Mai 2018, Grand-Est: Nachträge für Elsass, Burgund und Champagne

Vatertag und ein verlängertes Wochenende. Zeit für die Ordensritter. Drei Tage und 1.400 km später entstand dieser Reise-Kurzbericht. Ich habe eine Rundreise über das Elsass, das Burgund, die Champagne und Lothringen zusammengestellt, um die To-do Liste für versäumte Ziele in diesem Bereich weiter abzuhaken.

1 Elsass

Fangen wir also beim Elsass an. Die Templerorte dürfte ich alle schon haben, aber auch Deutsch-Ordensritter und Johanniter waren hier zahlreich präsent. Ich plane einen eigenen Bericht über eine der wichtigsten Fernstrassen in Europa, nämlich die alte (linksrheinische) Römerstrasse von Basel nach Köln, entlang derer alle drei Ritterorden – in unterschiedlicher Dichte – ansässig waren.

1.1 Boersch, Bas-Rhin

Erstes Ziel Boersch, Deutsch-Ordenskommende nahe des Mont-Saint-Odile und dem Templer-Ort Ottrott:

Deutsches Haus, 67530 Boersch

1.2 Kayersberg, Haut-Rhin

60 Km weiter südlich – in unmittelbarer Nähe wiederum zum Templerort Bergheim – hat sich der Deutsche Orden eine weitere Niederlassung gegönnt. Eine prachtvolle Kirche aus dem 12. Jh. in der malerischen Ortschaft Kaysersberg:

Deutscher Orden, ehemalige St. Marien-Kirche, 68240 Kaysersberg

1.3 Rixheim, Haut-Rhin

Weitere 60 Km südlich von Kaysersberg befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Stadt Mulhouse, in der die Johanniter ansässig waren, das ehemalige Schloß des Deutschen Ordens von Rixheim.

Château des Chevaliers Teutoniques, 68170 Rixheim

Ich übernachtete, wie stets, wenn ich im südlichen Elsass ankomme, im Hotel Au Lion Rouge in Bartenheim. Es liegt nur ca. 10 Km von meinem letzten Ziel entfernt und so konnte ich mich auf ein baldiges Abendessen freuen. Zwischen der Foie Gras und dem Bavette vom Angus-Rind – und befeuert durch einen halben Liter Côte-du-Rhône – beschloß ich, noch in diesem Jahr einen Spezialthread über alle Ritterorden im Elsass zu schreiben. Ich hatte jetzt fast alle Ziele der Johanniter, Templer und des Deutschen Ordens zusammen. Aber nur fast alle, denn ein letztes Ziel stand für den Morgen des nächsten Tages noch aus.

Bei diesem Abendessen kam bei mir auch erstmals die Idee auf, ob nicht die Ritterorden – gerade hier im recht engen Rheintal – irgendwelche Abkommen untereinander geschlossen haben, etwa um sich nicht gegenseitig unerwünschte Konkurrenz zu machen. Oder etwa, um sich gegenseitig behilflich sein zu können? Es erschien mir daher zweckmässig, demnächst in einem Spezialbeitrag über das Elsass einheitlich für alle Ritterorden zu berichten. Auch in Mainz waren alle drei Orden begütert und hielten es in enger Nachbarschaft offenbar gut aus. So eine enge Nachbarschaft der drei Orden kennt man sonst nur etwa aus Jerusalem und Akkon. In der Pfalz liegt Ober-Flörsheim (DO) in unmittelbarer Nähe zu Hangen-Weisheim (Joh.) und Osthofen (TRO). In Frankfurt gab es Johanniter und den Deutschen Orden. Neuere Forschungen scheinen auch eine Templerpräsenz in Frankfurt zu bestätigen (Templerlexikon)

Was meine Leser bis heute noch nicht wissen können: Ich habe zu Beginn des letzten Jahres meinen Fokus erweitert und untersuche seither nicht nur die heute noch sichtbaren Reste der Niederlassungen der Tempelritter, sondern vielmehr auch die der anderen beiden großen Ritterorden, der Johanniter und der Deutschordensritter.  Mir fehlte nur noch das passende Format für diese Berichte. Daneben sind in letzter Zeit offenbar so viele Reisen zusammengekommen, sodaß dazwischen nicht genug Zeit blieb, das Bildmaterial in Berichten zusammen zu  fassen und zu kommentieren.

