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2015, April, Deutschland

Angebliche „Templerorte“ in Deutschland

Während meine bisherigen Beiträge von der Bemühung gekennzeichnet waren, sich ausschliesslich auf wissenschaftlich erwiesene Templerbesitzungen zu beziehen, habe ich versucht, mich in diesem Beitrag auch ein wenig dem Phänomen der Legenden zu nähern.  Insbesondere in Deutschland scheint es ein Problem mit nur angeblichen Tempelhäusern zu geben. Zumeist heisst es, der „Volksmund“ sei für die Legendenbildung verantwortlich. Ich hatte das schon für das sog. Tempelherrenhaus in Hildesheim und das sog. Templerhaus in  Amorbach gezeigt. Nachvollziehbare Gründe, warum sich der Volksmund so etwas ohne jeglichen Anlass ausdenken sollte, werden oft nicht genannt. Das ist für mich genug Anlaß, solchen Gerüchten zweimal im Detail nachzugehen.

1. Das sogenannte Templerhaus in Köln

Eine Geschäftsreise bot Gelegenheit, das sog. Tempelhaus in Köln aufzusuchen. Das Haus soll ca. 1230 vermutlich von der Familie Overstolz errichtet (Overstolzenhaus  Wikipedia) und seither mehrfach umgebaut worden sein. Es befindet sich in der Rheingasse, Hausnummer 8:

 

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Warum sich die Legende gebildet hat und hartnäckig hält, dass dieses prächtige Gebäude mit dem Templerorden in Verbindung zu bringen sei, ist nicht befriedigend zu beantworten. Aus wissenschaftlicher Sicht lässt sich ein solcher Bezug nicht beweisen. Dass die Templer in Köln jedoch (mindestens?) ein Haus besessen haben, wurde jedoch auch von den Wissenschaftlern im 19. Jahrhundert übereinstimmend angenommen (von Ledebur, Die Tempelherren und ihre Besitzungen im Preußischen Staate, 1835, S. 114, Nachdruck bei LePa und Wilcke, Die Geschichte des Ordens der Tempelritter, 1860, S. 388) und wird offenbar auch bis heute noch so gesehen (Anke Napp, Templerlexikon Uni Hamburg).

Weyden (Ernst Weyden, Das Haus Overstolz zur Rheingasse genannt Tempelhaus, Köln 1842, S. 18) bestreitet entschieden, dass die Templer mit diesem Haus irgend etwas zu tun gehabt haben können. Er führt die Neigung des Volksmunds, dieses wie angeblich andere alte Häuser in Köln als „Tempelhäuser“zu bezeichnen, auf den Umstand zurück, dass diese oft einen „alterthümlichen … geheimnisvollen Baustil“ (a.a.O., S.  19) aufgewiesen hätten. Vorzugsweise das Haus „zur Rheingasse“ soll der Volkmund den Templern zugeschrieben haben, weil es sich durch die „Grossartigkeit seines Baustils“ (ebenda) und  den „Reichthum seines Giebelwerkes“ besonders auszeichnete (ebenda). Im übrigen kämen die Namen „Templerhaus“ oder „Templerhof“ in Köln nie urkundlich vor (ebenda). Dennoch ist Weyden präzise in der Lage, ein ehemaliges Anwesen in der Streitzeuggasse, Hsnr. 86-88, als Templerhaus zu identifizieren (a.a.O., S. 18). Weyden, der den Ursprung dieses Hauses in der Familie Overstolz sieht, muss allerdings einräumen, dass der wahre Erbauer des Hauses sich ebenfalls nicht in Urkunden finden lässt, weil sich diese nur bis 1210 zurückverfolgen liessen (S. 22). Aufgrund der Grossartigkeit des Hauses komme nur ein „reiches, angesehenes Geschlecht“ in Betracht (ebenda). Allerdings sei ein Geschlecht derer „zur Rheingassen“ ab 1169 urkundlich nachweisbar. Dieses Geschlecht muss besonders wohlhabend gewesen sein, weil es regelmässig Schöffen stellte, was nur den edelsten Familien vorbehalten geblieben sei (ebenda). Das Geschlecht der Overstolzen habe sich zuerst den Beinamen „zur Rheingasse“ beigelegt, deshalb müssen die Overstolzen als die Erbauer dieses prächtigen Hauses gelten (ebenda).  Die Overstolzen seien wohl das mächtigste Geschlecht in Köln gewesen – Weyen vergleicht ihre Rolle mit denen der Medici in Florenz (S. 28) – aber auch in recht handgreifliche Meinungsverschiedenheiten mit anderen Machthabern (etwa dem Erzbischof, S.30) geraten.

Möglicherweise ergibt sich der Bezug dieses Hauses zum Templerorden jedoch aus folgendem, heute von mir rechnerchierten Sachverhalt, der die Deutung als Besitz der Familie Overstolz nicht ausschliesst. Nach neueren Forschungen sei das romanische Patrizierhaus mit den markanten Stufengiebeln etwa 1230 von Blithildis Overstolz errichtet worden (wiki/Overstolzenhaus).  Diese hatte den Ritter Werner von der Schuren (ein Adelsgeschlecht aus dem Raum Köln und Umgebung) geheiratet, der den Namen Overstolz bei der Hochzeit mit Blithildis angenommen hatte (a.a.O). Das Haus hieß damals dennoch in den Schreinsbüchern bis 1257 „Haus zur Scheuren“ (ad horreum) und besaß damit den ursprünglichen Namen des Ritters Werner von der Schuren (a.a.O). Dieser Name taucht bei Weyden überraschenderweise garnicht auf. Entweder ist das von ihm übersehen worden. Oder er wollte seine durchaus nicht lückenlos überzeugende Argumentation nicht ins Wanken bringen. Es gelang mir zudem, in der Tat recht enge Geschäftsbeziehungen der Familie von der Schuren mit den Templern nachzuweisen. So hat sie „mit den Templern in Verhandlung um Grund und Boden unter welfischer Zeugschaft“ gestanden ( v. Hormeyer, Die Bayern im Morgenlande, München 1832, S XX ). Vielleicht ist das eine Spur, die an der Legendenbildung mithalf.

Foto: Markus Menzendorff           Lithografie um 1843 von August Schott – Rheinisches Bildarchiv

 

Lange, Ludwig, Overstolzenhaus, Rheingasse 8, Lithographie, um 1843 (Köln, Kölnisches Stadtmuseum. (Foto: © Rheinisches Bildarchiv Köln, rba_mf134647)

 

 

 

 

 

 

 

2. Das sogenannte Tempelhaus in Erbach

Wir benutzen einen schönen Tag im Mai für einen Ausflug in den Odenwald, auch um das dortige angebliche Templerhaus näher zu untersuchen. Postalische Anschrift: Städtel 15a und 21, 64711 Erbach. Ansicht von aussen auf die Altstadt:

 

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Ansicht von der Stadtseite:

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„Das Tempelhaus gehörte zu der Ansiedlung von Burgmannen vor der Burg, dem historischen Kern der mittelalterlichen Stadt Erbach, umschlossen von Armen der Mümling im Bereich der heutigen Straße Im Städtel. Burgmannen werden in Erbach urkundlich 1303 als Castrenses greifbar, namentlich erstmals 1372 erwähnt.“ Wikipedia Tempelhaus Erbach.

