2007 Süddeutschland

3. Die Templer in Süddeutschland

 

Eine Quelle der Templeranwesen in Deutschland liefert Ferdinand Wilcke in seinem immer noch unübertroffen zuverlassigen Grundlagenwerk über die „Tempelherren“, 2. Aufl. 1860 das oben bereits zitiert wurde. Er schöpfte der Sekundärliteratur nach aus Grundlagen, die ihm umfangreich in Form vieler Originaldokumente zur Verfügung gestanden haben sollen. Da ihm häufig Manuskripte mit alten Handschriften vorlagen, schlichen sich zahlreiche Schreibfehler ein.

Wir hatten oben schon gesehen, dass es im Bereich Hohenlohe kein „Wölfingen“, so aber Wilcke, aaO gibt und auch nicht gab, wohl aber ein Gemeindeteil von Boxberg mit dem Namen Wölchingen. Für BAIERN gibt er u.a. Altmühlmünster an, für FRANKEN einen Ort Moosbrunn in der Diözese Eichstädt und ein PLOFELDEN im Bereich Hohenlohe, Franken.

Kein Atlas, kein Ortsnamenregister listet Gemeinden oder Gemeindeteile Moosbrunn oder Plofeld. Altmühlmünster gibt es. Bei Ingolstadt in der Nähe der Autobahn Frankfurt-München. Da konnte ich letztes Jahr mal eine kurze Pause einlegen.

 

Altmühlmünster (Bay.)

Jawoll, von der Landesarchäologie bestätigt, eine ehemalige Komturei der Tempelritter. Man kann die Größe des Areals noch erahnen.  Jedenfalls der Chor dieser Kirche dürfte aus der Templerzeit stammen. Der Turm und die Anbauten erfolgten viel später.

Moosbrunn heißt heute Moritzbrunn. Ein Ort dieses Namens gibt es tatsächlich im Bistum Eichstätt, sogar ganz in der Nähe von Eichstätt selbst. Die Osterferien verbrachten wir sowieso in Mittelfranken, Bereich Hesselberg und Brombachsee. Die Nahbereichsuche in einer Detail – Karte ergab einen Flecken „Tempelhof“ in der Gemeinde 85111 Adelsschlag. Das galt es zu erkunden.

Nicht allzuweit weg davon liegt die Stadt Weißenburg, von der man weiß, dass die Römer ein großes Limeskastell dort errichteten. In unserer Pension am Hesselberg bin ich schon informiert worden, dass der sog. rätische Limes die ganze Region von West nach Ost durchzieht. Ich beginne zu überlegen, ob es da irgendeinen Zusammenhang geben könnte. Dann verwarf ich die Idee zunächst.

Einige Tage später fiel mir aber wieder ein, dass bei den beiden unmittelbar gegenüber auf beiden Rheinseiten befindlichen Templerkomtureien Bad Breisig und Bad Hönnigen der Lime knapp südlich davon beginnt.

 Rekonstruierter Limes-Wachturm, 2 km unterhalb von Bad Hönningen am Rhein

Und dann kam eins zum anderen. Kleinwallstadt, das oben schon mal gezeigte Templerhaus, liegt direkt am Main. Zwischen Aschaffenburg und Miltenberg. Dort bildete der Main die Grenze des römischen Reiches. Gelnhausen, dort sollen lt. Wikipedia die Templer etwas unterhalten haben, das paßt auch. Altmühlmünster auch ganz in der Nähe zum Limes. Am Altmühlsee läuft der Limes südlich und als ich aufmerksam mit dem Finger auf einer guten Karte dem Verlauf folgte, fand ich einen Ort PFOFELD, 1 km südlich vom Limes.

Sollte es sich dabei um Wilckes Plofelden handeln? Es tauchten mehr Rätsel als Lösungen auf, am Altmühlsee gibt es noch ein Pleinfelden, ganz in der Nähe. Dazwischen: Thannhausen. Dort lebte der sog. Thannhäuser, ein Schüler des Dichters und Templerverehrers Wolfram von Eschenbach.

Jetzt wurden mir die ganzen „Zufälle“ etwas zu viel. Also bitte eins nach dem anderen. Zunächst mal versuchte ich, die von mir geprüften süddeutschen Templerstätten in eine Limes-Karte einzuzeichnen.

Das sieht wirklich nicht nach Zufall aus. Aber von einer Antwort bin ich meilenweit entfernt. Gab es vielleicht eine Gebietsabsprache, etwa mit den Deutschordensrittern, die tatsächlich eher nordöstlich vom Limes ihren Schwerpunkt hatten? Beruht es auf einer planvollen Ausnutzung etwa noch vorhandener Verkehrswege oder sonstiger Einrichtungen der Römer? Hat es was mit der früheren Kulturgrenze zu tun?

Gelesen habe ich darüber noch nichts. Wie es aussieht, hat diesen eventuellen Zusammenhang noch niemand zuvor bemerkt oder untersucht.  Zufällig fand ich bei der Reisevorbereitung noch einen weiteren Flecken des Namens Tempelhof im Bereich Crailsheim, Schwäbisch Hall.