1.4 Friesen, Haut-Rhin

Nach einem betont leckeren Frühstück – es gab selbstgemachte Waffeln – machte ich mich auf, zum letzten Ziel im Elsass, das mir noch fehlte. Das Ziel war nach 35 Km erreicht.

Johanniterkirche, 68580 Friesen

Westfassade, Johanniterkirche Friesen

Friesen ist die letzte Station der Johanniter auf der deutschsprachigen Seite der Überlandstrecke in der Porte d’Alsace/Burgunderpforte. Nach dem Pass, der sogenannten „Ueberstrass“ wird es dort frankophon, d.h., die Ortschaften tragen ab hier Namen mit erkennbar französischem Ursprung. Nachdem ich mich die letzen Wochen intensiv mit einer Überlandstrecke im Burgund auseinandergesetzt hatte, wußte ich durch die Veröffentlichungen Martin Kuckenburgs, dass weiter östlich eine weitere Wasserscheide besteht, nämlich die zwischen dem Doubs und dem Mittelmeer einerseits und dem Rhein und der Nordsee andererseits. Dadurch keimte in mir die Idee, dass sich hier vielleicht eine solche Wiederbelebung keltischer Überlandverbindungen wiederholt haben könnte. Nur waren diesmal nicht die Templer, sondern die Johanniter die Akteure.

2 Franche-Comté

Ich hatte schon zuvor ermittelt, dass sich Friesen etwa 30 Km südwestlich von Mulhouse befindet. Dort hatte ich letztes Jahr eine prachtvolle Johanniterkirche besichtigt. Ausgehend von der Theorie, dass Friesen die vorletzte Station der Überlandverbindung der Johanniter sein müßte, suchte ich nun nach einem geeigneten Ort für die Umladung der Frachten auf Boote. Von den Kelten war bekannt, dass sie ab Bragny den Doubs für die Weiterverschiffung von Waren in den Elsass, die Schweiz und den Neckarraum benutzten.

Friesen war auch wieder exakt 30 Km von dem östlichsten Punkt des Doubs entfernt, dessen Oberlauf sich ab Audincourt in einer weitläufigen Schleife wieder zurück nach Westen vom Oberlauf des Rheins wegwendet. Insoweit hat man es bei der sog. Burgunderpforte auch  mit einer Wasserscheide zu tun.

2.1 Audincourt

Über Audincourt wußte ich nicht viel, bis auf dass dort eine Steinbrücke über den Doubs existiert und an der Schifflände eine Kirche steht, die „Temple“ genannt wird.

Le Temple d’Audincourt

Es wäre zwar verlockend gewesen, das anzunehmen, aber diese Kirche hat wohl nichts mit dem Templerorden zu tun. „Le Temple“ heissen in vielen Regionen Frankreichs heute noch die lutherischen Kirchengebäude.

Der Ort war dennoch sehr schön und die Reise hierher hatte sich gelohnt. Denn die entsprechenden Steganlagen und Verkehrszeichen liessen mit einem Blick erkennen, dass der Doubs bis hierhin schiffbar ist. Die Anwesenheit eines der Ritterorden liess sich jedoch für Audincourt nicht feststellen.

2.2 Valentigney

Erst bei der Nachbereitung der Bilder gelang mir insoweit der Durchbruch. In dem Buch von Gérard Moyse, Les hospitaliers de Saint-Jean de Jérusalem dans le diocèse de Besançon en 1373, Rom, 1973 findet sich an mehreren Stellen der Eintrag, dass die Johanniter tatsächlich in Valentigney begütert waren.

Auszug aus Seite 502 des genannten Buches

Wappen von Valentigney, aus Wikipedia

Valentigney liegt am anderen Ende der Brücke und der Stadt Audincourt unmittelbar gegenüber, am linken Ufer des Doubs. Der Ort ist daher als Umladestation genauso gut geeignet wie Audincourt. Davon, dass die Johanniter sich hier niedergelassen haben, zeugt das weisse Johanniterkreuz auf blauem Feld im Stadtwappen. Das Wappenfeld oben links erinnert nicht etwa nur zufällig an das Emblem des VfB Stuttgart. Sowohl Audincourt als auch Valentigney gehörten noch bis 1796 zu der damaligen Grafschaft Württemberg-Mömpelgard mit ihrer Hauptstadt Montbéliard.

