2006 Deutschland

Einige ausgewählte Anwesen der

Tempelritter in Deutschland

Die Tempelritter waren in Frankreich weit verbreitet, aber nicht darauf beschränkt.  Vor allem in den spanischen Königreichen, in Portugal, auf der italienischen Halbinsel und in England faßte die Truppe nach und nach Fuß. Über Lothringen, Burgund, Luxembourg und Elsaß, was damals alles noch zum sog. Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehörte, verbreiteten sie sich im Laufe der Zeit auch in Deutschland, hier allerdings nur spärlich.

Auch hier ist die Spurensuche nicht immer leicht. Historiker machen unterschiedliche, z. T. widersprüchliche Angaben. Wirklich gesicherte Spuren gibt es in Roth an der Our,  in Bad Breisig und in der Nähe von Bad Kreuznach. Der „Hof Iben“ war eine Templerkomturei mit ausgedehnter Landwirtschaft. Der Hof war damals mit einem wassergefüllten Graben umgeben. Das meiste ist nicht mehr vorhanden.

Nur noch der Chor der ehemalige Templerkirche ist übriggeblieben und findet sich in mitten von Stallungen, Wirtschafts- und Wohngebäuden eines noch immer bewirtschafteten Bauernhofes:

Auch dadurch, dass das Langhaus der Kirche komplett fehlt, sieht das Gebäude irgendwie merkwürdig aus.

Drinnen eine etwas beklemmende Atmosphäre. Während man sich fragt, warum sich ein Unbehagen einschleichen könnte, fällt der Blick auch mal an die Decke. Na ja, nickt man, so ein Osterlamm halt, auf dem Schlußstein. So was gibt es doch oft, nicht?

Na, man sehe mal genau hin. Das hier sieht aus, als hätte man ihm die Beine gebrochen und den Hals zum Himmel hoch herumgedreht. Ganz und gar unnatürlich verrenkt. Das rechte Vorderbein ist über das linke gekreuzt.

Die Darstellung erinnert an die Templerkapelle in Laon. Dort gibt es ebenfalls im Schlußstein dieses Agnus Dei Symbol. Der Spruch aus der Bibel dazu lautet:

agnus dei, qui tollit peccata mundi misere nobis

Übersetzung: „Lamm Gottes, das die Sünden der Welt auf sich nimmt, erbarme dich unser

Nach Ansicht vieler Forscher ist dieses Agnus Dei Symbol ein bevorzugtes Motiv der Templer gewesen. Sie hätten diesem Symbol besondere Verehrung entgegengebracht. Die Komturei von London hielt sich das Zeichen als Wappen und ein recht bekannter Präceptor der Provence, Roncelin de Fos hatte das Symbol als persönliches Siegel.

Es wurde oft gerätselt, ob es dem französischen König gelungen sein mag, zumindestens Teile des templerischen Barvermögens in die Hand zu bekommen. Ich bin da relativ sicher. Zum einen hatte er sich durch die Verhaftung der Ritter die Rückzahlung erheblicher Schulden erspart. Zum anderen hatten die Templer nicht nur einen zentralen Templerschatz sondern überall in ihren Aussenstellen Depots. Das eine oder andere davon mag dem König in die Hände gefallen sein. Aber nicht die „Hauptkasse“. Ebensowenig die Aktenarchive, alles bis heute verschwunden.

Fakt ist jedenfalls, dass Phillip IV von Frankreich nicht vor 1311, also vier Jahre nach der Festsetzung der Templer eine Goldmünze in Umlauf brachte, die erstmals auf einer französischen Münze das Agnus Dei zeigt:

Die Umschrift lautet: + AGN DI QUI TOLL PCCA MUDI MISERERER NOB +

Ist das ein Zeichen der Frömmigkeit dieses angeblich so inbrünstig gläubigen Königs? Gar eine Hommage an seine tatsächlich viel frömmere Gattin? Oder etwa nur blanker Zynismus: Seht her, ich habe die Templerkohle gekrallt und nun ist sie mir? Eine kleine feine Beobachtung am Rande: Bei den Templern trägt das Lämmchen ein Wimpel mit dem St. Georgskreuz. Philipp hat seinen Namen unter das Lamm schreiben lassen „Ph.REX und oben statt eines Wimpels die Lilien des Königshauses.

Kann jemand wirklich fromm sein und gleichzeitig daran glauben, dass Gott den brennenden Scheiterhaufen schon auslöschen wird, wenn tatsächlich mal ein Unschuldiger angezündet worden ist? Na, lassen wir das….

