Straßen der Ordensritter in Baden-Württemberg, 1 – 2018

Dieser Beitrag ist noch in laufender Bearbeitung, Stand 13.11.2019

 

Im früheren Beitrag über die Ritterorden in Hessen haben wir bereit gesehen, dass die Johanniter und die Deutschherren durch regelmässige und wohl auch beabsichtige Gründungen zwei regelrechte Straßen durch Hessen gebildet haben, wobei der deutsche Orden die prominentere Strecke in Beschlag nehmen konnte, die B3 von Fritzlar nach Frankfurt. Der Johanniterorden mußte sich – abgesehen von den Kommenden Nieder-Weisel und Frankfurt – mit einer Art Nebenstrecke zufriedengeben. Südlich von Frankfurt dominiert jedoch der Johanniterorden und verband die Strecke von Frankfurt mit der von Nidda – Rüdigheim durch Mosbach (bei Schaafheim) und schließlich Obermossau (Hessen) und führte sie ab Neckarelz (Baden-Württemberg)  in den Süden Richtung Villingen, Heitersheim und Basel.

Teil 1: Frankfurt – Stuttgart

Schauen wir und das Ordenritternetz zwischen Frankfurt, Würzburg und Stuttgart näher an:

In Südhessen finden wir nur Johanniterorte. Der Deutsche Orden hat sich hier entlang des Maines entlang aufgestellt und eine Straße nach Süden an der Stelle wohl nicht mehr weiterverfolgt. Mainaufwärts finden wir die Komtureien Aschaffenburg und Würzburg. Mainabwärts liegt Frankfurt und Mainz. Der Main war in diesem Abschnitt bereits im Mittelalter schiffbar.

1. Kommende Mosbach, 64850 Schaafheim, Lkr. Darmstadt-Dieburg

Die Johanniter haben die Kommende Mosbach im Jahre 1218 gegründet. Zuvor stand an dieser Stelle bereits eine Pfarrkirche, über die nichts näheres bekannt ist, sowie eine heidnisch-römische Kultstätte (wikipedia). Aus der Zeit der Johanniter stammt der Kirchtum…

.. sowie das heutige Seitenschiff, das einst als Hauptschiff errichtet war. Die Johanniter unterhielten hier ein Spital. Insofern ist die Mosbacher Johanniterkirche „eine typische Ordenskirche mit dem Kultraum unten und dem Hospitalraum oben zur Unterbringung von Kranken und Pilgern.“ (Wienand, Der Johanniterorden, 3. Aufl. 1988, S. 344

Stele mit Johanniter-Kreuz

Auszug aus der Stiftungsurkunde von Graf Boppo von Wertheim (Quelle: Winand, S. 342).

2. Kommende Ober-Mossau, 64756 Mossautal, Odenwaldkreis

Die Kommende Ober-Mossau wurde im Jahre 1252 auf Veranlassung der Schenken von Erbach gegründet. „Von dem älteren Kirchenbau sind noch der Chor, die untere Turmmauer und die Nordseite des Kirchenschiffs erhalten. Im Jahre 1501 erfuhr die Kirche nach Süden eine Erweiterung. An drei Stellen der Kirche ist noch das Johanniterkreuz zu sehen.“ (Urlaub in Hessen).

Johanniterkreuz über der Pforte

Johanniterkreuz über dem Doppelfenster des Turms

3. Tempelhaus Neckarelz, 78820 Stadt Mosbach, Neckar-Odenwald-Kreis

Wir haben Hessen nun verlassen und befinden uns jetzt in Baden-Württemberg. Die nächste Station der Johanniter ist die berühmte, sog. mehrgeschossige Hospitalkirche (Wienand, S. 410) von Neckarelz, genannt Tempelhaus. Zitat Wikipedia: „Die älteste Erwähnung der vermutlich noch älteren Tiefburg erfolgt in einer Urkunde vom 11. Juni 1300, nach der die Johanniter in dem damals bereits bestehenden Gebäude ihre Niederlassung hatten. Der Ursprung der Anlage kann nur vermutet werden.“

Der Name Tempelhaus ist erst im 16. Jahrhundert entstanden. Die Tempelritter waren hier nicht.

Die mehrgeschossige Hoaspitalkirche von Neckarelz

Ansicht von Südosten

Südlich von Neckarelz scheint sich die (offenbar hier zu vermutende) Johanniter-Straße zu teilen. Ca. 50 Km südwestlich von Neckarelz folgt die Kommende Bruchsal (nachf. 4a), 36 Km südöstlich liegt die Kommende Affaltrach (4b) und 30 Km weiter die von Schwäbisch Hall (4c).

4a. Badenroute:  Bruchsal, 76694 Stadt Bruchsal, Lkr. Karlsruhe

„Die erste urkundliche Erwähnung eines Hauses in Bruchsal im Besitz der Johanniter findet sich für das Jahr 1272; die hier tätigen Brüder nahmen 1287 mit der Übertragung eines Hofes bei Durlach und Grötzingen eine bedeutende Schenkung entgegen. Zehn Jahre später erscheint ein Bruder Richard als erster bekannter Komtur, dem ein Ordensgeistlicher für die Gottesdienste in der Ordenskapelle und ein kleiner Bruderkonvent unterstanden haben sollen.“ (Zitat aus LeoBW)

Johanniterkirche Bruchsal, Ansicht von Südwesten.

In Folge der umliegenden Bebauung aus jüngster Zeit läßt sich die ehemals freistehende Kirche heute nicht mehr als ganzes auf einem Foto einfangen. Ich musste deshalb auf andere Fotografien zurückgreifen:

Werbetafel vor Ort.

Ausschnitt der gotischen Apsis vom Ostchor.

Die Kirche von Osten auf einem alten Vorkriegs-Foto

Die südwestliche „Straße der Johanniterkommenden“ endet hier. Es ist nicht auszuschließen, dass der Weitertransport von Waren und Personen ab hier über den Rhein abgewickelt wurde, zumal sich die nächste rechtsrheinische Ordensniederlassung von Kenzingen erst wieder 128 Kilometer weiter südlich – im Breisgau – befindet. Das Rheinufer liegt nur ca. 18 Km Entfernung und es darf unterstellt werden, dass die Johanniter hier Zugriff auf Anlegestellen hatten. Die Landstrasse, die Bruchsal mit Kenzingen verbindet, ist übrigens wieder unsere „alte Bekannte“, nämlich die B 3, die von Frankfurt über Bruchsal bis zum Hauptsitz der Johanniter in der Deutschen Zunge, Heitersheim und schließlich nach Basel führt.

4b. Württemberg-Route: Kommende Affaltrach, 74182 Obersulm, Ldkr. Heilbronn

„Der Johanniterorden erwarb 1278 von Gottfried von Löwenstein Besitzungen in Affaltrach, 1289 erhielt der Orden außerdem das Patronatsrecht über die Affaltracher Kirche. Der Orden erbaute im selben Jahr ein erstes Kommendehaus an der Stelle des heutigen Schlosses. Die Kommende Affaltrach gehörte zunächst zur Niederlassung des Johanniterordens in Schwäbisch Hall und wurde später selbstständig.“ (Zitat aus Wikipedia).

Im ehemaligen Johanniter-Schloß befindet sich heute der Hauptsitz eines Weingutes. In Affaltrach wird seit Alters her Weinbau betrieben. Die zur Kommende gehörende Pfarrkirche wurde sehr häufig und grundlegend umgestaltet.

4c. Schwäbisch Hall

 

5. Kommende Dätzingen, 71120 Grafenau, Lkr. Böblingen

60 km südöstlich von Bruchsal und 90 km südwestlich von Schwäbisch-Hall vereinigen sich die badische und die württembergische Johanniter-Route wieder in der Kommende Dätzingen.

Die dortige Johanniterkommende entstand im Jahre 1263 (Die Johanniter). Bausubstanz aus dieser Zeit ist heute nicht mehr sichtbar. Das Schloß von Dätzingen ist klassizistisch und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Es beherbergt heute ein Kunstmuseum.

ehem. Johanniter-Schloß Dätzingen, Gemeinde Grafenau

Ritterwappen im Tympanon des Hauptportals.

Im Ort befindet sich noch – gegenüber vom Schloß – ein Fachwerkhaus und eine Kirche, wohl aus dem 16. bis 17. Jahrhundert

6. Kommende Rohrdorf, 72227 Rohrdorf, Landkreis Calw

Ca. 30 Km südwestlich von Dätzingen – und damit in idealer Tagesdistanz –  befindet sich die nächste Johanniterstation von Rohrdorf. Sie existiert seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (Die Johanniter) . Vor Ort

 

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Wölchingen

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Der Templerorden soll in Südhessen drei Niederlassungen gehabt haben, und zwar in

Amorbach, sogenanntes Templerhaus

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Klein-Welzheim, sogenanntes Templerhaus

 

und

Erbach (Odw.), sog Templerhaus.

Doch diese Zuschreibung ist in allen drei Fällen bisher nicht belegt und muß deshalb als Legende angesehen werden. Denn es existieren keine Urkunden und die Zuschreibung ist auch nicht über mehrere Jahrhunderte nachweisbar.

 

Teil 2: Stuttgart – Basel

 

Teil 3: Bayern und Franken

 

 

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