Es bleibt einem weiteren Beitrag vorbehalten, diese Überlandstrecke genauer zu dokumentieren. Einstweilen freue ich mich, dass mir diese offenbar neue Entdeckung gelang. Ich habe noch keine Literaturstelle dazu gefunden.

3 Burgund

Um mein nächstes Ziel auf der Tagesordnung zu erreichen, mußte ich zunächst etwa 160 Km  in westsüdwestliche Richtung fahren. Die Autobahn A 36 läuft hier mehr oder entlang des Flusses Doubs. In meinem Bericht über die Templerstrasse zwischen Châtillon-sur-Seine und der Saône erwähnte ich eine alternative Templerstrasse, über die ich noch nähere Nachforschungen anstellen wollte.

 

Anhand der Fülle des neu aufgetauchten Materials habe ich entschieden, über diese Teilstrecke der Templerstrasse einen gesonderten Bericht abzufassen, wobei ich – zur Vermeidung überflüssiger Fahrten – meinen Bericht im Süden, im Mündungsgebiet von Tille und Saône, beginnen möchte:

3.1 Trouhans

Über die Templerpräsenz in Trouhans fand sich bei Aubarbier auf Seite 79 nur ein knapper Vermerk: „Notons, à Trouhans, le lieu-dit la Croix Rouge“. Dies erwies sich bei der Nachschau vor Ort jedoch als nicht zutreffend. Einen solchen Ort gab es dort nicht.

Église Saint-Martin, 21170 Trouhans

Die Kirche ist nicht aus der Templerzeit. Im Ort gibt es ein recht modernes Schloß, das für Hochzeitsfeierlichkeiten genutzt wird. Hinweise auf die Templer konnte ich keine entdecken. Es ist festzuhalten, dass dieser Ort direkt an der Ouche liegt. Die Ouche spielte im 16. Jahrhundert für die Stadt Dijon eine große Rolle und den Überlandtransport zwischen der Yonne und der Saône erheblich zu verkürzen. Dijon verdankte diesem einträgliches Geschäft ihren Wohlstand (Wikipedia).

Die Ouche bei Trouhans. Links im Bild der Damm mit einem gut erkennbaren Treidel-Pfad

3.2 Fauverney

Nach Delphine Marie (S. 124) gehörte die „templerie“ von Fauverney zur Commanderie La Madeleine in Dijon. Es existiere dort nicht mehr als eine Kapelle aus dem 18. Jahrhundert, genannt „Le Temple“. In Templiers.net findet sich folgende Lageskizze:

copyright www.templiers.net

Eine Kapelle habe ich vor Ort nicht gefunden. Die Kirche hat wohl nichts mit den Templern zu tun. Sie ist schön, wirkt aber arg rekonstruiert.

Église Saint-Georges de Fauverney

Wie ich so durch den Ort fuhr, bemerkte ich ein Schild „Salle de Chassagne“. Dabei fiel mir ein, dass ich am Ortseingang ein Strassenschild gesehen hatte: „Ferme de Chassagne“. Die wollte ich mir ohnehin ansehen. Chassignelles heisst ein Templerort mit Farm im Departement im Departement Yonne. Und nach Marie, S. 134 , gibt es ein maison der Templer mit dem Namen Chassagne daneben noch im Departement Haute-Marne, arrondissement de Langres, canton de Prauthoy, commune d’Isômes. Es konnte also nicht schaden, dieser Ferme einen Besuch abzustatten. Die Ferme lag ca. 500 Meter ausserhalb, war größtenteils mit Mauern umgeben und hatte durchaus die Größe einer ehemaligen Templercommanderie.

Château de Ferme de Chassagne, Fauvernay

Das Château wurde von einer wohlhabenden Familie aus Dijon errichtet und stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert. Im Internet gibt es kein Hinweis auf einen Templerbezug des Anwesens.

