu Ritter im Roussillon. Hier hatte man jetzt die Wahl. Entweder eine bequeme Fahrt durch das Tal der Agly, das sogenannte Fenouilledes, auf einer ebenen gut ausgebauten geraden Strasse nach Perpignan. Einfach. Aber wie auf dem Präsentierteller.

Oder man entschied sich für den  steilen, aber versteckten Gebirgspass, überquerte den Tèt bei Ille-sur- Tèt  und gelangte sogleich in die schützende Obhut der vielen Templerorte in der Tiefebene von Perpignan. Große Lasten wird man diesen Gebirgspass nicht freiwillig und ohne Not ziehen wollen. Aber 20 Kilo Gold vielleicht schon. Dazu würde ein Esel genügen. Unauffällig. Der Gegenwert von 20 Kilo Gold war allerdings eher nicht unauffällig, sondern damals ein dramatisches Vermögen.

2007 Languedoc

„Bewegungsbilder“ des Templerordens

 

Die Untersuchungen des laufenden Jahres ergaben in manchen Regionen Frankreichs eine bemerkenswerte Verdichtung der Anwesenheit der Templer. Wir sahen ja schon mehrfach, dass der Zuerwerb von Länderein weniger zufällig, sondern eher planmäßig ablief. Vielfach gelang der Nachweis, dass die Ausbreitung der Machtzentren mehreren Zwecken nebeneinander (oder besser hintereinander) diente. Offiziell konnten sich die Tempelritter stets damit rühmen, sie verfolgten den Pilgerschutz. Auf diese Weise sicherten sie sich das Wohlwollen des Papstes und die weitgehende Steuerfreiheit. Dahinter konnten sie bequem kommerzielle Interessen verfolgen, natürlich hauptsächlich zur Unterhaltung der kämpfenden Truppe in outre-mer.

Und wer weiß, wozu sonst noch.

Folgende Regionen geraten durch besondere Templerpräsenz ins Blickfeld

1. Region Bretagne, dort befinden sich insbesondere im Departement 56 Morbihan  zahlreiche und überdurchschnittlich gut erhaltene Bauwerke der Templer. Erklärt wird das damit, dass hier die Pilger aus Irland, Schottland und England anlandeten, um sich für die weitere Reise zu Fuß nach Santiago zu sammeln.

2. Region Poitou-Charentes, dort insbesondere die beiden Departements 17 Charente-Maritime und 18 Charente. Hier befand sich der wohl wichtigste Hafen der Tempelritter am Atlantik in La Rochelle. Umschlagstark dürfte er wohl wegen des Seehandels mit Portugal, Galicien, Nordspanien einerseits und England, Irland und Schottland andererseits gewesen sein. Das Hinterland von La Rochelle war morastig. Hier mußte die Landschaft erst gehörig durch Gräben umgestaltet werden. Kein Problem für die Templer.

Gemunkelt wird immer wieder, dass die Templer von La Rochelle aus schon Amerika bereisten. Nun: Beweise gibt es dafür nicht. Aber gewisse Indizien, sodaß man es auch nicht von vorneherein ausschließen könnte. Dazu später mehr. Ich hoffe, dass ich Ende Juli, Anfang August in diese Gegend reisen kann.

3. Regionen  Champagne-Ardenne und Bourgogne. Die Gründung des Orden konzentrierte sich auf die Umgebung von Troyes, der damaligen Hauptstadt der Champagne. Das Burgund hatten wir schon untersucht.

und schließlich

4. die Region Languedoc-Roussillon. Während man die Anwesenheit der Tempelritter sonst bequem mit dem Pilgerschutz erklären konnte, wird das hier nicht überzeugend gelingen können. Es gibt keine Hauptpilgerstrecke entlang der Mittelmeerküste. Es wäre vielmehr für die meisten Fernpilger ein ungeheurer Umweg. Also, was wollten die Tempelritter dort?

