Templer im Roussillon
Es ist uns inzwischen eine liebe Gewohnheit geworden, jedes Jahr im Mai nach Rennes-le-Château und Umgebung zu fahren. Die Templerhinterlassenschaften in der Gegend haben es mir irgendwie angetan. Sie sind besonders geheimnisumwittert. Das mag auch daran liegen, dass hier Templer aus Spanien mit den französischen Templern zusammentrafen. Das Roussillon hat zur Templerzeit (und noch lange danach) zu Spanien, genauer zur Krone Aragon gehört. Die Templer hatten sich im Befreiungskampf um Spanien verdient gemacht und waren deshalb anfänglich bei den spanischen Herrschern sehr beliebt. Sie wurde sehr grosszügig mit Ländereien ausgestattet. Die fruchtbare Tiefebene des Roussillon ist sehr dicht von den Templern in Besitz genommen worden. Meiner Ansicht nach handelt es sich um die dichteste Ansiedlung des Ordens im heutigen Frankreich. Fast jeder zweite oder dritte Ort befand sich mehr oder weniger in den Händen des Ordens.
Es wird vielleicht auch deshalb vielfach die Ansicht vertreten, die Templer könnten die Absicht gehegt haben, hier im Süden Frankreichs einen eigenen Ordensstaat – mit dem Kern in Perpignan – zu gründen. In der Nähe von Perpignan, wo der mit den Templern allerbestens befreundete König von Mallorca sich ein mächtiges Schloss bauen liess,
Château des rois de Majorque, 66000 Perpignan
gründeten die spanischen Templer 1137 die Hauptcommanderie des Roussillon und nannten sie Mansus Dei (= Haus Gottes) oder Mas Deu auf katalanisch, so wie sie noch heute genannt wird. Sie befindet sich an der D 612 zwischen den Orten Trouillas und Villemolaque.
1. Mas Déu
Im Jahre 1138 wurde die Kapelle der Commanderie erbaut. Man stellte sie unter den Schutz der Maria (Arnaudiès, Les Templiers en Roussillon, Nice, 1986, S. 36). Das Gelände befindet sich neben einer bekannten und empfehlenswerten, seit sechs Generationen im Familienbesitz befindlichen Bio-Weinkellerei http://www.chateaumasdeu.com und in Privatbesitz. Es ist eingezäunt und nur nach Voranmeldung zu besichtigen.
chapelle Ste. Marie, Mas Deu, 66300 Trouillas, Pyrenées-Orientales
Diese Kapelle ist, anders als dieses Bild vermuten lässt, noch recht intakt und leider das einzige heute noch sichtbare Gebäude aus der Templerzeit. Zwar hatten die Templer auch ein Schloß errichtet. Davon sind aber nur noch Spuren von Grundmauern erhalten. Das Schloss wurde besonders in der Renaissance-Zeit vergrößert und umgebaut. Der Sohn der Eigentümer war so reizend, uns über das ganze Gelände zu führen. Er zeigte uns auch Mauerreste von den Templern, die sich aber nicht recht fotografieren liessen.
Die Basis dieses Turms stammt z.B. von den Templern. Das Schloss ist leider 1944 einer gewaltigen Explosion zum Opfer gefallen. Es steht nur fest, dass die deutsche Armee dort ein Munitionsdepot errichtet hatte. Die Gründe für die Explosion werden unterschiedlich dargestellt.
Unser freundlicher Gastgeber Monsieur Jean-François erklärte uns, dass einer der letzten Besitzer, ein wohlhabender Adliger, sich auf dem Anwesen einen Park errichten liess, mit einem Weiher, in dessen Mitte sich eine Insel befand. Mit Ruderbooten sei man zu dem Pavillon auf der Insel hinübergelangt.
Die Templer von Roussillon hatten ein wesentlich günstigeres Schicksal als ihre französischen Kollegen. Sie wurden zwar auch verhaftet, aber erst viel später und erst nach hohem Druck des Papstes auf Spanien. Teilweise leisteten die Templer sogar erhebliche Gegenwehr, in dem sie sich in einer katalonischen Burg verschanzten. Die Prozesse überzeugten aber letzlich die Ankläger, dass an der massgeblich vom französischen König und seinen Ratgebern zusammengestrickten Anklage nicht allzuviel „dran war“. Die Templer wurden freigelassen und hatten die Wahl, entweder in neu errichtete spanische Ritterorden einzutreten, oder auf den ehemaligen Templergütern weiterzuleben und sich von dort bis zu ihrem Lebensende selbst zu versorgen. Der letzte Präzeptor von Mas Deu, Raymond Sa Guardia, wurde freigesprochen und lebte bis zu seinem Tod im Jahre 1319 (Arnaudiès, S. 33) mietfrei auf Mas Deu, ausgestattet mit einer Pension von 350 Pfund (Demurger, Die Templer, S. 265), eine stattliche Summe .
2. St. Hippolyte
Einen weiteren wichtigen Stützpunkt errichteten die Templer in St. Hippolyte. Hier wurde das Geschäft mit Salz betrieben. Die Templer erhielten 1180 z.B. den Etang de Bagès (Arnaudiès, S. 6), und andere küstennahe flache Gewässer, die von den Templern zur Salzgewinnung teilweise trockengelegt wurden.
Reste des Châteaus des Templiers, 66176 St. Hippolyte, Pyrenées-Orientales
Die Kirche von St. Hippolyte, aus der Templerzeit, aber kein Bezug zu dem Templerorden erwiesen
Wie man sieht, isst man in St. Hippolyte lecker catalan. Wie der geneigte Leser sich vorstellen mag, wurde dieser Tag ein recht vergnügliches Erlebnis.
Abschied von St. Hippolyte