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2015, April, Deutschland

Angebliche „Templerorte“ in Deutschland

Während meine bisherigen Beiträge von der Bemühung gekennzeichnet waren, sich ausschliesslich auf wissenschaftlich erwiesene Templerbesitzungen zu beziehen, habe ich versucht, mich in diesem Beitrag auch ein wenig dem Phänomen der Legenden zu nähern.  Insbesondere in Deutschland scheint es ein Problem mit nur angeblichen Tempelhäusern zu geben. Zumeist heisst es, der „Volksmund“ sei für die Legendenbildung verantwortlich. Ich hatte das schon für das sog. Tempelherrenhaus in Hildesheim und das sog. Templerhaus in  Amorbach gezeigt. Nachvollziehbare Gründe, warum sich der Volksmund so etwas ohne jeglichen Anlass ausdenken sollte, werden oft nicht genannt. Das ist für mich genug Anlaß, solchen Gerüchten zweimal im Detail nachzugehen.

1. Das sogenannte Templerhaus in Köln

Eine Geschäftsreise bot Gelegenheit, das sog. Tempelhaus in Köln aufzusuchen. Das Haus soll ca. 1230 vermutlich von der Familie Overstolz errichtet (Overstolzenhaus  Wikipedia) und seither mehrfach umgebaut worden sein. Es befindet sich in der Rheingasse, Hausnummer 8:

 

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Warum sich die Legende gebildet hat und hartnäckig hält, dass dieses prächtige Gebäude mit dem Templerorden in Verbindung zu bringen sei, ist nicht befriedigend zu beantworten. Aus wissenschaftlicher Sicht lässt sich ein solcher Bezug nicht beweisen. Dass die Templer in Köln jedoch (mindestens?) ein Haus besessen haben, wurde jedoch auch von den Wissenschaftlern im 19. Jahrhundert übereinstimmend angenommen (von Ledebur, Die Tempelherren und ihre Besitzungen im Preußischen Staate, 1835, S. 114, Nachdruck bei LePa und Wilcke, Die Geschichte des Ordens der Tempelritter, 1860, S. 388) und wird offenbar auch bis heute noch so gesehen (Anke Napp, Templerlexikon Uni Hamburg).

Weyden (Ernst Weyden, Das Haus Overstolz zur Rheingasse genannt Tempelhaus, Köln 1842, S. 18) bestreitet entschieden, dass die Templer mit diesem Haus irgend etwas zu tun gehabt haben können. Er führt die Neigung des Volksmunds, dieses wie angeblich andere alte Häuser in Köln als „Tempelhäuser“zu bezeichnen, auf den Umstand zurück, dass diese oft einen „alterthümlichen … geheimnisvollen Baustil“ (a.a.O., S.  19) aufgewiesen hätten. Vorzugsweise das Haus „zur Rheingasse“ soll der Volkmund den Templern zugeschrieben haben, weil es sich durch die „Grossartigkeit seines Baustils“ (ebenda) und  den „Reichthum seines Giebelwerkes“ besonders auszeichnete (ebenda). Im übrigen kämen die Namen „Templerhaus“ oder „Templerhof“ in Köln nie urkundlich vor (ebenda). Dennoch ist Weyden präzise in der Lage, ein ehemaliges Anwesen in der Streitzeuggasse, Hsnr. 86-88, als Templerhaus zu identifizieren (a.a.O., S. 18). Weyden, der den Ursprung dieses Hauses in der Familie Overstolz sieht, muss allerdings einräumen, dass der wahre Erbauer des Hauses sich ebenfalls nicht in Urkunden finden lässt, weil sich diese nur bis 1210 zurückverfolgen liessen (S. 22). Aufgrund der Grossartigkeit des Hauses komme nur ein „reiches, angesehenes Geschlecht“ in Betracht (ebenda). Allerdings sei ein Geschlecht derer „zur Rheingassen“ ab 1169 urkundlich nachweisbar. Dieses Geschlecht muss besonders wohlhabend gewesen sein, weil es regelmässig Schöffen stellte, was nur den edelsten Familien vorbehalten geblieben sei (ebenda). Das Geschlecht der Overstolzen habe sich zuerst den Beinamen „zur Rheingasse“ beigelegt, deshalb müssen die Overstolzen als die Erbauer dieses prächtigen Hauses gelten (ebenda).  Die Overstolzen seien wohl das mächtigste Geschlecht in Köln gewesen – Weyen vergleicht ihre Rolle mit denen der Medici in Florenz (S. 28) – aber auch in recht handgreifliche Meinungsverschiedenheiten mit anderen Machthabern (etwa dem Erzbischof, S.30) geraten.

Möglicherweise ergibt sich der Bezug dieses Hauses zum Templerorden jedoch aus folgendem, heute von mir rechnerchierten Sachverhalt, der die Deutung als Besitz der Familie Overstolz nicht ausschliesst. Nach neueren Forschungen sei das romanische Patrizierhaus mit den markanten Stufengiebeln etwa 1230 von Blithildis Overstolz errichtet worden (wiki/Overstolzenhaus).  Diese hatte den Ritter Werner von der Schuren (ein Adelsgeschlecht aus dem Raum Köln und Umgebung) geheiratet, der den Namen Overstolz bei der Hochzeit mit Blithildis angenommen hatte (a.a.O). Das Haus hieß damals dennoch in den Schreinsbüchern bis 1257 „Haus zur Scheuren“ (ad horreum) und besaß damit den ursprünglichen Namen des Ritters Werner von der Schuren (a.a.O). Dieser Name taucht bei Weyden überraschenderweise garnicht auf. Entweder ist das von ihm übersehen worden. Oder er wollte seine durchaus nicht lückenlos überzeugende Argumentation nicht ins Wanken bringen. Es gelang mir zudem, in der Tat recht enge Geschäftsbeziehungen der Familie von der Schuren mit den Templern nachzuweisen. So hat sie „mit den Templern in Verhandlung um Grund und Boden unter welfischer Zeugschaft“ gestanden ( v. Hormeyer, Die Bayern im Morgenlande, München 1832, S XX ). Vielleicht ist das eine Spur, die an der Legendenbildung mithalf.

Foto: Markus Menzendorff           Lithografie um 1843 von August Schott – Rheinisches Bildarchiv

 

Lange, Ludwig, Overstolzenhaus, Rheingasse 8, Lithographie, um 1843 (Köln, Kölnisches Stadtmuseum. (Foto: © Rheinisches Bildarchiv Köln, rba_mf134647)

 

 

 

 

 

 

 

2. Das sogenannte Tempelhaus in Erbach

Wir benutzen einen schönen Tag im Mai für einen Ausflug in den Odenwald, auch um das dortige angebliche Templerhaus näher zu untersuchen. Postalische Anschrift: Städtel 15a und 21, 64711 Erbach. Ansicht von aussen auf die Altstadt:

 

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Ansicht von der Stadtseite:

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„Das Tempelhaus gehörte zu der Ansiedlung von Burgmannen vor der Burg, dem historischen Kern der mittelalterlichen Stadt Erbach, umschlossen von Armen der Mümling im Bereich der heutigen Straße Im Städtel. Burgmannen werden in Erbach urkundlich 1303 als Castrenses greifbar, namentlich erstmals 1372 erwähnt.“ Wikipedia Tempelhaus Erbach.

Ein Bezug zu dem Templerorden ist urkundlich nicht nachweisbar. Überhaupt liegt die Entstehungsgeschichte des Hauses noch immer ziemlich im Dunklen:

„Forschungsstand vor der Durchführung der Untersuchung:
Es existierte kaum gesichertes Wissen über Ursprung, Alter und Geschichte des Hauses. Datierungsvorschläge: vom 13. bis zum 15. Jahrhundert; Der heutige Gebäudekubus galt als eine Erweiterung des alten Wehrturms. Obgleich im erst 18. Jahrhundert das Gebäude erstmals als „Tempelhaus“ bezeichnet wurde, brachte man den Bau mit dem Tempelorden und den Johannitern in Zusammenhang. Unbestritten befand sich das Haus als „Steinernes Haus im Echterischen Hof“ lange Zeit im Besitz der Familie Echter von Mespelbrunn. Die Nachfolge der erbenlosen Familie Echter traten ab 1676 die Grafen Erbach an.“  Fraunhofer IRB

Woher kommen solche Zuschreibungen des Volksmundes? Legenden, sagen die Wissenschaftler. Aus ihrer Sicht natürlich zurecht. Die Einstufung eines Gebäudes als dem Templerorden zugehörig ist nur statthaft, wenn belastbare Beweise gefunden worden sind. Urkunden, Prozessakten, Briefe, Katasterbezeichnungen, Orts- und Strassennamen, alte Landkarten, Grenzsteine oder andere (archäologische) bauliche Befunde kommen hierzu in Betracht. Keine Urkunde – kein Templerhaus! So einfach ist das aus wissenschaftlicher Sicht. Was ist aber mit den Legenden? Sind sie keinerlei Beachtung würdig? Der Volksmund sagt bekanntlich auch: Kein Rauch ohne Feuer.  Ist also doch irgendetwas dran an diesen Legenden? Oder kommt der „Volksmund“ durch nichts und wieder nichts auf solche dann absurden Ideen?

Ich fühle mich natürlich auch eher einer auf Fakten basierenden Erkenntnis verpflichtet, sehe aber keinen Grund, nicht doch zwei Deutungsversuche zu dieser Frage zu wagen:

Einerseits ist gerade bei dem Beispiel Erbach auffällig, dass offensichtlich erst ab dem 18. Jahrhundert urkundliche Erwähnungen des Namens Tempelhaus auftauchten. Dieser Befund ist offenbar auch bei anderen sogenannten Tempelhäusern in der näheren Umgebung festzustellen:

„Die regional häufige Bezeichnung als Templerhaus findet sich ebenso in Erbach, ehemalige Templerhäuser haben existiert in Neckarelz, Uissigheim und Kleinwallstadt. Die große Zahl steht im Widerspruch dazu, dass der Templerorden in Deutschland kaum vertreten war. Meist entstanden die Bezeichnungen erst in der Neuzeit, beim Amorbacher Templerhaus geht sie auf eine Beschreibung Amorbachs von 1856 zurück.“ Wikipedia Amorbach

Gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts kam es in bestimmten Zirkeln (mit unterschiedlichen und zum Teil gegensätzlichen Zielsetzungen und Interessen) groß in Mode, sich des Templerordens zu entsinnen. So beschäftigte sich etwa der bekannte deutsche Schriftsteller, Verlagsbuchhändler und Freimaurer Friedrich Nicolai (1733 – 1811) ab 1782 mit den Mythen um die Templer und untersuchte Bezüge zum Freimaurertum (Loiseleur, Jules, La Doctrine Secrète des Templiers, 1873, S. 107). Besonders setzte sich ein österreichischer Diplomat und Orientalist namens Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall (* 9. Juni 1774 † 23. November 1856 in Wien) mit doch sehr abwegigen und kruden Thesen über die Templer in seinem Traktat Die Schuld der Templer, Wien, 1855 in erbitterten Widerstreit mit z.B. französischen Historikern wie Michelet und Raynouard. Sein Buch enthält gezeichnete Abbildungen von Reliefs, wie u.a. dieses:

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Hammer-Purgstall bezeichnet seine – wie zu erwarten – sehr umstrittenen Zeichnungen als archäologische Beweise der Götzendienste der Templer. Eins dieser Reliefs soll ein Kästchen aus Kalkstein geziert haben, das in der Gemeinde Essarois (21, Côte-d’Or) gefunden worden sei. Dieser Ort befindet sich tatsächlich in unmittelbarer Nachbarschaft der bekannten Templerorte im Bistum Langres, Voulaines-les-Templiers und Bure-les-Templiers (ca. 15-20 Km). Das ist aber auch schon alles. Die Kunstfertigkeit und Darstellungsweise enstpricht in keiner Weise dem, was ich an Steinmetzarbeiten aus dem Mittelalter allerorts gesehen und zum grossen Teil in dieser Webseite dargestellt habe.  Was auch immer das gewesen sein soll, es beweist nichts. Zumal die Sammlung des Duc de Blacas, in der sich diese Skulptur befunden haben soll, sich nicht mehr besichtigen lässt. Sie existiert nicht mehr (Loiseleur, S. 120).

Ich will mich diesem obsoleten Meinungsstreit an dieser Stelle nicht weiter widmen. Man sieht jedoch, dass die Phantasie der Menschen im 18. und 19. Jahrhundert – aus welchen Gründen auch immer – durch die Templer und ihr bis heute noch in vielem rätselhaftes Schicksal regelrecht befeuert wurde (vgl. Barber, die Templer, S. 285ff.).  Und so mag das vielleicht ein Grund dafür gewesen sein, dass man dem einen oder anderen Haus, dessen Grundsteinlegung im Mittelalter erfolgte, und über das nicht alles aus Urkunden bekannt war, eine Templerlegende andichtete.

Andererseits mag es auch gute Gründe dafür gegeben haben, dass sich – besonders in Deutschland – Urkunden über Templerbesitzungen oft nicht finden lassen.  Der Papst verfügte zwar 1314, dass die Güter der Templer im wesentlichen (ausgenommen derer, die sich auf der iberischen Halbinsel befanden) den Johannitern zu übergeben seien (Wilke, S. 605). Allerdings erfolgte die Übernahme in der Praxis keinswegs unproblematisch, insbesondere in dem politisch zersplitterten Deutschland nicht. So habe sich manche Privatperson den den Johannitern mit Rechtsstreitigkeiten widersetzt (a.a.O. S. 606 f.). Mächtige Dynasten erzwangen sich den Besitz an Templerburgen. (a.a.O. S. 609). Auch Landesherren und Klöster gingen nicht leer aus (ebenda).

So dauerte es bis in die fünfziger Jahre des 14. Jahrhunderts, bis der Besitzübergang mancher Templerstätten in Deutschland auf die Johanniter als Rechtsnachfolger vollzogen war. Zielenzig gelangte 1350, Süpplingenburg erst 1357 in die Hände von Foulques de Villaret, Großmeister der Johanniter zu der Zeit (Sarnowsky, S. 84 (in: Die Johanniter: ein geistlicher Ritterorden in Mittelalter und Neuzeit, Beck Verlag, 2011).  Manche Güter der Templer wurden schlichtweg von den Erben der Stifter eingezogen oder gar von Fürsten zur Weitergabe an Günstlinge enteignet (aaO). Das Klammern an Urkunden bringt bei solchen Vorgängen nicht viel ein. Denn Urkunden wurden im Mittelalter bekanntlich sehr häufig gefälscht oder vernichtet.

„Zeitweilig wurden ganze Serien von Falsifikaten hergestellt, z.B. durch den Bischof Pilgrim von Passau (971-991) und in der Abtei Fulda (um 1200) durch den Mönch Eberhard, der mit großer Geschicklichkeit die rechtliche Aufbesserung von alten Urkunden in Königsurkunden vornahm. Auch das Kloster Reinhardsbrunn in Thüringen, von dem 13 Falsifikate bekannte sind, stellte sich im 12. Jhdt., wenn auch vergebens, mit verfälschten Urkunden einer Gründung des Klosters Georgental in unmittelbarer Nachbarschaft entgegen, um diesen unliebsamen Konkurrenten auszuschalten. Vom Berger Kloster in Altenburg sind 23 Falsifikate bekannt. Sie reichen von der gefälschten, allerdings auf echter Grundlage beruhenden Gründungsurkunde über die gefälschte Hochgerichtsbarkeit bis zu fingierten Abgabeerhöhungen. In vielen Fällen wurde einer Fälschung eine andere entgegengesetzt, oder, wie es Hinkmar von Reims im 9. Jhdt mit Witz und Scharfsinn tat, die gleiche nochmals verändert. Doch nicht alle Schreiber, die eine Urkunde fälschten oder „verunechteten“, waren sich eines Verstoßes gegen die bestehende Rechtsordnung bewusst, obwohl auch im MA Urkundenfälschungen unter Strafe gestellt waren, wie u.a. der Schwabenspiegel und besonders auch das kanonische Recht ausweisen. Und trotzdem sind uns aus dieser Zeit nur wenige Strafprozeßakten, gemessen an der hohen Zahl der Fälschungsdelikte, überliefert“ (aus: Quirin, 1985, Bemerkungen zum Problem der Urkundenfälschung im Mittelalter).

Nach alledem lässt sich nicht ausschliessen, dass der Volksmund sich im Hinblick auf das eine oder andere „angebliche“ Templerhaus noch zurecht an die früheren Herren erinnerte. Und dass diese Erinnerung die Zeiten überdauerte und sich nicht darum scherte, dass irgendeine neue Herrschaft frühere Templerbesitzungen mit allen erdenklichen redlichen oder unredlichen Mitteln an sich gerissen haben mag.

Mit solchen Überlegungen alleine lässt sich nichts gewinnen, das ist pure Spekulation. Die Forschung wäre aber gut beraten, mehr über den Ursprung der Legenden in Erfahrung zu bringen, bevor man so etwas als unbeachtlich abtut. Steht fest, dass die Erwähnungen tatsächlich erst im 18. Jh. einsetzen, so wird es sich wohl nur um eine romantische Zuordnung der genannten Modewelle handeln. Die Aufklärung, aber auch das Freimaurertum und die Romantik machten die Templer, die seit der Vernichtung ihres Ordens dem Vergessen oder der Verachtung anheimgefallen waren, erst wieder salonfähig. Reichen die Volksmund-Zuordnungen bis ins ausgehende Mittelalter oder in die beginnende Neuzeit zurück, muss man die Sache gewiss ernster nehmen und die Quellen sorgfältig und ergebnisoffen studieren.