Der Pilgerstrom für das südliche Frankreich sammelte sich, wie schon bemerkt, in Arles und vereinte dort, auf der alten Römerstrasse via domitia – dem ersten Machtbauwerk der Römer in Gallien  – die Süd-Pilger aus Italien, der Schweiz und dem südlichen Deutschland, die über Genf oder Briancon und Avignon eintrafen. Die via domitia zweigte bei Narbonne an der Küste nach Süden ab. Natürlich gab (und gibt) es zwischen Perpignan und Girona einen recht bequemen Pyrenäen-Übergang. Man kam dort aber in Katalonien viel zu weit südlich heraus und konnte erst bei Barcelona oder sogar Tarragona nach Westen abbiegen. Das war für die meisten Pilger ein Umweg von einigen hundert Kilometern. Darum verließ der Hauptpilgerstrom die via domitia  bei Narbonne und folgte der dort ehemals beginnenden Römerstrasse via aquitania über Carcassonne, Toulouse, Oloron und den Somport-Pass nach Spanien.

 

 

 

4. Die Templer im Languedoc

Warum häuften die Tempelritter also ausgerechnet in dieser Region, insbesondere in den Departements 11 Aude und 66 Pyrénées-Orientales, solche enormen Massen an Gütern und Niederlassungen an?

Um dieser Frage nachzugehen, begaben wir uns im Juni 2007 erneut in die Gegend von Rennes-le-Chateau. Dass die Templer in der Strecke zwischen Narbonne und Carcassonne dicht besetzt waren, läßt sich noch ganz zwanglos mit dem Pilgerschutz erklären. Hier begann schließlich die uralte Fernstrasse via aquitania, die die beiden Meere am nördlichen Pyrenäenrand miteinander verband. So ist es kein Wunder , dass sich die Templerorte – inzwischen für uns wie gewohnt – wie die Perlen an einer Kette im Abstand von 10 bis 30 Km aufreihen: Névian, Douzens, Barbaira (St. Jean de Carrière), Floure und Carcassone (dort mind. drei Niederlassungen: Montredon, St. Jean de Brucafel und ein Stadtmaison in der Cité).

 

Eglise de la Commanderie de Douzens, Douzens, Dept. 11 Aude, Languedoc-Roussillon

Doch das wirkt sehr vordergründig. Denn: Die weitere Pilgerstrecke von Carcassonne nach Toulouse ist nur noch recht schwach von den Templern besetzt. Die „geheime Templerstrasse“, der ich hier nachgehen wollte, knickt vielmehr  –  ganz überraschend  –  in Carcassonne nach Süden ab und setzt sich durch das Tal des Flusses Aude in ständig südlicher Richtung über Pomas, Pieusse, Limoux, Magrie und Campagne-sur-Aude nach Quillan ab. Dort gibt es keinen Pilgerpass!

Doch dazu später mehr.

Es steht fest, dass Douzens die Hauptkomturei der französischen Templer im westlichen Languedoc, besser, der Aude-Region war. Das besagen die  cartulaires de Douzens, eine wohlerhaltene Sammlung von über einhundert Stück Original-Akten aus der Templerzeit, die Grundstückstransaktionen zum Gegenstand haben. Offenbar gab es in der Stadt Barbaira – noch heute ein recht wohlhabender Ort der Weinbarone – nördlich der Montagne d‘ Alaric, wo heute die Creme de la Creme der Corbiéres-Weine herkommt  – eine superreiche Adelsfamilie, die den Templern reichlich was schenkte. Warum? Sicher für das Seelenheil. Wer weiß.

(nur eine kleine Notiz am Rande. Es gibt in ganz Frankreich und Nordkatalonien 7 Orte mit dem Namen Barbeira, Barbaira oder Barberey . Jede ist entweder selbst ein Templerort, oder aber nur wenige Kilometer vom nächsten Templerort entfernt. Fragen Sie mich bitte nicht, was es damit auf sich hat).

Schauen wir uns die Templerkomtureien der Hauptniederlassung Douzens im nördlichen Aude-Tal einmal näher an:

Etwas südlich von Carcassonne befand sich die einzige militärische Anlage der Templer der Aude, die Burg Mas-des-Cours.