In dem Anwesen ist jetzt die Mairie untergebracht und die Lokalität läßt sich mieten.

Der Ort Fauverney liegt an der Ouche. Aber auch die Tille ist hier ganz nah, in Spaziergangdistanz. Beide Flüsse sind auch hier mit Treidelpfaden gesäumt. Für eine Templerpräsenz habe ich keine Hinweise entdecken können. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass das Schloss an der Stelle einer früheren Templerei errichtet wurde. Auch hier sind Teiche in der Nähe der Ferme.

3.3 Ruffey-lès-Echirey

Das nächste Ziel auf der Liste sollte sich als das geheimnisvollste erweisen. Weder in der Literatur noch im Internet war viel über die Templerpräsenz in Erfahrung zu bringen. Bei TEMPLARII gab es einen kurzen Eintrag und auch bei Templiers.net. Aubarbier erwähnt diesen Stützpunkt, Marie Delfine nicht. Die Kirche im Ort war modern. Sonst war auf dem Stadtplan vor der Marie nichts als Sehenswürdigkeit beschrieben, das etwas mit dem Orden zu tun haben könnte. Allerdings entdeckte ich an der südwestlichen Ecke der Bebauung eine Sackgasse mit dem Namen Cour du Château. Merkwürdigerweise gab es keinen Hinweis, dass das eine Touristenattraktion wäre, was man sonst bei Schlössern doch erwarten durfte. Ich vermutete deshalb, dass es sich hier um Privatbesitz handelt. Umso besser! Da musste ich natürlich sofort hin.

Ich stellte meinen Wagen also noch im Bereich der Kreuzung ab und öffnete die Tür, als schon von allen Seiten Hundegebell ertönte. Ich habe nichts gegen Hunde, also lief ich ein paar Schritte in diese Sackgasse hinein. Rechts und links der Gasse waren Wohnhäuser und im Hintergrund konnte man ein Gehöft erahnen. Bis dahin kam ich aber nicht. Mein Versuch, das Schild „defense d’entrer absolument“ geflissentlich zu ignorieren, weil ich mit deutschem Nummernschild schliesslich weitgehende Sprachunkenntnis vortäuschen könnte, verfing leider nicht. Eine resolute Dame verließ ihren Vorgarten und kam auf mich zu. Es sei nicht gestattet, weiterzugehen und zwar unter keinen Umständen. Es fühlte sich an, als wäre ich hier in ein „Fünf Freunde Abenteuer“ von Enid Blyton hieingeraten…. 🙂

Nun gut, deshalb hatte ich mir – ganz cool – einen Plan B zurecht gelegt. Ich schlich mich also aus dem Ort hinaus und von draußen gelangen mir dann die Aufnahmen, die ich brauchte:

Château de Ruffey-lès-Echirey

Das Château ist aus dem 16. Jahrhundert. Es war vor Ort nicht in Erfahrung zu bringen, was es damit auf sich hat.

3.4 Til-Châtel

Til-Châtel ist selbst kein Templerort. Die Kirche ist aber sehr beeindruckend. Der Bau begann 1116 auf Betreiben des Erzbischofes Guy de Vienne (Webseite der Stadt Til-Châtel).

Saint-Florent-et-Saint-Honoré in Til-Châtel

Zahlreiche Würdenträger der Commanderie Fontenotte aus dem Hause derer von Til-Châtel sind hier begraben und es zeugen erstaunlich gut erhaltene Grabplatten von ihrem Wirken (näheres bei Geocaching).

3.5  Villey-sur-Tille

Über einen Templerbezug dieses Ortes habe ich nur einen Hinweis bei Aubarbier entdeckt. Delfine Marie schweigt. Und das Internet auch. Selbst bei Templiers.net fand ich nichts. Im Ort  gibt es ein Château. Man hat kaum Einsichtsmöglichkeiten. Es läßt sich von aussen jedenfalls einen „pigeonnier“, einen Taubenturm, ausmachen. Da knistert es schon verdächtig, denn viele Templereien hatten einen solchen Taubenturm. Aber andere Gutsherren sicher auch.

