2018, Mai, Katalonien – Teil 5

Wie im letzten Jahr verbrachten wir auch im Mai 2018 einen Familienurlaub in Pals, Baix-Empordà mit allem was dazu gehört, im Pool oder Meer baden, auf Wochenmärkten einkaufen, auf der Terrasse wieder einmal frische Croissants, Pfirsische und luftgetrockneten Iberico-Schinken zum Frühstück geniessen und eben auch reichlich alte Bausubstanz zum Staunen, Schauen und Schlendern. Empordà war das erste und nördlichste Bistum der Franken auf spanischem Boden. Die Bischofsburg von La Bisbal und besteht seit dem 9. Jahrhundert.

Wir haben schon öfters in der Gegend unseren Familienurlaub verbracht, wie die zahlreichen vorausgegangenen Reiseberichte zeigen. Mir war bei der Auswahl der jeweiligen Tagesziele immer klar, dass ich nie alle Templerstationen auf der Route vorbereiten und abdecken könnte. Da ich immer nur für einen Tag auf Tour ging, mußte ich mich notwendigerweise auf bestimmte Ziele beschränken und die Route so zusammenstellen, dass ich nicht allzufrüh losfahren und  zum Abendessen jeweils wieder zurück sein würde. Ausserdem gab es teilweise Öffnungszeiten zu beachten und Entfernungen auf Machbarkeit überprüfen. Viel mehr als 5 Einrichtungen pro Tag „abhaken“ zu wollen, ist daher nicht erstrebenswert.

1. Santa Coloma de Queralt, Prov. Tarragona, Comarca Conca de Barberà

Für das erste Ziel mußte ich ca. 200 Km zurücklegen. Die Gemeinde Santa Coloma de Queralt liegt nordwestlich von Barcelona im Hinterland. Nach Joaquim Miret I Sans, Les Cases de Templers I Hospitalers a Catalunya, S. 157 scheint es erwiesen, das die „vila de Santa Coloma de Queralt“ den Templern von einem Gombau d’Oluja am 29.11.1192 übertragen worden sei. Fuguet und Plaza, S. 73, scheinen das in Zweifel ziehen zu wollen. Danach gäbe es keinen direkten (Urkunden-) Beweis, aber eine Reihe von begründeten Sachverhalten gestatte es, diesen Ort als zum Umkreis der Templer zugehörig anzusehen. Die Kirche Santa Maria de Bell-Lloc wurde als Grablege für die Herrschaft von Queralt gebaut und diente dem Mercedarier-Orden als Klosterkirche. Der Bau begann 1221.  In jedem Fall ist das Bauwerk sehr gut erhalten und sehr schön anzusehen, sodaß ein Abstecher sich lohnte, zumal es ohnehin auf dem Weg lag.

Kirche Santa Marie de Bell-Lloc, Passeig de Mossèn Joan Segura, 18, 43420 Santa Coloma de Queralt

Westfassade mit Haupteingang

Details der Bildhauerarbeiten am Hauptprtal

Ansicht von Norden

Eine Ansicht aus der Totale würde sehr wirkungsvoll ausgesehen haben, aber es sind wohl Arbeiten im Gange, sodaß der Platz mit Bauzäunen umstellt war.

2. Gardeny, Prov. Lleida

Eine knappe Auto-Stunde weiter westlich liegt Lleida, mit 140.000 Einwohnern wohl die zweitgrößte Stadt, gleichzeitig die Hauptstadt der größten Provinz von Katalonien. Hier waren Sie, verehrter Leser, vielleicht schon mit mir im Oktober 2016, allerdings standen wir damals leider draußen vor verschlossenen Türen.

Castell de Gardeny, Carrer Tramo de Union, Lleida

Diesmal war ich rechtzeitig und konnte mir die Gebäude nun endlich auch einmal von innen ansehen.

Blick in den Ostchor der Kapelle

Wandmalereien an der Südwand, (zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)

Templerkreuz

Das Hauptschiff nach Westen

Blick von Südosten auf die Kapelle

Haupteingang zur Kapelle an der Nordwand

Zum Abschluß dieses Kurzberichtes möchte ich mich noch einmal sehr herzlich bei der freundlichen Mitarbeiterin bedanken, die mich mit allen Prospekten und Hinweisen versorgt hat, die ich brauchte. Wir haben uns bestimmt noch eine Viertelstunde unterhalten. Und sie hat für mich im Internet die Öffnungszeiten meines nächsten Ziels nachgeschaut.

3. Monzón, Region Aragon, Prov. Huesca, Comarca Cinca Medio

Das nächste Ziel war nur ca. 50 km in nordwestlicher Richtung entfernt. Aber es war leider gerade Mittagspause, als ich ankam. Die Dame liess auch nicht mit sich reden. Ich hätte nur für 10 Minuten hereingemußt, denn nur ein kleiner Teil der Gebäude hat etwas mit der Templerzeit  zu tun. Die Burg von Monzón wurde sogar noch im Bürgerkrieg als Bastion verwendet und so sind die meisten Gebäudeteile strategische Anbauten aus den letzen Jahrhunderten.

Und so hielt sich meine anfängliche Enttäuschung in Grenzen.  Der Turm in Bildmitte – genannt „Dependecias“ ist aus der Templerzeit, ebenso wie  der „Torre de Jaime I“, rechts im Bild (12. – 13. Jhr).

Auf diesem Bild sieht man rechts die Templerkirche Iglesia de San Nicolás

Monzón kam bereits 1143 an den Orden, und zwar aufgrund der Übereinkünfte von Ramón Berenguer IV mit dem Orden (Fuguet und Plaza, S. 113).

Bastionen an der Nordseite aus dem 16. Jahrhundert

Lageskizze aus Fuguet und Plaza, S. 115, (copyright Guitart 1986)

Ich ließ mir die Laune nicht verderben sondern nutzte die gewonnene Zeit für ein spätes Mittagessen. Dann machte ich mich langsam auf den Rückweg..

4. Granyena de Segarra, Prov. Lleida, Comarca de Segarra

Vor mir Iagen noch zwei weitere „Templereien“. Ich erreichte die nächste nach 110 Km Fahrt in Richtung Südosten. Sie liegt ca. 20 Km östlich von meinem ersten Tagesziel dieser Tour, Santa Coloma de Queralt.

Den Templern wurde die Festung von Granyena – heute eine Burgruine – im Jahre 1130 vom Grafen von Barcelona, Ramón Berenguer III zugewendet. Sie begründete damit die erste Niederlassung des Templerordens in der Region (Fuguet und Plaza, S. 72).

Burgruine Granyena de Segarra, ehem. Haupteingang

Erst im Jahre 1190 konnte man von einer Komturei sprechen. Zu diesem Zeitpunkt verlief hier noch die Grenze zur Welt des Islam (Fuguet und Plaza, a.a.O.).

Ruine des Hauptgebäudes

Diese Mauern stellten einst die Kapelle dar.

Der sorgfältig gearbeitete Torbogen hat die Zeit gut überstanden

Blick von der Burg auf die Tiefebene und den sogenanten „Camí“, den Pilgerweg. In Bildmitte sieht man  das Heiligtum der „Verge del Camí“, das sich etwa 1 km nordöstlich von der Komturei befindet. Auch diese Stätte ist dem Templerorden zuzurechnen (Fuguet-Plaza, S. 74).

La Verge del Cami, Sanktuarium für Pilger

Im Inneren des Heiligtums bedindet sich eine sogenannte schwarze Madonna

Wer über die schwarze Madonna, ihre Bedeutung und Ausbreitung mehr erfahren möchte, wird etwa bei Ean Begg, The Cult of the Black Virgin, oder bei Jean Hani, La vierge noire et le mystère marial Antworten finden. Das würde den Rahmen hier sprengen.

5. Vallfogona de Riucorb, Prov. Tarragona, Comarca Conca de Barberà

Wir kommen noch näher an den Ausgangspunkt dieser Reise. Vallfogona befindet sich nur 15 Km westlich von Granyena. Aus der Templerzeit sind nur spärliche Reste erhalten, zumeist Steinmetzarbeiten und mittelalterliche Torbögen im inneren der Gebäude, die heute zu Wohnzwecken benutzt werden und nicht öffentlich zugänglich sind.

Modernen Wohnbedürfnissen angepasste Reste eines Turms der Templer mit „Kitschzinnen“.

Strassenschild

Detail an der Kirche

Templerkreuz an einem Gebäude

mittelalterliche Fensterbögen an einem Wohngebäude

Lageplan der Komturei. Im Text findet sich der Hinweis, dass die Komturei zum Schutz der Grenzmark der Grafschaft von Manresa errichtet wurde.

Gesamtübersicht über die heutige Tour:

Hier endete meine Besichtigungstour und ich machte mich schleunigst auf den Rückweg.

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