Was gab es sonst noch zu sehen, in der Gegend vom Erbacher sogenannten Templerhaus?

Eine römische Villa aus dem 2. Jahrhundert, anzusehen in einem schönen Freilichtmuseum:

DSC_0113Römische Villa Haselburg, 64739 Höchst im Odenwald

DSC_0120rätselhaftes Detail der Anlage (wofür das wohl gut war? )

Und ein paar Kilometer weiter dieses Kleinod, oder eher ein „Großod“

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Die Einhardsbasilika in Steinbach, einem Ortsteil von Michelstadt im hessischen Odenwald, ist ein Kirchenbau aus dem 9. Jahrhundert. Die gut erhaltene Basilika gilt als außergewöhnliches Bauwerk und wegen des noch zum Großteil erhaltenen karolingischen Mauerwerks im Bereich des Mittelschiffs, des nördlichen Nebenchors und der Krypta als eines der wenigen Beispiele karolingischer Baukunst in Deutschland. Ihr Name bezieht sich auf ihren Erbauer Einhard, den Ratgeber Karls des Großen und Ludwigs des Frommen. (wikipedia)

2014 Bretagne, Teil II

Ende August startete die Familie in den Sommerurlaub. Zwei Wochen im Ferienhaus, ziemlich direkt am Meer (ca. 5 min.). Ziel der Reise war das Departement 29 Finistère, genauer ein kleiner Ort in der Nähe der Stadt Quimper. Das Departement besteht aus dem äußersten westlichen Zipfel Kontinentaleuropas und markiert den am weitesten in den Atlantik hineinreichenden Punkt Frankreichs. Für die Franzosen ist das deshalb das „Ende der Welt“ (finis terrae). Die Bretonen sehen das genau anders herum.  Sie nennen ihr Land Penn ar Bed, das heisst Anfang der Welt. Es wäre verlockend, an dieser Stelle einen kleinen Abstecher in das weite Feld sonstiger Unterschiede zwischen den Bretonen und den Franzosen zu unternehmen, aber das würde den Rahmen sprengen.

Der Ort, in dem wir wohnten, war ganz bezaubernd. Er heißt Saint-Jean-Trolimon und zwischen ihm und dem Meer gibt es nur noch die freistehende und weithin sichtbare Pilgerkapelle Notre-Dame de Tronoën, eine kleine gotische Kapelle mit dem ältesten Kalvarienberg der Bretagne.

SONY DSCNotre-Dame de Tronoën, 29120 Saint-Jean-Trolimon

Der Ort war durchaus nicht nach strategischen (Templer-) Gesichtspunkten ausgewählt. Die Wahl beruhte vielmehr auf der Nähe zum Strand und der Größe des Ferienhauses, das im übrigen auch für unseren Wuffi zugelassen sein musste. Ich habe anderen Orts schon erwähnt, dass man in der Bretagne die Templerorte ohnehin nicht allzulange suchen muss. Sie sind dort so dicht verteilt, dass man fast überall ganz in der Nähe ein paar Templerorte um sich herum haben dürfte. Aber dennoch: Saint-Jean und Notre Dame, das hört sich ganz nach den Templern an. Eben, beim Bearbeiten dieser Seite (ich hatte gerade die Postleitzahl im Netz gesucht), fällt mir bei Wikipedia das Wappen dieses kleinen Ortes auf:

Wappen von Saint-Jean-Trolimon

Templerkreuz und Lamm Gottes! Honi soit qui mal y pense.

Soviel Zufall kann es nicht geben. Wir haben also in einem Templerort gewohnt und ich habe nichts davon gewusst! Ich sehe aber auch jetzt in der Literatur nichts, absolut nichts. Keine Bestätigung, keine Stütze. Mein Hobby ist manchmal schon irgendwie arg spannend. Vielleicht findet ja einer meiner Leser dazu etwas heraus.

Gänsehaut weggerubbelt und weiter im Text: Die hohe Dichte von Templern in dieser Ecke Frankreichs beruht zum einen auf den ausgezeichneten Beziehungen der Templer  mit den bretonischen Fürsten und zum anderen auf der Bedeutung der Bretagne für die Pilgerströme des Mittelalters. Vermutlich war auch der Handel über die Bretagne wichtig. Noch im ausgehenden Mittelalter bis in die beginnende Neuzeit war die Bretagne ein wichtiger Partner für den Seehandel mit Spanien und England. Es ist dennoch sehr schwierig, Reste von Gebäuden der Templer auszumachen. Denn besonders in der Bretagne entwickelte sich im 14. bis 15. Jahrhundert der sogenannte Flamboyant Stil der Spätgotik. Diesen kann man auch in Belgien, anderen Teilen Nordfrankreichs, Spanien und England sehen, aber nirgendwo hat sich dieser typische Baustil m.E. so deutlich verbreitet wie in der Bretagne. Auch die Rechtsnachfolger der Templer, die Johanniter, gehorchten den Modetrends und bauten alle ihre Kirchen und Kapellen rasch in diesem Stil um.  Auch relativ neue bretonische Kirchen, etwa neugotische aus dem 19. Jahrhundert weisen solche Stilelemente auf, sodass es nicht sehr leicht ist, das Alter einer bretonischen Kirche zu bestimmen.

Aubarbier, dessen Standardwerk mich auf allen Templerreisen begleitet (und so sieht es jetzt auch aus!! ) ist immer gut für den ersten Zugriff auf eine Gegend. Seine Beschreibungen zeigten sich aber diesmal leider mitunter als wenig hilfreich. Es hat sich wieder einmal als unerlässlich erwiesen, sämtliche Literaturstellen selbst vor Ort auf ihre Relevanz zu untersuchen. Es wird auch in dieser Wissenschaft zu oft einfach nur abgeschrieben. Wer sich allein auf Bücher verlässt, muss mit Fehlern rechnen, die sich leider durch unkritische Zitate auch noch verbreiten.

Nachdem wir uns in unserem sehr schönen, hellen und komfortablen Häuschen eingerichtet , die Vorratskammer und den Kühlschrank aufgefüllt und den nahen Strand inspiziert hatten, wurde die Nahbereichskarte herangeholt und die nächsten Templerorte markiert. Wir befanden uns am südlichen Teil der Baie d’Audierne, auf der Halbinsel von Penmarch. Die nächsten Templer-Orte im Umkreis von 10 Km waren Penmarc’h (frz. Penmarch) selbst, sowie Kerity und Loctudy.

 

1. Kérity

Kerity ist ein Ortsteil der Gemeinde 29760 Penmarc’h. Nach Abbé de Corson, S. 76, sollen sich dort die Überreste der Templerkirche Saint Jean de Kérity befinden: cet édifice, aujourd’hui ruiné, présente encore sa tour massive accolée d’une tourelle. Die Kirche sei also eine Ruine. Nur ein massiver Turm sei übriggeblieben, mit seinem angefügten Türmchen. Schaun wir uns das mal an. Das Navi bringt mich sicher in den Ortskern von Kérity und hält exakt vor dieser Kirche:

SONY DSCEglise Sainte-Thumette de Kérity, Penmarc’h

Mmmh, merkwürdig! Nach Ruine sieht das ja eher nicht aus. Diese Kirche heißt auch nicht Saint- Jean. Andererseits stimmt ein anderes Detail der Beschreibung auffallend:

SONY DSC La tour massive et la tourelle accolée

 Die Kirche war äusserlich intakt. Dach, Wände Fenster, alles perfekt. Die Kirche war auch geöffnet. Drinnen fand ich Hinweise darauf, dass in den Nachkriegsjahren nach 1946 umfangreiche Renovierungsmassnahmen stattfanden. Bei der Nachbearbeitung im Internet ermittelte ich folgende Fakten:

Das Dach war tatsächlich bereits im Jahre 1808 eingestürzt. Die Renovierung wurde erst 1949 abgeschlossen. Die Kirche wurde dabei wohl auch umgewidmet und steht jetzt unter dem Patrozinium der (bretonischen) heiligen Thumette, vgl.

http://www.fondation-patrimoine.org/fr/bretagne-6/tous-les-projets-335/detail-eglise-sainte-thumette-a-kerity-penmarc-h-15686

Abbé de Corson konnte von alledem noch garnichts wissen. Sein Buch, das hatte ich vergessen, stammt ja aus 1902. Mein Nachdruck ist so neu, dass ich das bei der Vor-Ort-Recherche ausser Acht gelassen hatte.

2. Penmarc’h

Nach Dumontier (S. 67)  und Aubarbier (S. 128) soll es in dem Hauptort der Gemeinde, in Penmarc’h selbst, auch Templerbesitzungen geben. De Corson warnt auf S. 77, dass die meisten Länderein im 16. Jahrhundert dem Johanniterorden verloren gegangen seien. Die Kirche von Penmarc’h ist mE aus dem 15. Jahrhundert. Es gibt in der Nähe der Kirche ein Profan-Gebäude, was als presbytére (Pfarrhaus) durchgehen würde mit Ornamenten, die oft auf Gebäuden der Johanniter aus dem 15. oder 16. Jahrhundert zu sehen sind.

Die einzige wirklich aus der Templerzeit stammende Kapelle auf dem Gemeinedegebiet von Penmarc’h habe ich in dem Ortsteil Sainte Madeleine – mehr oder weniger zufällig – entdeckt:

SONY DSCchapelle de Sainte Madeleine, Penmarc’h, Westfassade

Auffallend viele Quellen sind hier zu finden. Einen in Steinen eingefassten Austritt der Quelle sieht man im Bildvordergrund.

SONY DSCSüdeingang, romanisch

 Die Kapelle ist von sehr alten Mauerresten und Gebäuden (alte Stallungen?)  umstanden, was durchaus den Verdacht bekräftigen würde, dass es sich hierbei mal um ein Ordensgehöft gehandelt haben mag. Der Beweis steht aber noch aus. Das ist bisher nur eine Vermutung

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Die Gebäude wurden kürzlich offenbar gründlich restauriert und werden heute wohl als Ferienwohnungen benutzt.

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3. Loctudy

Nach Aubarbier (S. 128) sei die wohl im XI Jahrhundert erbaute Kirche von Loctudy den Templern von Conan III, Herzog der Bretagne von 1112 bis 1148, geschenkt worden.  Nach Wikipedia France ist der Eigentumsübertrag an die Templer erst nach dem Tode von Conan III im Jahre 1187 erfolgt http://fr.wikipedia.org/wiki/%C3%89glise_Saint-Tudy_de_Loctudy

SONY DSCÉglise Saint-Tudy, 29750 Loctudy

Sehr auffällig sind die drei Apsidiolen. Die Kirche enthält Stilelemente aus fast allen späteren Epochen und sieht arg „zusammmengeschraubt“ aus. Ich finde sie nur von dieser Seite aus wirklich schön.

 

SONY DSCDiese Kapelle steht direkt neben der Kirche. Sie soll aber nicht aus der Templerzeit stammen. Sie trägt aber stolz ein Templerkreuz auf dem Glockentürmchen und sieht Templerkapellen sehr ähnlich. Vielleicht erfahre ich ja noch mehr über das Gebäude.

Einige Tage später nahmen wir uns bei Gelegenheit eines Ausfluges nach Concarneau einige beschriebene Templerziele im Radius von ca. 30 km um unsere Unterkunft vor.

4. Mousterlin, Commune de Fouesnant

Nach Aubarbier, S. 128., sollen sich küstennahe Templerbesitzungen in Mousterlin befunden haben. Mousterlin befindet sich im Gebiet der Gemeinde Fouesnant. In seiner Umgebung gibt es Moore, Wasserläufe, Seen und Polderlandschaften. Ich gehe davon aus, dass es da im Mittelalter noch recht anders aussah. Templer haben sich schon häufig darin bewährt, sumpfige Ländereien urbar zu machen. Hinweise auf Templergebäude gab es nicht. Wir fanden am Strassenrand ein verfallenes Gebäude mit einer Art halbrunder Apsis, welches ohne weiteres aus dem Mittelalter stammen könnte:

SONY DSCEine Kapelle ist das wohl nicht, dagegen spräche der Giebel mit Schornstein. Die Konstruktion erinnert eher an einen alten großen Backofen. Näheres fand ich dazu leider bisher nicht.

Desweiteren kamen wir an einer Kapelle vorbei, die dem heiligen Sebastian gewidmet war:

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Das schlitzförmige Fenster in der Bildmitte sieht deutlich nach Mittelalter aus. Im übrigen soll die Kirche aus dem 15. Jahrhundert stammen, eventuell unter Verwendung älterer Gebäudeteile.

http://www.fondation-patrimoine.org/fr/bretagne-6/tous-les-projets-335/detail-chapelle-saint-sebastien-a-fouesnant-11585

Konkrete Hinweise auf die Templer fanden sich nicht. Mit Sicherheit aber wird sich der eine ode andere von ihnen seinerzeit in dieser Kapelle aufgehalten haben.

SONY DSCchapelle Saint Sebastien, 29170 Fouesnant

5. Saint Evarzec

 Saint Evarzec ist etwas nördlich von Mousterlin. Aubarbier meint, hier fände man die Templerkirche St. Maurice, in der sich ein Nagel des „wahren Kreuzes“ befände. Dumontier wiest darauf hin, dass eine der hl. Veronika zugeschriebene Reliquie hier verwahrt werden würde.

SONY DSCéglise de Saint Primel, 29170 Saint Evarzec

 Die Tatsache, dass die Templer in Saint Evarzec begütert waren, ist in der Literatur völlig unstreitig. Die Spurensuche ist allerdings nicht sehr einfach und auch noch nicht abgeschlossen. Diese Kirche stammt jedenfalls nicht aus der Templerzeit, sie ist erst im 15. bis 16. Jahrhundert errichtet und dem hl St. Primel geweiht worden (http://www.infobretagne.com/saint-evarzec.htm). Während der Revolution wurde die Kirche nach Wikipedia schwer beraubt. Auch wenn ich hier leider keine Templerkirche zeigen kann, zeige ich wenigstens ein exzellentes Exemplar des bretonischen style flamboyant. Die Giebel sind mit diesen Flammenzünglein geschmückt, wo immer Platz dafür ist.

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Alles ist irgendwie breiter und ausladender als bei der reinen Gotik. Das zeigt dieses überproportioniert wirkende Portal im bretonischen Flamboyant Stil sehr eindrucksvoll. Dass die Templer hier ansässig waren, beweist dieses Grab eines Tempelritters vor der Kirche von Saint Evarzec:

SONY DSCNäher ran: SONY DSC

6. Loc Amand, La Forêt-Fouesnant

Unsere letzte Templerstation vor Concarneau sollte die ehemalige Templerei von Loc Amand sein. Die Gegend spielte zu prähistorischer Zeit eine grosse Rolle, aber auch die Römer hinterliessen hier mehrere Strassen und andere Spuren. Da die Templereien sich regelmässig an alten Fernwegen ausrichteten und die für die mittelalterlichen Fernwege natürlich vorzugsweise auf ältere Strassentrassen zurückgegriffen wurde, ist es kein Wunder, hier überall auf Templereien zu treffen. La Forêt-Fouesnant beherbergte eine wichtigte Commanderie der Templer. Das ergibt sich aber nur noch aus alten Akten. Im 17. Jahrhundert wurde das Commanderiegelände komplett umgebaut, wobei umfangreiche Kelleranlagen der Templer freigelegt wurden, Dumontier S. 67. Erhalten sei noch eine presbytére (Pfarrhaus). Loc Amand ist ein vornehmer und recht abgeschiedener Ortsteil von La Forêt-Fouesnant und liegt auf einem Hügel, erreichbar nur über eine absurd steile Rampe.

Oben angelangt, fanden wir das:

SONY DSCEisenzeitliche Stele

SONY DSCHauptportal der Klosteranlage.

Die Anlage wechselte auch vor der Revolution mehrfach den Besitzer und verfiel schliesslich vollständig.

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In unmittelbarer Nähe fanden wir ein Häuschen, dass wie eine presbytére aussieht:

SONY DSCpresbytére Loc Amand, 29940 La Forêt-Fouesnant

Im Tür- und Fenstersturz sieht man deutlich das geschwungene Ornament aus dem 17. Jahrhundert. Bürgerhäuser hatten so etwas eher nicht, aber viele Komtur-Gebäude der Johanniter (z.B. Avalleur, Champagne). Im Giebel fundet sich auch ein sakral anmutendes Fenster.

Das eigentliche Ziel unseres Ausfluges hat nichts mit den Templern zu tun, aber es ist auch sehenswert. Ausserdem muß der Mensch auch mal was essen. In diesem Fall gegrillte Garnelen mit Reis und eiskaltem Weiswein.

SONY DSC29900 Concarneau

 7. 2900 Quimper

Der nächste Ausflug ging nach Quimper, der Präfektur des Departements Finistère. Die Templer sollen dort und im näheren Umkreis einige Niederlassungen unterhalten haben. Ich habe mir drei Hinweise ausgesucht, denen ich näher nachgehen wollte.

7.1 chapelle Saint-Jean-Baptiste, Quimper

Diese soll sich nach de Corson, S. 75,  im Winkel zwischen der Rue Vis und dem Quai der Odet befinden und sich zur Rue Vis öffnen.