Chateau des Templiers, Mas-des-Cours, Dept. 11 Aude

Einige Kilometer östlich davon befand sich eine Templerkapelle, die heute nicht mehr existiert. Aber die Glocke und das Taufbecken hat man noch etwas weiter östlich nach Fajac-en-Val geschafft und dort neu aufgebaut.

cloche-mur de la chapelle templiereFajac-en-Val, 11 Aude

Zurück ins Aude-Tal folgen wir dem Fluss-Verlauf aufwärts und erreichen die Templerörtlichkeit Pomas:

evtl. Templerkirche( ?),  Pomas, 11 Aude

Exakt gegenüber, auf der anderen Flußseite befindet sich die ehemalige Templerdomäne Gaure, heute ein großes Weingut. Die meisten Gebäude sind aus dem achtzehnten Jahrhundert. Einige Mauerreste könnten aus der Templerzeit stammen. Aber man war dort nicht sehr gesprächig und will angeblich nichts von der Templervergangenheit wissen. Diese ist aber durch Urkunden erwiesen.

Ca 5 Km flußaufwärts erreichen wir den rätselhaften Ort Pieusse.

Diese Kirche stammt unzweifelhaft aus der Zeit der Templer. Ob es eine von den Templern errichtete Kirche ist, liess sich nicht feststellen. Für eine spezielle Templerkapelle wäre sie zu groß. Die Templer hatten aber häufig auch das Recht erworben, die Pfarrei zu für den ganzen Ort zu betreiben, in dem sie einen ihrer Kapläne die Messe halten (und die Gebühren vereinnahmen) liessen.

Dieses Chateau in Pieusse stammt unzweifelhaft aus dem 12. Jahrh. Die roten „Templerkreuze“ im Mauerwerk sind leider nicht Original, sondern viel später zur Standsicherheit eingefügt worden. Es handele sich um ein Katharer-Schloß, war dort zu lesen. Bedauerlicherweise habe ich bislang nichts näheres in Erfahrung bringen können.

gotisches sog.  Oratoire, Pieusse, 11 Aude

Ein merkwürdiges Gebetshäusschen schließt die Ortschaft zum Flußufer hinunter ab. Es stammt auch aus der Templerzeit. Einige hundert Meter weiter südlich von Pieusse befindet sich die bekannte Kirche Notre Dame de Marceille mit einer berühmten vierge noire, einer dunkelhäutigen Madonnenfigur. Dieses Phänomen der besonderen Verehrung dunkelhäutiger Madonnen finden wir in ganz Europa verbreitet und noch recht wenig erforscht. Man findet sie in z.B. Polen (Tschenstochau), Deutschland (Altötting), Schweiz (Einsiedeln) und Spanien (Montserrat) u.v.m.

Aber ihre hauptsächliche Verbreitung erfuhr die dunkelhäutige Madonna in Frankreich. Wir werden später noch sehen, dass sich hier jeweils im Abstand von einigen Kilometern zu einer der Wallfahrtsplätze mit  solchen Statuen sehr häufig eine Templereinrichtung befindet…..

Hier in Notre Dame de Marceille, nördlich der Stadt Limoux endete wohl der Einflußbereich der Templer von Douzens und es beginnt der Machtbereich der zweiten bedeutsamen Commanderie des Aude-Tals. La Nougarède.

Diesen Ortsnamen würde man auf Landkarten vergeblich suchen. Die Gemeinde heißt inzwischen Magrie:

Eine wahrhaft wuchtige und trutzige Kirche hat man da zum Zeichen äußerer und innerer Macht in die Gegend gestellt, dass keine Zweifel aufkommen können, wer in dieser seigneurie das Sagen hat. Die Templer!

Das wird auch am Eingang der inneren Stadtmauer deutlich demonstriert.