Die gesamte Anlage, die von der Größe her einer gewöhnlichen Templerkomturei entspricht, ist in den dreißiger Jahren komplett umgebaut worden und ist heute eine Wohlfahrtseinrichtung. Das einzige, was ganz zart an die Templer erinnert, sind die drei Fenster der Kapelle und das zisterziensische Turmreiterchen darüber. Offenbar hatte der Architekt etwas Mitleid….

Aber: Auch diese Stätte ist in relativer Nähe zum Limes, vielleicht nicht unmittelbar.

Der Tempelhof bei Moritzbrunn erwies sich als gewöhnlicher Bauernhof, ein Herrenhaus aus dem 16 Jahrhundert, sonst nur moderne Zweckbauten.

Die Eigentümer bestätigten, dass es dem Ritterorden gehört hatte. Danach sei es ans Bistum Eichstätt und ein Nonnekloster in der Gegend gegeben worden. Das einzige Gebäude aus dem Mittelalter ist eine Ein-Mann-Kapelle am Rand der Anlage mit einem gotischen Kreuzrippengewölbe innen.

Das heißt, es muß eine unselbständige Einrichtung gewesen sein, denn nur wo ein Kaplan vorhanden war, durften die Templer eigene Gottesdienste in ihren Komtureien halten. Es muß also noch eine Templereinrichtung ganz in der Nähe sein. Ich dachte nämlich zunächst, das Tempelhof bei Moritzbrunn sei die ehemalige Komturei Moosbrunn. Also steuerten wir Moritzbrunn an. Auch nur ein Gehöft. Besucher nicht willkommen.

Wären wir zwei Wochen später gekommen, hätten wir nichts gesehen, alles wäre zugewachsen gewesen. So gelang uns durch die Büsche gerade noch eine sensationelle Aufnahme:

Volltreffer: Komturei Mosbrunn in Franken, gotische Chorapsis. Drei Fenster. Na bitte.

Und was ist jetzt mit dem Pfofeld? Waren dort Templer? Offiziell wird nichts dazu mitgeteilt. Die Broschüren schweigen. Es gibt dort eine romanische St. Michaeliskirche, die älteste Kirche im Altmühlgebiet. 1130 gebaut. Vielleicht noch ein bißchen früh für die Templer.

Vor dem Turm befindet sich noch eine halbrunde romanische Apsis. In der Kirche gibt es Ausmalungen aus der Mitte des 15 Jahrhunderts. Mmmh, zu spät für die Templer. Aber das hier

Innenausmalung St. Michaelis, Pfofeld

kommt mir doch sehr bekannt vor, nämlich aus der Templerkapelle von Laon in der Picardie:

Aber ist das ein Beweis? Was bedeuten diese Arme? Ist das etwas, was man allerorten in Kirchen findet? Wir fanden es sonst noch in St. Matthieu, Perpignan, an der Stelle wo die Templer ihr Stadtquartier hatten, ausserhalb der Stadtmauern. Aber das Bild stammte dort auch nicht aus der Templerzeit. Fragen über Fragen.

Ausserhalb vom Pfofeld befindet sich noch die Ruine einer Kapelle, wahrscheinlich aus dem 14 Jahrhundert, heißt es in der Broschüre. Ich glaube das nicht. Ich meine, sie ist von 1200+/-, was man  an den unfertig wirkenden Tür- und Fensterstürzen sehen kann. Legenden über einen Heilbrunnen und ein Kreuzwunder gibt es. War das die Templerkapelle von Pfofeld? (Für etwaige Rückmeldung von informierten Heimatforschern wäre ich sehr dankbar)

Dass Pfofeld direkt am Limes liegt, ist erwiesen. Der etwaige Templerbezug nicht, aber er ist auch nicht unwahrscheinlich, zumal die Stätten Tempelhof bei Kressberg, Pfofeld, Tempelhof+Moritzbrunn sowie Altmühlmünster jeweils ca 40 Kilometer auseinanderliegen, eine typische Tagesetappe. Und in dieser Kette würde Pfofeld an seinem richtigen Platz liegen. Es gibt also ne Menge Indizien, vielleicht gelingt mir ja auch irgendwann einmal der Vollbeweis.

Römerturm, Basis, zwischen Pfofeld und Thannhausen

Sitz des „Deutschordenritters“ Thannhäuser, der Gasthof steht an der Stelle seines Hofes

Wolframs Eschenbach liegt übrigens ganz in der Nähe, etwa 30 Kilometer nördlich. Dort lebte er, der Grals- und Templerdichter, der Schöpfer der mittelalterlichen deutschen Gralsmythen. Wer war er? Ein Visionär? Hat er nur irgendetwas von anderen abgeschrieben? Oder hatte er Wissen? Gab es seinen nahöstlichen Informanten, von dem er das Geheimnis des Grals erfahren hat? Jedenfalls ist es sein Wille, dass der Gral zu allen Zeiten von seinen Templeisen geschützt wird.

Und wenn man jetzt – vor Ort – zufällig erfährt, dass Wolfram seine Kindertage in Eschenbach in unmittelbarer Nähe zu den Tempelrittern in Moritzbtunn und vielleicht auch Pfofeld verbracht hatte, dass diese Rittertruppe eine für ihn unmittelbare reale Angelegenheit war, wer weiß, vielleicht ist noch etwas mehr dran?

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