Im Internet konnte ich erfahren, dass dieser Turm „Pigeonnier Permigny“ heissen soll.

Die Rampe hinab zur Tille war interessant. Sie ware breit genug, dass man sich hätte vorstellen können, dass dort Kähne oder Lasten hätten hochgezogen werden können. Die Tille ist aber da unten keinen Meter breit und recht steil, d.h. für Wasserfahrzeuge aller Art definitiv ungeeignet. Als Mühlbach hätte sie wohl dort eingesetzt werden können. Ich sah einige Vorrichtungen, die darauf schliessen lassen.

Château de Villey-sur-Tille

Fazit: Es gab keinen Anlaß, diesen Ort noch länger auf der Templerliste stehen zu lassen. Da Aubarbier auch keine Fundstellen für seine Behauptungen angibt, bleibt mir derzeit nichts anders übrig.

Weiteres Ergebnis: Es gibt insgesamt nicht genügend Beweise für die Annahme, es gäbe eine „Templerstrecke entlang einer Tille-Route“. Die ausgewiesenen Templerorte sind der Ouche näher als der Tille.

3.6 Leuglay

Dass diese Kirche einst von den Templern erbaut wurde, bestreitet niemand. Sie zeigt sich allerdings in ihrem derzeitigen Zustand als Werk der Johanniter aus dem Jahr 1554. Wer sich für die zum Teil erstaunlichen „Innereien“ der Kirche interessiert, dem sei dieser Link empfohlen.

Als ich den Ort besuchte, war die Kirche verschlossen und ich hatte noch zuviel auf dem Programm, um mich nach dem Schlüssel zu erkundigen. Allen Liebhabern der Innerräume von Kirchen sei gesagt, dass es in Frankreich immer einen Nachbar gibt, der einem helfen würde, den Besitzer des Schlüssels zu kontaktieren, wenn man nur freundlich genug fragt. Mir hat es bisher immer die Seelen der Leute aufgeschlossen, wenn ich gesagt hatte, ich wäre x-hundert Kilometer gefahren, um diese oder jene Kirche zu besuchen. Man muß wohl wenigstens etwas französisch beherrschen, um festzustellen, dass sich hinter der reservierten Höflichkeit der Franzosen eine Art unaufdringliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft verbirgt, die man nicht erlangt, wenn man einfach in seiner eigenen Sprache drauflos spricht. Wer mag das schon… :). (Gut, ich gebe zu, in Ruffey-lès-Echirey hat mein Trick NICHT geklappt 🙂

Westfassade der Johanniterkapelle von Leuglay

4 Champagne

Vom nördlichen Burgund war es nicht mehr weit zu meinem nächsten Etappenziel in der Champagne, wo ich auch übernachten wollte. Und es zog mich eher nicht zufällig wieder in mein Lieblingshotel Le Tadorne in Piney am Lac du Temple.

Hotel Le Tadorne, 10220 Piney

In meinem Bericht über den letzten Aufenthalt in dieser Gegend im Februar 2017 konnte ich nur einen kurzen Hinweis auf die sehr zahlreichen fermes der Templer in näherer Umgebung der Gemeinde Piney unterbringen. Für dieses mal hatte ich mir vorgenommen, wenigstens die ersten vier Gehöfte einmal selbst aufzuzuchen.

copyright Templiers.net

copyright Google maps

An der westlichen Strasse unterhalb von Piney, der D1, trifft man zunächst nach wenigen Kilometern auf die Ferme de Bonlieu.

4.1 Bonlieu

Der Name aus der Templerzeit wird heute noch für diesen Landwirtschaftsbetrieb fortgeführt. Gebäude aus der Templerzeit (oder Reste davon), waren von der Strasse aus nicht auszumachen und sind recht unwahrscheinlich.

Ferme de Bonlieu, 10220 Piney

4.2 l’Hôpiteau

Nur wenige hundert Meter weiter südlich und auf der gegenüberliegenden Seite der D1 fand ich mühelos die ehemalige Commanderie du Temple de l’Hopiteau, ebenfalls ein modernisierter Landwirtschaftsbetrieb.

Hier gab es etwas ältere Bauten zu sehen, aber diese sind wohl auch nicht aus der Templerzeit.