Von La Nougarède aus wurden folgende Templereinrichtungen kontrolliert:

Campagne-sur-Aude, Croux,  (da waren Sie mit mir, lieber Besucher , bereits im letzten Jahr) , Salza, Laroque-de-Fa, St. Julia-de-Bec, Camps-sur-Agly und dann gibt es da noch ein Rätsel um ein kleines Örtchen. Aber erstmal eins nach dem anderen:

chapelle de SalzaSalza, 11 Aude

Der umgedrehte Fünfzack über dem Eingang (Teufelssymbol) ist nicht etwa ein Rätsel der Templer, sondern eine esoterische Spielerei aus der Zeit der Akkuschrauber.

eglise,  Ste. Julia-de-Bec, 11 Aude

Die Kirche stammt ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert, das frühere Niveau wird vorgegeben durch das Portal und das niedrige Fenster in Bildmitte. Die hohen Fenster entstammen einer Erweiterung der 14. Jahrhunderts.

Tatzenkreuz mit Fünfstern über dem Portal in St. Julia-de-Bec

Und jetzt kommt das kleine Örtchen Serres ins Spiel. Es befindet sich an dem Flüßchen Rialsesse kurz vor der Einmündung in die Sals. Eine sehr alte Brücke gibt es dort, ein bedrohlich düster wirkendes Chateau und eben eine Kapelle, von der gemunkelt wird, es sei eine Kapelle der Templer.

chateau de SerresSerres, 11 Aude

Die alte Steinbrücke von Serres,

über sie lief noch bis zum 18 Jahrhundert ein Fernweg am rechten Ufer der Sals entlang. Und schließlich die angebliche Templer-Kapelle von Serres:

chapelle de Serres, Serres, 11 Aude

Aus der Templerzeit stammt dieses Gebäude unzweifelhaft. Aber es gibt keinerlei Urkunden über eine Templergründung an diesem Ort. Sonst sind alle Templerbesitzungen bestens dokumentiert, das gilt jedenfalls für den französischen Teil der Region. Jede Schenkung, jede Grundstückstransaktion wurde dokumentiert und auch schon früh in der Templerliteratur erfasst. Man weiß, wer wann welche Grundstücke erworben und eine Commanderie darauf errichtet hat:

– Carcassonne 1132
– Brucafel (bei Carcassonne) 1133
– Mas-des-Cours 1136
– Pieusse 1139
– Pomas 1138
– Esperaza 1140
– Saint-Jean-de-Carriere 1153
– Douzens 1133

Quelle: Georges Bordonovo, la vie quotidienne des Templiers au XIIIe siecle, Hachette, 1975

Von Serres keine Spur. Kein schriftlicher  Hinweis. Im inneren der Kirche gibt es uralte Wandmalereien, rote Kreuze auf weißem Grund. Ich konnte sie nicht fotografieren. Seitdem die Gerüchte um die Templerkapelle Serres brodeln, mag der Bürgermeister den Schlüssel offenbar nicht mehr herausgeben und die sonst immer hilfsbereiten Nachbarn, die immer wissen, wer den Schlüssel ihrer Kirchen hat, beenden abrupt das Gespräch und machen ihre Fensterläden dicht.

Auf der Rückseite der Kapelle – man muß etwas klettern – verrät sie mir aber ihre Herkunft:

Das ist m.E. ein eindeutiges Zeichen. Ein Tatzenkreuz wäre noch nicht mal der Durchbruch, aber diese beiden Abwärtsstriche verraten die Templerherkunft dieses Steins. Man findet das gleiche Symbol u.a. in Bure-les-Templiers im Burgund, dort auf einem Grenzstein der Templer:

  oder auf zahlreichen Grabplatten oder -stelen von Tempelrittern:

Nachgestellter cimetiére des Templiers, La Couvertoirade, 12 Aveyron, Midi-Pyrénées

Für mich ist das bewiesen. Serres war ein Templerort. Auch wenn es keine Dokumente gibt. Das wäre nicht das erste Mal. Warum ist das so wichtig?

Achtung: Jetzt gibt es eine kleine Sensation. Nur wenn man  die nicht unbestrittenen Templerbesitzungen in Salza und Serres anerkennt, fällt einem auf,  dass die meisten Templerorte in dem Aude-Gebiet einigermassen genau auf einer KREISLINIE errichtet wurden:

Am rechten Bildrand, bei 16:00 ist Salza, man sieht nur das S. Bei 19:00 liegt Serres, bei 10:00 Pieusse, bei 11:00 Gaure und Pomas, bei 13:00 Mas-des-Cours und bei 14:00 Fajac-en-Val.