RueVis

Sie sei 20 m lang und 8 m breit gewesen und in den Religionskriegen komplett zerstört worden sein. Sie sei jedoch zu Beginn des 17. Jahrhundert von dem Kommandeur Reneé de Saint-Offange  wieder komplett aufgebaut worden. Sie erhielt zur Ehrung eine höchstrangigen Reliquienbehälter in Form eines menschlichen Kopfes aus vergoldetem Holz. Dieser Behälter enthielt nach den Besuchsakten von 1617 Körperteile des hl. Johannes des Täufers. Man bedenke, dass die Templer unter anderem  wegen des Besitzes verschiedener solche Kopfreliquare, wegen Götzendienstes angeklagt wurden. Sie würden einen angeblich magischen menschlichen Kopf als „Baphomet“ verehren, was auch immer das sei. Mich wundert das nicht, dass die Anbetung solcher Köpfe bei vielen Verhören gestanden wurde. Die Templer haben nunmal dem hl. Johannes dem Täufer, ebenso wie die Johanniter, dies sogar offiziell ihren Namen von ihm ableiteten, eine besondere Verehrung entgegengebracht.

Viele Kapellen heissen bei beiden Orden Saint Jean, bis heute. Bei Templerkirchen finden sich sehr oft abgeschlagene Köpfe, die man als solche erkennt, weil sie mit heraushängender Zunge dargestellt werden (z.B. Malleyrand, Montsaunès). Jean-Baptiste wird regelmässig mit einem Lamm abgebildet, was die Templer ebenfalls besonders häufig zeigen (Temple, London). Was der Unfug mit dem Götzendienst dabei soll, ist mir ein Rätsel. Kopfreliquien sind für die katholische Kirche in keiner Weise eine Besonderheit.

Ich erwartete also viel. als ich mich dahin aufmachte. Ich fand jedoch leider nichts, rein garnichts. Keine Kapelle. Nichts.

Screenshot 2014-10-05 17.08.53Rue Vis, Quimper, Quelle Google Streetview

 Abbé de Corson hat sein Buch – wie gesagt – 1902 geschrieben. Da kann sich vieles verändert haben. In den Städten war der Grundstückspreis schon immer hoch, und so hat die Abbruchbirne mitunter auch an Gotteshäusern nicht halt gemacht. Hier ist jedenfalls nichts mehr. Mein Kollege Jack Bocar von Templiers.net sollte seinen Beitrag

http://www.templiers.net/departements/index.php?page=29

aktualisieren. Dort finden Sie den Originaltext von de Corson.

7.2 Commanderie des Faux Dieux, Penhars

Penhars ist seit 1960 eingemeindet worden und seitdem ein Vorort von Quimper. Nach Dumontier befänden sich Überreste einer commanderie, genannt temple des faux dieux in einem Prat en Rouze gennannten Gebiet. Das Navi brachte uns nach Penhars, fand aber die Bezeichung Prat en Rouze nicht. Das Buch Dumontiers ist aber auch schon fast 35 Jahre alt und trägt vermutlich der weiter vorangetriebenen  Bretonisierung von Ortsnamen nicht Rechnung, Die Kirche von Penhars war neugotisch und etwa 120 Jahre alt. Sie hatte am Ostchor allerdings die für Templerkirchen üblichen drei Fenster und steht an der Stelle eines Vorgängerbaus aus dem 12. Jahrhundert. Ob hier früher eine Templerkirche stand, weiss ich nicht. Meine Frau fand des Rätsels Lösung. Sie schaute auf den Plan der Bushaltestelle. Dort stand zu lesen:

SONY DSCPrat Ar Rouz hiess die Örtlichkeit inzwischen. Das Navi zog uns zu einer Allée de Prat ar Rouz in einem Ortsteil von Penhars, der ebenfalls diesen Namen trug. Die Allee war recht lang und es gab keine Hinweisschilder, es war auch nichts an altem Gemäuer zu entdecken. Wir waren hin und hergefahren und wollten schon aufgeben. Da entdeckte meine Tochter, dass die Allée de Prat ar Rouz nicht an einem Kreisel endete, sondern sich über den Kreisel zur Avenue Jacques le Viol hinaus noch als Sackgasse fortsetzte. Und hier: Volltreffer!!

SONY DSCDie Templercommanderie von Penhars.

Es ist nicht viel übrig geblieben, nur ein paar mittelalterliche Mauern. Ein „Zutritt verboten“ Schild zeigt, was der Privateigentümer dieses Anwesens von Besuchern hält. Es blieb uns nichts übrig, als aus sicherer Distanz zu fotografieren und die Privatsphäre des Besitzers unangetastet zu lassen. Es gibt aber auch nicht mehr zu sehen, als diese Mauer.

7.3. Locmaria, Quimper

Eine viel reichhaltigere Bildausbeute erzielten wir in einem südwestlichen Ortsteil von Quimper, in Locmaria. Dort unterhielten die Templer nach Aubarbier ein maison. Das erste was man von Locmaria warnimmt, verschlägt einem den Atem:

SONY DSCNotre Dame de Locmaria, Quimper

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Der Umkreis unserer Ausflüge vergrößerte sich schliesslich auf über 50 Kilometer. Die Stadt Quimperle war das Ziel und die liegt schon fast an der Grenze zum nächsten Departement, Morbihan.

 

8. Coadry 

Die Kapelle von Coadry (Gemeinde 29390 Scaër) stammt aus dem 11.  Jahrhundert und wurde im 17. Jahrhundert stark modifiziert. Sie soll an der Stelle eines als Druidenheiligtums errichtet worden sein. http://www.letelegramme.fr/local/finistere-sud/quimperle-concarneau/qleregion/scaer/pardon-de-coadry-la-chapelle-des-templiers-17-06-2011-1339837.php

Es ranken sich um den Ort einige Rätsel, insbesondere um dort gefundene Steine, die mit einem Kreuz versehen sind. Ich will das hier nicht vertiefen. Hier mag man sich in das Mysterium von Coadry einlesen: http://ourslithos.pagesperso-orange.fr/savoir/Coadry/coadry.html

 

Coadry1La Chapelle Saint-Sauveur de Coadry, 29390 Scaër

Coadry2solche Steinkreuze findet man sehr häufig in der Nähe von Templerkirchen

9. Kernével

Etwas südlich von Coadry, auf dem Gebiet der Gemeinde 29140 Rosporden errichteten die Templer in Kernével eine massive  Kirche, die allerdings auch im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut wurde, sodaß nur noch recht wenig an den Originalzustand errinert.

SONY DSCL’église de Saint-Colomban, Kernével,  29140 Rosporden

10. le Moustoir

11. Moëlan-sur-Mer

 

 

** Dieser Beitrag befindet sich noch in Bearbeitung*****

 

Als literarische Hilfsmittel für diesen Beitrag dienen mir folgende Bücher:

Aubarbier,  Jean-Luc, La France des Templiers, Editions Sud Ouest, 2007

Dumontier, Michel, et al., Sur le Pas des Templiers en Bretagne, Normandie, Pays de Loire,  Copernic, 1980

de Corson, Guillotin, Les Templiers en Bretagne, Nantes, 1902. Neuauflage Yoran Embanner, 2006

2013, November, Elsass

Im November konnte ich einen Messebesuch in Basel damit verbinden, noch ausstehende (angebliche?) Templerorte oder -reste im Elsass zu inspizieren.

 

1. Haguenau

Ob die Templer hier in Haguenau begütert waren ist zweifelhaft bis unwahrscheinlich. Nur bei Aubarbier (S. 61) habe ich einen solchen Hinweis gefunden, andere Quellen schweigen. Immerhin gibt es eine beeindruckende porte des Chevaliers, die sich am Marchée aux bestiaux befindet.

SONY DSCTour des Chevaliers, 67500 Haguenau

SONY DSCund diese Sehenswürdigkeit stammt immerhin aus der richtigen Zeit

2. Westhoffen

Auch in Westhoffen ist eine ehemalige Templerpräsenz ungewiss. Aubarbier (a.a.O.) schreibt die dortige Rosenbourg den Templern zu. Das ist aber umstritten. Am Stadtmuseum des Rathauses war ein kurzer Abriss der Geschichte des Ortes Westhoffen, dessen Name seit 739 aktenkundig ist. Vorher waren dort bereits die Römer (Weinanbau) und die Merowinger ansässig. Von Templern war keine Rede.

Hier gibt es weitere Informationen zu Westhoffen:

http://www.chateauxforts-alsace.org/page_consultation.php?page=230

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Früher war die Rosenbourg mit Mauern und Wachtürmen befestigt.