Ein Bezug zu dem Templerorden ist urkundlich nicht nachweisbar. Überhaupt liegt die Entstehungsgeschichte des Hauses noch immer ziemlich im Dunklen:

„Forschungsstand vor der Durchführung der Untersuchung:
Es existierte kaum gesichertes Wissen über Ursprung, Alter und Geschichte des Hauses. Datierungsvorschläge: vom 13. bis zum 15. Jahrhundert; Der heutige Gebäudekubus galt als eine Erweiterung des alten Wehrturms. Obgleich im erst 18. Jahrhundert das Gebäude erstmals als „Tempelhaus“ bezeichnet wurde, brachte man den Bau mit dem Tempelorden und den Johannitern in Zusammenhang. Unbestritten befand sich das Haus als „Steinernes Haus im Echterischen Hof“ lange Zeit im Besitz der Familie Echter von Mespelbrunn. Die Nachfolge der erbenlosen Familie Echter traten ab 1676 die Grafen Erbach an.“  Fraunhofer IRB

Woher kommen solche Zuschreibungen des Volksmundes? Legenden, sagen die Wissenschaftler. Aus ihrer Sicht natürlich zurecht. Die Einstufung eines Gebäudes als dem Templerorden zugehörig ist nur statthaft, wenn belastbare Beweise gefunden worden sind. Urkunden, Prozessakten, Briefe, Katasterbezeichnungen, Orts- und Strassennamen, alte Landkarten, Grenzsteine oder andere (archäologische) bauliche Befunde kommen hierzu in Betracht. Keine Urkunde – kein Templerhaus! So einfach ist das aus wissenschaftlicher Sicht. Was ist aber mit den Legenden? Sind sie keinerlei Beachtung würdig? Der Volksmund sagt bekanntlich auch: Kein Rauch ohne Feuer.  Ist also doch irgendetwas dran an diesen Legenden? Oder kommt der „Volksmund“ durch nichts und wieder nichts auf solche dann absurden Ideen?

Ich fühle mich natürlich auch eher einer auf Fakten basierenden Erkenntnis verpflichtet, sehe aber keinen Grund, nicht doch zwei Deutungsversuche zu dieser Frage zu wagen:

Einerseits ist gerade bei dem Beispiel Erbach auffällig, dass offensichtlich erst ab dem 18. Jahrhundert urkundliche Erwähnungen des Namens Tempelhaus auftauchten. Dieser Befund ist offenbar auch bei anderen sogenannten Tempelhäusern in der näheren Umgebung festzustellen:

„Die regional häufige Bezeichnung als Templerhaus findet sich ebenso in Erbach, ehemalige Templerhäuser haben existiert in Neckarelz, Uissigheim und Kleinwallstadt. Die große Zahl steht im Widerspruch dazu, dass der Templerorden in Deutschland kaum vertreten war. Meist entstanden die Bezeichnungen erst in der Neuzeit, beim Amorbacher Templerhaus geht sie auf eine Beschreibung Amorbachs von 1856 zurück.“ Wikipedia Amorbach

Gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts kam es in bestimmten Zirkeln (mit unterschiedlichen und zum Teil gegensätzlichen Zielsetzungen und Interessen) groß in Mode, sich des Templerordens zu entsinnen. So beschäftigte sich etwa der bekannte deutsche Schriftsteller, Verlagsbuchhändler und Freimaurer Friedrich Nicolai (1733 – 1811) ab 1782 mit den Mythen um die Templer und untersuchte Bezüge zum Freimaurertum (Loiseleur, Jules, La Doctrine Secrète des Templiers, 1873, S. 107). Besonders setzte sich ein österreichischer Diplomat und Orientalist namens Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall (* 9. Juni 1774 † 23. November 1856 in Wien) mit doch sehr abwegigen und kruden Thesen über die Templer in seinem Traktat Die Schuld der Templer, Wien, 1855 in erbitterten Widerstreit mit z.B. französischen Historikern wie Michelet und Raynouard. Sein Buch enthält gezeichnete Abbildungen von Reliefs, wie u.a. dieses:

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Hammer-Purgstall bezeichnet seine – wie zu erwarten – sehr umstrittenen Zeichnungen als archäologische Beweise der Götzendienste der Templer. Eins dieser Reliefs soll ein Kästchen aus Kalkstein geziert haben, das in der Gemeinde Essarois (21, Côte-d’Or) gefunden worden sei. Dieser Ort befindet sich tatsächlich in unmittelbarer Nachbarschaft der bekannten Templerorte im Bistum Langres, Voulaines-les-Templiers und Bure-les-Templiers (ca. 15-20 Km). Das ist aber auch schon alles. Die Kunstfertigkeit und Darstellungsweise enstpricht in keiner Weise dem, was ich an Steinmetzarbeiten aus dem Mittelalter allerorts gesehen und zum grossen Teil in dieser Webseite dargestellt habe.  Was auch immer das gewesen sein soll, es beweist nichts. Zumal die Sammlung des Duc de Blacas, in der sich diese Skulptur befunden haben soll, sich nicht mehr besichtigen lässt. Sie existiert nicht mehr (Loiseleur, S. 120).

Ich will mich diesem obsoleten Meinungsstreit an dieser Stelle nicht weiter widmen. Man sieht jedoch, dass die Phantasie der Menschen im 18. und 19. Jahrhundert – aus welchen Gründen auch immer – durch die Templer und ihr bis heute noch in vielem rätselhaftes Schicksal regelrecht befeuert wurde (vgl. Barber, die Templer, S. 285ff.).  Und so mag das vielleicht ein Grund dafür gewesen sein, dass man dem einen oder anderen Haus, dessen Grundsteinlegung im Mittelalter erfolgte, und über das nicht alles aus Urkunden bekannt war, eine Templerlegende andichtete.

Andererseits mag es auch gute Gründe dafür gegeben haben, dass sich – besonders in Deutschland – Urkunden über Templerbesitzungen oft nicht finden lassen.  Der Papst verfügte zwar 1314, dass die Güter der Templer im wesentlichen (ausgenommen derer, die sich auf der iberischen Halbinsel befanden) den Johannitern zu übergeben seien (Wilke, S. 605). Allerdings erfolgte die Übernahme in der Praxis keinswegs unproblematisch, insbesondere in dem politisch zersplitterten Deutschland nicht. So habe sich manche Privatperson den den Johannitern mit Rechtsstreitigkeiten widersetzt (a.a.O. S. 606 f.). Mächtige Dynasten erzwangen sich den Besitz an Templerburgen. (a.a.O. S. 609). Auch Landesherren und Klöster gingen nicht leer aus (ebenda).

So dauerte es bis in die fünfziger Jahre des 14. Jahrhunderts, bis der Besitzübergang mancher Templerstätten in Deutschland auf die Johanniter als Rechtsnachfolger vollzogen war. Zielenzig gelangte 1350, Süpplingenburg erst 1357 in die Hände von Foulques de Villaret, Großmeister der Johanniter zu der Zeit (Sarnowsky, S. 84 (in: Die Johanniter: ein geistlicher Ritterorden in Mittelalter und Neuzeit, Beck Verlag, 2011).  Manche Güter der Templer wurden schlichtweg von den Erben der Stifter eingezogen oder gar von Fürsten zur Weitergabe an Günstlinge enteignet (aaO). Das Klammern an Urkunden bringt bei solchen Vorgängen nicht viel ein. Denn Urkunden wurden im Mittelalter bekanntlich sehr häufig gefälscht oder vernichtet.

