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2008 Roussillon

Nochmal Languedoc-Roussillon

Das Winterhalbjahr 07/08 und die Zeit des Bücherwälzens war vorbei. Ich habe genug Rüstzeug gesammelt, um die neuen Expeditionen für das Jahr 2008 zu planen. Im Juni zog es uns nochmal in die Pyrenäen-Region, es gab zu den letztjährigen Untersuchungen noch etwas nachzutragen. Zunächst untersuchten wir noch einmal die mutmassliche Templerkapelle der Gemeinde Serres im Departement 11 Aude. Mit Hartnäckigkeit und etwas Glück kamen wir diesmal in die Kapelle hinein, was die letzten Jahre nie möglich war. Innerhalb der Kapelle befinden sich wertvolle mittelalterliche Wandmalereien, etwa an prominenter Stelle an der Decke ein Doppelkreuz, was zumindestens durch die gewählten Farben an den Templerorden erinnert:

mögliche Templerkapelle in 11190 Serres, Dept. 11 Aude, Languedoc-Roussillon Ausschnitt der Deckenbemalung

Bei der letztjährigen Recherchereise in dieser Gegend Frankreichs hatten wir noch eine Templerbesitzung übersehen. Der Ort 11330 Laroque-de-Fa, ebenfalls noch im Dept. 11 Aude gehörte den Templern, die dort auch eine Kirche gebaut haben. Fa leitet sich wohl vom lateinischen Wort fanumab. Es steht für Tempel, Heiligtum, was auf einen gallo-römischen Ursprung des Ortes hinweist.

eglise St. Cyr et St. Julitte, 11330 Laroque-de-Fa, Dept. 11 Aude, Languedoc-Roussillon

Der Innenraum – Blick auf den Chor – zeigt romanische Bausubstanz mit frühgotischem (nachträglich angebrachten ?) Kreuzrippengewölbe.

Wir verliessen jetzt das Departement Aude nach Süden über Schluchten, Gebirge und furchterregende Passstrassen, die  atemberaubende Fernblicke erlaubten, sofern man darüber hinwegsehen konnte, dass sich keinen Meter rechts vom Auto Steilhänge mit der Aussicht auf hundert Meter in freiem Fall darboten und erreichten das Departement 66 Pyrénées-Orientales. Diese Gegend wird Roussillon genannt und gehörte im Mittelalter zum Königreich Aragon bzw. Mallorca.

Es wurde zuvor schon darauf hingewiesen, dass der Templerorden in diesem Departement weit überdurchschnittlich begütert war. In der Tiefebene, die von den Pyrenäen-Ausläufern zum Meer führt, gehörte fast jeder Ort irgendwie zum Orden. Es stellte sich vor Ort heraus, dass eine genaue Untersuchung aller bekannten Orte mehrere Tage in Anspruch nehmen würde. Die verfügbaren Hinweise in der Literatur war nicht für alle Orte gleich aufschlußreich. Insbesondere steht eine genaue Untersuchung, welche der mittelalterlichen Gebäude in den Orten von den Templern stammten oder wenigstens von ihnen genutzt wurde, noch aus.

66680 Canohès, Dept. 66 Pyrénées-Orientales, Languedoc-Roussillon

Strassenschild in katalanischer Sprache

eglise de Canohès, aus der Zeit der Templer

66300 Sainte-Colombe-de-la-Commanderie, Dept. 66 Pyrénées-Orientales, Languedoc-Roussillon

Die ehemalige Templerkirche der commanderie Ste. Colombe ist heute von Wochenendwohnungen und Fertigbau-Ferienhäusern umgeben.

Alles kommt einem hier recht „spanisch“ vor, nicht nur die Ortsnamen. Auch das bauliche Ambiente:

eglise de 66690 Palau-del-Vidre, Dept. 66 Pyrénées-Orientales, Languedoc-Roussillon

Der katalanische Ortsname Palau-del-Vidre bedeutet Glaspalast. Seit dem Mittelalter widmet man sich hier der Glasproduktion, die auch heute noch den Ort prägt. Offenbar stehen die zur Glasherstellung erforderlichen Rohstoffe in der Gegend an. Es ist anzunehmen, dass auch die Templer diesen damals sehr lukrativen Wirtschaftszweig nicht verschmäht haben dürften. Beweise dafür stehen aber noch aus.

Vorhof der Kirche: Gebäude- und Mauerreste, sowie Spuren von Verteidigungsanlangen aus der Templerzeit

Gut dokumentiert sind die Überreste der Templerbauten in dem Ort 66300 Nyls, Teil der Doppelgemeinde Nyls-Ponteillas. Ponteillas war auch ein Templerort aber die Kirche dort stammt aus neuerer Zeit und es gab dort nichts mittelalterliches zu sehen. Dafür aber umsomehr in Nyls:

commanderie de 66300 Nyls, Dept. 66 Pyrénées-Orientales, Languedoc-Roussillon

Das damalige Gelände der Templer ist heute von der mairie, dem Bürgermeisteramt vereinnahmt. Die Stadt hatte bereits mit der Restaurierung der baufälligen Gebäudereste begonnen, das Vorhaben aber wieder aufgeschoben. Typische Rechteckkapelle mit ehemals halbrunder Chorapsis.

Der nächste Templerort auf unserer Liste war 66180 Villeneuve-de-la-Raho. Am Ortseingang fanden wir ein Hinweisschild auf eine romanische Kapelle St. Julien aus dem 12. Jahrhundert. Auch wenn sich vor Ort kein sicherer Hinweis darauf fand, dass es sich hier tatsächlich um eine mindestens von den Templern benutzte Kapelle handelt, spricht die Größe und die Lage dafür. In der Literatur gibt es Hinweise, dass St. Julien einer der bevorzugten Heiligen des Ordens war.

chapelle St. Julien, 66180 Villeneuve-de-la-Raho, Dept. 66 Pyrénées-Orientales, Languedoc-Roussillon

Detail an der Aussenwand der Chorapsis

Unsere Reise ans Mittelmeer fand dort ihr Ende, aber für die Rückfahrt hatten wir uns noch einen Pausenstop in der Provence vorgenommen. Ziel dieser Exkursion war die bekannte Templergroßkomturei in  84600 Richerenches, Dept. 84 Vaucluse, Provence-Alpes-Côte d’Azur. Es handelt sich hier bei um eine sehr große, womöglich die größte Templerkomturei in der Grafschaft Provence. Die Provence gehörte damals noch nicht zum Königreich Frankreich sondern als Teil des alten Königreiches von Burgund zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

commanderie Richerenches, Hauptportal

Dennoch wurden auch in der Provence die Templer inhaftiert, gefoltert und verbrannt. Ein gewisser Karl II, der Lahme aus dem Hause Anjou war um 1307 Graf der Provence und König von Neapel. Er soll aktiv an der Templervernichtung teilgenommen haben. Er sei einige Monate, nach dem er ein paar Templer verbrannt hatte, unter rätselhaften Umständen gestorben. So ging es einigen, die maßgeblichen Anteil  an der Vernichtung des Templerordens hatten.

Im Oktober 1307 fand auf Betreiben des Königs von Frankreich, Phillipp IV „le bel“ und seines Beraters Guillaume de Nogaret die Verhaftungswelle der Templer in Frankreich statt. 1312 sprach Papst Clemenz V auf dem Konzil in Vienne das allgemeinverbindliche Verbot des Templerordens für die gesamte Christenheit aus. Anfang April 1314 wurde der letzte Großmeister der Templer, Jacques de Molay, in Paris auf dem Scheiterhaufen hingerichtet.

Guillaume de Nogaret konnte dieses Ziel seines Strebens nicht mehr mit erleben. Er verschied unter nicht abschließend geklärten Umständen am 11. April 1313 in seiner Heimatregion, dem Lauragais im südlichen Languedoc, nur wenige Kilometer vom Einflußbereich der spanischen Templer aus dem Roussillon, die zu diesem Zeitpunkt nach kurzer Gefangensetzung schon zumeist wieder auf freiem Fuß waren.

Papst Clemenz der V., alias Bertrand-le-Got,  überlebte seinen Alptraum keine drei Wochen. Er hatte sich ersichtlich nur auf Druck des französischen Königs dazu hergegeben, an der Vernichtung des Templerordens teilzunehmen, obwohl er nicht von der Schuld und der Würdenträger und der Mitglieder des Ordens überzeugt war. Denn die von ihm selbst veranlaßten Untersuchungen hatten – ohne Anwendung von Folter – eher das Gegenteil ergeben. Er starb, nach längerer Krankheit unter ebenfalls nicht abschließend geklärten Umständen am 20. April 1314 in Roquemaure, 40 Kilometer von Richerenches entfernt. In der Provence konnte sich eine große Zahl der Templer ihrer Verhaftung entziehen und die Brüder sollen sich noch in der Nähe aufgehalten haben. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Der selbsterwählte Kopf der Templerverfolger, der französische König starb am 29. November 1314 an den Folgen eines Jagdunglücks. Auch hier gehen die Geschichten auseinander. Der Legende nach soll Jacques de Molay kurz vor seinem Ableben in einen letzten Fluch das baldige Ende seiner beiden letzten Widersacher vorhergesehen oder heraufbeschworen haben.

Brunnen der Templerkomturei in Richerenches

angeblich von den Templern erbauter Verteidigungsturm an der Umfassungsmauer der commanderie. Die erst in späteren Jahrhunderten gebräuchlichen Schießscharten sind m.E. nachträglich eingefügt worden.

Grange des Templiers,  Richerenches.

Grange bedeutet Scheune. Bei dem hier abgebildeten Bau handelt es sich um einen der größten übriggebliebenen Profanbauten der Templer in Frankreich. Im comtat Venaissin, dem früheren Namen des heutigen Departements 84 Vaucluse, wurde bereits im Mittelalter vorzugsweise hochfeiner Wein angebaut. Die Appellation Châteauneuf-du-Pape ist etwa dort beheimatet.

Die Grafschaft Venaissin gehörte auch damals schon dem Papst. Papst Clemenz der V. siedelte sich die letzten Jahre seines Lebens hier an, mit dem Ziel, sich dem Einfluß des übermächtigen Königs etwas zu entziehen. Es blieb beim Versuch. Denn der König setzte dem Papst sofort treu ergebene Beamte hinterher, die jeden Versuch der Lockerung königlicher Macht am Hofe des Papstes im Keim erstickten. Das Venaissin ist übrigens erst im 18. Jahrhundert an Frankreich gelangt. Bis dahin waren jeweils noch die Päpste die Landesherren.

2007 Poitou-Charentes

Poitou-Charentes, Atlantikküste

Zwischenstation: nochmal Burgund:

Wie angekündigt, bereisten wir im August 2007 die Region Poitou-Charentes, um dort die Überfülle existierender „Zeitzeugen in Stein“ zu besichtigen und eventuell Gründe für die enorme Dichte der Niederlassungen dort zu finden. Auf dem Weg dahin machten wir noch eine Zwischenstation im Burgund, weil aus der Region noch zwei bedeutende Bauwerke der Templer nachzureichen waren. Im Departement 58 Nièvre , in der Nähe der Stadt Cosne-Cours-sur-Loire, in der bekannten Weingegend des Sancerre, befinden sich die beeindruckenden Überrreste einer großen Templerkomturei namens Villemoison.

Das Gelände befindet sich – außerhalb der Gemeinde – in Privatbesitz. Weil wir das riesige schmiedeeiserne Tor geöffnet vorfanden, übersahen wir das Schild, dass Besuche nur nach vorheriger Ankündigung durch das Touristenbüro erwünscht sind. Die Anlage war sehr gepflegt, aber kein Auto verriet die Anwesenheit von Bewohnern. Die Kapelle ist kurios. Asymmetrisch, auch innen. Vermutlich wurde sie einst unter Erhaltung der linken Wand nach rechts verbreitert.

commanderie de Villemoison, 58 Nièvre, Bourgogne

Die Kapelle ist ersichtlich aus dem 12. Jahrhundert, offenbar weitgehend im Originalzustand. Die logis des Commandeurs im Hintergrund stammt in dieser Form aus der Zeit der Rechtsnachfolger, des Johanniter- oder später Malteserordens. Man kann aber im Mauerwerk des Erdgeschosses teilweise noch Tür- und Fensterstürze aus der Templerzeit erkennen. Ausserdem zeigt die Anlage den berühmt-berüchtigten Forellenteich, ohne den das Leben für einen Templer offenbar nun einmal nicht lebenswert war.