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Kein Schild führte zur ehemaligen Burg. Am Rathaus wurde nur verraten, dass sich die Burg in unmittelbarer Nähe zur Kirche befunden haben muss. Das Gebäude sei in ein Gehöft (ferme) umgewandelt worden.  Ich suchte die Stelle auf. Von der Kirche aus konnte man die Spitze eines hohen rosafarbenen und turmförmigen Gebäudes erkennen. Von der Strasse aus war aber kein Zugang möglich. Man hätte in private Höfe hineinmarschieren müssen. Weil die Kirche schon am Ortsrand lag, versuchte ich, ausserhalb des Ortes eine Strasse zu finden, von der man aus die ehemalige Burg am Ortsrand hätte sehen können. Das gelang schliesslich:

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Allerdings hatte ich keine Strasse sondern einen ungepflasternen und völlig vermatschten Feldweg gefunden. Das Auto war schon nach 100 Metern völlig eingeschlammt. Ich traute mich auch kaum, das Auto zu verlassen. Das Stehenbleiben war schon ein unvorsichtiges Wagnis. Ich hatte sehr grosse Mühe, wieder anzufahren und war schliesslich heilfroh, dass ich dem Morast entkam, ohne Abschlepphilfe anfordern zu müssen. Das hätte mein Abendessen verzögert und das wäre krass, da verstehe ich nämlich keinen Spaß 🙂

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3. Dorlisheim

In Dorlisheim sollte schon nach Wilcke (1860) und anderen Autoren auch ein Templersitz vorhanden sein. Die Commanderie soll sich in der Rue St. Jean befinden. Ich fuhr an der vom Navi vorgegebenen Stelle der Rue St. Jean dreimal vorbei, weil ich dort nichts erwartet hätte. Es war ein Gewerbegebiet zwischen Molsheim und Dorlisheim, überall waren Supermärkte mit Grossparkplätzen, Industriebetrieb, Burgerbratereien und Autowaschanlagen. Erst beim vierten Mal fand ich das Château St. Jean und einen steinernen Beweis der Commanderie: SONY DSC

Ich konnte meine Kamera durch den Zaun halten und so die mittelalterliche Pforte einfangen.

SONY DSCCommanderie de St. Jean, 67120 Dorlisheim

Was ich bis dahin nicht wusste: Bugatti hat dieses Schloss gekauft und auf dem Nebengrundstück eine Autofabrik gegründet. Eine sehr noble Adresse also:

SONY DSCChâteau St. Jean, Dorlisheim

4. Ottrott

Kleiner Nachtrag zu Ottrott. Die Steine an der Route de Boersch sind jetzt weggeräumt. Ausserdem hatte ich bei meinem ersten Besuch übersehen, dass es lt. Strassenplan in Ottrott eine Stelle gibt, die mit „Tempelsmuehle /Moulin des Templiers“ bezeichnet wird. Man gelangt dorthin, indem man von der Route de Boersch kurz nach der Ehnbrücke rechts in den Chemin des Aulnes einbiegt und diesen gleich wieder nach rechts über eine weitere Brücke verlässt:

Dok2 img843

Am angegebenen Ort befinden sich – in einer Sackgasse – einige kleinere Häuser und Gebäude, offenbar an der Stelle der früheren Templermühle.

SONY DSCAuch hier zog ich es wieder vor, die Bewohner dieser Gebäude nicht in ihrer Privatsphäre zu stören. Ich wollte auch nicht näher heran, um ebventuell alte Gebäudereste auszumachen.

Abendessen gabs dann doch noch rechtzeitig in Bartenheim. Das liegt zwar direkt neben dem Basel – Europort und es donnern einem nachts immer mal Flugzeuge über das Bett. Das stört aber den Verzehr von 1. foie gras mit einem Pfirsich-Chutney und hausgemachtem Brioche, dazu Gewurztraminer, 2. Rehlendenstücke mit Spaetzle und Steinpilzchampignons, dazu Tischwein aus dem Languedoc, 3. einer Käseplatte mit Munster, Coulommiers und Langres (immernoch Roten aus dem Languedoc) und 4. „Kougelhoupf“ – Desert aus glasiertem Rosineneis mit „Kirsch“, 5. Café mit Kirsch,  nicht ein bisschen. Glauben Sie mir, Flugzeuge sind einem nach so einem Essen ziemlich egal. Templer auch. Der aufmerksame Leser ahnt jetzt, warum ich mich diesem Thema vor allem in Frankreich so ausgiebig widme. Alles nur Ausrede?

2013, September, Elsass

 

Im September war wieder eine Elsassreise fällig. Wir kommen dort mehrmals im Jahr in einer privat geführten Mühle unter, die sich einige hundert Meter von einem Dorf im sogenannten Pays d’Hanau – ca 20 Km westlich von Haguenau – in einem Wald befindet. Nein, einen Lageplan und eine genauere Beschreibung gibts nicht. Ich dürfte da sonst nicht mehr hin 🙂

Ich habe schon einige Templertrips von da aus gestartet, aber im Elsass selbt steht fast kein Templerstein mehr auf dem anderen.

1. Bouxwiller

Nach Jean-Luc Aubarbier (p. 61)  und vielen Templer-Listen im Internet soll es in Bouxwiller, 67 Bas-Rhin, auch eine Templerstätte gegeben haben. Ich hatte da bisher nichts näheres gefunden. In der Neuerscheinung von Aubarbiers Buch aus 2007 wird er präziser. Es handele sich um einen früheren Donjon der Templer, aus dem später der Kirchturm einer Friedhofskirche gemacht wurde. Ich hätte den Turm nicht gefunden, wenn ihn mein Navi nicht irrtümlich als Ortsmitte bezeichnet hätte, denn der Friedhof lag sehr dezentral.

Kirchtturm der Friedhofskirche von 67330 Bouxwiller, Bas-Rhin

Aubarbier (a.a.O) listet sonst noch Bergheim, Andlau, Dorlisheim, Ottrott u.a. für die Région Elsass.

2. Ottrott

Also, auf nach Ottrott. Das ist ein Wein-Ort am Fusse des Odilenberges. Es ist davon auszugehen, dass das Odilienkloster schon im Mittelalter eine berühmte Wallfahrtsstätte war. Die Templer werden sich den Touristenanstrom (Pilger) genauso zunutze gemacht haben, wie die hervorragenden Weinanbaueigenschaften der Gegend.

In Ottrot gibt es nur noch  eine Templerstrasse und einen Ortsteil, der Templer-Mühle genannt wird.

Ich habe noch nicht herausfinden können, was das elsässische Wort „Pfarichel“ bedeutet. Ich schätze, es bedeutet vielleicht Pfarrei. (offizieller Ortsplan der Gemeinde, Ausschnitt)

Zu sehen ist dort – ausser einem Haufen alter behauener Steine – nichts mehr . Kein einziges intaktes Gebäude aus dem Mittelalter. Die Steine lagen m.E. an der Rue de Boersch und könnten tatsächlich den Rest einer Ruine aus dem Mittelalter abgeben. Sie sind behauen.

Ich verließ Ottrot, um den Odilienberg mit ausreichend PS zu erklimmen und sah per Zufall an einer Anhöhe eine Klosterruine. Leider konnte man die nur zu Fuß erreichen. Aber die Anstrengung lohnte sich. Das war absolut malerisch und bewegend:

Eine geheimnisvolle, geradezu beklemmende Stimmung lastete über der Ruine. Es gab keinerlei Hinweisschilder. Besucher erschienen nicht willkommen. Es gab ein Gehöft in unmittelbarer Nachbarschaft. Aber auch dort war niemand weit und breit.

Klosterruine Niedermunster, bei Ottrott

Wie ich zuhause herausfand, handelt es sich um die Reste des Klosters Niedermünster. Zwischen dieser Einrichtung und dem Odilienkloster fanden regelrecht kriegerische Ausseinandersetzungen statt. Offenbar hat Niedermünster verloren :).

3. Andlau

Ein knappes Dutzend Kilometer südlich von Ottrot reiht sich die nächste „Templerei“ wie ein Kettenglied auf der Strecke ein: Andlau, unsere nächste Etappe. Jack Bocar zitiert in seiner Webseite

http://www.templiers.net/departements/index.php?page=67

über Andlau folgendes:

En face de l’abbaye-chapitre d’Andlau les Templiers avaient bâti au XIIIe siècle une commanderie, qui possédait les meilleurs vignes du pays situées sur le Castelberg.

En 1312 les chevaliers Teutoniques prirent la place des Templiers, et transportèrent leur établissement dans un faubourg de la ville.
(Sources: Nouvelles Oeuvres Inédites de Grandidier – Ordres Militaires et Mélanges Historiques – Strasbourg. Editeur-Libraire H. Huffel – M.D.CCCC. Colmar)

Übersetzung:

„Die Templer haben im 13. Jahrhundert gegenüber dem Abtei-Kapitel eine Komturei gebaut, die auf dem Castelberg die besten Weine des Landes besass.