„Zeitweilig wurden ganze Serien von Falsifikaten hergestellt, z.B. durch den Bischof Pilgrim von Passau (971-991) und in der Abtei Fulda (um 1200) durch den Mönch Eberhard, der mit großer Geschicklichkeit die rechtliche Aufbesserung von alten Urkunden in Königsurkunden vornahm. Auch das Kloster Reinhardsbrunn in Thüringen, von dem 13 Falsifikate bekannte sind, stellte sich im 12. Jhdt., wenn auch vergebens, mit verfälschten Urkunden einer Gründung des Klosters Georgental in unmittelbarer Nachbarschaft entgegen, um diesen unliebsamen Konkurrenten auszuschalten. Vom Berger Kloster in Altenburg sind 23 Falsifikate bekannt. Sie reichen von der gefälschten, allerdings auf echter Grundlage beruhenden Gründungsurkunde über die gefälschte Hochgerichtsbarkeit bis zu fingierten Abgabeerhöhungen. In vielen Fällen wurde einer Fälschung eine andere entgegengesetzt, oder, wie es Hinkmar von Reims im 9. Jhdt mit Witz und Scharfsinn tat, die gleiche nochmals verändert. Doch nicht alle Schreiber, die eine Urkunde fälschten oder „verunechteten“, waren sich eines Verstoßes gegen die bestehende Rechtsordnung bewusst, obwohl auch im MA Urkundenfälschungen unter Strafe gestellt waren, wie u.a. der Schwabenspiegel und besonders auch das kanonische Recht ausweisen. Und trotzdem sind uns aus dieser Zeit nur wenige Strafprozeßakten, gemessen an der hohen Zahl der Fälschungsdelikte, überliefert“ (aus: Quirin, 1985, Bemerkungen zum Problem der Urkundenfälschung im Mittelalter).

Nach alledem lässt sich nicht ausschliessen, dass der Volksmund sich im Hinblick auf das eine oder andere „angebliche“ Templerhaus noch zurecht an die früheren Herren erinnerte. Und dass diese Erinnerung die Zeiten überdauerte und sich nicht darum scherte, dass irgendeine neue Herrschaft frühere Templerbesitzungen mit allen erdenklichen redlichen oder unredlichen Mitteln an sich gerissen haben mag.

Mit solchen Überlegungen alleine lässt sich nichts gewinnen, das ist pure Spekulation. Die Forschung wäre aber gut beraten, mehr über den Ursprung der Legenden in Erfahrung zu bringen, bevor man so etwas als unbeachtlich abtut. Steht fest, dass die Erwähnungen tatsächlich erst im 18. Jh. einsetzen, so wird es sich wohl nur um eine romantische Zuordnung der genannten Modewelle handeln. Die Aufklärung, aber auch das Freimaurertum und die Romantik machten die Templer, die seit der Vernichtung ihres Ordens dem Vergessen oder der Verachtung anheimgefallen waren, erst wieder salonfähig. Reichen die Volksmund-Zuordnungen bis ins ausgehende Mittelalter oder in die beginnende Neuzeit zurück, muss man die Sache gewiss ernster nehmen und die Quellen sorgfältig und ergebnisoffen studieren.

Was gab es sonst noch zu sehen, in der Gegend vom Erbacher sogenannten Templerhaus?

Eine römische Villa aus dem 2. Jahrhundert, anzusehen in einem schönen Freilichtmuseum:

DSC_0113Römische Villa Haselburg, 64739 Höchst im Odenwald

DSC_0120rätselhaftes Detail der Anlage (wofür das wohl gut war? )

Und ein paar Kilometer weiter dieses Kleinod, oder eher ein „Großod“

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Die Einhardsbasilika in Steinbach, einem Ortsteil von Michelstadt im hessischen Odenwald, ist ein Kirchenbau aus dem 9. Jahrhundert. Die gut erhaltene Basilika gilt als außergewöhnliches Bauwerk und wegen des noch zum Großteil erhaltenen karolingischen Mauerwerks im Bereich des Mittelschiffs, des nördlichen Nebenchors und der Krypta als eines der wenigen Beispiele karolingischer Baukunst in Deutschland. Ihr Name bezieht sich auf ihren Erbauer Einhard, den Ratgeber Karls des Großen und Ludwigs des Frommen. (wikipedia)

2011 Niedersachsen, Sachsen-Anhalt

Weitere Templerorte in Deutschland

Ich wurde vor einigen Tagen von einem Leser meiner Seite angesprochen, ob ich denn noch nichts von den Templerkirchen in Süpplingenburg und Mücheln gehört hätte, wenn ich schon über die Templer in Deutschland Untersuchungen anstellen würde. Meine diesbezügliche Seite von 2006 hatte da noch die Überschrift Templer in Deutschland. Ich hab das jetzt geändert und möchte an dieser Stelle allgemein darauf hinweisen, dass es schwer bis unmöglich ist, einen auch nur einigermassen kompletten „Katalog“ von Templerniederlassungen  herzustellen. Mein Leben würde dafür nicht ausreichen, es sei denn, das mit dem Lottogewinn würde endlich einmal klappen.

Jeder Autor, der sich mit dem Thema befasst, stösst irgendwann einmal an diese Grenze. Zum einen wird man feststellen müssen, dass reine Schreibtischarbeit nicht ausreicht, weshalb ich mich schon von Anfang an dazu entschieden habe, nur von solchen Orten zu berichten, die ich selbst bereist habe. Zum anderen muss man eine Vorauswahl der Orte treffen, die in einen solchen Katalog aufzunehmen sind. Manche Autoren listen Ortsnamen auf, in denen den Ordensrittern vielleicht nur mal eine Mühle oder ein Acker gehört hat, andere Autoren bezeichnen jede Templerkapelle schon als Komtureisitz. Es gibt brauchbare und fast komplette regionale Untersuchungen (z.B. Legras für die Charentes und Miguet für die Bourgogne) und unzählige Bemühungen um einigermassen vollständige Listen im Internet, etwa die Site meines Bekannten Christophe Staf: www.templiers.org oder diese Site: www.templiers.net, dessen Betreiber leider auf Zuschriften nicht reagiert. Aber auch die Verfasser dieser Sites haben keine Chance, alle die beschriebenen Orte persönlich aufzusuchen und die in der Literatur gehandelten Angaben vor Ort zu überprüfen. Ein kompletter Templerkatalog wäre eine grosse Herausforderung,  ein rechtes Jahrhundertwerk, und ich bedauere, dass ich erst so spät damit angefangen habe.

Aber zurück zum Thema. Ich nahm den Hinweis gerne auf und benutzte eines der Wochenenden mit sog. Brückentag dazu, den längst überfälligen Abstecher zu den Templern nach Norddeutschland zu machen.

1. sog. „Tempelhaus“ in Hildesheim

Ob die Templer überhaupt jemals in Hildesheim ansässig waren, ist in der Literatur seit langem umstritten:  www.templerlexikon.uni-hamburg.de/Hildesheim.pdf. Das an dem wunderschönen Marktplatz von Hildesheim stehende Tempelhaus, das früher im Volksmund auch Tempelherrenhaus genannt wurde ist sehr beeindruckend, hat aber wohl nichts mit dem Tempelorden zu tun   ( http://de.wikipedia.org/wiki/Tempelhaus_%28Hildesheim%29).  Es ist erst nach dem Ende des Templerordens erbaut worden, steht aber an der Stelle eines früheren Gebäudes. Die meisten Wissenschaftler geben auf Volksmund-Erwähnung nichts, wenn es keine entsprechenden Urkunden oder Dokumente gibt. Natürlich sind viele Urkunden verloren gegangen und gerade im Zusammenhang mit dem untergegangenen Ritterorden wahrscheinlich sogar absichtlich unterdrückt worden und so gibt es – nicht nur in Deutschland – einige Unklarheiten, wie der Volksmund dazu kommt, manche Gebäude beharrlich den Templern zuzuordnen, obwohl wissenschaftliche Beweise fehlen. Wir sehen das Phänomen in Deutschland etwa auch noch bei dem Tempelherrenhaus in Köln und in zwei Orten des Odenwaldes, Erbach  und Amorbach (Original erhalten, eines der ältesten Fachwerks- und Profanbauten in Deutschland) und eben hier in Hildesheim:

sog. „Tempelhaus“31134 Hildesheim

Es war sehr schön auf diesem Marktplatz, ein mit Schnitzereien überladenes Fachwerkhaus stiehlt dem nächsten die Schau, traumhaftes Wetter und ein Jahrmarkt, der keine Wünsche offenliess. Ich machte mich auf zu meinem Nachtquartier in Königslutter. Dort gibt es einen Kaiserdom, mit einem der wohl eigenwilligsten romanischen Portale Deutschlands.