In Mainz gab es eine große Komturei, direkt am Rheinufer. Das Templergässchen und die Templerstrasse erinnern heute daran. Gebäude sind nicht mehr auszumachen, auch wenn sich ein Gastwirt rühmt, in seiner Gaststätte sehe man eine Mauer aus der Zeit.

Wenden wir uns weiter nach Osten und kommen entlang der Siegfriedsstrasse von dem Hunsrück in den Odenwald. In Amorbach gibt es das sogenannte Templerhaus. Es ist jedenfalls eines der ältesten Profanbauten Deutschlands. Wie man sieht, ist es fast so wehrhaft wie eine Burg gebaut. Das Steinfundament ist aus 1200. Der Fachwerkaufsatz und die Fenster sind später zugefügt worden. Die Landesarchäologie hat das Haus noch nicht als Templerbesitz bestätigt, aber es gibt ein entsprechendes Hinweisschild.

Die Rätsel um das geheimnisvolle Templerhaus werden noch angeheizt, durch den Umstand, dass sich in wenigen Kilometern (nur Luftlinie!) auf einer Anhöhe eine versteckte Burgruine befindet, die sogenannte Wildenburg. Nach der Legende gibt es zwischen der Wildenburg und dem Templerhaus einen Geheimgang.

Es ist gesichert, dass Wolfram von Eschenbach Vasall der Herrschaft war, zu deren Besitz auch die Wildenburg gehörte. Daß er sich häufig im Odenwald aufgehalten haben wird, ist sehr wahrscheinlich. In seinen Werken beschreibt Wolfram von Eschenbach einen großen Kamin in einer Burg. In der Burgruine Wildenberg gibt es einen auffallend großen Kamin, Reste davon sind noch gut zu erkennen:

Fachleute sind deshalb vielfach davon überzeugt, dass es tatsächlich dieser Kamin ist, der beschrieben wird. Ist dann die Wildenburg die sagenumwobene Festung auf dem „Muntsalwesch“? Ist dass eine Verballhornung des frnz. mont sauvage , einem wilden Berg?

Tja, wenn das nur so leicht wäre… Wolframs Epos spielt eher in Katalonien. Da er selbst dort vermutlich niemals war, hat er sich halt Anregungen daheim geholt. Die Wächter des Grals bezeichnet von Eschenbach jedenfalls als die „Templeisen“, womit unstreitig die Tempelritter gemeint sind.

Reisen wir weiter an den Main. Dort treffen wir auf Kleinwallstadt und auf ein Haus aus dem dreizehnten Jahrhundert, welches schon seit mehreren Jahrhunderten das Templerhaus genannt wird. Es ist sicher auch eines der ältesten nicht sakralen Gebäude in Deutschland. Hinweistafeln beschreiben, dass von dem Templerhaus unterirdische Gänge wegführen, einer zur sog. Ölbergkapelle (ein Nachfolgerbau aus dem 18 Jhrh. steht jetzt dort.)  Ein weiterer soll zu einer legendenumwobenen Schlossruine führen. Die Landesarchäologie hat das Haus bisher noch nicht als Templeranwesen bestätigt, aber die Fachleute meinen, es spräche viel dafür. Dokumente fehlen, aber Indizien häufen sich. Leider steht das Haus noch nicht einmal unter Dekmalschutz.

Der Eingang zu den weitgehend unerforschten Gängen und zum Keller des Hauses sieht man links am Bildrand, unterhalb des Baumes.

Wiederum weiter östlich, wir sind jetzt im Bereich Tauber/Hohenlohe/Bad Mergentheim gibt es ein Rätsel um mindestens drei achteckige Kapellen aus dem 12. bis 13. Jhrh.  Solche Kapellen dürften in Deutschland eine Rarität sein und hier befinden sich gleich drei in einem Umkreis von 20 bis 30 km. Alle drei stehen auf früheren keltischen Quellheiligtümern. Die rätselhafteste ist wohl die Sigismund-Kapelle in Wittighausen.

Es soll eine Krypta unter ihr gegeben haben und geheime Gänge. Allerdings war in den sechziger Jahren angeblich die Sorge um die Standfestigkeit der Kapelle größer als der Forschergeist und die Fundamenten sind mit Beton verpumpt worden. Man kann deutlich den Ansatz einer Treppe sehen, die früher nach unten führte. Eine frühe Grabplatte ist sichergestellt. Sie zeigt einen Mönch in Kutte, der auf der linken Brust ein Kreuz trägt. Viele Forscher sind deshalb der Ansicht, dass hier ein Templer vergraben liegt. Die Fassade der Kapelle dürfte in Deutschland einzigartig sein. Sie strotzt vor rätselhafter, teilweise astrologisch/esoterischer Symbole.