Das Hinweisschild am Eingang läßt keinen Zweifel, dass ich das Ziel gefunden hatte

4.3 La Loge Madame

An der östlichen Strasse D79 lagen in diesem Bereich zwei ehemalige Templerfarmen

ferme de La Loge Madame, 10220 Piney

4.4 Maurepaire

und wieder ein paar hundert Meter südlich diese hier:

ferme de La Maurepaire, 10220 Piney

Es gab keine Veranlassung, die Betriebe zu betreten. Man konnte auch aus der Distanz gut erkennen, dass auf keinem der Anwesen Reste einer Kapelle vorhanden waren und die Zweckbauten waren sämtlich auch aus der Distanz als modern zu erkennen. Ich wollte die Privatsphäre der Bewohner nicht stören und machte mich auf den Rückweg, auf dem auch  das letzte Etappenziel dieser Reise lag.

5 Lothringen: Bazoilles-sur-Meuse

Diesen Ort hatte ich mir ausgesucht, weil er auf der Via Agrippa von Chalon-sur-Saône nach Metz liegt und von manchen Quellen (etwa Aubarbier, S. 52) als Templerort bezeichnet wird. Das ist allerdings nicht unumstritten. Bei Templiers.net findet sich kein Eintrag. Die Seite Templarii enthält einen etwas kryptischen Eintrag, der Templerpräsenz andeutet. Für diese Annahme scheint auch der Umstand zu sprechen, dass die Via Agrippa auch im überigen sehr dicht und auffallend regelmässig Templerorte passiert. Von Metz sind es 60 Km nach Libdeau bei Toul. Von dort wiederum ist Bazoilles-sur-Meuse ebenfalls 60 km entfernt und in weiteren 60 Km liegt die Bischofs- und Templerstadt Langres:

Es sprach also genug dafür, diesem Ort einen Besuch abzustatten, zumal sich dort eine Kirche aus dem 12. Jahrhundert  befindet.

Église Saint-Martin, 88300 Bazoilles-sur-Meuse

Der Schutzheilige dieser Kirche ist über einem Seitenportal mit einem kleinen Reiterstandbild verewigt.

St. Martin, Bazoilles-sur-Meuse

Allerdings spricht einiges dafür, dass diese Kirche nicht den Templern, sondern dem Deutschen Orden gehört hat. Daß der Deutsche Orden hier im Ort tatsächlich begütert war, ist durch Dokumente beweisbar:

Aus Henri d’Arbois de Jubainville, L’Ordre teutonique en France, 1871 S. 67

Vor allem aber dieses Detail auf dem Seitenfenster an der Südfassade scheint zu bestätigen, daß wir es hier mit einer Kirche des deutschen Ordens zu tun haben.

Die große Marienfigur ist mehr als typisch für die Marienritter (vgl. Kommende Frankfurt, Kommende Kaysersberg). Viele Deutschordensburgen heissen Marienburg (Malborg) oder ähnlich. Mergentheim ist altfränkisch für Marienheim. Ausserdem haben die Templer viel seltener Gemeindekirchen als die Johanniter oder Deutschordensritter unterhalten.

Der Beitrag aus Vosges matin erklärt die Legenden um „Templergespenste“ in einer nahegelegen Feengrotte schlicht mit einer Verwechselung der Orden. Sei es wie es sei, die Ortschaft ist gewiß als Station auf einer wichtigen Handels- und Pilgerroute zu sehen, was sich fast unwiderleglich aus den planmässigen Abständen ableiten läßt.

Fazit: Die Deutschordensritter hatten im Elsass alle 60 Km eine Station. Die Strecke zwischen Langres und Metz ist ebenfalls alle 60 Km mit einer Station von Ordensrittern besetzt, wobei hier die Aufgabe scheinbar unter zwei Ritterorden aufgeteilt wurde. Das Nebeneinander oder Miteinander verschiendener Ritterorden bei der Sicherung oder Flankierung von Handels- und Pilgerwegen in Westeuropa  wird gesondert untersucht werden müssen. Soweit ersichtlich hat sich auch diesem Thema bisher noch niemand systematisch angenommen.

Frankfurt, 01.06.2018

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert