Im September war wieder eine Elsassreise fällig. Wir kommen dort mehrmals im Jahr in einer privat geführten Mühle unter, die sich einige hundert Meter von einem Dorf im sogenannten Pays d’Hanau – ca 20 Km westlich von Haguenau – in einem Wald befindet. Nein, einen Lageplan und eine genauere Beschreibung gibts nicht. Ich dürfte da sonst nicht mehr hin 🙂
Ich habe schon einige Templertrips von da aus gestartet, aber im Elsass selbt steht fast kein Templerstein mehr auf dem anderen.
1. Bouxwiller
Kirchtturm der Friedhofskirche von 67330 Bouxwiller, Bas-Rhin
Aubarbier (a.a.O) listet sonst noch Bergheim, Andlau, Dorlisheim, Ottrott u.a. für die Région Elsass.
2. Ottrott
Also, auf nach Ottrott. Das ist ein Wein-Ort am Fusse des Odilenberges. Es ist davon auszugehen, dass das Odilienkloster schon im Mittelalter eine berühmte Wallfahrtsstätte war. Die Templer werden sich den Touristenanstrom (Pilger) genauso zunutze gemacht haben, wie die hervorragenden Weinanbaueigenschaften der Gegend.
In Ottrot gibt es nur noch eine Templerstrasse und einen Ortsteil, der Templer-Mühle genannt wird.
Ich habe noch nicht herausfinden können, was das elsässische Wort „Pfarichel“ bedeutet. Ich schätze, es bedeutet vielleicht Pfarrei. (offizieller Ortsplan der Gemeinde, Ausschnitt)
Zu sehen ist dort – ausser einem Haufen alter behauener Steine – nichts mehr . Kein einziges intaktes Gebäude aus dem Mittelalter. Die Steine lagen m.E. an der Rue de Boersch und könnten tatsächlich den Rest einer Ruine aus dem Mittelalter abgeben. Sie sind behauen.
Ich verließ Ottrot, um den Odilienberg mit ausreichend PS zu erklimmen und sah per Zufall an einer Anhöhe eine Klosterruine. Leider konnte man die nur zu Fuß erreichen. Aber die Anstrengung lohnte sich. Das war absolut malerisch und bewegend:
Eine geheimnisvolle, geradezu beklemmende Stimmung lastete über der Ruine. Es gab keinerlei Hinweisschilder. Besucher erschienen nicht willkommen. Es gab ein Gehöft in unmittelbarer Nachbarschaft. Aber auch dort war niemand weit und breit.
Klosterruine Niedermunster, bei Ottrott
Wie ich zuhause herausfand, handelt es sich um die Reste des Klosters Niedermünster. Zwischen dieser Einrichtung und dem Odilienkloster fanden regelrecht kriegerische Ausseinandersetzungen statt. Offenbar hat Niedermünster verloren :).
3. Andlau
Ein knappes Dutzend Kilometer südlich von Ottrot reiht sich die nächste „Templerei“ wie ein Kettenglied auf der Strecke ein: Andlau, unsere nächste Etappe. Jack Bocar zitiert in seiner Webseite
http://www.templiers.net/departements/index.php?page=67
über Andlau folgendes:
En face de l’abbaye-chapitre d’Andlau les Templiers avaient bâti au XIIIe siècle une commanderie, qui possédait les meilleurs vignes du pays situées sur le Castelberg.
En 1312 les chevaliers Teutoniques prirent la place des Templiers, et transportèrent leur établissement dans un faubourg de la ville.
(Sources: Nouvelles Oeuvres Inédites de Grandidier – Ordres Militaires et Mélanges Historiques – Strasbourg. Editeur-Libraire H. Huffel – M.D.CCCC. Colmar)
Übersetzung:
„Die Templer haben im 13. Jahrhundert gegenüber dem Abtei-Kapitel eine Komturei gebaut, die auf dem Castelberg die besten Weine des Landes besass.
Im Jahre 1312 namen die Deutschordensritter den Platz der Templer ein und sie zogen mit ihrer Niederlassung in einen Vorort der Stadt.“
Diese Niederlassung befindet sich in der Rue de la Commanderie, etwas ausserhalb der Altstadt. Das Gebäude stammt aus dem 18. Jahrhundert.
ehem. Deutschordenskomturei Andlau
Zoomen wir kurz auf die Tür. Dort prangt – wie zum Beweis der Herkunft – heute noch ein Templerkreuz.
Die spannende Frage war danach, ob es vielleicht noch von der ursprünglichen Templerei noch irgendwelche Reste geben würde. Diese mussten wir in der Nähe der alten Abtei suchen.
Die Abteikirche Andlau wurde bereits im Jahre 880 gegründet. Die Krypta soll nach Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Abtei_Andlau
der älteste Teil der ehemals der St. Richardis geweihten Stiftskirche (heute St. Peter und Paul) sein.
(Krypta der Pfarrkirche St. Peter und Paul)
Ein Reliquienschrein unterstreicht die besondere Bedeutung dieses Klosters. Es handelt sich immerhin um einen sehr prominenten Heiligen, dem dieser Schädel zugeschrieben wird.
Die Echtheit von Reliquien ist häufig sehr fraglich. Lazarus soll u.a. in Larnaka auf der Insel Zypern bestattet sein.
Die ehemalige Richardiskirche wurde gegen 1130 von der Äbtissin Hadewig (Wikipedia) aussen mit aufwändiger Verzierung ausgestattet. Es finden sich zahlreiche Darstellungen von Rittern, möglicherweise Kreuzfahrern. Es würde den Rahmen hier sprengen, diese ganz zu zeigen.
Und noch ein paar Ritter in Aktion:
Dieses Bauwerk stammt nicht von den Templern, diese sollen gegenüber gebaut haben. Einen Hinweis gab es darauf nicht. Aber meine Spürnase entdeckte das:
commanderie des Templiers (?), Andlau
Drei romanische Fenster, eine romanische Tür, freigelegt in der Fassade eines Fachwerkhauses. Für mich sieht das nach einem Volltreffer aus. Ich vermute, das sind Reste der Templerei von Andlau. Wenn jemand mehr dazu weiss, bitte bei mir melden.
4. Bergheim
Ferdinand Wilcke listete in seinem Buch von 1860 über den Templerorden einen Ort „Berchheim“ im Elsass. Es muss sich dabei um Bergheim im Oberelsass handeln, der sich als nächstes auf unserer Liste befand.
Ansicht des Haupttores der Gemeinde 68028 Bergheim, Haut-Rhin
Spaziergang auf den Remparts, der alten Stadtbefestigung
Die Templerei von Bergheim liegt nicht im Ort, ich hatte sie dort schon mal vergeblich gesucht, sondern ein paar hundert Meter ausserhalb des Ortes, an der Rue de Thannenkirch. Wenn man sich der Position von der Landstrasse aus nähert, sieht man rechts am Fahrbahnrand die Überreste einer sehr alten Einfassungsmauer.
Noch ein paar Meter weiter und dann rechts in die Einfahrt, Auto abstellen, Luft anhalten, Augen-zu-und-umdrehen und – TADAAA hier ist die Templerei von Bergheim, endlich! – oder besser, was davon heute noch zu sehen ist:
Der Tempelhof – cour des templiers – Bergheim
Herr Mayer, der Eigentümer des Hauses, empfing uns sehr nett. Er betreibt dort einen Campingplatz (Adresse 1, route de Thannenkirch). Er freut sich aber sehr, wenn man Interesse an der Historie dieses Weingutes äussert. Er sagt, die Templer hätten den Kanzelberg, auf dem er selbst heute noch Wein anbaut, schon zum intensiven Weinanbau genutzt.
Das Gebäude ist – wie man schon von weitem sieht – lange nicht mehr im Originalzustand. Herr Mayer bat uns sogar hinein und zeigte uns eine wunderschöne, mächtige und alte Tür mit einem Wappen, vermutlich aus dem 16. Jahrhundert.
Ein Balken trägt das Datum des Komplettumbaues dieses Hauses, 1557.
Mir scheint, das Ornament am Fuße dieser Tür könnte aus einer früheren Epoche stammen, eventuell aus der Templerzeit.
Säule, eventuell aus dem Vorgängerbauwerk:
Ganz zum Schluss noch ein absolutes Highlight dieser Reise in die Vergangenheit. Wir durften auch in den Keller und dort gab es noch jede Menge aus der Templerzeit zu bestaunen, Steinsäulen und gotische Türstürze vom feinsten:
Komtureikeller der Templer von Bergheim, heute wie damals zum Weinbau verwendet.
Hallo
Es freut mich immer wieder meinen Familiennamen im Internet zu lesen. Ich wusste bislang nicht, dass unsereins auch etwas mit dem Elsass zu tun hatte. Nahe Freiburg i.B. gibt es ebenfalls einen Castelberg.
Das Geschlecht der Familie Castelberg kommt aber aus dem schweizerischen Graubünden und ist sehr alt. Die ersten offiziellen Urkunden stammen aus dem Jahr 1289, doch habe ich Urkunden in der Archiven in Chur gesehen, die waren nochmals ca. 200 Jahre älter und hingen mit den stammesgleichen Familien
Übercastell/ Surcasti und den Löwenstein zusammen. Wo heute die Ruine Castelberg steht, war schon zur Eisenzeit eine Siedelung in der Nähe.
Ev. waren die Castelberger mal Templer? Mindestens einer war bei einem Ritterorden, leider finde ich aber die Unterlagen dazu nicht mehr. Mir war es, als wäre dieser aber ein Ritter des Deutschen
Ordens gewesen. Bedenkt man die Wappenzusammensetzung der Kreuze des Deutschen Ordens und das aufgehen der Orden in einander, nachdem das Heilige Land gefallen war, kann man durchaus etwas weiter Spinnen und sich überlegen, wohin die Templer verschwunden sind, vor allem dann, wenn derjenige weiterhin für die Sache Gottes kämpfen wollte. Im Westen/ Spanien gegen die Mauren und im Osten gegen die Slaven und Turkmenen. Wir werden es wohl nie erfahren.
Weiterhin viel Spass mit den Tempeln
Mit freundlichen Grüssen
Heinz Castelberg
Hallo wir sind heute auch in Andlau unterwegs gewesen. Wir haben uns die Kirche angesehen. Auf der Innenseite des Eingangs portables habe ich ein Kreuz entdeckt es sieht wie ein Templerkreuz aus
Hallo wir sicher ist es das die Kirche in Andlau nicht von den Templern ist? Ich habe auf der Innenseite des Tores ein Kreuz entdeckt das wie ein Templerkreuz aussieht. Gruß Mirko
Hallo, Mirko H., haben Sie vielleicht ein Foto von dem Kreuz? Wenn Sie mögen, schicken Sie es mir ein, per e-mail und ich veröffentliche es gerne in Ihrem Namen.
Sehr geehrte Geschichtsinterressierte.
Vielleicht ist ihnen die Mauritius-Kirche in Kastel Gemeinde Gerhardshofen bekannt. Ich vermute sie als Templerkirche..wenn nicht in ihren Anfängen noch älter..denn am Westgiebel sieht man deutlich die niedrigeren Konturen einer älteren Baustruktur ähnlich der Bauweise alter irischer Kirchen. Die jetzige Baustruktur zeigt eine fränkische Chorturmkurche..der Turmoberbau dürfte einmal aus Fachwerk bestanden haben.Der Ausbau stammt aus dem 14.Jahrhundert. Freskenmalerei aus dem frühen 15.
J ahrhundert.
Das Eingangsportal dprfte älter sein. Es ziert toben ein interessantes Relief. Es zeigt ein geradarmiges Tatzenkreuz mit einem mutigen Kopf
Siehe Bilder :https://www.gerhardshofen-evangelisch.de
Die Kirche stellt eine Wehrkirche mit gut erhaltener Rundmauer 14. Jahrhundert. dar..
Sie steht übrigens unter Betreuung des wiedergegründeten Templerordens der Komturei Franken.
Sehr sehenswert. Den Schlüssel zur Kurche bekommt man beim Haus des Mesners.
Beste Grüße
Harald Beißer