Im Jahre 1312 namen die Deutschordensritter den Platz der Templer ein und sie zogen mit ihrer Niederlassung in einen Vorort der Stadt.“

Diese Niederlassung befindet sich in der Rue de la Commanderie, etwas ausserhalb der Altstadt. Das Gebäude stammt aus dem 18. Jahrhundert.

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ehem. Deutschordenskomturei Andlau

Zoomen wir kurz auf die Tür. Dort prangt – wie zum Beweis der Herkunft – heute noch ein Templerkreuz.

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Die spannende Frage war danach, ob es vielleicht noch von der ursprünglichen Templerei noch irgendwelche Reste geben würde. Diese mussten wir in der Nähe der alten Abtei suchen.

Die Abteikirche Andlau wurde bereits im Jahre 880 gegründet. Die Krypta soll nach Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/Abtei_Andlau

der älteste Teil der ehemals der St. Richardis geweihten Stiftskirche (heute St. Peter und Paul) sein.

SONY DSC(Krypta der Pfarrkirche St. Peter und Paul)

Ein Reliquienschrein unterstreicht die besondere Bedeutung dieses Klosters. Es handelt sich immerhin um einen sehr prominenten Heiligen, dem dieser Schädel zugeschrieben wird.

SONY DSCDie Echtheit von Reliquien ist häufig sehr fraglich. Lazarus soll u.a. in Larnaka auf der Insel Zypern bestattet sein.

Die ehemalige Richardiskirche wurde gegen 1130 von der Äbtissin Hadewig (Wikipedia)  aussen mit aufwändiger Verzierung ausgestattet.  Es finden sich zahlreiche Darstellungen von Rittern, möglicherweise Kreuzfahrern. Es würde den Rahmen hier sprengen, diese ganz zu zeigen.

SONY DSCUnd noch ein paar Ritter in Aktion:

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Dieses Bauwerk stammt nicht von den Templern, diese sollen gegenüber gebaut haben. Einen Hinweis gab es darauf nicht. Aber meine Spürnase entdeckte das:

 

SONY DSCcommanderie des Templiers (?), Andlau

Drei romanische Fenster, eine romanische Tür, freigelegt in der Fassade eines Fachwerkhauses. Für mich sieht das nach einem Volltreffer aus. Ich vermute, das sind Reste der Templerei von Andlau. Wenn jemand mehr dazu weiss, bitte bei mir melden.

 

4. Bergheim

Ferdinand Wilcke listete in seinem Buch von 1860 über den Templerorden einen Ort „Berchheim“ im Elsass. Es muss sich dabei um Bergheim im Oberelsass handeln, der sich als nächstes auf unserer Liste befand.

SONY DSCAnsicht des Haupttores der Gemeinde 68028 Bergheim, Haut-Rhin

 

SONY DSCSpaziergang auf den Remparts, der alten Stadtbefestigung

Die Templerei von Bergheim liegt nicht im Ort, ich hatte sie dort schon mal vergeblich gesucht, sondern ein paar hundert Meter ausserhalb des Ortes, an der Rue de Thannenkirch. Wenn man sich der Position von der Landstrasse aus nähert, sieht man rechts am Fahrbahnrand die Überreste einer sehr alten Einfassungsmauer.

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Noch ein paar Meter weiter und dann rechts in die Einfahrt, Auto abstellen, Luft anhalten, Augen-zu-und-umdrehen und – TADAAA hier ist die Templerei von Bergheim, endlich! –  oder besser, was davon heute noch zu sehen ist:

 SONY DSCDer Tempelhof – cour des templiers – Bergheim

Herr Mayer, der Eigentümer des Hauses, empfing uns sehr nett. Er betreibt dort einen Campingplatz (Adresse 1, route de Thannenkirch). Er freut sich aber sehr, wenn man Interesse an der Historie dieses Weingutes äussert. Er sagt, die Templer hätten den Kanzelberg, auf dem er selbst heute noch Wein anbaut, schon zum intensiven Weinanbau genutzt.

Das Gebäude ist – wie man schon von weitem sieht – lange nicht mehr im Originalzustand. Herr Mayer bat uns sogar hinein und zeigte uns eine wunderschöne, mächtige und alte Tür mit einem Wappen, vermutlich aus dem 16. Jahrhundert.

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Ein Balken trägt das Datum des Komplettumbaues dieses Hauses, 1557.

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Mir scheint, das Ornament am Fuße dieser Tür könnte aus einer früheren Epoche stammen, eventuell aus der Templerzeit.

 

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Säule, eventuell aus dem Vorgängerbauwerk:

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Ganz zum Schluss noch ein absolutes Highlight dieser Reise in die Vergangenheit. Wir durften auch in den Keller und dort gab es noch jede Menge aus der Templerzeit zu bestaunen, Steinsäulen und gotische Türstürze vom feinsten:

 

SONY DSCKomtureikeller der Templer von Bergheim, heute wie damals zum Weinbau verwendet.

2013 Champagne

Im April bot sich anläßlich einer Reise nach Reims die Gelegenheit, weitere Templerorte in der Champagne aufzusuchen. Reims selbst ist immer eine Reise wert, schon wegen der beeindruckenden Kathedrale:

Reims

 

Ein Detail an der Westfassade hat es mir ganz besonders angetan. Der berühmte lachende Engel. Ein Meisterwerk gotischer Bildhauerkunst. Es scheint, man habe der Plastik irgendwie Leben eingehaucht. Das ist ein absolutes Novum in der Bildhauerkunst. Bis dahin waren der Gesichtsausdruck solcher Statuen leblos, starr und bedrückend (Säulenheilige). Er hier ist wohl gerade durch prickelnden Champagner in das Geheimnis irdischer Glückseligkeit eingeweiht worden, so scheint es:

 

KathedralenTour 026

Schon auf dem Weg nach Reims findet man auf den Schildern an der Autobahn vielversprechende Ortsnamen, wie St. Hilaire-au-Temple oder Dampierre-au-Temple. Wer sich jedoch davon zu einem Abstecher in diese Orte verlocken lässt, wird enttäuscht. Mehr als einschlägige Strassennamen wie etwa „Rue de la Commanderie“ ist nicht mehr zu entdecken.

Im Mittelalter war nicht Reims, sondern Troyes die Hauptstadt der Champagne. Die Templer haben dem Konzil von Troyes 1128 die Modaliäten für ihre zukünftige Entwicklung und ihre offiziellen Regeln erhalten. Insoweit gilt die Champagne wohl zurecht als Geburtsort der Templer. In Troyes hatten die Templer bis zu 25 Häuser. Es ist im heutigen Troyes davon nichts übriggeblieben. Auch rund um Troyes, im Departement 10 Aube,

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(das Foto ist ein Ausschnitt von der offiziellen Hinweistafel der Gemeinde Mesnil-Saint-Loup)

gibt es heute leider wenige noch sichtbare Hinterlassenschaften des Ordens. Diesmal wollte ich mir unbedingt die Kapelle von Mesnil-Saint-Loup ansehen, die ich in meinen letzten Reisen in die Champagne versäumt hatte.

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Westfassade, Templerkapelle in 10190 Mesnil-Saint-Loup

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Chorapsis von Südosten

Die Kapelle stammt aus 1144. (Aubarbier, p. 41)

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Detail der Innenansicht des Chors

SONY DSC800 Jahre alte Holzdecke, faszinierend!

Etwa 77 Km nordwestlich befand sich die Templerkapelle von 77113 Chevru im Departement Seine-et-Marne  (immer noch  Région Champagne-Ardennes) , es lag fast auf dem Weg und erforderte nur einen kleinen Abstecher.  Die liess ich mir nicht nehmen.

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Templerkapelle von 77113 Chevru

Gegründet 1202, aufgrund einer Stiftung der Gräfin Blanche von Troyes, wurde diese Kapelle Johannes dem Täufer geweiht. Die Kirche erhielt die drei bei Templerkirchen traditionell vorgesehenen Pforten, den für die Ritter, den für die Laien und ein Ausgang zum Friedhof (Aubarbier, p. 49).  Der Ostchor zeigt die ebenfalls traditionnellen 3 Fenster:

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PS. Die Templerkapelle ganz unten auf der kleinen Landkarte des Departements Aube habe ich bereits im Jahr 2007 besucht und abgelichtet in dem Beitrag 2007 Alsace, Lorraine und Bourgogne

Burgund 225Commanderie Avalleur, Bar-sur-Seine, 10 Aube, Champagne-Ardennes

Der dazugehörige Beitrag befindet sich dort:

Reise in die Champagne 2013

Straßen der Ordensritter in Baden-Württemberg, 1 – 2018

Dieser Beitrag ist noch in laufender Bearbeitung, Stand 13.11.2019

 

Im früheren Beitrag über die Ritterorden in Hessen haben wir bereit gesehen, dass die Johanniter und die Deutschherren durch regelmässige und wohl auch beabsichtige Gründungen zwei regelrechte Straßen durch Hessen gebildet haben, wobei der deutsche Orden die prominentere Strecke in Beschlag nehmen konnte, die B3 von Fritzlar nach Frankfurt. Der Johanniterorden mußte sich – abgesehen von den Kommenden Nieder-Weisel und Frankfurt – mit einer Art Nebenstrecke zufriedengeben. Südlich von Frankfurt dominiert jedoch der Johanniterorden und verband die Strecke von Frankfurt mit der von Nidda – Rüdigheim durch Mosbach (bei Schaafheim) und schließlich Obermossau (Hessen) und führte sie ab Neckarelz (Baden-Württemberg)  in den Süden Richtung Villingen, Heitersheim und Basel.