Basilika, 38154 Königslutter

und eine Stadtkirche, die mit „Templerornamenten bespickt“ ist, aber nach Aktenlage wohl nichts mit dem Templerorden zu tun hatte.

Agnus Dei und „Templerkreuz“, Stadtkirche, 38154 Königslutter

Steinkreuz, Stadtkirche, Königslutter

Solche wohl als Grenzsteine benutzten Steinkreuze habe ich  in der Nähe von Templerniederlassungen im Languedoc gefunden. Ich halte das hier nur fest und möchte damit nicht etwa zur Bildung von Legenden beitragen. Auf dem Marktplatz von Königslutter steht ein Mast mit den Winpeln und Wappen von Vereinen und der umliegenden Orte. Der Ort Gross-Steinum hat etwa als Wappen das Malteserkreuz der Johanniter, weisses Zackenkreuz auf rotem Grund. http://www.gross-steinum.de .

2. Süpplingenburg

Am nächsten Morgen traf ich mich mit meinem „Informanten“ in der einige Kilometer von Königslutter entfernten Ortschaft Süpplingenburg, Herrn Michael Stiewe, der vor Ort gern äusserst sachkundige Führungen – natürlich nach Anmeldung – übernimmt und der praktisch jeden Stein der Templerkirche in Süpplingenburg kennt. Sein Enthusiasmus, seine Sachkunde und seine regelrechte Leidenschaft für die Historie seiner Heimatstadt formt in mir den innigen Wunsch, dass sein Traum von einem kleinen Heimatmuseum unter seiner Leitung mit Unterstützung der richtigen Personen dereinst einmal Wirklichkeit werden möge. Die Gemeinde hätte einen grossen Nutzen davon, denn die Templerkirche von Süpplingenburg ist eine echte Attraktion, die viel zu wenig beworben und bekannt gemacht wird.

St. Johannes-Basilika, 38376 Süpplingenburg

Dieser Ausschnitt der Südfassade zeigt orientalisch anmutende Köpfe. Nach Ansicht des Autors Friedrich Bernd weisen diese noch erhaltenen Schmuckformen auf die Templer hin. Man erkenne spätantike, orientalische und normannische Einflüsse an den Gesichtszügen, Barttrachten und Kopfbedeckungen (Bernd, Friedrich, Die Stiftskirche und spätere Ordenskirche der Tempelritter auf der Stammburg Kaiser Lothars von Süpplingenburg, in Braunschweigisches Jahrbuch, Band 63, S. 31ff, S. 41. Der Aufsatz wurde mir freundlicherweise von Michael  Stiewe überlassen .

Detail vom Nordportal

Dieses Foto zeigt sicher kein Ornament aus der Templerzeit. Die Arbeit ist vergleichsweise modern. Die neuzeitlichen Steinmetze könnten sich aber am vorher dort vorhandenen Ausgangsmaterial orientiert haben und das könnte für mich eine lange schon offene Frage bezüglich der Ornamente der Templer – falls es so etwas überhaupt gibt – klären.  Die runden Ornamente stellen offensichtlich eine geschlossene und eine sich gerade schliessende Blüte dar, nach Meinung Michael Stiewes ein Symbol für Alpha und Omega, den Beginn und das Ende des Seins. Der Sichtweise schliesse ich mich gerne an und verweise auf ein damit wohl endlich zu klärendes  Ornament der Templerkapelle in Cressac:

Fresko, 13. Jh.

chapelle des Templiers de CressacCressac-St. Genis, 16 Charente

Die Ähnlichkeit der beiden kreisförmigen Symbole mit den Punkten in den unteren Kreuzvierteln und dem oben gezeigten Portal dürfte eine schlüssige Erklärung liefern, dass hiermit ebenfalls Blüten symbolisiert werden sollten. Es ist mindestens eine brauchbare Hypothese.

Weltweit einzigartig dürfte folgendes Ornament an der Decke des südlichen Querhausflügels sein: Vier sogenannte Patriarchenkreuze, ins Kreuz zueinander gestellt.

Decke des südl. Querhausflügels, Basilika Süpplingenburg

Zum Schluss noch ein Blick in das innere der recht bunt gestalteten Basilika. Die Neigung der Wände zeigt, dass die Erbauer hier gegen einen anspruchsvollen Untergrund anzukämpfen hatten. Süpplingenburg kommt von Sumpf. Nicht das erste mal, dass die Templer solch problematisches Terrain „erbten“ und gezeigt haben, dass sie mit den Tücken ganz gut zurechtkamen. Der Autor Bernd (aaO) meint, hier armenische Architekturelemente zu erkennen.

Es wurde Zeit, hier aufzubrechen und dem Land Niedersachsen den Rücken zu kehren, denn ich hatte vor auf der Rückfahrt nach Frankfurt noch eine Templerlocation in Sachsen-Anhalt zu besichtigen, was ich ebenfalls schon lange vorhatte.

3. Mücheln

Über Helmstedt fuhr ich also zunächst nach Osten, vorbei an den Templerorten Haldensleben und Magdeburg, die ich dieses Mal nicht besuchen konnte, und dann nach Süden, Richtung Halle. Mücheln ist wohl die am besten in ihrem Originalzustand erhaltene Templerkirche in ganz Deutschland. Die Bauzeit wird mit 1260 bis 1280 angegeben (Lehmann – Patzner, die Templer in Mitteldeutschland, S. 87). Der Baustil des Kirchengebäudes ist rein gotisch. Lediglich die Architektur des Dachstuhls erscheint mir nachträglich errichtet.

Liebfrauenkirche Mücheln06198 Wettin

Templerkirche Mücheln, Westfassade mit (begehbarem) Treppenturm

Fresko im Innern

Ostchor

gotisches Südportal

Beschreibung im Dachstuhl des Gebäudes

2008 Brandenburg

Die Templer in Brandenburg

Wir haben früher schon gezeigt, dass die Tempelritter sich auch im Osten Deutschlands niederliessen, wenngleich auch wesentlich spärlicher als in Frankreich und später als in anderen Teilen des Deutschen Reiches. Man wird sagen können, dass die Ausbreitung des Templerordens nach Osten hin erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts einsetzte. Das flache Land Brandenburgs war so gut wie nicht besiedelt. Die Schenkungen von Ländereien der Fürsten und der Bischöfe an den Orden geschahen danach nicht so ganz uneigennützig, denn die Templer – die sich wohl als geschickte Agrarwirtschaftler schon lange einen guten Ruf gemacht haben – mußten sich, wie so oft, die ihnen zugewiesenen Ländereien erst urbar machen.

Das galt schon für die Templerorte im Süden Berlins, wie TempelhofMariendorf und Marienfelde. Aber auch für die Templerorte, die ab 1230 zwischen Berlin und Küstrin/Kostrzyn im sogenannten Land Lebus (heute eine kleine Gemeinde an der deutsch/polnischen Grenze, zwischen Frankfurt an der Oder und Küstrin) entstanden. Der Bischof Laurentius von Lebus übertrug 1229 die ersten Grundstücke an die Templer und bis 1250 entstanden 6 Niederlassungen im Bereich westlich der Oder. Die Templer stifteten Teile der Einnahmen aus diesen Gütern der Kathedrale von Lebus und erhielten wiederum das Recht, die Kathedrale zu besetzen und sich Einnahmen aus Messen zu sichern. Die Schenkungen an die Templer wurden 1244 zunächst durch den Nachfolger des Bischofs, Heinrich der I. und im Jahre 1247 durch Papst Innocenz IV. bestätigt. Eine Urkunde vom 18.01.1247 erwähnt die Kommende Lietzen sowie die dazugehörigen Güter Heinersdorf, TempelbergMarxdorfNeuentempel und einen Ort Colaz, der heute nicht mehr existiert.

(Lehmann/Patzner, Die Templer im Osten Deutschlands, Eigenverlag, Erfurt 2005) 

1.  Tempelberg

Etwa 60 Kilometer östlich von Berlin, etwa entlang der B1, der Bundesstrasse, die heute Berlin mit Küstrin verbindet, reihen sich diese Orte auf, wobei sich wieder das Bild einer Perlenkette aufdrängt. Die kleine Gemeinde 15518 Tempelberg erreicht man über eine alte, mit Basaltsteine gepflasterte Strasse

Unmittelbar vor dieser wunderschönen, aus Feldsteinen im 13 Jh. errichteten Kapelle, die mit einer Feldsteinmauer umgeben ist, findet sich ein großer künstlicher Teich, typisch für Templeranwesen. Die Templer hatten – wie schon mal bemerkt – einen verbindlichen (und großzügigen) Speiseplan einzuhalten, der mehrmals pro Woche Fischgerichte vorsah.

Dieses Kreuz,  dass sich an der Südseite neben einem zugemauerten Eingang befindet, verweise auf die Templer. Nun, indirekt vielleicht, aber es ist nicht das Templerkreuz. Es ist vielmehr das sog. Kreuz von Jerusalem, das von Godefroi de Bouillon 1099 nach Jerusalem gebracht wurde. Es wurde das Wappen des Königreiches von Jerusalem und das des Ritterordens des heiligen Grabes von Jerusalem, einer (kleinen) weiteren Konkurrenzorganisation der Tempelritter.

Blick auf die Tempelberger Kapelle von Ost-Nord-Ost. Es heißt, es gäbe keine Beweise, dass die Templer diese Kirche errichtet hätten.  Dieser Anblick ähnelt aber sehr stark dem entsprechenden Anblick der Templerkapelle von Marienfelde (Berlin).  Das erste Indiz, um sich über ihre Herkunft sicher zu sein. Wer soll sie sonst erbaut haben, wenn die Templer erst in die Gegend gelockt wurden, weil sie menschenleer war? Benutzt haben die Templer diese Kapelle mit Sicherheit, denn sie waren -was urkundlich belegt ist – in des Gegend ansässig und es gibt keine weitere Kapelle im Ort. Ausserdem weiß man aus Urkunden, dass den Templern die Einnahmen aus dieser Kirche zuflossen, also werden sie einen Kaplan aus ihren Reihen abgestellt haben, auch wenn Tempelberg keine eigene Komturei unterhielt, sondern vielmehr der von Lietzen unterstellt war.

2. Marxdorf

Luftlinie nur einige Kilometer weiter östlich, über Strassen 18 Km, stösst man auf den Templerort 15306 Marxdorf. Urkundlich erstmals 1244 als Templerbesitz erwähnt, hieß der Ort früher  „Marquardestorp“. Er befindet sich 1 km südlich der B1. Es ist unklar, wie früher die Fernstrasse verlief. Die Templerorte liegen in der Luftlinie fast exakt in einer Reihe, die – fortgesetzt gedacht – in der nächsten östlicheren  Templerkomturei Quartschen (heute in Polen: Chwarszczany) herauskommen würde. Ich vermute daher, dass die Fernstrasse in die Mark Brandenburg früher einen anderen, wenige Kilometer südlicheren Verlauf innehatte.

Das Gebäude ist im Kern aus dem 13. Jh., ebenfalls aus Feldsteinen errichtet. Der Turmaufsatz aus Ziegeln mit der Aussichtsgalerie ist aus dem 19. Jh. Die Kapelle ist nachweislich von den Templern errichtet worden. Sie hat – untypisch für die Gegend – keine halbrunde Apsis, sondern einen geraden Abschluß als Ostwand, in dem ein schmales Rundbogenfenster aus der Templerzeit enthalten ist.

Jonanniterkreuz über dem Westportal der Templerkapelle in 15306 Marxdorf

Der „erste Stock“ des Kirchturms stammt aus der Templerzeit. Saubere Feldsteinquadertechnik zeigt das an. Der hier gezeigte „zweite Stock“ muß ein Aufsatz aus späterer Zeit sein, denn die Mauertechnik ändert sich stark (Bruchsteinverwendung = Kosten- und Zeitersparnis, erst möglich durch Verbesserungen am Mörtel)

3. Neuentempel

Wieder 10 Km weiter  ostnordöstlich gelange ich in die Gemeinde 15306 Neuentempel, eine ebenfalls nachweislich von den Templern angelegte Kirche.

Wir sehen hier aus der ersten Bauphase (akkurat behauene Feldsteine) ein rechteckiges Kirchenschiff. Der Turm ist etwas „schlampiger“ zusammengebaut und stammt danach wohl aus späteren Jahrhunderten. Die verputze Vorhalle ist neuzeitlich, das grosse Fenster stammt wohl aus der Barockzeit.

4. Lietzen

Etwas südlich der gedachten Linie der Templerorte Tempelberg, Heinersdorf, Marxdorf und Neuentempel findet man die Komturei Lietzen, der die genannten Orte untergeordnet waren.

Die Kapelle der Komturei 15316 Lietzen, Südseite

Scheune der Komturei in Lietzen, angeblich erst im 14. Jahrhundert erbaut. Ich meine, dass die unteren Bereiche des Mauerwerks und manche Fensterstürze auch eine frühere Datierung zulassen.

Chorapsis der Templerkapelle aus Ost-Süd-Ost. Ganz sicher nicht aus der Templerzeit. Man sieht deutlich spätgotische Elemente.

Südliche Mauer der riesigen Komturei, sicher aus der Templerzeit

Wie gehts weiter, Richtung Osten?

Östlich der Oder, im heutigen Polen, richteten die Templer ebenfalls Komtureien ein und dies sogar etwas früher als  die letztgenannte Komturei Lietzen. Dort befinden sich etwa die Templerkomturei Rurka (Rörchen)  mit dem Templerort Swobnica (Wildenbruch) und Komturei Chwarszcany (Quartschen), beide in der Wojwodschaft Zachodniopomorskie  (Westpommern), sowie die Komturei Sulecin (Zielenzig) in der Wojwodschaft Lubuskie (dem alten Land Lebus) . Von dort gibt es jeweils interessante Fotos von sichtbaren Überresten des Ordens zu holen.

2007 Süddeutschland

3. Die Templer in Süddeutschland

 

Eine Quelle der Templeranwesen in Deutschland liefert Ferdinand Wilcke in seinem immer noch unübertroffen zuverlassigen Grundlagenwerk über die „Tempelherren“, 2. Aufl. 1860 das oben bereits zitiert wurde. Er schöpfte der Sekundärliteratur nach aus Grundlagen, die ihm umfangreich in Form vieler Originaldokumente zur Verfügung gestanden haben sollen. Da ihm häufig Manuskripte mit alten Handschriften vorlagen, schlichen sich zahlreiche Schreibfehler ein.

Wir hatten oben schon gesehen, dass es im Bereich Hohenlohe kein „Wölfingen“, so aber Wilcke, aaO gibt und auch nicht gab, wohl aber ein Gemeindeteil von Boxberg mit dem Namen Wölchingen. Für BAIERN gibt er u.a. Altmühlmünster an, für FRANKEN einen Ort Moosbrunn in der Diözese Eichstädt und ein PLOFELDEN im Bereich Hohenlohe, Franken.

Kein Atlas, kein Ortsnamenregister listet Gemeinden oder Gemeindeteile Moosbrunn oder Plofeld. Altmühlmünster gibt es. Bei Ingolstadt in der Nähe der Autobahn Frankfurt-München. Da konnte ich letztes Jahr mal eine kurze Pause einlegen.

 

Altmühlmünster (Bay.)