 

Ein abgeschlagener Kopf. So was ist uns ja schon in Frankreich begegnet. Der Baphomet?

Ich glaube, es handelt sich ganz einfach um Johannes den Täufer. Die Templer haben ihn verehrt und dass er so dargestellt wird, verwundert nicht angesichts der Geschichte mit der „Tänzerin“ Salome, die sich angeblich den Kopf dieses Gefangenen gewünscht haben soll. Etwas mehr Rätsel geben andere Darstellungen auf, etwa dieses angekettete Monstrum, das einen Menschen an der Gurgel gepackt hält.

Es soll Hinweise darauf geben, dass das Leichentuch vom Grabe Christi hier einmal verwahrt worden sei. Die Rätsel über das Turiner Grabtuch reissen ja wohl auch nicht ab, gesichert gilt aber, dass es eine Zeitlang im Besitz einer adligen Familie de Charney gestanden hatte. Ein deutscher Adliger von Hohenlohe soll es mit ins Burgund geschafft und dort den Namen de Charney angenommen haben. Der Leidensgenosse, der zusammen mit dem letzten Großmeister der Templer auf den Scheiterhaufen kam, trug ebenfalls diesen Namen. Es ist natürlich nicht undenkbar, dass man mit dem Transport eines solch wertvollen Gegenstandes die Templer beauftragt hätte, vorausgesetzt, man hätte es tatsächlich während eines Kreuzzuges erlangt. Tatsächlich findet sich auf der Fassade auch ein in ein Tuch eingewickelter menschlicher Körper.

Weitere Templerbesitzungen befanden sich in Süpplingenburg (noch erhaltene Kapelle), Halberstadt (nichts mehr zu sehen), Magdeburg und natürlich in Berlin. Der Name des Bezirk im Süden verrät seine Herkunft: Tempelhof. Von ehemals recht großen der Komturei steht heute noch die Kirche, die allerdings ständig erneuert wurde, dass sie vergleichsweise „neu“ wirkt.

Es würde mich nicht wundern, zu hören, dass der Teich schon zur Zeit der Templer existierte. Im Ernst: Ausser im Tunnelbau haben sich die Ritter sehr gern auch im Anlegen von Teichen geübt. Das war mit das erste, wenn man irgendwo neu Fuß fasste. Schon wegen des sorgfältig durchdachten und reichhaltigen Speiseplans.

Die Tempelritter haben sich bei der „Osterweiterung“ des Kaiserreichs auch in gewissem Umfange  beteiligt und insoweit ihre Kollegen vom „Deutschen Orden“ unterstützt. Ich gehe davon aus, dass die Komtureien in Berlin eine Art Nachschubbasis für Einsätze an der umkämpften Grenze zu den nichtchristlichen osteuropäischen Nachbarvölkern bildeten.

Es gibt noch eine Templer-Kirche in Mariendorf zu sehen, mit typischen Merkmalen der keineswegs einheitlichen Templerarchitektur:

Und eine in Marienfeld, innen sehr modern:

(Die Bilder aus Berlin sind mir dankenswerter Weise überlassen worden von Andreas Deisberg aus Berlin, der sich wegen plötzlichen Regens während der Fotosession leider eine halbe Stunde  in sein Auto zurückziehen mußte 🙁 Ich bedanke mich vielmals. )

Die Drei Fenster in der Apsis findet man häufig. Angeblich, weil die Zahl Drei besonders geehrt wurde. Ich werde mich aber nicht an Spekulationen über Zahlenmagie verleiten lassen. Es wird immer darauf hingewiesen, dass die Templer neun (also drei mal drei 🙂 Gründungsmitglieder hatten und neun Jahre nach ihrer Gründung ihre Stauten bekamen usw. Der von ihnen angeblich angebetete Kopf „Baphomet“ soll drei Gesichter gehabt haben. Damit muß man aber sehr vorsichtig sein. Gefunden wurde kein einziges Kopfidol, obwohl die Beamten des Königs jahrelang danach suchten. Es gibt Beschreibungen aus den Prozessakten. Die ergeben aber kein einheitliches Bild, weder bezogen auf das Material noch auf die Gestalt dieser angeblichen Idole. Die Geständnisse sind unter Folter erlangt worden.

In Deutschland hatten es die Tempelritter sehr viel bequemer als ihre Leidensgenossen in Frankreich. Die meisten sind freigesprochen worden und lebten nach der Auflösung des Ordens, die allerdings auch in Deutschland vollzogen wurde, als eine Art Frührentner auf den ehemaligen Gütern des Ordens. Viele gingen auch zum Deutschen Orden und schlugen sich dort weiter mit Andersgläubigen im Osten. Der Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt machte mit den Templern kurzen Prozeß. Freispruch. Er hatte keinen Grund, dem König der Franzosen die Hand zu reichen. Im Gegenteil gab es Streit bei der Kaiserwahl.

Der Bischof von Halberstadt soll die Anweisungen des Papstes, den Orden zu vernichten und die Templer zu verhaften, lange ignoriert haben. Sein Nachbar, der Bischof von Magdeburg, verfolgte die Templer unnachgiebig. Aber nicht weil er dem Franzosenkönig das Handwerk erleichtern wollte, sondern weil er ständig mit dem Halberstädter Amts-Kollegen irgendwelche Händel und Fehden austrug, und die Magdeburger Templer beschuldigte, seinen Erzfeind zu unterstützen….

11 Gedanken zu „2006 Deutschland

  1. Hubert Kamuf

    Sehr interessant, der Beitrag. In Deutschland sollte es noch mehr Interesse an den Templerrelikten. Vielleicht finden sich noch mehr Sucher. Südlich von Eichstätt in Bayern gibt es auch noch einen Bauernhof, der sich Tempelhof nennt, aber es ist dort nichts mehr zu sehen, was auf die Templer zurückgeht.

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  2. Rena

    Dieses angekettete Monstrum: könnte es sich vielleicht um die Geschichte von Samson im AT handeln? Angekettet an eine Säule…

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    1. markus

      Gute Idee, ich werde dem nachgehen. Davon habe ich noch nie etwas gehört, aber es klingt gut. Haben Sie vielleicht die Bibelstelle parat?

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  3. Rena

    https://www.bibleserver.com/text/7016000
    Da holten sie Simson aus dem Gefängnis, und er trieb seine Späße vor ihnen, und sie stellten ihn zwischen die Säulen. 26 Simson aber sprach zu dem Knaben, der ihn an der Hand führte: Lass mich los, dass ich nach den Säulen taste, auf denen das Haus steht, damit ich mich daran lehne. 27 Das Haus aber war voller Männer und Frauen. Es waren auch alle Fürsten der Philister da, und auf dem Dach waren etwa dreitausend Männer und Frauen, die zusahen, wie Simson seine Späße trieb. 28 Simson aber rief den HERRN an und sprach: Herr HERR, denke an mich und gib mir Kraft, Gott, noch dies eine Mal, dass ich mich mit einem Mal für meine beiden Augen räche an den Philistern! 29 Und er umfasste die zwei Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, und stemmte sich gegen sie, gegen die eine mit seiner rechten und gegen die andere mit seiner linken Hand, 30 und sprach: Ich will sterben mit den Philistern! Und er neigte sich mit aller Kraft. Da fiel das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war, sodass es mehr Tote waren, die er durch seinen Tod tötete, als die er zu seinen Lebzeiten getötet hatte. 31 Da kamen seine Brüder herab und das ganze Haus seines Vaters, und sie hoben ihn auf und brachten ihn hinauf und begruben ihn im Grab seines Vaters Manoach zwischen Zora und Eschtaol. Er hatte aber Israel zwanzig Jahre gerichtet.

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  4. hubert Kamuf

    Grüss Euch ihr Temler. Kennt ihr die Templerkommende in Perschen bei Nabburg. Bayern und dieselbe in Friedersbach, Östereich? In beiden jeweils Templergrabsteine mit schönem Templerkreuz

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  5. Zaphod

    Schon mal Osthofen nördlich von Worms unter die Lupe genommen
    Die Kirche St.Remigius an der Tempelgasse ähnelt in ihren mittelalterlichen Teilen sehr der Kapelle auf Hof Iben bei Fürfeld
    Und im Weiler Mühlheim zwischen Osthofen und Westhofen soll sich eine Templerkommende befunden haben
    Die Topographie des Areals(Graben) deutet zumindest auf ein grösseres befestigtes Areal hin.

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  6. markus

    Vielen Dank für Ihre Anregungen. Ich war da schon dreimal, und habe mir das gut im Gelände auszumachende Areal genauer angeschaut. Es sind viele mittelalterliche Steine dort noch zu sehen und der Mühlbach. Die Professorin Dr. Helen Nicholson hat über die dortige Templerkommende viel geschrieben. Ich besitze einen Aufsatz in einem Heimatkundeheft aus den siebziger Jahren, der das Gelände gut beschreibt. Ich bin noch nicht dazu gekommen, daraus einen Beitrag zu machen.

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