Sonntags morgens war es, kein Mensch weit und breit – dachten wir zunächst! – als wir uns anschickten, die Kapelle innen zu inspizieren:

 

Originalfresko aus der Templerzeit

Wir wir die Innenbemalung bestaunten, gab es draußen plötzlich Geräusche. Wir hatten die Eigentümerin offenbar erschreckt und sie schien irritiert, weil keine Besuchszeit war. Sie nahm verwundert zur Kenntnis, dass ihre Tür offengestanden haben soll. Aber als wir ihr sagten, wir hätten eine Anfahrt von ca.  700 Kilometer auf uns genommen, um das hier zu sehen, schien sie besänftigt – sogar etwas stolz – zu sein. Wie man denn in Deutschland auf ihren Besitz aufmerksam gemacht würde? Ich erzählte, dass ich meine freie Zeit mit der Lektüre der – überwiegend französischen – Templerliteratur verbringen würde und wir durften uns dann überall umsehen und wurden freundlich – auf Deutsch – verabschiedet.

Einige Kilometer weiter südlich, in der Nähe der Stadt Nevers, sollte noch eine gut erhaltene Commanderie namens Feuilloux zu finden sein.

 commanderie de Feuilloux, Les Loges-Feuilloux, 58 Nièvre, Bourgogne

Der Turm der logis de commandeur könnte evtl. auch noch aus der Templerzeit stammen. Im übrigen befindet sich die Anlage heute – wie viele Templeranwesen in Frankreich – in Privatbesitz und ist als großzügige Wohnung hergerichtet :

(Detailansicht der Kapelle von Osten)

(Westseite:  Türsturz mit Templersymbol und Inschrift)

..weiter vom Burgund an die Küste..

Am Nachmittag dieses Tages trafen wir dann  am Ziel unserer Urlaubsreise ein. Ein Örtchen in der Nähe der Stadt Saintes, die dem Umgebung ihren historischen Namen verlieh:  la Saintonge. Die Saintonge und das benachbarte Angumois (Gegend um die Stadt Angoulême) zeigen sehr dichte Präsenz der Templer. Die erste Überraschung bei der Einzeichnung der Orte:

Sie scheinen absolut nicht entlang der beiden Haupt-Pilgerstrecken via turonensis (aus Paris) und via limovicensis (aus Vezelay, Burgund) entlang aufgereiht zu sein, sondern eher quer. Man erkennt auf dem ersten Blick sogar geradezu eine Querverbindung zwischen den beiden eher Nord-Süd liegenden Hauptstrecken in Ost-Westrichtung. Sie liegen offensichtlich an der Strecke St. Jean-d’Angély – Limoges. Wir beschreiten diese Linie von Saintes aus nach Osten und stossen dabei auf folgende noch sichtbaren Zeichen der Templerpräsenz:

Beauvais-sur-Matha, 17 Charente-Maritime, Poitou-Charentes

Das Portal rechts stammt von den Templern. Der Turm kam erst viel später dazu. Aus der Templerkapelle wurde die Pfarreikirche, noch heute benutzt.

Fouqueure, 16 Charente, Poitou-Charentes

Foto: Reinhold Denich

Das Portal und die Glockenarkaden (cloche-mur) stammen im wesentlichen aus der Templerzeit. Das Gebäude mußte häufig instandgesetzt werden und wurde dabei dem Zeitgeschmack entsprechend verändert.

Coulonges, 16 Charente, Poitou-Charentes

Coulonges, Innenansicht: Drei Fenster, wie gewohnt

Die nächste Etappe erwies sich wieder mehr als spannend. Schlecht zu finden, ausserhalb des nächsten Ortes, am Waldrand. Die Ruine der Commanderie Maine-de-Boixe. Keine Menschenseele weit und breit. Selbst an einem sonnigen Tag könnte einen ein etwas mulmiges Gefühl beschleichen..

(Die Chorfassade von Osten. Drei Fenster.)

(Der Eingang vom Commanderiehof in die Kapelle)

(Kapelle: Innenansicht. Blick in den Chor. Alles zugewachsen. Ein wahrer Dornröschemschlaf.)

Maine-de-Boixe, 16 Charente, Poitou-Charentes

le Grand-Madieu, 16 Charente, Poitou-Charentes

(Detail im Innenraum der Kapelle. Ein Kopfidol, Grimasse schneidend. Bedeutung unklar. Ich tippe, wie oft, auf eine Darstellung des abgeschlagenen Hauptes Johannes des Täufers. Die Kapelle ist ihm geweiht.)

chapelle St. Jean-Baptiste, le Grand-Madieu, 16 Charente, Poitou-Charentes

le Petit-Madieu, Roumazières-Loubert, 16 Charente, Poitou-Charentes

Die soeben gezeigten Orte liegen alle – dicht an dicht – an einer offenbar alten Strasse von St. Jean-d‘ Angély nach Limoges. Diese Strasse verbindet den via turonensis, der von Paris über Tours und  Poitiers in die untersuchte Region eintritt und bei St. Jean-d‘ Angély die soeben entdeckte Querstrecke schneidet, mit dem via limovicensis, der  – vom Burgund aus kommend – über Limoges nach Perigueux weiterführt. Denkt man sich diese Querstrecke nach Westen über St. Jean d’Angély hinaus weiter, landet sie in La Rochelle, dem überaus wichtigen Hafen der Templer. Das Portal der Templer zum Atlantik.

Damit scheine ich einen Baustein für die Hypothese des umstrittenen Historikers Louis Charpentier gefunden zu haben. Dieser Autor vertritt in seinem Buch les mystéres templiers (Robert Laffont, Paris 1967) eine Theorie, dass die Templer von La Rochelle aus fächerförmig mindestens 6 Fernstrassen durch ganz Frankreich entweder neu angelegt oder aber instandgesetzt haben, von denen man jeweils in die äußersten Spitzen des Landes gelangen konnte: in die Bretagne, die Normandie, die Ardennen, nach Lothringen, an den Genfer See und in die Provence. Leider ist dieser Autor häufig unpräzise und visionär, so dass die Fachwelt ihm mit großer Vorsicht begegnet. Nun, die soeben gefundene Strecke ist jedenfalls ein Teilstück einer der von ihm beschriebenen Fernstrecken und es bedarf noch weiterer Untersuchungen, ob sie tatsächlich nach Osten verlängert von Templer-Stationen bewacht wurde. Das beschriebene Teilstück jedenfalls ist wieder einmal wie eine Perlenkette sehr dicht besetzt:

St. Jean-d’Angély, Beauvais-sur-Matha, Fouquere, Maine-de-Boixe, le Grand-Madieu und le Petit-Madieu. Alles nur ca. 10-15 Km auseinander. Danach tritt die Strasse aber hinüber ins benachbarte Limousin und landet dort schließlich in Limoges. Die noch vorhandene Lücke etwaiger Streckenstationen der Templer im Limousin muß ich später einmal schließen.

Eine Vision Charpentiers, die Templer hätten von La Rochelle aus schon Amerika bereist und auf diese Weise Silber ins Land gebracht  (was dann – so Charpentier weiter – auf diesen Strassen schnell und sicher in jede Ecke des Templerimperiums verbracht werden konnte), wird nur von wenigen anderen Autoren geteilt. Die herrschende Meinung unter den namhaften Historikern lehnt solche Ideen ab oder findet sie keiner Erwähnung wert. Weil sie derzeit nicht zu beweisen ist.

Die Südoststrecke von Cognac ins Perigord:

Eine zweite dieser Fernstrecken Charpentiers deutet sich ebenfalls an. Von La Rochelle führt eine weitere Strecke südöstlich durch Saintes und Cognac nach Angoulême. In Cognac – des Standortes sämtlicher hoch- und höchstrangiger Hersteller des edlen Getränkes (die Gegend spielte auch schon zur Templerzeit bei der Weinerzeugung eine wichtige Rolle!) – zweigt diese Strasse nach Süden ab , in Richtung Perigord. Unmittelbar südlich von Cognac befindet sich ein Ort, der scheinbar damals wie heute eine wichtige militärische Aufgabe zu erfüllen hatte. Damals Ritterstützpunkt. Heute Militärflughafen.

Chateaubernard, 16 Charente

Die nächste Station sollte durch eine Templerkapelle in der Gemeinde Salles  d‘ Angles, 7 km weiter südlich von Chateaubernard markiert sein..

Wir fanden dort nur eine Pfarreikirche, zwar auch aus dem 12 Jahrhundert, aber eben viel zu groß für eine Templerkapelle. Was wir nicht wußten: Die Gemeinde Salles d‘ Angles teilt sich in zwei Ortsteile ein, der Ortsteil Angles selbst ist noch 3 Km weiter südlich auf einer Insel des Flüsschens  Né und die Templerkapelle befindet sich dort:

Angles, Commune de Salles d’Angles, 16 Charente

Da mußten wir noch jemand sehr speziellen hinbitten, der diese Position klären mußte:

Foto: Reinhold Denich, unser „special agent“, Templerdetektiv vor Ort

Im Eiltempo – und angemessen nervös – nähern wir uns – über Barbezieux (angeblich auch einer Templerstätte, wohl keine Reste sichtbar) – weiter in südöstlicher Richtung dem absoluten Highlight der Atlantikreise: DER einzigartigen, weltberühmten und unvergleichlichen Templerkapelle vonCressac. Äußerlich durchaus nichts besonderes, gleiche Grösse, rechteckige Form, romanische Tür im Westen, ein schmales Fenster darüber und natürlich gefälligst drei Fenster nach Osten:

 chapelle des Templiers de CressacCressac-St. Genis, 16 Charente

Wegen ihrer Aussanansicht ist diese Kapelle auch nicht weltberühmt geworden. Das liegt vielmehr an den aufwändigen Original-Fresken im Innenraum, die größtenteils durch aufwändige Massnahmen von der Landesarchäologie, der hier im Namen aller tiefsten Dank auszusprechen ist, erfolgreich vor dem Verfall bewahrt wurde. Es handelt sich hier um die einzigen heute noch brauchbaren bildhaften Darstellungen der Tempelritter sowie ihrer Zeitgenossen, anhand derer man Uniformen und Trachten der Zeit heute noch -wohl zuverlässig – studiert. Weil sie so einzigartig und gut erhalten sind, möchte ich gerne die Bilder weitgehend für sich selbst sprechen lassen:

(Tempelritter rücken aus einer befestigten Stadt aus. Mit Nasenhelm, dreieckigem Schild und Lanze.)

(Die zurückgelassenen Frauen der Stadt schauen hoffend, nervös, bestürzt und verängstigt, was da wohl kommen möchte… )

(Die armen Ritter der militia christi teilten sich angeblich immer zu zweit ein Pferd. In Wahrheit dient diese Darstellung aber nur der Verdeutlichung der persönlichen Bedürfnislosigkeit. Es gibt heute noch eine Speise in Deutschland, die „arme Ritter“ genannt wird.)

Merke: Den muselmännischen Bösewicht erkenne man am RUNDEN Schild. ähem, und …. ah err … an der Hautfarbe. Die Guten sind  – emmm… weiß und die bösen Muselmänner haben natürlich dunkle Gesichtsfarbe. Das ist wahrhaft ein Vorläufer heutiger comics, Schwarzweißmalerei. Kommt einem sehr bekannt vor. Nasenhelme haben sie auch, die „Räuber des Grabes Jesu.“

(Der hl. Michael wiegt den „Wert“ einer Seele)

(Drei Fenster, wie erwartet.)

(geheimnisvolles Templersymbol)

(Auf das kommen wir noch zurück.)

Was gibt es noch in Saintonge, Angumois? Zwischen Poitiers und Angoulême gab es damals offenbar auch eine strikt nord-südlich verlaufende Direktverbindung (die heutige N 10), die „unsere“ oben bewiesene Querstrecke St. Jean-d‘ Andély – Limoges (die heutige D 739) bei Mansle rechtwinklig kreuzt. Im hier interessierenden Gebiet wird  die Teilstrecke durch folgende jeweils ca. 10 – 20 Km auseinanderliegende Templerplätze beflankt:

commanderie de Villegats, 16 Charente  Foto Reinhold Denich

Maine-de-Boixe (das hatten wir schon)

und schließlich der von mir übersehenen Templerkapelle in der Gemeinde Yvrac-et-Malleyrand, die sich leider auch in zwei Ortsteile gliedert. Und ich war wieder im falschen Ortsteil, nämlich in Yvrac-et-Malleyrand. Dort gibt es wiederum nur eine Pfarreikirche aus dem 12 Jahrhundert, aber eben keine Templerkapelle. Die Kapelle liegt in Wahrheit im südlichen Ortsteil Malleyrand. Wieder war ein Einsatz unserer Templerdetektives vor Ort veranlasst:

chapelle de Malleyrandcommune de Yvrac-et-Malleyrand, 16 Charente

 Foto: Reinhold Denich

Malleyrand, Nordostecke, drei Fenster am Chor.  Foto: Reinhold Denich

(Malleyrand. Detail am Portal. Katzenkopf  Foto: Reinhold Denich)

2007 Roussillon

5. Exkurs nach Westen

Nach der Aufregung über geheime Templerkreise, -Pfade und Goldvorkommen, wenden wir uns auf der via aquitania wie die Jakobspilger nach Westen, von dem Departement 11 Aude, über das Departement 09 Ariège hinweg in das Departement 31 Haute-Garonne. Wir haben damit die Region Languedoc-Roussillon verlassen sind jetzt in der Region Midi-Pyrénées. Dort hatten die Pilger etwa Gelegenheit, in dieser interessanten Komturei Halt zu machen.

 

 

chapelle de Sainte Matrone, Mazères-sur-Salat, 31 Haute-Garonne

Nur nebenbei: Der Fluß Le Salat war noch bis ins ausgehende vorletzte Jahrhundert bekannt für seine natürlichen Goldvorkommen, die man bis in jüngste Zeit in lohnender Weise ausbeuten konnte. Ob sich daran auch schon die Templer beteiligt haben, ist nicht bekannt. Dass sie  über lange Strecken dünn besiedelt sind – im ganzen Dept. Ariège gab es womöglich keine Templer! –  aber ausgerechnet hier wieder massiv auftauchen, kann genausogut ein purer Zufall sein.

Diese Kapelle steht weit außerhalb der Ortschaft auf dem Feld.  Andere Reste der Templercommanderie sind nicht zu erkennen. Ein Blick ins Innere:

Noch 5 Kilometer weiter westlich gelangen wir zu einer der berühmtesten Kirchen der Tempelritter: Die Mysterien-Kirche von Montsaunes:

Montsaunes, 31 Haute-Garonne

Diese Kirche weist aussen wie innen bemerkenswerten Schmuck vor. Die Bemalungen der Innenseite werden der Alchimie zugeschrieben. Sie wirken in der Tat sehr esoterisch. Man sieht u.a. Maurerwerkzeug, wie ein Senkblei und Winkel. Sicher hatten die Tempelritter gute Beziehungen zu den Bauleuten, aber Geheimgesellschaften der Maurer, wie man sie aus viel späteren Jahrhunderten kannte, gab es damals so noch nicht. Auch wenn die Maurer weit davon entfernt waren, jemand aussenstehenden an ihrem Sonderwissen teilhaben zu lassen.

Leider kamen wir nicht hinein. Der Nachbar, der den Schlüssel verwahrt, war partout nicht aufzutreiben. Aber von aussen gibt es schöne Fotos, auch recht ungewöhnlich, zum Teil geheimnisvoll:

Das sog. chrismon über dem Portal ist kein Geheimzeichen. Es findet sich gerade in den Pyrenäen sehr häufig an mittelalterlichen Kirchen.

Ein „umgedrehter Gekreuzigter“ dürfte da doch schon etwas seltener anzutreffen sein. Ein Seiteneingang zeigt dieses seltsame Symbol mit „Gänsefüßchen“:

Diese Herrschaften – die Augen vor Entsetzen geweitet – scheinen sich enorm vor etwas oder jemanden zu fürchten:

Und schließlich die beeindruckende Rückseite der Kirche:

6. Templer im Roussillon

Das Roussillon gehörte zur Templerzeit noch nach Spanien, genauer gesagt zu Katalonien, später zum Königreich Mallorca. Die Hauptstadt Perpinya (= Perpignan) beherbergte sowohl einen Königspalast, als auch eine ganze Reihe von Stadthäusern der Templer, die sich ausserhalb der Stadtmauern, in einem durch sie erst entwässerten Sumpfgebiet niedergelassen haben, im Bereich der heute noch vorhandenen Kirche St. Mathieu. Die Hauptkomturei der katalonischen Templer war Mas Deu. Hiervon sprachen wir schon.

Die Grenze zwischen den Königreichen verlief damals auf dem gut erkennbaren Bergrücken mit den weltberühmten Katharerburgen chateau de Peyrepertuse und chateau de Quéribus, was man heute noch auf der Landkarte durch den abrupten Wechsel katalanischer und französischer Ortsnamen erkennen kann. Orte wie Prats-de-Mollo, Castelnou, Banyuls-dels-Aspres, Molitg-les-Bains, Lloncet, St. Feliu- d’Avall, Baixas, Belpuig oder Montbolo u.v.m tragen eindeutig katalanische Namen, die jenseits der Bergkette abrupt aufhören.

Das Becken südlich von Perpignan weist das dichteste Netz von Templerniederlassungen überhaupt auf. Auf einem Quadrat mit einer Kantenlänge von nur 15 Km gibt es – sage und schreibe – 16 Templerorte:

Canohès, Nyls, Ponteilla, Trouillas, Ste. Colombe-de-la-Commanderie, Villemolaque, Tresserre, Pollestres, Villeneuve-de-la-Raho, Bages, Banyuls-dels-Aspres, Brouilla, Ortaffa, Palau-del-Vidre, Pézilla und Perpignan.

Das sind fast alle Ortschaften in diesem Viereck. Sie sind nur zwei, drei oder vier  Km voneinander entfernt. Alle Strassen in dem Gebiet wurden damit von der Truppe bewacht. Ausserdem liegen die Ortschaften – strategisch geschickt – am Fuße des großen östlichsten Pyrenäenübergangs, wo – damals wie heute – die Hauptstrecke zwischen Spanien und Frankreich liegt. Die ehemalige via domitia läuft paralell zur bestens bekannten Autobahn  A 9. 14 Km südöstlich von Palau-del-Vidre (Was ein klangvoller Name: Das heißt Glaspalast!) unterhielten die Templer einen Hafenbetrieb in dem kleinen heute noch verschwiegen idyllischen Badeort Collioure:

Collioure, 66 Pyrénées-Orientales

Dieser Hafen war m.E. nicht geräumig genug, um von ganz großen Fahrzeugen der Templer – es gab Schiffe für mehrere hundert Passagiere – angelaufen zu werden, obwohl der Hafen im Mittelalter durchaus etwas tiefer gewesen sein wird. Aber für kleine, wendige und schnelle Frachtsegler mit 5 bis 20 Mann Besatzung war der Hafen ideal. Hier konnten die Fahrzeuge ohne große Anteilnahme der Öffentlichkeit – anders etwa als in Marseille, Toulon oder Hyères – Fracht aufnehmen und ablegen – Edelmetallfuhren vielleicht?

Die 14 Km zum nächsten Templerort Palau-del-Vidre konnte eine Pferdekutsche auch mit nicht allzu schwerer Last in einer Stunde und ohne Pause bequem schaffen.

Meine These: Es gab einen möglicherweise geheimen aber gut bewachten Weg von den französischen Templern aus der Gegend um Carcassonne über das Gebiet der spanischen Templer zum Mittelmeerhafen Collioure, über den alles, was man in dem Tal der Aude produziert oder zu Tage gebracht hatte, bequem sicher und schnell verschifft werden konnte über einen Hafen, den man ebenfalls gut unter Kontrolle halten konnte.

Der Ort Serres könnte der Ausgangspunkt dieses Weges sein. Ich habe bereits mit dem Tatzenkreuz nachgewiesen, dass er den Templern zugerechnet werden muß. Der Umstand, dass der Ort nicht von den Urkunden erwähnt wird, beweist, dass er nicht zu den französischen Templern aus Douzens oder La Nougarède gehört hat. Also unterstand er wohl der Komturei von Mas Deu, den spanischen Templern. Über die gibt (und gab es damals?) es so gut wie keine Urkunden. Das galt schon auch für die Templer auf dem Chateau de Templiers auf dem Bézu, denn auch diese Stätte wird von dencartulaires nicht erwähnt. Von Serres sind es nur ca. 10 Km zum Bézu und dort gegenüber endet eine angebliche Fernstrasse nach Spanien an dem Hof La Jacotte, früher angeblich ein Hospital. 15 Km weiter südöstlich war Frankreich zu Ende, die letzte Ansiedlung vor der Grenze Camps-sur-Agly, nach Meinung neuerer Forschungen ebenfalls ein Templerort, obwohl ebenfalls nicht in Urkunden genannt.

Camps-sur-Agly, 11 Aude

(Dieses Foto wurde mir dankenswerter Weise von Sachbuchautor Udo Vits überlassen)

Unmittelbar an diesen Ort schließen sich die Gorges de Galamus an, ein Durchbruch durch die Grenzbergkette, den sich der Fluß Agly dort hineingefressen hat, mit dramatischen Wasserfällen und gefährlichen Abgründen.

Gorges de Galamus, Grenze zwischen Dept. 11 Aude und 66, Pyrénées-Orientales

am rechten Bildrand sieht man die Eremitage de St. Antoine, eine Einsiedelei aus dem 7 Jahrhundert. Die heutige (recht enge und unangenehme) Strasse stammt aus 1880. Vorher galt die Schlucht als unpassierbar. Sie spielte aber schon in Mittelalter als geheimer Weg der Katharer eine wichtige Rolle.

Die Templer standen nicht etwa im Lager der Katharer. Aber man hatte – regelmässig – auch nichts weiter gegeneinander und lebte zumeist in friedlicher Nachbarschaft. Es ist anzunehmen, dass den Templern dieser geheime Grenzübergang der Katharer bekannt war. Denn am Eingang sowie am Ausgang dieser Schlucht befand sich ein Templerort.

Den südlichen Endpunkt zu finden, war wieder einmal nicht sehr leicht.  Etwas südlich von St.  Paul-de-Fenouillet sollte sich die Preceptorie de Centernach befinden. Kein sehr französich klingender Name und natürlich nicht auf der Karte zu finden. Der Name des Ortes erfuhr im Laufe der Jahre durch die unterschiedlichen Mundarten Änderungen wie Cantarnac oder Santernac. Warum nicht gleich Saint Arnac? Das gibts tatsächlich, knapp unterhalb von St. Paul:

chapelle des templiers, St. Arnac, 66 Pyrénées-Orientales

Im Ort gibt es ein Weingut, das ein edles Getränk des Namens Preceptorie de Centernach bis nach Asien vertreibt. Falls noch ein Beweis gewünscht wird: Die Strassen im Ort sind nach Großmeistern der Templer benannt, z.B. Rue Hugues de Paganis oder Rue Bernard de Tramelay. Das ist die nördlichste Dienststelle der Mas Deu Ritter im Roussillon. Hier hatte man jetzt die Wahl. Entweder eine bequeme Fahrt durch das Tal der Agly, das sogenannte Fenouilledes, auf einer ebenen gut ausgebauten geraden Strasse nach Perpignan. Einfach. Aber wie auf dem Präsentierteller.

Oder man entschied sich für den  steilen, aber versteckten Gebirgspass, überquerte den Tèt bei Ille-sur- Tèt  und gelangte sogleich in die schützende Obhut der vielen Templerorte in der Tiefebene von Perpignan. Große Lasten wird man diesen Gebirgspass nicht freiwillig und ohne Not ziehen wollen. Aber 20 Kilo Gold vielleicht schon. Dazu würde ein Esel genügen. Unauffällig. Der Gegenwert von 20 Kilo Gold war allerdings eher nicht unauffällig, sondern damals ein dramatisches Vermögen.

2007 Languedoc

„Bewegungsbilder“ des Templerordens

 

Die Untersuchungen des laufenden Jahres ergaben in manchen Regionen Frankreichs eine bemerkenswerte Verdichtung der Anwesenheit der Templer. Wir sahen ja schon mehrfach, dass der Zuerwerb von Länderein weniger zufällig, sondern eher planmäßig ablief. Vielfach gelang der Nachweis, dass die Ausbreitung der Machtzentren mehreren Zwecken nebeneinander (oder besser hintereinander) diente. Offiziell konnten sich die Tempelritter stets damit rühmen, sie verfolgten den Pilgerschutz. Auf diese Weise sicherten sie sich das Wohlwollen des Papstes und die weitgehende Steuerfreiheit. Dahinter konnten sie bequem kommerzielle Interessen verfolgen, natürlich hauptsächlich zur Unterhaltung der kämpfenden Truppe in outre-mer.

Und wer weiß, wozu sonst noch.

Folgende Regionen geraten durch besondere Templerpräsenz ins Blickfeld

1. Region Bretagne, dort befinden sich insbesondere im Departement 56 Morbihan  zahlreiche und überdurchschnittlich gut erhaltene Bauwerke der Templer. Erklärt wird das damit, dass hier die Pilger aus Irland, Schottland und England anlandeten, um sich für die weitere Reise zu Fuß nach Santiago zu sammeln.

2. Region Poitou-Charentes, dort insbesondere die beiden Departements 17 Charente-Maritime und 18 Charente. Hier befand sich der wohl wichtigste Hafen der Tempelritter am Atlantik in La Rochelle. Umschlagstark dürfte er wohl wegen des Seehandels mit Portugal, Galicien, Nordspanien einerseits und England, Irland und Schottland andererseits gewesen sein. Das Hinterland von La Rochelle war morastig. Hier mußte die Landschaft erst gehörig durch Gräben umgestaltet werden. Kein Problem für die Templer.

Gemunkelt wird immer wieder, dass die Templer von La Rochelle aus schon Amerika bereisten. Nun: Beweise gibt es dafür nicht. Aber gewisse Indizien, sodaß man es auch nicht von vorneherein ausschließen könnte. Dazu später mehr. Ich hoffe, dass ich Ende Juli, Anfang August in diese Gegend reisen kann.

3. Regionen  Champagne-Ardenne und Bourgogne. Die Gründung des Orden konzentrierte sich auf die Umgebung von Troyes, der damaligen Hauptstadt der Champagne. Das Burgund hatten wir schon untersucht.

und schließlich

4. die Region Languedoc-Roussillon. Während man die Anwesenheit der Tempelritter sonst bequem mit dem Pilgerschutz erklären konnte, wird das hier nicht überzeugend gelingen können. Es gibt keine Hauptpilgerstrecke entlang der Mittelmeerküste. Es wäre vielmehr für die meisten Fernpilger ein ungeheurer Umweg. Also, was wollten die Tempelritter dort?

Der Pilgerstrom für das südliche Frankreich sammelte sich, wie schon bemerkt, in Arles und vereinte dort, auf der alten Römerstrasse via domitia – dem ersten Machtbauwerk der Römer in Gallien  – die Süd-Pilger aus Italien, der Schweiz und dem südlichen Deutschland, die über Genf oder Briancon und Avignon eintrafen. Die via domitia zweigte bei Narbonne an der Küste nach Süden ab. Natürlich gab (und gibt) es zwischen Perpignan und Girona einen recht bequemen Pyrenäen-Übergang. Man kam dort aber in Katalonien viel zu weit südlich heraus und konnte erst bei Barcelona oder sogar Tarragona nach Westen abbiegen. Das war für die meisten Pilger ein Umweg von einigen hundert Kilometern. Darum verließ der Hauptpilgerstrom die via domitia  bei Narbonne und folgte der dort ehemals beginnenden Römerstrasse via aquitania über Carcassonne, Toulouse, Oloron und den Somport-Pass nach Spanien.

 

 

 

4. Die Templer im Languedoc

Warum häuften die Tempelritter also ausgerechnet in dieser Region, insbesondere in den Departements 11 Aude und 66 Pyrénées-Orientales, solche enormen Massen an Gütern und Niederlassungen an?

Um dieser Frage nachzugehen, begaben wir uns im Juni 2007 erneut in die Gegend von Rennes-le-Chateau. Dass die Templer in der Strecke zwischen Narbonne und Carcassonne dicht besetzt waren, läßt sich noch ganz zwanglos mit dem Pilgerschutz erklären. Hier begann schließlich die uralte Fernstrasse via aquitania, die die beiden Meere am nördlichen Pyrenäenrand miteinander verband. So ist es kein Wunder , dass sich die Templerorte – inzwischen für uns wie gewohnt – wie die Perlen an einer Kette im Abstand von 10 bis 30 Km aufreihen: Névian, Douzens, Barbaira (St. Jean de Carrière), Floure und Carcassone (dort mind. drei Niederlassungen: Montredon, St. Jean de Brucafel und ein Stadtmaison in der Cité).

 

Eglise de la Commanderie de Douzens, Douzens, Dept. 11 Aude, Languedoc-Roussillon

Doch das wirkt sehr vordergründig. Denn: Die weitere Pilgerstrecke von Carcassonne nach Toulouse ist nur noch recht schwach von den Templern besetzt. Die „geheime Templerstrasse“, der ich hier nachgehen wollte, knickt vielmehr  –  ganz überraschend  –  in Carcassonne nach Süden ab und setzt sich durch das Tal des Flusses Aude in ständig südlicher Richtung über Pomas, Pieusse, Limoux, Magrie und Campagne-sur-Aude nach Quillan ab. Dort gibt es keinen Pilgerpass!

Doch dazu später mehr.

Es steht fest, dass Douzens die Hauptkomturei der französischen Templer im westlichen Languedoc, besser, der Aude-Region war. Das besagen die  cartulaires de Douzens, eine wohlerhaltene Sammlung von über einhundert Stück Original-Akten aus der Templerzeit, die Grundstückstransaktionen zum Gegenstand haben. Offenbar gab es in der Stadt Barbaira – noch heute ein recht wohlhabender Ort der Weinbarone – nördlich der Montagne d‘ Alaric, wo heute die Creme de la Creme der Corbiéres-Weine herkommt  – eine superreiche Adelsfamilie, die den Templern reichlich was schenkte. Warum? Sicher für das Seelenheil. Wer weiß.

(nur eine kleine Notiz am Rande. Es gibt in ganz Frankreich und Nordkatalonien 7 Orte mit dem Namen Barbeira, Barbaira oder Barberey . Jede ist entweder selbst ein Templerort, oder aber nur wenige Kilometer vom nächsten Templerort entfernt. Fragen Sie mich bitte nicht, was es damit auf sich hat).

Schauen wir uns die Templerkomtureien der Hauptniederlassung Douzens im nördlichen Aude-Tal einmal näher an:

Etwas südlich von Carcassonne befand sich die einzige militärische Anlage der Templer der Aude, die Burg Mas-des-Cours.

Chateau des Templiers, Mas-des-Cours, Dept. 11 Aude

Einige Kilometer östlich davon befand sich eine Templerkapelle, die heute nicht mehr existiert. Aber die Glocke und das Taufbecken hat man noch etwas weiter östlich nach Fajac-en-Val geschafft und dort neu aufgebaut.

cloche-mur de la chapelle templiereFajac-en-Val, 11 Aude

Zurück ins Aude-Tal folgen wir dem Fluss-Verlauf aufwärts und erreichen die Templerörtlichkeit Pomas:

evtl. Templerkirche( ?),  Pomas, 11 Aude

Exakt gegenüber, auf der anderen Flußseite befindet sich die ehemalige Templerdomäne Gaure, heute ein großes Weingut. Die meisten Gebäude sind aus dem achtzehnten Jahrhundert. Einige Mauerreste könnten aus der Templerzeit stammen. Aber man war dort nicht sehr gesprächig und will angeblich nichts von der Templervergangenheit wissen. Diese ist aber durch Urkunden erwiesen.

Ca 5 Km flußaufwärts erreichen wir den rätselhaften Ort Pieusse.

Diese Kirche stammt unzweifelhaft aus der Zeit der Templer. Ob es eine von den Templern errichtete Kirche ist, liess sich nicht feststellen. Für eine spezielle Templerkapelle wäre sie zu groß. Die Templer hatten aber häufig auch das Recht erworben, die Pfarrei zu für den ganzen Ort zu betreiben, in dem sie einen ihrer Kapläne die Messe halten (und die Gebühren vereinnahmen) liessen.

Dieses Chateau in Pieusse stammt unzweifelhaft aus dem 12. Jahrh. Die roten „Templerkreuze“ im Mauerwerk sind leider nicht Original, sondern viel später zur Standsicherheit eingefügt worden. Es handele sich um ein Katharer-Schloß, war dort zu lesen. Bedauerlicherweise habe ich bislang nichts näheres in Erfahrung bringen können.

gotisches sog.  Oratoire, Pieusse, 11 Aude

Ein merkwürdiges Gebetshäusschen schließt die Ortschaft zum Flußufer hinunter ab. Es stammt auch aus der Templerzeit. Einige hundert Meter weiter südlich von Pieusse befindet sich die bekannte Kirche Notre Dame de Marceille mit einer berühmten vierge noire, einer dunkelhäutigen Madonnenfigur. Dieses Phänomen der besonderen Verehrung dunkelhäutiger Madonnen finden wir in ganz Europa verbreitet und noch recht wenig erforscht. Man findet sie in z.B. Polen (Tschenstochau), Deutschland (Altötting), Schweiz (Einsiedeln) und Spanien (Montserrat) u.v.m.

Aber ihre hauptsächliche Verbreitung erfuhr die dunkelhäutige Madonna in Frankreich. Wir werden später noch sehen, dass sich hier jeweils im Abstand von einigen Kilometern zu einer der Wallfahrtsplätze mit  solchen Statuen sehr häufig eine Templereinrichtung befindet…..

Hier in Notre Dame de Marceille, nördlich der Stadt Limoux endete wohl der Einflußbereich der Templer von Douzens und es beginnt der Machtbereich der zweiten bedeutsamen Commanderie des Aude-Tals. La Nougarède.

Diesen Ortsnamen würde man auf Landkarten vergeblich suchen. Die Gemeinde heißt inzwischen Magrie:

Eine wahrhaft wuchtige und trutzige Kirche hat man da zum Zeichen äußerer und innerer Macht in die Gegend gestellt, dass keine Zweifel aufkommen können, wer in dieser seigneurie das Sagen hat. Die Templer!

Das wird auch am Eingang der inneren Stadtmauer deutlich demonstriert.

Von La Nougarède aus wurden folgende Templereinrichtungen kontrolliert:

Campagne-sur-Aude, Croux,  (da waren Sie mit mir, lieber Besucher , bereits im letzten Jahr) , Salza, Laroque-de-Fa, St. Julia-de-Bec, Camps-sur-Agly und dann gibt es da noch ein Rätsel um ein kleines Örtchen. Aber erstmal eins nach dem anderen:

chapelle de SalzaSalza, 11 Aude

Der umgedrehte Fünfzack über dem Eingang (Teufelssymbol) ist nicht etwa ein Rätsel der Templer, sondern eine esoterische Spielerei aus der Zeit der Akkuschrauber.

eglise,  Ste. Julia-de-Bec, 11 Aude

Die Kirche stammt ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert, das frühere Niveau wird vorgegeben durch das Portal und das niedrige Fenster in Bildmitte. Die hohen Fenster entstammen einer Erweiterung der 14. Jahrhunderts.

Tatzenkreuz mit Fünfstern über dem Portal in St. Julia-de-Bec

Und jetzt kommt das kleine Örtchen Serres ins Spiel. Es befindet sich an dem Flüßchen Rialsesse kurz vor der Einmündung in die Sals. Eine sehr alte Brücke gibt es dort, ein bedrohlich düster wirkendes Chateau und eben eine Kapelle, von der gemunkelt wird, es sei eine Kapelle der Templer.

chateau de SerresSerres, 11 Aude

Die alte Steinbrücke von Serres,

über sie lief noch bis zum 18 Jahrhundert ein Fernweg am rechten Ufer der Sals entlang. Und schließlich die angebliche Templer-Kapelle von Serres:

chapelle de Serres, Serres, 11 Aude

Aus der Templerzeit stammt dieses Gebäude unzweifelhaft. Aber es gibt keinerlei Urkunden über eine Templergründung an diesem Ort. Sonst sind alle Templerbesitzungen bestens dokumentiert, das gilt jedenfalls für den französischen Teil der Region. Jede Schenkung, jede Grundstückstransaktion wurde dokumentiert und auch schon früh in der Templerliteratur erfasst. Man weiß, wer wann welche Grundstücke erworben und eine Commanderie darauf errichtet hat:

– Carcassonne 1132
– Brucafel (bei Carcassonne) 1133
– Mas-des-Cours 1136
– Pieusse 1139
– Pomas 1138
– Esperaza 1140
– Saint-Jean-de-Carriere 1153
– Douzens 1133

Quelle: Georges Bordonovo, la vie quotidienne des Templiers au XIIIe siecle, Hachette, 1975

Von Serres keine Spur. Kein schriftlicher  Hinweis. Im inneren der Kirche gibt es uralte Wandmalereien, rote Kreuze auf weißem Grund. Ich konnte sie nicht fotografieren. Seitdem die Gerüchte um die Templerkapelle Serres brodeln, mag der Bürgermeister den Schlüssel offenbar nicht mehr herausgeben und die sonst immer hilfsbereiten Nachbarn, die immer wissen, wer den Schlüssel ihrer Kirchen hat, beenden abrupt das Gespräch und machen ihre Fensterläden dicht.

Auf der Rückseite der Kapelle – man muß etwas klettern – verrät sie mir aber ihre Herkunft:

Das ist m.E. ein eindeutiges Zeichen. Ein Tatzenkreuz wäre noch nicht mal der Durchbruch, aber diese beiden Abwärtsstriche verraten die Templerherkunft dieses Steins. Man findet das gleiche Symbol u.a. in Bure-les-Templiers im Burgund, dort auf einem Grenzstein der Templer:

  oder auf zahlreichen Grabplatten oder -stelen von Tempelrittern:

Nachgestellter cimetiére des Templiers, La Couvertoirade, 12 Aveyron, Midi-Pyrénées

Für mich ist das bewiesen. Serres war ein Templerort. Auch wenn es keine Dokumente gibt. Das wäre nicht das erste Mal. Warum ist das so wichtig?

Achtung: Jetzt gibt es eine kleine Sensation. Nur wenn man  die nicht unbestrittenen Templerbesitzungen in Salza und Serres anerkennt, fällt einem auf,  dass die meisten Templerorte in dem Aude-Gebiet einigermassen genau auf einer KREISLINIE errichtet wurden:

Am rechten Bildrand, bei 16:00 ist Salza, man sieht nur das S. Bei 19:00 liegt Serres, bei 10:00 Pieusse, bei 11:00 Gaure und Pomas, bei 13:00 Mas-des-Cours und bei 14:00 Fajac-en-Val.

Das ist kein exakter Kreis, aber schon bemerkenswert. Bevor man jetzt in irgendwelche esoterischen oder pseudoastronomischen Schwärmereien verfällt: In der Gegend haben schon viele Autoren irgendwelche obskure Geheimgeometrie „hineingeheimnist“ und wie toll Landkarten bemalt und beklebt mit Figuren, die einer wissenschaftlichen Überprüfung nie standhielten.

An solchen Spekulationen werde ich mich nicht beteiligen. Zum Auspacken der Klappspaten ist es auch noch zu früh, denn der Kreis hat immerhin einen Durchmesser von 24 Kilometern und sein Mittelpunkt steht nicht fest. Es fragt sich auch, ob die Templer zur Erzeugung einer exakten Geheimgeometrie in einer Landschaft schon geeignete Mittel zur Verfügung hatten. Ich bezweifele das.

Ein befreundeter RlC-Forscher aus der Skeptiker-Ecke, Mariano Tomatis Antoniono,

(ein begnadeter Mathematiker, Computerexperte und Mysterienentlarver, der mit selbstentwickelten satellitengestützten Computerprogrammen okkulte Drei-, Fünf- oder Sechsecke als unsignifikanten Blödsinn entlarvt.

Auf seiner Homepage (leider italienisch, seufz)

    http://www.renneslechateau.it/rennes-le-chateau.php

gibt es ein Programm, mit dem sich jeder beliebig viele Fünfecke in der Region selber basteln kann. Sie sehen alle ungeheuer beeindruckend aus, besagen aber nichts. )

äußerte die geniale Idee, dass eine solche Struktur entsteht, wenn viele Einrichtungen gleichweit von einer zentralen Versorgungseinrichtung (Quelle, Wald, Acker, Steinbruch  usw) entfernt sein, aber sich nicht gegenseitig ins Gehege kommen sollen. Dann wählte man in früheren Siedlungsstrukturen zweckmässigerweise solche Kreisformen. Also bitte wieder Platz nehmen….

Um gleich wieder aufzustehen: Es könnte einen trifftigen, einen sehr trifftigen Grund für die besonders massive Templerpräsenz gerade hier geben, wo sich kein Santiago-Pilger verirren muss:

Das kleine Örtchen Salsigne beispielsweise, zwischen Mazamet und Carcassonne, abseits der D 118 gelegen, befindet sich fast genau nördlich über Mas-des-Cours. Es ist nur 33 Kilometer vom Punkt des Geschehens entfernt.

Wie ich aus dem Schulatlas meiner Tochter erfuhr, ist dort die einzige Stelle in ganz Frankreich, in der heute noch industrieller (=lohnender ) Goldabbau betrieben wird. Ein guter Grund für die Spekulationen, dass sich die Templer da unten doch am Edelmetallgeschäft beteiligt haben könnten.

Ich werde noch beweisen, dass es von Serres, dem südlichen Teil des „Templerkreises“ aus – unter Ausnutzung von Schmugglerpfaden und vielleicht Katharerwegen über die damalige Grenze nach Katalonien –  eine geheime Verbindung über die spanischen/katalonischen Templergebiete hinweg ans Mittelmeer gegeben hat. Dort befindet sich ein kleiner, feiner, ebenso unspektakulärer wie abgeschiedener Mittelmeerhafen, der ebenfalls maßgeblich unter Kontrolle der Templer stand. Spätestens alle 10 Kilometer war diese Strecke von einer oder mehreren Templereinrichtung bewacht, eine Strecke die kein Pilger je gebraucht hätte. Möglicherweise die dichteste Streckenüberwachung überhaupt. So dicht waren nicht einmal die Pilgerpfade in Palaestina bewacht!

Gab es im Zentrum des Templerkreises vielleicht ein Bergwerk?

2007 Süddeutschland

3. Die Templer in Süddeutschland

 

Eine Quelle der Templeranwesen in Deutschland liefert Ferdinand Wilcke in seinem immer noch unübertroffen zuverlassigen Grundlagenwerk über die „Tempelherren“, 2. Aufl. 1860 das oben bereits zitiert wurde. Er schöpfte der Sekundärliteratur nach aus Grundlagen, die ihm umfangreich in Form vieler Originaldokumente zur Verfügung gestanden haben sollen. Da ihm häufig Manuskripte mit alten Handschriften vorlagen, schlichen sich zahlreiche Schreibfehler ein.

Wir hatten oben schon gesehen, dass es im Bereich Hohenlohe kein „Wölfingen“, so aber Wilcke, aaO gibt und auch nicht gab, wohl aber ein Gemeindeteil von Boxberg mit dem Namen Wölchingen. Für BAIERN gibt er u.a. Altmühlmünster an, für FRANKEN einen Ort Moosbrunn in der Diözese Eichstädt und ein PLOFELDEN im Bereich Hohenlohe, Franken.

Kein Atlas, kein Ortsnamenregister listet Gemeinden oder Gemeindeteile Moosbrunn oder Plofeld. Altmühlmünster gibt es. Bei Ingolstadt in der Nähe der Autobahn Frankfurt-München. Da konnte ich letztes Jahr mal eine kurze Pause einlegen.

 

Altmühlmünster (Bay.)

Jawoll, von der Landesarchäologie bestätigt, eine ehemalige Komturei der Tempelritter. Man kann die Größe des Areals noch erahnen.  Jedenfalls der Chor dieser Kirche dürfte aus der Templerzeit stammen. Der Turm und die Anbauten erfolgten viel später.

Moosbrunn heißt heute Moritzbrunn. Ein Ort dieses Namens gibt es tatsächlich im Bistum Eichstätt, sogar ganz in der Nähe von Eichstätt selbst. Die Osterferien verbrachten wir sowieso in Mittelfranken, Bereich Hesselberg und Brombachsee. Die Nahbereichsuche in einer Detail – Karte ergab einen Flecken „Tempelhof“ in der Gemeinde 85111 Adelsschlag. Das galt es zu erkunden.

Nicht allzuweit weg davon liegt die Stadt Weißenburg, von der man weiß, dass die Römer ein großes Limeskastell dort errichteten. In unserer Pension am Hesselberg bin ich schon informiert worden, dass der sog. rätische Limes die ganze Region von West nach Ost durchzieht. Ich beginne zu überlegen, ob es da irgendeinen Zusammenhang geben könnte. Dann verwarf ich die Idee zunächst.

Einige Tage später fiel mir aber wieder ein, dass bei den beiden unmittelbar gegenüber auf beiden Rheinseiten befindlichen Templerkomtureien Bad Breisig und Bad Hönnigen der Lime knapp südlich davon beginnt.

 Rekonstruierter Limes-Wachturm, 2 km unterhalb von Bad Hönningen am Rhein

Und dann kam eins zum anderen. Kleinwallstadt, das oben schon mal gezeigte Templerhaus, liegt direkt am Main. Zwischen Aschaffenburg und Miltenberg. Dort bildete der Main die Grenze des römischen Reiches. Gelnhausen, dort sollen lt. Wikipedia die Templer etwas unterhalten haben, das paßt auch. Altmühlmünster auch ganz in der Nähe zum Limes. Am Altmühlsee läuft der Limes südlich und als ich aufmerksam mit dem Finger auf einer guten Karte dem Verlauf folgte, fand ich einen Ort PFOFELD, 1 km südlich vom Limes.

Sollte es sich dabei um Wilckes Plofelden handeln? Es tauchten mehr Rätsel als Lösungen auf, am Altmühlsee gibt es noch ein Pleinfelden, ganz in der Nähe. Dazwischen: Thannhausen. Dort lebte der sog. Thannhäuser, ein Schüler des Dichters und Templerverehrers Wolfram von Eschenbach.

Jetzt wurden mir die ganzen „Zufälle“ etwas zu viel. Also bitte eins nach dem anderen. Zunächst mal versuchte ich, die von mir geprüften süddeutschen Templerstätten in eine Limes-Karte einzuzeichnen.

Das sieht wirklich nicht nach Zufall aus. Aber von einer Antwort bin ich meilenweit entfernt. Gab es vielleicht eine Gebietsabsprache, etwa mit den Deutschordensrittern, die tatsächlich eher nordöstlich vom Limes ihren Schwerpunkt hatten? Beruht es auf einer planvollen Ausnutzung etwa noch vorhandener Verkehrswege oder sonstiger Einrichtungen der Römer? Hat es was mit der früheren Kulturgrenze zu tun?

Gelesen habe ich darüber noch nichts. Wie es aussieht, hat diesen eventuellen Zusammenhang noch niemand zuvor bemerkt oder untersucht.  Zufällig fand ich bei der Reisevorbereitung noch einen weiteren Flecken des Namens Tempelhof im Bereich Crailsheim, Schwäbisch Hall.

Die gesamte Anlage, die von der Größe her einer gewöhnlichen Templerkomturei entspricht, ist in den dreißiger Jahren komplett umgebaut worden und ist heute eine Wohlfahrtseinrichtung. Das einzige, was ganz zart an die Templer erinnert, sind die drei Fenster der Kapelle und das zisterziensische Turmreiterchen darüber. Offenbar hatte der Architekt etwas Mitleid….

Aber: Auch diese Stätte ist in relativer Nähe zum Limes, vielleicht nicht unmittelbar.

Der Tempelhof bei Moritzbrunn erwies sich als gewöhnlicher Bauernhof, ein Herrenhaus aus dem 16 Jahrhundert, sonst nur moderne Zweckbauten.

Die Eigentümer bestätigten, dass es dem Ritterorden gehört hatte. Danach sei es ans Bistum Eichstätt und ein Nonnekloster in der Gegend gegeben worden. Das einzige Gebäude aus dem Mittelalter ist eine Ein-Mann-Kapelle am Rand der Anlage mit einem gotischen Kreuzrippengewölbe innen.

Das heißt, es muß eine unselbständige Einrichtung gewesen sein, denn nur wo ein Kaplan vorhanden war, durften die Templer eigene Gottesdienste in ihren Komtureien halten. Es muß also noch eine Templereinrichtung ganz in der Nähe sein. Ich dachte nämlich zunächst, das Tempelhof bei Moritzbrunn sei die ehemalige Komturei Moosbrunn. Also steuerten wir Moritzbrunn an. Auch nur ein Gehöft. Besucher nicht willkommen.

Wären wir zwei Wochen später gekommen, hätten wir nichts gesehen, alles wäre zugewachsen gewesen. So gelang uns durch die Büsche gerade noch eine sensationelle Aufnahme:

Volltreffer: Komturei Mosbrunn in Franken, gotische Chorapsis. Drei Fenster. Na bitte.

Und was ist jetzt mit dem Pfofeld? Waren dort Templer? Offiziell wird nichts dazu mitgeteilt. Die Broschüren schweigen. Es gibt dort eine romanische St. Michaeliskirche, die älteste Kirche im Altmühlgebiet. 1130 gebaut. Vielleicht noch ein bißchen früh für die Templer.

Vor dem Turm befindet sich noch eine halbrunde romanische Apsis. In der Kirche gibt es Ausmalungen aus der Mitte des 15 Jahrhunderts. Mmmh, zu spät für die Templer. Aber das hier

Innenausmalung St. Michaelis, Pfofeld

kommt mir doch sehr bekannt vor, nämlich aus der Templerkapelle von Laon in der Picardie:

Aber ist das ein Beweis? Was bedeuten diese Arme? Ist das etwas, was man allerorten in Kirchen findet? Wir fanden es sonst noch in St. Matthieu, Perpignan, an der Stelle wo die Templer ihr Stadtquartier hatten, ausserhalb der Stadtmauern. Aber das Bild stammte dort auch nicht aus der Templerzeit. Fragen über Fragen.

Ausserhalb vom Pfofeld befindet sich noch die Ruine einer Kapelle, wahrscheinlich aus dem 14 Jahrhundert, heißt es in der Broschüre. Ich glaube das nicht. Ich meine, sie ist von 1200+/-, was man  an den unfertig wirkenden Tür- und Fensterstürzen sehen kann. Legenden über einen Heilbrunnen und ein Kreuzwunder gibt es. War das die Templerkapelle von Pfofeld? (Für etwaige Rückmeldung von informierten Heimatforschern wäre ich sehr dankbar)

Dass Pfofeld direkt am Limes liegt, ist erwiesen. Der etwaige Templerbezug nicht, aber er ist auch nicht unwahrscheinlich, zumal die Stätten Tempelhof bei Kressberg, Pfofeld, Tempelhof+Moritzbrunn sowie Altmühlmünster jeweils ca 40 Kilometer auseinanderliegen, eine typische Tagesetappe. Und in dieser Kette würde Pfofeld an seinem richtigen Platz liegen. Es gibt also ne Menge Indizien, vielleicht gelingt mir ja auch irgendwann einmal der Vollbeweis.

Römerturm, Basis, zwischen Pfofeld und Thannhausen

Sitz des „Deutschordenritters“ Thannhäuser, der Gasthof steht an der Stelle seines Hofes

Wolframs Eschenbach liegt übrigens ganz in der Nähe, etwa 30 Kilometer nördlich. Dort lebte er, der Grals- und Templerdichter, der Schöpfer der mittelalterlichen deutschen Gralsmythen. Wer war er? Ein Visionär? Hat er nur irgendetwas von anderen abgeschrieben? Oder hatte er Wissen? Gab es seinen nahöstlichen Informanten, von dem er das Geheimnis des Grals erfahren hat? Jedenfalls ist es sein Wille, dass der Gral zu allen Zeiten von seinen Templeisen geschützt wird.

Und wenn man jetzt – vor Ort – zufällig erfährt, dass Wolfram seine Kindertage in Eschenbach in unmittelbarer Nähe zu den Tempelrittern in Moritzbtunn und vielleicht auch Pfofeld verbracht hatte, dass diese Rittertruppe eine für ihn unmittelbare reale Angelegenheit war, wer weiß, vielleicht ist noch etwas mehr dran?

2007 Alsace, Lorraine und Bourgogne

Auf den Spuren der Templer im Elsass, Lothringen und Burgund

Der Winter war kaum vorbei, da wurde die dicken Schwarten zur Seite gelegt und das Templerstudium am Schreibtisch wieder gegen „Feldversuche“ vor Ort ausgetauscht. Sie sind unersetzlich. Die Literatur ist lückenhaft, auch weil kaum Autor je an allen Templerstätten, über die er berichtet, selbst zugegen gewesen sein kann. Es sei denn, er berichtet nur über eine überschaubare Region. Es gibt kein einziges Werk, in dem etwa nur sämtliche Templerstätten eines Landes (oder was davon übriggeblieben ist) zusammen gefaßt beschrieben werden. Auch die – immer wieder vom einen Autor dem anderen abgeschriebenen – Listen solcher Stätten enthalten viele Fragezeichen. Etwa, weil ein Templerort nur urkundlich erwähnt ist und heute vielleicht eine andere Schreibweise hat. Oder weil der Orden an dem Ort nur Grundstücke, aber keine Gebäude unterhalten hat. Oder weil die Lage wegen fehlender Hinweise im Gelände heute nicht mehr sicher bestätigt werden kann.

Anfang März führte die erste Recherchefahrt des Jahres 2007 ins benachbarte Elsass und in die Lorraine. Im Elsass soll es nach Beschreibungen mehrerer Autoren zwischen 5 und 10 commanderies gegeben haben. Es stehe aber kein Stein mehr auf dem anderen. Gehandelt werden Orte wie u.a. Andlau, Bergheim oder Ottrott.  Letzeres liegt am Fuß des weltberühmten Mt. Ste  Odile, heute wie im Mittelalter ein Wallfahrermagnet. Auf dem Odilienberg wird es eine keltische oder vorkeltische Kultstätte gegeben haben, die mit einer riesigen Mauer, der sog. Heidenmauer umzogen ist. Diese Mauer ist 11 km lang (300.000 Steine verbaut) und gibt den Wissenschaftlern immer noch Rätsel auf. Militärischen Zwecken – darin ist man sich einig – kann diese Mauer nicht gedient haben, denn es gäbe auf dem Areal nicht genug Quellwasser, um die Menschen zu versorgen, die hinter solch einer enormen Mauer Schutz gesucht hätten.

Ergo: ein Kultplatz, wohl aus einer unbekannten Megalith-Kultur.

  

   Die typische Schwalbenschwanztechnik.  Keile aus Bronze oder Holz sorgten für eine unglaubliche Stabilität dieser Mauer

Es ist das größte vorgeschichtliche Bauwerk in ganz Europa.

Nun ereignete es nicht eben selten, dass  christliche Kultstätten auf  frühere Heiligtümer älterer Kulturen errichtet wurden. Für die einen sind das „Kraftplätze“, Orte mit hoher Energie, die  angeblich besonders von den Kelten aufspüren werden konnten und zu denen sich natürlich später auch Christen hingezogen fühlten.

Andere bemerken zynisch, dass die christliche Kirche sich solche heidnischen Kultplätze einfach zueigen gemacht hat, etwa wenn man merkte, dass man dem heimlichen Hingezogensein der Bevölkerung zu alten Kultplätzen anders nicht Herr werden konnte.

Man fühlt sich gewiss besonders an diesem Ort. Solange man mir aber kein zuverlässiges Messverfahren zeigt, aus dem sich so ein „Kraftfeld“ anzeigen läßt, ists für mich einfach ein beeindruckender Ort mit einem tollen Ausblick ins Rheintal und zum Schwarzwald rüber.

Die Templer wollen wir nicht aus dem Auge verlieren. Sie hatten sich dem Schutz der Pilger verschworen und ihre „Dienststellen“ befinden sich sehr häufig tatsächlich an den wichtigen Knotenpunkten des weitverzweigten und gut erforschten Systems an sog. Jakobswegen.  Auch hier läßt sich ein wichtiger Jakobsweg feststellen: Er kommt aus Prag und führte über Nürnberg, Speyer, an der Ostflanke der Vogesen und eben dem Odilienberg vorbei, an Straßburg und Dijon nach Vezelay.

In  Ottrott zeugt von der einstigen Templerpräsenz der Name einer Strasse und es gibt auf dem Stadtplan ein quartier des templiers. Ausser einiger mittalalterlicher Steinhaufen kann man aber sonst nichts mehr ausmachen

Ottrott, 67 Bas-Rhin, Alsace

Der Legende entsprechend waren die Rittersleut‘ an der Entwicklung eines kräftigen Rotweines beteiligt, dem der Ort seinen Namen verdankt.

Wenden wir uns etwas weiter westlich über die Vogesen hinweg nach Lothringen. Auch dort stehen heute nur wenig Templergebäude. Spärliche Literatur, noch spärlichere Wegbeschreibungen machen es schwer, seine Ziele – wie dieses hier – zu finden:

Commanderie de Xugney, Commune de Rugney, 88 Vosges, Lorraine

Ausserhalb der Gemeine Rugney hat sich diese Komturei als landwirtschaftlicher Betrieb erhalten. Aus der Zeit der Templer ist – wie fast immer – nur noch die Kapelle erhalten. Diese ist zwar baufällig, aber sehr ergreifend.

Da ändert auch ein Bagger nichts dran:

Ende März ein neuer Vorstoß, noch weiter westlich. Das nördliche Burgund, besonders die benachbarten Departements 89 Yonne und 21 Cote-d’Or versprechen lohnende Ausbeute an sichtbaren Resten der Templermacht. Die Häufigkeit, mit der der Ritterorden – durch Schenkungen und Zukäufe – versuchte, seine Macht dort überdurchschnittlich zu repräsentieren, beruht meines Erachtens auf zwei von einander unabhängigen Gründen.

1. Pilgerschutz im Dept. 89 Yonne

Wir müssen uns die Compostella-Pilgerei als gigantische Wirtschaftsmaschinerie des Mittelalters vorstellen. Da hat nicht gelegentlich mal irgend ein vereinzelter, armer Tropf sein Bündel geschnappt und erklärt, er sei dann mal weg. Laufend sind Tausende Pilger aus allen Gegenden Europas aufgebrochen.  Sammelstellen, zumeist selbst Wallfahrtsziele, auf den wichtigen Hauptwegen fungierten als Treffpunkte für Pilger der verschiedenen Nationen, die sich zu Gruppen zusammenschließen konnten, um die Pilgerei sicherer und bequemer zu machen.

Einer der wichtigsten Sammelplätze in Frankreich war neben Paris für den Norden, Puy-en-Velay in der Auvergne und Arles im tiefen Süden, die Stadt Vezelay im Burgund, Departement 89 Yonne,  In Vezelay startet die via lemovicensis über Nevers, Limoges und Perigueux zu dem sog. Somport-Pass über die Pyrenäen. Die Kirche Ste. Madeleine in Vezelay war schon im Jahre ihrer Fertigstellung zu klein, um die Pilgermassen aufzunehmen , dass man ihr noch eine Vorhalle hinzufügen mußte.

In der Krypta dieser Kirche befindet sich angeblich die Grablege der hl. Maria Magdalena, der „reuigen Sünderin“. Sie wird herkömmlich mit langen Haaren und einem Salbgefäß abgebildet. Für die einen ist Maria Magdalene die gestrauchelte Dirne, die durch die Kraft des Glaubens und die Güte des Herrn zum rechten Weg zurückfinden konnte. Andere meinen, diese Annahme beruhe auf einer ungenauen Übersetzung aus dem Zusammenhang gerissener Bibelstellen und passe nur in die „Frauenfeindlichkeit“ der frühen Christenkirche. Wiederum andere sehen in Maria Magdalena die Geliebte oder die Ehefrau von Jesus, ja gar die Mutter eines geheimnisvollen Kindes.

Reliquienschrein in der Krypta von Vezelay

Man sieht sich gestützt durch frühchristliche Dokumente, die keinen Eingang in die Bibel fanden. Es gibt zudem nicht wenige Werke alter Meister, die die Frau mit dem Salbgefäß in herrschaftlicher Kleidung mit recht eindeutigen Schwangerschaftsmerkmalen zeigen. Auch ist da Vincis Abendmahlbild durchaus nicht das einzige, das die Person neben Jesus mit sehr weiblichen Zügen zeigt.

Ein Großteil der Christenheit in Frankreich nahm an, dass Maria Magdalena mit Gefolge in Südfrankreich gelandet sei (etwa in Maguelonne oder in Les  Stes-Maries-de-la-Mer) und dass sie in einer Grotte lebte und starb, von der aus ihre Gebeine wegen anhaltender Sarazeneneinfälle nach Vezelay gebracht werden mußten. Andere bleiben skeptisch. Es ist mit den „echten“ Reliquien immer so eine Sache.

Bei einem derartig hochrangigen Pilgerzentrum durften die Templer nicht weit sein. Zwischen Vezelay und der Nachbarstadt mit dem klangvollen Namen Avallon findet man – auf halben Wege, noch  ca. einen Stundenfußmarsch vom Etappenziel entfernt in einem landwirtscahftlichen Ambiente dieses Templergebäude:

Le Saulce d‘ Island, 89 Yonne, Bourgogne

Es ist meines Erachtens das größte Sakralgebäude der Templer in Frankreich. Die Größe entsprach wohl den Pilgerströmen in das nahe Vezelay. Die Templer werden jedenfalls den betuchteren Pilgern sicher auch andere, kostenpflichtige Dienste erwiesen haben, wie Beherbergung und „Bankgeschäfte“.

Rund um diese commanderie befinden sich sehr zahlreiche andere Einrichtungen der Templer.

  

Chassignelles, 89 Yonne

Commanderie de Marchesoif, Commune de Marsoif, 89 Yonne

Escolives-Ste-Camille, 89 Yonne

Ein Templerbezug dieses Gebäudes könnte noch fraglich sein. Das agnus dei über der Pforte spricht aber sehr dafür.

Fontenay-pres-Chablis, 89 Yonne, hier sollen sich die Templer im Weinanbau verdient gemacht haben.

Und schließlich noch eine kleine Sensation in dem Örtchen St. Bris-le-Vineux, ein intaktes Templergebäude gibts dort nicht mehr. Aber am Postamt prangt ein Bas-Relief von der früheren Templerkomturei.

Das Bild zeigt einen bärtigen Teufelskopf und ein Lamm, was von Engeln einem Taufritual unterzogen wird, der Engel darüber trägt ein Stein oder ein Buch. Von den Anklägern der Templer wurde vor allem dieses Bild als Beweis für eine unzulässigen Götzenanbetung angeführt.

Aber ist es wirklich etwas besonderes, dieses Bild? Von irgendwoher kam mir das nicht unbekannt vor. Ich durchsuchte wieder und wieder die Fotos meiner Recherchereisen und wurde endlich fündig:

Zwei Details – das Tier links und die beiden Hörner der Fratze – sind sich so ähnlich, dass man meint, sie stammen aus der gleichen Hand.

Jedenfalls hat der Erzeuger des einen Bildes das andere gekannt oder es gab eine gemeinsame Vorlage, wie die Haltung des Schwanzes des Tiers zeigt. Was merkwürdig ist, denn die Orte sind 650 km voneinander entfernt. Bei dem anderen Ort handelt es sich um die Kirche von Wölchingen, Gemeinde Boxberg in der Region Hohenlohe (Ba/Wü). Man nennt die Kirche den „Frankendom“, sie erscheint viel zu groß für die kleine Gemeinde und soll nach der offiziellen Geschichtsschreibung von den Johannitern der „Konkurrenzorganisation“ der Templer erbaut worden sein.

Betrieben etwa die Johanniter auch heimlich Anbetung irgendwelcher Idole und hatten nur Glück, nicht „erwischt“ worden zu sein? Für mich  ist die Verwendung solcher gehörnten Wesen nichts besonderes. Dämone und „unchristliche“ Darstellungen finden sich überall, oft sogar sind extreme Motive erstaunlich weit verbreitet:

Hier haben wir einen Menschkopf, aus dem eine Pflanze oder Schlange herausquillt. Es ist eher ein esoterisches Motiv einer nichtchristlichen Religion, und zwar starten wir in Wölchingen, dem Frankendom

(Ferdinand Wilcke, Die Geschichte des Ordens der Tempelherren, Halle 1860, 2 Aufl., Bd. 2, S. 29 schreibt  diese „schöne Kreuzkirche zu Wölfingen“ den Templern zu, es gibt dafür aber wohl keine Beweise)

finden das gleiche Motiv zwei Tagesritte auf der Siegfriedstrasse nach Westen wieder, in Worms:

und 1200 km weiter westlich in St. Génis-des-Fontaines, 66 Pyrénées-Orientales, Languedoc-Roussillon

Es steht also fest, dass die Verwendung solcher esoterischer Symbole nicht spezifisches der Templer wäre. Meines Erachtens hatten die Baumeister  in ihren nach aussen abgeschotteten Gilden ihre recht eigenen Regeln und haben nicht immer nur das getan, was der Auftraggeber gerne gehabt hätte. Man spürt einen tabulosen Umgang mit heidnischen Motiven. Der Bischof, der zu laut meckerte, hatte gute Chancen, sein Konterfei verzerrt in einem wasserspuckenden Affen am oberen Rand der Kirche wieder zu finden.

Zurück zu den Templern ins Burgund:

2. “ Transportgeschäft“ im Dept. 21 Cote d’Or

Nur auf den allerersten Blick scheinen die Templereinrichtungen rein zufällig in der Gegend verstreut zu liegen. Wenn man die Lagen mit anderen bekannten Faktoren oder der Geografie in Beziehung setzt, kommt zumeist ein durchdachtes Konzept heraus, manchmal strategisch brilliant und andersmal religiös motiviert, letzteres vielleicht auch nur vordergründig.

Denn: So wie die Pilger den Schutz der Templer auf ihrer Reise durchs ungewisse Land schätzten und sogar benötigten, waren die Kaufleute gewiß auch froh, regelmässig auf eine Templereinrichtung treffen zu können. Häufig liegen Templereinrichtungen in Tagesmarschdistanz an wichtigen Strassen, z.B. zwischen Narbonne, Carcassonne und Quillan (vgl. Emile Bonnet, Les Maisons de l‘ Ordre du Temple dans le Languedoc Méditerranéen, Nimes 1934) .

 Man kann sich gut vorstellen, dass ein Kaufmann mit wertvoller Ware sich auf diese Weise eine Eskortenstaffel zugelegt , oder einfach nur die Beherbergungseinrichtungen und Pferdedienste der Templer gern in Anspruch genommen haben wird. Womöglich gab es damals schon so etwas wie einecorporate identity, gleiche Preise, verläßlicher Service im ganzen Land = kalkulierbares Risiko für vielreisende Geschäftsleute. Man weiß zudem, dass die Templer regelrecht Bankdienstleistungen gewähren konnten. Das Geld, was sie in Mainz bei den Templern in bar eingezahlt hatten, konnten sie mittels Kreditbrief etwa nach Avignon mitführen und dort in in bar und in jeweiliger Landeswährung wieder zurückverlangen.

In dem Bereich zwischen Dijon und Chatillon-sur-Seine gibt es ebenfalls eine bemerkenswerte Dichte bekannter Templerniederlassungen.

Commanderie Avalleur, Bar-sur-Seine, 10 Aube, Champagne-Ardennes

Commanderie La Courroirie, Leuglay, Voulaines-les-Templiers, 21 Cote d’Or

Bure-les-Templiers, 21 Cote d’Or

abbaye de Mormant, 52 Haut Marne, Champagne-Ardenne

Wir dürfen getrost davon ausgehen, dass vom barmherzigen Verköstigen armer, zerlumpter Pilger alleine die Templer nicht einen so machtvollen „Handels- und Dienstleistungskonzern“ mit vielen Tausend „Filialen“ überall in der damals bekannten Welt errichten konnten. Die Strategie hier ist leicht gefunden. Das Chatillonais liegt nicht nur extrem verkehrsgünstig, es ist ein Fernwegekreuz allerersten Ranges!

Hier treffen die Pilgerwege (und damit Fernstrassen) nach Nancy, Metz, Köln, Münster, Hamburg usw. sowie nach Straßburg, Speyer, Nürnberg, Prag, Krakau usw. auf die noch u.U. wichtigere Strassenverbindung von Dijon nach Marseille.  (nach Ulrich Wegner, Der Jakobsweg, Freiburg i.Br. 2000)

Ausserdem liegt Chatillon-sur-Seine auf der französischen Hauptwasserscheide, der Trennlinie von den zu den Nordmeeren und den zu dem Mittelmeer abfließenden Gewässern. Seit der Antike konnte man in Marseille angelandete Waren mit Lastkähnen zunächst den Fluß Rhone, ab Lyon dann die Saone heraufziehen.

Bei Chatillon beträgt der Abstand zu dem damals schon schiffbaren Teil  Seine in Richtung Paris und Nordsee nur ca. 70 bis 100 km. Schon die Kelten haben diesen erheblichen Lagevorteil ausgenutzt und sind am Umschlag von Waren regelrecht reich geworden (Vix am Mont-Lassois, Schatzfunde usw.). Denn die Kaufleute waren auf Einrichtungen angewiesen, mit denen man die vom Süden heraufgekommenen Waren für die Landstrecke umlädt und zum nördlichen Flußsystem bringt, wo sie erneut umgeladen werden mußten.

Die Hypothese und ihr Beweis

Ich wage die Theorie, ja bin sogar davon überzeugt, dass die Templer das Transportgeschäft dort wiederbelebt und neu organisiert haben. Ich habe davon zwar noch nichts gelesen, fühle mich aber dadurch bestätigt, dass es im südlichen Deutschland, zwischen Hohenlohe und Ingolstadt ein ähnliches Phänomen zu beobachten gibt. Davon später mehr….

Und wie könnte sie ausgesehen haben, diese Landverbindung zwischen den beiden Flußsystemen? Die Aufgabe bestand jetzt darin, aus den zahlreichen – in Internetlisten oder Büchern – erwähnten Templerorten des Departements solche auszusuchen, die – möglichst in einer „Kette“ – auf dem Landrücken (= der Wasserscheide) zwischen dem Oberlauf  beider Flüsse Saone und Seine liegen.

Auf Karten mit zu kleinem Massstab konnte man mit Mühe die Templerorte ausmachen, hatte aber keine Übersicht über die grobe Richtung. Große Karten zeigen den Flußverlauf und die Templerorte nicht deutlich.  Ich nahm Chatillon-sur-Seine als Ausgangspunkt. Voulaines-les-Templiers (mit der Kapelle La Courroirie) hatten wir besucht. Es liegt im Tal der Ource und ist etwa 19 Km von Chatillon in ostsüdöstlicher Richtung entfernt. Die Richtung zur Saone stimmte schon mal.

Von dort folgt man der heutigen Straße 928 in Richtung Süd-Südost noch einmal so weit. Dort trifft man auf Bure-les-Templiers  (15 Km). Von einer bekannten Internetseite, die im Departement 21, Cote-d’Or knapp zwanzig Templerplätze listet (leider nicht ganz zuverlässig) entnahm ich einen angeblichen Templer-Ort Busserotte-et-Montaille, (bestätigt u.a. durch Wikipedia) . Diese nächste Templerstation liegt danach ebenfalls in Richtung Südsüdost auf der D 959 13 Km von Bure entfernt.

Bekannt war mir noch eine große Templerstation weiter östlich, eine sehr aufwändige Anlage mit beachtlichen Verteidigungsanlagen, die commanderie La Romagne bei St. Maurice-sur-Vingeanne. Die lag zwar in der richtigen Richtung, aber es tat sich eine Lücke von mehr als 40 Kilometern auf, die später noch geschlossen werden mußten. Von dort konnte man eine Strasse in entsprechender Richtung auf die Saone ausmachen, der Ort Gray mußte dann wohl die Umladestation sein. Richtig, Autrey-les-Gray erwies sich ebenfall als Templerort und befindet sich 14 Km von der letzten Station entfernt.

Die berühmte Templerkomturei Fontenotte, deren Kapelle 1960 abgebrochen und etwas südwestlich von Dijon (Corcelles-les-Monts) wieder Stein-für-Stein aufgebaut wurde, lag tatsächlich ursprünglich auf dem Gebiet der Gemeinde Til-Chatel!

(Literatur: Frizot, Julien, Sur les pas des Templiers, 2005, Rennes, Edition Ouest-France)

Diese Spur erwies sich als Volltreffer, denn Til-Chatel lag auf dem Weg und damit konnte die Lücke geschlossen werden. Von hier waren es sowohl herauf nach Busserotte als auch herab nach La Romagne jeweils ca. 24 Km. Später erfuhr ich noch, dass sich  etwas nördlich von Fontenotte, nämlich in Selongey übrigens auch eine Templereinrichtung befindet, ein maison, das kürzt die Wege zwischen Busserotte und St. Maurice jeweils auf nur 20 km ab.

Die Verbindung Dijon, Til-Chatel und Selongey dürfte der Beginn der alte Fernstrasse nach Deutschland gewesen sein, denn diese trifft hier auf dem Landrücken der Wasserscheide ebenfalls ein.

Der Vollbeweis einer „Templerstrecke“ zwischen den beiden Fluss-Systemen war damit erbracht und die These, dass die Templer das einst von den Kelten betriebene, äußerst lukrative Transportgeschäft wieder aktiviert haben, scheint dadurch bestärkt.

Wie gesagt, eine solch erstaunliche Entdeckung wird sich noch wiederholen…..

2006 Deutschland

Einige ausgewählte Anwesen der

Tempelritter in Deutschland

Die Tempelritter waren in Frankreich weit verbreitet, aber nicht darauf beschränkt.  Vor allem in den spanischen Königreichen, in Portugal, auf der italienischen Halbinsel und in England faßte die Truppe nach und nach Fuß. Über Lothringen, Burgund, Luxembourg und Elsaß, was damals alles noch zum sog. Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehörte, verbreiteten sie sich im Laufe der Zeit auch in Deutschland, hier allerdings nur spärlich.

Auch hier ist die Spurensuche nicht immer leicht. Historiker machen unterschiedliche, z. T. widersprüchliche Angaben. Wirklich gesicherte Spuren gibt es in Roth an der Our,  in Bad Breisig und in der Nähe von Bad Kreuznach. Der „Hof Iben“ war eine Templerkomturei mit ausgedehnter Landwirtschaft. Der Hof war damals mit einem wassergefüllten Graben umgeben. Das meiste ist nicht mehr vorhanden.

Nur noch der Chor der ehemalige Templerkirche ist übriggeblieben und findet sich in mitten von Stallungen, Wirtschafts- und Wohngebäuden eines noch immer bewirtschafteten Bauernhofes:

Auch dadurch, dass das Langhaus der Kirche komplett fehlt, sieht das Gebäude irgendwie merkwürdig aus.

Drinnen eine etwas beklemmende Atmosphäre. Während man sich fragt, warum sich ein Unbehagen einschleichen könnte, fällt der Blick auch mal an die Decke. Na ja, nickt man, so ein Osterlamm halt, auf dem Schlußstein. So was gibt es doch oft, nicht?

Na, man sehe mal genau hin. Das hier sieht aus, als hätte man ihm die Beine gebrochen und den Hals zum Himmel hoch herumgedreht. Ganz und gar unnatürlich verrenkt. Das rechte Vorderbein ist über das linke gekreuzt.

Die Darstellung erinnert an die Templerkapelle in Laon. Dort gibt es ebenfalls im Schlußstein dieses Agnus Dei Symbol. Der Spruch aus der Bibel dazu lautet:

agnus dei, qui tollit peccata mundi misere nobis

Übersetzung: „Lamm Gottes, das die Sünden der Welt auf sich nimmt, erbarme dich unser

Nach Ansicht vieler Forscher ist dieses Agnus Dei Symbol ein bevorzugtes Motiv der Templer gewesen. Sie hätten diesem Symbol besondere Verehrung entgegengebracht. Die Komturei von London hielt sich das Zeichen als Wappen und ein recht bekannter Präceptor der Provence, Roncelin de Fos hatte das Symbol als persönliches Siegel.

Es wurde oft gerätselt, ob es dem französischen König gelungen sein mag, zumindestens Teile des templerischen Barvermögens in die Hand zu bekommen. Ich bin da relativ sicher. Zum einen hatte er sich durch die Verhaftung der Ritter die Rückzahlung erheblicher Schulden erspart. Zum anderen hatten die Templer nicht nur einen zentralen Templerschatz sondern überall in ihren Aussenstellen Depots. Das eine oder andere davon mag dem König in die Hände gefallen sein. Aber nicht die „Hauptkasse“. Ebensowenig die Aktenarchive, alles bis heute verschwunden.

Fakt ist jedenfalls, dass Phillip IV von Frankreich nicht vor 1311, also vier Jahre nach der Festsetzung der Templer eine Goldmünze in Umlauf brachte, die erstmals auf einer französischen Münze das Agnus Dei zeigt:

Die Umschrift lautet: + AGN DI QUI TOLL PCCA MUDI MISERERER NOB +

Ist das ein Zeichen der Frömmigkeit dieses angeblich so inbrünstig gläubigen Königs? Gar eine Hommage an seine tatsächlich viel frömmere Gattin? Oder etwa nur blanker Zynismus: Seht her, ich habe die Templerkohle gekrallt und nun ist sie mir? Eine kleine feine Beobachtung am Rande: Bei den Templern trägt das Lämmchen ein Wimpel mit dem St. Georgskreuz. Philipp hat seinen Namen unter das Lamm schreiben lassen „Ph.REX und oben statt eines Wimpels die Lilien des Königshauses.

Kann jemand wirklich fromm sein und gleichzeitig daran glauben, dass Gott den brennenden Scheiterhaufen schon auslöschen wird, wenn tatsächlich mal ein Unschuldiger angezündet worden ist? Na, lassen wir das….

In Mainz gab es eine große Komturei, direkt am Rheinufer. Das Templergässchen und die Templerstrasse erinnern heute daran. Gebäude sind nicht mehr auszumachen, auch wenn sich ein Gastwirt rühmt, in seiner Gaststätte sehe man eine Mauer aus der Zeit.

Wenden wir uns weiter nach Osten und kommen entlang der Siegfriedsstrasse von dem Hunsrück in den Odenwald. In Amorbach gibt es das sogenannte Templerhaus. Es ist jedenfalls eines der ältesten Profanbauten Deutschlands. Wie man sieht, ist es fast so wehrhaft wie eine Burg gebaut. Das Steinfundament ist aus 1200. Der Fachwerkaufsatz und die Fenster sind später zugefügt worden. Die Landesarchäologie hat das Haus noch nicht als Templerbesitz bestätigt, aber es gibt ein entsprechendes Hinweisschild.

Die Rätsel um das geheimnisvolle Templerhaus werden noch angeheizt, durch den Umstand, dass sich in wenigen Kilometern (nur Luftlinie!) auf einer Anhöhe eine versteckte Burgruine befindet, die sogenannte Wildenburg. Nach der Legende gibt es zwischen der Wildenburg und dem Templerhaus einen Geheimgang.

Es ist gesichert, dass Wolfram von Eschenbach Vasall der Herrschaft war, zu deren Besitz auch die Wildenburg gehörte. Daß er sich häufig im Odenwald aufgehalten haben wird, ist sehr wahrscheinlich. In seinen Werken beschreibt Wolfram von Eschenbach einen großen Kamin in einer Burg. In der Burgruine Wildenberg gibt es einen auffallend großen Kamin, Reste davon sind noch gut zu erkennen:

Fachleute sind deshalb vielfach davon überzeugt, dass es tatsächlich dieser Kamin ist, der beschrieben wird. Ist dann die Wildenburg die sagenumwobene Festung auf dem „Muntsalwesch“? Ist dass eine Verballhornung des frnz. mont sauvage , einem wilden Berg?

Tja, wenn das nur so leicht wäre… Wolframs Epos spielt eher in Katalonien. Da er selbst dort vermutlich niemals war, hat er sich halt Anregungen daheim geholt. Die Wächter des Grals bezeichnet von Eschenbach jedenfalls als die „Templeisen“, womit unstreitig die Tempelritter gemeint sind.

Reisen wir weiter an den Main. Dort treffen wir auf Kleinwallstadt und auf ein Haus aus dem dreizehnten Jahrhundert, welches schon seit mehreren Jahrhunderten das Templerhaus genannt wird. Es ist sicher auch eines der ältesten nicht sakralen Gebäude in Deutschland. Hinweistafeln beschreiben, dass von dem Templerhaus unterirdische Gänge wegführen, einer zur sog. Ölbergkapelle (ein Nachfolgerbau aus dem 18 Jhrh. steht jetzt dort.)  Ein weiterer soll zu einer legendenumwobenen Schlossruine führen. Die Landesarchäologie hat das Haus bisher noch nicht als Templeranwesen bestätigt, aber die Fachleute meinen, es spräche viel dafür. Dokumente fehlen, aber Indizien häufen sich. Leider steht das Haus noch nicht einmal unter Dekmalschutz.

Der Eingang zu den weitgehend unerforschten Gängen und zum Keller des Hauses sieht man links am Bildrand, unterhalb des Baumes.

Wiederum weiter östlich, wir sind jetzt im Bereich Tauber/Hohenlohe/Bad Mergentheim gibt es ein Rätsel um mindestens drei achteckige Kapellen aus dem 12. bis 13. Jhrh.  Solche Kapellen dürften in Deutschland eine Rarität sein und hier befinden sich gleich drei in einem Umkreis von 20 bis 30 km. Alle drei stehen auf früheren keltischen Quellheiligtümern. Die rätselhafteste ist wohl die Sigismund-Kapelle in Wittighausen.

Es soll eine Krypta unter ihr gegeben haben und geheime Gänge. Allerdings war in den sechziger Jahren angeblich die Sorge um die Standfestigkeit der Kapelle größer als der Forschergeist und die Fundamenten sind mit Beton verpumpt worden. Man kann deutlich den Ansatz einer Treppe sehen, die früher nach unten führte. Eine frühe Grabplatte ist sichergestellt. Sie zeigt einen Mönch in Kutte, der auf der linken Brust ein Kreuz trägt. Viele Forscher sind deshalb der Ansicht, dass hier ein Templer vergraben liegt. Die Fassade der Kapelle dürfte in Deutschland einzigartig sein. Sie strotzt vor rätselhafter, teilweise astrologisch/esoterischer Symbole.

 

Ein abgeschlagener Kopf. So was ist uns ja schon in Frankreich begegnet. Der Baphomet?

Ich glaube, es handelt sich ganz einfach um Johannes den Täufer. Die Templer haben ihn verehrt und dass er so dargestellt wird, verwundert nicht angesichts der Geschichte mit der „Tänzerin“ Salome, die sich angeblich den Kopf dieses Gefangenen gewünscht haben soll. Etwas mehr Rätsel geben andere Darstellungen auf, etwa dieses angekettete Monstrum, das einen Menschen an der Gurgel gepackt hält.

Es soll Hinweise darauf geben, dass das Leichentuch vom Grabe Christi hier einmal verwahrt worden sei. Die Rätsel über das Turiner Grabtuch reissen ja wohl auch nicht ab, gesichert gilt aber, dass es eine Zeitlang im Besitz einer adligen Familie de Charney gestanden hatte. Ein deutscher Adliger von Hohenlohe soll es mit ins Burgund geschafft und dort den Namen de Charney angenommen haben. Der Leidensgenosse, der zusammen mit dem letzten Großmeister der Templer auf den Scheiterhaufen kam, trug ebenfalls diesen Namen. Es ist natürlich nicht undenkbar, dass man mit dem Transport eines solch wertvollen Gegenstandes die Templer beauftragt hätte, vorausgesetzt, man hätte es tatsächlich während eines Kreuzzuges erlangt. Tatsächlich findet sich auf der Fassade auch ein in ein Tuch eingewickelter menschlicher Körper.

Weitere Templerbesitzungen befanden sich in Süpplingenburg (noch erhaltene Kapelle), Halberstadt (nichts mehr zu sehen), Magdeburg und natürlich in Berlin. Der Name des Bezirk im Süden verrät seine Herkunft: Tempelhof. Von ehemals recht großen der Komturei steht heute noch die Kirche, die allerdings ständig erneuert wurde, dass sie vergleichsweise „neu“ wirkt.

Es würde mich nicht wundern, zu hören, dass der Teich schon zur Zeit der Templer existierte. Im Ernst: Ausser im Tunnelbau haben sich die Ritter sehr gern auch im Anlegen von Teichen geübt. Das war mit das erste, wenn man irgendwo neu Fuß fasste. Schon wegen des sorgfältig durchdachten und reichhaltigen Speiseplans.

Die Tempelritter haben sich bei der „Osterweiterung“ des Kaiserreichs auch in gewissem Umfange  beteiligt und insoweit ihre Kollegen vom „Deutschen Orden“ unterstützt. Ich gehe davon aus, dass die Komtureien in Berlin eine Art Nachschubbasis für Einsätze an der umkämpften Grenze zu den nichtchristlichen osteuropäischen Nachbarvölkern bildeten.

Es gibt noch eine Templer-Kirche in Mariendorf zu sehen, mit typischen Merkmalen der keineswegs einheitlichen Templerarchitektur:

Und eine in Marienfeld, innen sehr modern:

(Die Bilder aus Berlin sind mir dankenswerter Weise überlassen worden von Andreas Deisberg aus Berlin, der sich wegen plötzlichen Regens während der Fotosession leider eine halbe Stunde  in sein Auto zurückziehen mußte 🙁 Ich bedanke mich vielmals. )

Die Drei Fenster in der Apsis findet man häufig. Angeblich, weil die Zahl Drei besonders geehrt wurde. Ich werde mich aber nicht an Spekulationen über Zahlenmagie verleiten lassen. Es wird immer darauf hingewiesen, dass die Templer neun (also drei mal drei 🙂 Gründungsmitglieder hatten und neun Jahre nach ihrer Gründung ihre Stauten bekamen usw. Der von ihnen angeblich angebetete Kopf „Baphomet“ soll drei Gesichter gehabt haben. Damit muß man aber sehr vorsichtig sein. Gefunden wurde kein einziges Kopfidol, obwohl die Beamten des Königs jahrelang danach suchten. Es gibt Beschreibungen aus den Prozessakten. Die ergeben aber kein einheitliches Bild, weder bezogen auf das Material noch auf die Gestalt dieser angeblichen Idole. Die Geständnisse sind unter Folter erlangt worden.

In Deutschland hatten es die Tempelritter sehr viel bequemer als ihre Leidensgenossen in Frankreich. Die meisten sind freigesprochen worden und lebten nach der Auflösung des Ordens, die allerdings auch in Deutschland vollzogen wurde, als eine Art Frührentner auf den ehemaligen Gütern des Ordens. Viele gingen auch zum Deutschen Orden und schlugen sich dort weiter mit Andersgläubigen im Osten. Der Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt machte mit den Templern kurzen Prozeß. Freispruch. Er hatte keinen Grund, dem König der Franzosen die Hand zu reichen. Im Gegenteil gab es Streit bei der Kaiserwahl.

Der Bischof von Halberstadt soll die Anweisungen des Papstes, den Orden zu vernichten und die Templer zu verhaften, lange ignoriert haben. Sein Nachbar, der Bischof von Magdeburg, verfolgte die Templer unnachgiebig. Aber nicht weil er dem Franzosenkönig das Handwerk erleichtern wollte, sondern weil er ständig mit dem Halberstädter Amts-Kollegen irgendwelche Händel und Fehden austrug, und die Magdeburger Templer beschuldigte, seinen Erzfeind zu unterstützen….