Jawoll, von der Landesarchäologie bestätigt, eine ehemalige Komturei der Tempelritter. Man kann die Größe des Areals noch erahnen.  Jedenfalls der Chor dieser Kirche dürfte aus der Templerzeit stammen. Der Turm und die Anbauten erfolgten viel später.

Moosbrunn heißt heute Moritzbrunn. Ein Ort dieses Namens gibt es tatsächlich im Bistum Eichstätt, sogar ganz in der Nähe von Eichstätt selbst. Die Osterferien verbrachten wir sowieso in Mittelfranken, Bereich Hesselberg und Brombachsee. Die Nahbereichsuche in einer Detail – Karte ergab einen Flecken „Tempelhof“ in der Gemeinde 85111 Adelsschlag. Das galt es zu erkunden.

Nicht allzuweit weg davon liegt die Stadt Weißenburg, von der man weiß, dass die Römer ein großes Limeskastell dort errichteten. In unserer Pension am Hesselberg bin ich schon informiert worden, dass der sog. rätische Limes die ganze Region von West nach Ost durchzieht. Ich beginne zu überlegen, ob es da irgendeinen Zusammenhang geben könnte. Dann verwarf ich die Idee zunächst.

Einige Tage später fiel mir aber wieder ein, dass bei den beiden unmittelbar gegenüber auf beiden Rheinseiten befindlichen Templerkomtureien Bad Breisig und Bad Hönnigen der Lime knapp südlich davon beginnt.

 Rekonstruierter Limes-Wachturm, 2 km unterhalb von Bad Hönningen am Rhein

Und dann kam eins zum anderen. Kleinwallstadt, das oben schon mal gezeigte Templerhaus, liegt direkt am Main. Zwischen Aschaffenburg und Miltenberg. Dort bildete der Main die Grenze des römischen Reiches. Gelnhausen, dort sollen lt. Wikipedia die Templer etwas unterhalten haben, das paßt auch. Altmühlmünster auch ganz in der Nähe zum Limes. Am Altmühlsee läuft der Limes südlich und als ich aufmerksam mit dem Finger auf einer guten Karte dem Verlauf folgte, fand ich einen Ort PFOFELD, 1 km südlich vom Limes.

Sollte es sich dabei um Wilckes Plofelden handeln? Es tauchten mehr Rätsel als Lösungen auf, am Altmühlsee gibt es noch ein Pleinfelden, ganz in der Nähe. Dazwischen: Thannhausen. Dort lebte der sog. Thannhäuser, ein Schüler des Dichters und Templerverehrers Wolfram von Eschenbach.

Jetzt wurden mir die ganzen „Zufälle“ etwas zu viel. Also bitte eins nach dem anderen. Zunächst mal versuchte ich, die von mir geprüften süddeutschen Templerstätten in eine Limes-Karte einzuzeichnen.

Das sieht wirklich nicht nach Zufall aus. Aber von einer Antwort bin ich meilenweit entfernt. Gab es vielleicht eine Gebietsabsprache, etwa mit den Deutschordensrittern, die tatsächlich eher nordöstlich vom Limes ihren Schwerpunkt hatten? Beruht es auf einer planvollen Ausnutzung etwa noch vorhandener Verkehrswege oder sonstiger Einrichtungen der Römer? Hat es was mit der früheren Kulturgrenze zu tun?

Gelesen habe ich darüber noch nichts. Wie es aussieht, hat diesen eventuellen Zusammenhang noch niemand zuvor bemerkt oder untersucht.  Zufällig fand ich bei der Reisevorbereitung noch einen weiteren Flecken des Namens Tempelhof im Bereich Crailsheim, Schwäbisch Hall.

Die gesamte Anlage, die von der Größe her einer gewöhnlichen Templerkomturei entspricht, ist in den dreißiger Jahren komplett umgebaut worden und ist heute eine Wohlfahrtseinrichtung. Das einzige, was ganz zart an die Templer erinnert, sind die drei Fenster der Kapelle und das zisterziensische Turmreiterchen darüber. Offenbar hatte der Architekt etwas Mitleid….

Aber: Auch diese Stätte ist in relativer Nähe zum Limes, vielleicht nicht unmittelbar.

Der Tempelhof bei Moritzbrunn erwies sich als gewöhnlicher Bauernhof, ein Herrenhaus aus dem 16 Jahrhundert, sonst nur moderne Zweckbauten.

Die Eigentümer bestätigten, dass es dem Ritterorden gehört hatte. Danach sei es ans Bistum Eichstätt und ein Nonnekloster in der Gegend gegeben worden. Das einzige Gebäude aus dem Mittelalter ist eine Ein-Mann-Kapelle am Rand der Anlage mit einem gotischen Kreuzrippengewölbe innen.

Das heißt, es muß eine unselbständige Einrichtung gewesen sein, denn nur wo ein Kaplan vorhanden war, durften die Templer eigene Gottesdienste in ihren Komtureien halten. Es muß also noch eine Templereinrichtung ganz in der Nähe sein. Ich dachte nämlich zunächst, das Tempelhof bei Moritzbrunn sei die ehemalige Komturei Moosbrunn. Also steuerten wir Moritzbrunn an. Auch nur ein Gehöft. Besucher nicht willkommen.

Wären wir zwei Wochen später gekommen, hätten wir nichts gesehen, alles wäre zugewachsen gewesen. So gelang uns durch die Büsche gerade noch eine sensationelle Aufnahme:

Volltreffer: Komturei Mosbrunn in Franken, gotische Chorapsis. Drei Fenster. Na bitte.

Und was ist jetzt mit dem Pfofeld? Waren dort Templer? Offiziell wird nichts dazu mitgeteilt. Die Broschüren schweigen. Es gibt dort eine romanische St. Michaeliskirche, die älteste Kirche im Altmühlgebiet. 1130 gebaut. Vielleicht noch ein bißchen früh für die Templer.

Vor dem Turm befindet sich noch eine halbrunde romanische Apsis. In der Kirche gibt es Ausmalungen aus der Mitte des 15 Jahrhunderts. Mmmh, zu spät für die Templer. Aber das hier

Innenausmalung St. Michaelis, Pfofeld

kommt mir doch sehr bekannt vor, nämlich aus der Templerkapelle von Laon in der Picardie:

Aber ist das ein Beweis? Was bedeuten diese Arme? Ist das etwas, was man allerorten in Kirchen findet? Wir fanden es sonst noch in St. Matthieu, Perpignan, an der Stelle wo die Templer ihr Stadtquartier hatten, ausserhalb der Stadtmauern. Aber das Bild stammte dort auch nicht aus der Templerzeit. Fragen über Fragen.

Ausserhalb vom Pfofeld befindet sich noch die Ruine einer Kapelle, wahrscheinlich aus dem 14 Jahrhundert, heißt es in der Broschüre. Ich glaube das nicht. Ich meine, sie ist von 1200+/-, was man  an den unfertig wirkenden Tür- und Fensterstürzen sehen kann. Legenden über einen Heilbrunnen und ein Kreuzwunder gibt es. War das die Templerkapelle von Pfofeld? (Für etwaige Rückmeldung von informierten Heimatforschern wäre ich sehr dankbar)

Dass Pfofeld direkt am Limes liegt, ist erwiesen. Der etwaige Templerbezug nicht, aber er ist auch nicht unwahrscheinlich, zumal die Stätten Tempelhof bei Kressberg, Pfofeld, Tempelhof+Moritzbrunn sowie Altmühlmünster jeweils ca 40 Kilometer auseinanderliegen, eine typische Tagesetappe. Und in dieser Kette würde Pfofeld an seinem richtigen Platz liegen. Es gibt also ne Menge Indizien, vielleicht gelingt mir ja auch irgendwann einmal der Vollbeweis.