Teil 1: Frankfurt – Stuttgart

Schauen wir und das Ordenritternetz zwischen Frankfurt, Würzburg und Stuttgart näher an:

In Südhessen finden wir nur Johanniterorte. Der Deutsche Orden hat sich hier entlang des Maines entlang aufgestellt und eine Straße nach Süden an der Stelle wohl nicht mehr weiterverfolgt. Mainaufwärts finden wir die Komtureien Aschaffenburg und Würzburg. Mainabwärts liegt Frankfurt und Mainz. Der Main war in diesem Abschnitt bereits im Mittelalter schiffbar.

1. Kommende Mosbach, 64850 Schaafheim, Lkr. Darmstadt-Dieburg

Die Johanniter haben die Kommende Mosbach im Jahre 1218 gegründet. Zuvor stand an dieser Stelle bereits eine Pfarrkirche, über die nichts näheres bekannt ist, sowie eine heidnisch-römische Kultstätte (wikipedia). Aus der Zeit der Johanniter stammt der Kirchtum…

.. sowie das heutige Seitenschiff, das einst als Hauptschiff errichtet war. Die Johanniter unterhielten hier ein Spital. Insofern ist die Mosbacher Johanniterkirche „eine typische Ordenskirche mit dem Kultraum unten und dem Hospitalraum oben zur Unterbringung von Kranken und Pilgern.“ (Wienand, Der Johanniterorden, 3. Aufl. 1988, S. 344

Stele mit Johanniter-Kreuz

Auszug aus der Stiftungsurkunde von Graf Boppo von Wertheim (Quelle: Winand, S. 342).

2. Kommende Ober-Mossau, 64756 Mossautal, Odenwaldkreis

Die Kommende Ober-Mossau wurde im Jahre 1252 auf Veranlassung der Schenken von Erbach gegründet. „Von dem älteren Kirchenbau sind noch der Chor, die untere Turmmauer und die Nordseite des Kirchenschiffs erhalten. Im Jahre 1501 erfuhr die Kirche nach Süden eine Erweiterung. An drei Stellen der Kirche ist noch das Johanniterkreuz zu sehen.“ (Urlaub in Hessen).

Johanniterkreuz über der Pforte

Johanniterkreuz über dem Doppelfenster des Turms

3. Tempelhaus Neckarelz, 78820 Stadt Mosbach, Neckar-Odenwald-Kreis

Wir haben Hessen nun verlassen und befinden uns jetzt in Baden-Württemberg. Die nächste Station der Johanniter ist die berühmte, sog. mehrgeschossige Hospitalkirche (Wienand, S. 410) von Neckarelz, genannt Tempelhaus. Zitat Wikipedia: „Die älteste Erwähnung der vermutlich noch älteren Tiefburg erfolgt in einer Urkunde vom 11. Juni 1300, nach der die Johanniter in dem damals bereits bestehenden Gebäude ihre Niederlassung hatten. Der Ursprung der Anlage kann nur vermutet werden.“

Der Name Tempelhaus ist erst im 16. Jahrhundert entstanden. Die Tempelritter waren hier nicht.

Die mehrgeschossige Hoaspitalkirche von Neckarelz

Ansicht von Südosten

Südlich von Neckarelz scheint sich die (offenbar hier zu vermutende) Johanniter-Straße zu teilen. Ca. 50 Km südwestlich von Neckarelz folgt die Kommende Bruchsal (nachf. 4a), 36 Km südöstlich liegt die Kommende Affaltrach (4b) und 30 Km weiter die von Schwäbisch Hall (4c).

4a. Badenroute:  Bruchsal, 76694 Stadt Bruchsal, Lkr. Karlsruhe

„Die erste urkundliche Erwähnung eines Hauses in Bruchsal im Besitz der Johanniter findet sich für das Jahr 1272; die hier tätigen Brüder nahmen 1287 mit der Übertragung eines Hofes bei Durlach und Grötzingen eine bedeutende Schenkung entgegen. Zehn Jahre später erscheint ein Bruder Richard als erster bekannter Komtur, dem ein Ordensgeistlicher für die Gottesdienste in der Ordenskapelle und ein kleiner Bruderkonvent unterstanden haben sollen.“ (Zitat aus LeoBW)

Johanniterkirche Bruchsal, Ansicht von Südwesten.

In Folge der umliegenden Bebauung aus jüngster Zeit läßt sich die ehemals freistehende Kirche heute nicht mehr als ganzes auf einem Foto einfangen. Ich musste deshalb auf andere Fotografien zurückgreifen:

Werbetafel vor Ort.

Ausschnitt der gotischen Apsis vom Ostchor.

Die Kirche von Osten auf einem alten Vorkriegs-Foto

Die südwestliche „Straße der Johanniterkommenden“ endet hier. Es ist nicht auszuschließen, dass der Weitertransport von Waren und Personen ab hier über den Rhein abgewickelt wurde, zumal sich die nächste rechtsrheinische Ordensniederlassung von Kenzingen erst wieder 128 Kilometer weiter südlich – im Breisgau – befindet. Das Rheinufer liegt nur ca. 18 Km Entfernung und es darf unterstellt werden, dass die Johanniter hier Zugriff auf Anlegestellen hatten. Die Landstrasse, die Bruchsal mit Kenzingen verbindet, ist übrigens wieder unsere „alte Bekannte“, nämlich die B 3, die von Frankfurt über Bruchsal bis zum Hauptsitz der Johanniter in der Deutschen Zunge, Heitersheim und schließlich nach Basel führt.

4b. Württemberg-Route: Kommende Affaltrach, 74182 Obersulm, Ldkr. Heilbronn

„Der Johanniterorden erwarb 1278 von Gottfried von Löwenstein Besitzungen in Affaltrach, 1289 erhielt der Orden außerdem das Patronatsrecht über die Affaltracher Kirche. Der Orden erbaute im selben Jahr ein erstes Kommendehaus an der Stelle des heutigen Schlosses. Die Kommende Affaltrach gehörte zunächst zur Niederlassung des Johanniterordens in Schwäbisch Hall und wurde später selbstständig.“ (Zitat aus Wikipedia).

Im ehemaligen Johanniter-Schloß befindet sich heute der Hauptsitz eines Weingutes. In Affaltrach wird seit Alters her Weinbau betrieben. Die zur Kommende gehörende Pfarrkirche wurde sehr häufig und grundlegend umgestaltet.

4c. Schwäbisch Hall

 

5. Kommende Dätzingen, 71120 Grafenau, Lkr. Böblingen

60 km südöstlich von Bruchsal und 90 km südwestlich von Schwäbisch-Hall vereinigen sich die badische und die württembergische Johanniter-Route wieder in der Kommende Dätzingen.

Die dortige Johanniterkommende entstand im Jahre 1263 (Die Johanniter). Bausubstanz aus dieser Zeit ist heute nicht mehr sichtbar. Das Schloß von Dätzingen ist klassizistisch und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Es beherbergt heute ein Kunstmuseum.

ehem. Johanniter-Schloß Dätzingen, Gemeinde Grafenau

Ritterwappen im Tympanon des Hauptportals.

Im Ort befindet sich noch – gegenüber vom Schloß – ein Fachwerkhaus und eine Kirche, wohl aus dem 16. bis 17. Jahrhundert

6. Kommende Rohrdorf, 72227 Rohrdorf, Landkreis Calw

Ca. 30 Km südwestlich von Dätzingen – und damit in idealer Tagesdistanz –  befindet sich die nächste Johanniterstation von Rohrdorf. Sie existiert seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (Die Johanniter) . Vor Ort

 

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Wölchingen

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Der Templerorden soll in Südhessen drei Niederlassungen gehabt haben, und zwar in

Amorbach, sogenanntes Templerhaus

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Klein-Welzheim, sogenanntes Templerhaus

 

und

Erbach (Odw.), sog Templerhaus.

Doch diese Zuschreibung ist in allen drei Fällen bisher nicht belegt und muß deshalb als Legende angesehen werden. Denn es existieren keine Urkunden und die Zuschreibung ist auch nicht über mehrere Jahrhunderte nachweisbar.

 

Teil 2: Stuttgart – Basel

 

Teil 3: Bayern und Franken