Das ist kein exakter Kreis, aber schon bemerkenswert. Bevor man jetzt in irgendwelche esoterischen oder pseudoastronomischen Schwärmereien verfällt: In der Gegend haben schon viele Autoren irgendwelche obskure Geheimgeometrie „hineingeheimnist“ und wie toll Landkarten bemalt und beklebt mit Figuren, die einer wissenschaftlichen Überprüfung nie standhielten.

An solchen Spekulationen werde ich mich nicht beteiligen. Zum Auspacken der Klappspaten ist es auch noch zu früh, denn der Kreis hat immerhin einen Durchmesser von 24 Kilometern und sein Mittelpunkt steht nicht fest. Es fragt sich auch, ob die Templer zur Erzeugung einer exakten Geheimgeometrie in einer Landschaft schon geeignete Mittel zur Verfügung hatten. Ich bezweifele das.

Ein befreundeter RlC-Forscher aus der Skeptiker-Ecke, Mariano Tomatis Antoniono,

(ein begnadeter Mathematiker, Computerexperte und Mysterienentlarver, der mit selbstentwickelten satellitengestützten Computerprogrammen okkulte Drei-, Fünf- oder Sechsecke als unsignifikanten Blödsinn entlarvt.

Auf seiner Homepage (leider italienisch, seufz)

    http://www.renneslechateau.it/rennes-le-chateau.php

gibt es ein Programm, mit dem sich jeder beliebig viele Fünfecke in der Region selber basteln kann. Sie sehen alle ungeheuer beeindruckend aus, besagen aber nichts. )

äußerte die geniale Idee, dass eine solche Struktur entsteht, wenn viele Einrichtungen gleichweit von einer zentralen Versorgungseinrichtung (Quelle, Wald, Acker, Steinbruch  usw) entfernt sein, aber sich nicht gegenseitig ins Gehege kommen sollen. Dann wählte man in früheren Siedlungsstrukturen zweckmässigerweise solche Kreisformen. Also bitte wieder Platz nehmen….

Um gleich wieder aufzustehen: Es könnte einen trifftigen, einen sehr trifftigen Grund für die besonders massive Templerpräsenz gerade hier geben, wo sich kein Santiago-Pilger verirren muss:

Das kleine Örtchen Salsigne beispielsweise, zwischen Mazamet und Carcassonne, abseits der D 118 gelegen, befindet sich fast genau nördlich über Mas-des-Cours. Es ist nur 33 Kilometer vom Punkt des Geschehens entfernt.

Wie ich aus dem Schulatlas meiner Tochter erfuhr, ist dort die einzige Stelle in ganz Frankreich, in der heute noch industrieller (=lohnender ) Goldabbau betrieben wird. Ein guter Grund für die Spekulationen, dass sich die Templer da unten doch am Edelmetallgeschäft beteiligt haben könnten.

Ich werde noch beweisen, dass es von Serres, dem südlichen Teil des „Templerkreises“ aus – unter Ausnutzung von Schmugglerpfaden und vielleicht Katharerwegen über die damalige Grenze nach Katalonien –  eine geheime Verbindung über die spanischen/katalonischen Templergebiete hinweg ans Mittelmeer gegeben hat. Dort befindet sich ein kleiner, feiner, ebenso unspektakulärer wie abgeschiedener Mittelmeerhafen, der ebenfalls maßgeblich unter Kontrolle der Templer stand. Spätestens alle 10 Kilometer war diese Strecke von einer oder mehreren Templereinrichtung bewacht, eine Strecke die kein Pilger je gebraucht hätte. Möglicherweise die dichteste Streckenüberwachung überhaupt. So dicht waren nicht einmal die Pilgerpfade in Palaestina bewacht!

Gab es im Zentrum des Templerkreises vielleicht ein Bergwerk?