Römerturm, Basis, zwischen Pfofeld und Thannhausen

Sitz des „Deutschordenritters“ Thannhäuser, der Gasthof steht an der Stelle seines Hofes

Wolframs Eschenbach liegt übrigens ganz in der Nähe, etwa 30 Kilometer nördlich. Dort lebte er, der Grals- und Templerdichter, der Schöpfer der mittelalterlichen deutschen Gralsmythen. Wer war er? Ein Visionär? Hat er nur irgendetwas von anderen abgeschrieben? Oder hatte er Wissen? Gab es seinen nahöstlichen Informanten, von dem er das Geheimnis des Grals erfahren hat? Jedenfalls ist es sein Wille, dass der Gral zu allen Zeiten von seinen Templeisen geschützt wird.

Und wenn man jetzt – vor Ort – zufällig erfährt, dass Wolfram seine Kindertage in Eschenbach in unmittelbarer Nähe zu den Tempelrittern in Moritzbtunn und vielleicht auch Pfofeld verbracht hatte, dass diese Rittertruppe eine für ihn unmittelbare reale Angelegenheit war, wer weiß, vielleicht ist noch etwas mehr dran?

2006 Deutschland

Einige ausgewählte Anwesen der

Tempelritter in Deutschland

Die Tempelritter waren in Frankreich weit verbreitet, aber nicht darauf beschränkt.  Vor allem in den spanischen Königreichen, in Portugal, auf der italienischen Halbinsel und in England faßte die Truppe nach und nach Fuß. Über Lothringen, Burgund, Luxembourg und Elsaß, was damals alles noch zum sog. Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehörte, verbreiteten sie sich im Laufe der Zeit auch in Deutschland, hier allerdings nur spärlich.

Auch hier ist die Spurensuche nicht immer leicht. Historiker machen unterschiedliche, z. T. widersprüchliche Angaben. Wirklich gesicherte Spuren gibt es in Roth an der Our,  in Bad Breisig und in der Nähe von Bad Kreuznach. Der „Hof Iben“ war eine Templerkomturei mit ausgedehnter Landwirtschaft. Der Hof war damals mit einem wassergefüllten Graben umgeben. Das meiste ist nicht mehr vorhanden.

Nur noch der Chor der ehemalige Templerkirche ist übriggeblieben und findet sich in mitten von Stallungen, Wirtschafts- und Wohngebäuden eines noch immer bewirtschafteten Bauernhofes:

Auch dadurch, dass das Langhaus der Kirche komplett fehlt, sieht das Gebäude irgendwie merkwürdig aus.

Drinnen eine etwas beklemmende Atmosphäre. Während man sich fragt, warum sich ein Unbehagen einschleichen könnte, fällt der Blick auch mal an die Decke. Na ja, nickt man, so ein Osterlamm halt, auf dem Schlußstein. So was gibt es doch oft, nicht?

Na, man sehe mal genau hin. Das hier sieht aus, als hätte man ihm die Beine gebrochen und den Hals zum Himmel hoch herumgedreht. Ganz und gar unnatürlich verrenkt. Das rechte Vorderbein ist über das linke gekreuzt.

Die Darstellung erinnert an die Templerkapelle in Laon. Dort gibt es ebenfalls im Schlußstein dieses Agnus Dei Symbol. Der Spruch aus der Bibel dazu lautet:

agnus dei, qui tollit peccata mundi misere nobis

Übersetzung: „Lamm Gottes, das die Sünden der Welt auf sich nimmt, erbarme dich unser

Nach Ansicht vieler Forscher ist dieses Agnus Dei Symbol ein bevorzugtes Motiv der Templer gewesen. Sie hätten diesem Symbol besondere Verehrung entgegengebracht. Die Komturei von London hielt sich das Zeichen als Wappen und ein recht bekannter Präceptor der Provence, Roncelin de Fos hatte das Symbol als persönliches Siegel.

Es wurde oft gerätselt, ob es dem französischen König gelungen sein mag, zumindestens Teile des templerischen Barvermögens in die Hand zu bekommen. Ich bin da relativ sicher. Zum einen hatte er sich durch die Verhaftung der Ritter die Rückzahlung erheblicher Schulden erspart. Zum anderen hatten die Templer nicht nur einen zentralen Templerschatz sondern überall in ihren Aussenstellen Depots. Das eine oder andere davon mag dem König in die Hände gefallen sein. Aber nicht die „Hauptkasse“. Ebensowenig die Aktenarchive, alles bis heute verschwunden.

Fakt ist jedenfalls, dass Phillip IV von Frankreich nicht vor 1311, also vier Jahre nach der Festsetzung der Templer eine Goldmünze in Umlauf brachte, die erstmals auf einer französischen Münze das Agnus Dei zeigt:

Die Umschrift lautet: + AGN DI QUI TOLL PCCA MUDI MISERERER NOB +

Ist das ein Zeichen der Frömmigkeit dieses angeblich so inbrünstig gläubigen Königs? Gar eine Hommage an seine tatsächlich viel frömmere Gattin? Oder etwa nur blanker Zynismus: Seht her, ich habe die Templerkohle gekrallt und nun ist sie mir? Eine kleine feine Beobachtung am Rande: Bei den Templern trägt das Lämmchen ein Wimpel mit dem St. Georgskreuz. Philipp hat seinen Namen unter das Lamm schreiben lassen „Ph.REX und oben statt eines Wimpels die Lilien des Königshauses.

Kann jemand wirklich fromm sein und gleichzeitig daran glauben, dass Gott den brennenden Scheiterhaufen schon auslöschen wird, wenn tatsächlich mal ein Unschuldiger angezündet worden ist? Na, lassen wir das….

In Mainz gab es eine große Komturei, direkt am Rheinufer. Das Templergässchen und die Templerstrasse erinnern heute daran. Gebäude sind nicht mehr auszumachen, auch wenn sich ein Gastwirt rühmt, in seiner Gaststätte sehe man eine Mauer aus der Zeit.

Wenden wir uns weiter nach Osten und kommen entlang der Siegfriedsstrasse von dem Hunsrück in den Odenwald. In Amorbach gibt es das sogenannte Templerhaus. Es ist jedenfalls eines der ältesten Profanbauten Deutschlands. Wie man sieht, ist es fast so wehrhaft wie eine Burg gebaut. Das Steinfundament ist aus 1200. Der Fachwerkaufsatz und die Fenster sind später zugefügt worden. Die Landesarchäologie hat das Haus noch nicht als Templerbesitz bestätigt, aber es gibt ein entsprechendes Hinweisschild.

Die Rätsel um das geheimnisvolle Templerhaus werden noch angeheizt, durch den Umstand, dass sich in wenigen Kilometern (nur Luftlinie!) auf einer Anhöhe eine versteckte Burgruine befindet, die sogenannte Wildenburg. Nach der Legende gibt es zwischen der Wildenburg und dem Templerhaus einen Geheimgang.

Es ist gesichert, dass Wolfram von Eschenbach Vasall der Herrschaft war, zu deren Besitz auch die Wildenburg gehörte. Daß er sich häufig im Odenwald aufgehalten haben wird, ist sehr wahrscheinlich. In seinen Werken beschreibt Wolfram von Eschenbach einen großen Kamin in einer Burg. In der Burgruine Wildenberg gibt es einen auffallend großen Kamin, Reste davon sind noch gut zu erkennen:

Fachleute sind deshalb vielfach davon überzeugt, dass es tatsächlich dieser Kamin ist, der beschrieben wird. Ist dann die Wildenburg die sagenumwobene Festung auf dem „Muntsalwesch“? Ist dass eine Verballhornung des frnz. mont sauvage , einem wilden Berg?

Tja, wenn das nur so leicht wäre… Wolframs Epos spielt eher in Katalonien. Da er selbst dort vermutlich niemals war, hat er sich halt Anregungen daheim geholt. Die Wächter des Grals bezeichnet von Eschenbach jedenfalls als die „Templeisen“, womit unstreitig die Tempelritter gemeint sind.

Reisen wir weiter an den Main. Dort treffen wir auf Kleinwallstadt und auf ein Haus aus dem dreizehnten Jahrhundert, welches schon seit mehreren Jahrhunderten das Templerhaus genannt wird. Es ist sicher auch eines der ältesten nicht sakralen Gebäude in Deutschland. Hinweistafeln beschreiben, dass von dem Templerhaus unterirdische Gänge wegführen, einer zur sog. Ölbergkapelle (ein Nachfolgerbau aus dem 18 Jhrh. steht jetzt dort.)  Ein weiterer soll zu einer legendenumwobenen Schlossruine führen. Die Landesarchäologie hat das Haus bisher noch nicht als Templeranwesen bestätigt, aber die Fachleute meinen, es spräche viel dafür. Dokumente fehlen, aber Indizien häufen sich. Leider steht das Haus noch nicht einmal unter Dekmalschutz.

Der Eingang zu den weitgehend unerforschten Gängen und zum Keller des Hauses sieht man links am Bildrand, unterhalb des Baumes.

Wiederum weiter östlich, wir sind jetzt im Bereich Tauber/Hohenlohe/Bad Mergentheim gibt es ein Rätsel um mindestens drei achteckige Kapellen aus dem 12. bis 13. Jhrh.  Solche Kapellen dürften in Deutschland eine Rarität sein und hier befinden sich gleich drei in einem Umkreis von 20 bis 30 km. Alle drei stehen auf früheren keltischen Quellheiligtümern. Die rätselhafteste ist wohl die Sigismund-Kapelle in Wittighausen.

Es soll eine Krypta unter ihr gegeben haben und geheime Gänge. Allerdings war in den sechziger Jahren angeblich die Sorge um die Standfestigkeit der Kapelle größer als der Forschergeist und die Fundamenten sind mit Beton verpumpt worden. Man kann deutlich den Ansatz einer Treppe sehen, die früher nach unten führte. Eine frühe Grabplatte ist sichergestellt. Sie zeigt einen Mönch in Kutte, der auf der linken Brust ein Kreuz trägt. Viele Forscher sind deshalb der Ansicht, dass hier ein Templer vergraben liegt. Die Fassade der Kapelle dürfte in Deutschland einzigartig sein. Sie strotzt vor rätselhafter, teilweise astrologisch/esoterischer Symbole.

 

Ein abgeschlagener Kopf. So was ist uns ja schon in Frankreich begegnet. Der Baphomet?

Ich glaube, es handelt sich ganz einfach um Johannes den Täufer. Die Templer haben ihn verehrt und dass er so dargestellt wird, verwundert nicht angesichts der Geschichte mit der „Tänzerin“ Salome, die sich angeblich den Kopf dieses Gefangenen gewünscht haben soll. Etwas mehr Rätsel geben andere Darstellungen auf, etwa dieses angekettete Monstrum, das einen Menschen an der Gurgel gepackt hält.

Es soll Hinweise darauf geben, dass das Leichentuch vom Grabe Christi hier einmal verwahrt worden sei. Die Rätsel über das Turiner Grabtuch reissen ja wohl auch nicht ab, gesichert gilt aber, dass es eine Zeitlang im Besitz einer adligen Familie de Charney gestanden hatte. Ein deutscher Adliger von Hohenlohe soll es mit ins Burgund geschafft und dort den Namen de Charney angenommen haben. Der Leidensgenosse, der zusammen mit dem letzten Großmeister der Templer auf den Scheiterhaufen kam, trug ebenfalls diesen Namen. Es ist natürlich nicht undenkbar, dass man mit dem Transport eines solch wertvollen Gegenstandes die Templer beauftragt hätte, vorausgesetzt, man hätte es tatsächlich während eines Kreuzzuges erlangt. Tatsächlich findet sich auf der Fassade auch ein in ein Tuch eingewickelter menschlicher Körper.

Weitere Templerbesitzungen befanden sich in Süpplingenburg (noch erhaltene Kapelle), Halberstadt (nichts mehr zu sehen), Magdeburg und natürlich in Berlin. Der Name des Bezirk im Süden verrät seine Herkunft: Tempelhof. Von ehemals recht großen der Komturei steht heute noch die Kirche, die allerdings ständig erneuert wurde, dass sie vergleichsweise „neu“ wirkt.

Es würde mich nicht wundern, zu hören, dass der Teich schon zur Zeit der Templer existierte. Im Ernst: Ausser im Tunnelbau haben sich die Ritter sehr gern auch im Anlegen von Teichen geübt. Das war mit das erste, wenn man irgendwo neu Fuß fasste. Schon wegen des sorgfältig durchdachten und reichhaltigen Speiseplans.

Die Tempelritter haben sich bei der „Osterweiterung“ des Kaiserreichs auch in gewissem Umfange  beteiligt und insoweit ihre Kollegen vom „Deutschen Orden“ unterstützt. Ich gehe davon aus, dass die Komtureien in Berlin eine Art Nachschubbasis für Einsätze an der umkämpften Grenze zu den nichtchristlichen osteuropäischen Nachbarvölkern bildeten.

Es gibt noch eine Templer-Kirche in Mariendorf zu sehen, mit typischen Merkmalen der keineswegs einheitlichen Templerarchitektur:

Und eine in Marienfeld, innen sehr modern:

(Die Bilder aus Berlin sind mir dankenswerter Weise überlassen worden von Andreas Deisberg aus Berlin, der sich wegen plötzlichen Regens während der Fotosession leider eine halbe Stunde  in sein Auto zurückziehen mußte 🙁 Ich bedanke mich vielmals. )

Die Drei Fenster in der Apsis findet man häufig. Angeblich, weil die Zahl Drei besonders geehrt wurde. Ich werde mich aber nicht an Spekulationen über Zahlenmagie verleiten lassen. Es wird immer darauf hingewiesen, dass die Templer neun (also drei mal drei 🙂 Gründungsmitglieder hatten und neun Jahre nach ihrer Gründung ihre Stauten bekamen usw. Der von ihnen angeblich angebetete Kopf „Baphomet“ soll drei Gesichter gehabt haben. Damit muß man aber sehr vorsichtig sein. Gefunden wurde kein einziges Kopfidol, obwohl die Beamten des Königs jahrelang danach suchten. Es gibt Beschreibungen aus den Prozessakten. Die ergeben aber kein einheitliches Bild, weder bezogen auf das Material noch auf die Gestalt dieser angeblichen Idole. Die Geständnisse sind unter Folter erlangt worden.

In Deutschland hatten es die Tempelritter sehr viel bequemer als ihre Leidensgenossen in Frankreich. Die meisten sind freigesprochen worden und lebten nach der Auflösung des Ordens, die allerdings auch in Deutschland vollzogen wurde, als eine Art Frührentner auf den ehemaligen Gütern des Ordens. Viele gingen auch zum Deutschen Orden und schlugen sich dort weiter mit Andersgläubigen im Osten. Der Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt machte mit den Templern kurzen Prozeß. Freispruch. Er hatte keinen Grund, dem König der Franzosen die Hand zu reichen. Im Gegenteil gab es Streit bei der Kaiserwahl.

Der Bischof von Halberstadt soll die Anweisungen des Papstes, den Orden zu vernichten und die Templer zu verhaften, lange ignoriert haben. Sein Nachbar, der Bischof von Magdeburg, verfolgte die Templer unnachgiebig. Aber nicht weil er dem Franzosenkönig das Handwerk erleichtern wollte, sondern weil er ständig mit dem Halberstädter Amts-Kollegen irgendwelche Händel und Fehden austrug, und die Magdeburger Templer beschuldigte, seinen Erzfeind zu unterstützen….