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2014 Bretagne, Teil II

Ende August startete die Familie in den Sommerurlaub. Zwei Wochen im Ferienhaus, ziemlich direkt am Meer (ca. 5 min.). Ziel der Reise war das Departement 29 Finistère, genauer ein kleiner Ort in der Nähe der Stadt Quimper. Das Departement besteht aus dem äußersten westlichen Zipfel Kontinentaleuropas und markiert den am weitesten in den Atlantik hineinreichenden Punkt Frankreichs. Für die Franzosen ist das deshalb das „Ende der Welt“ (finis terrae). Die Bretonen sehen das genau anders herum.  Sie nennen ihr Land Penn ar Bed, das heisst Anfang der Welt. Es wäre verlockend, an dieser Stelle einen kleinen Abstecher in das weite Feld sonstiger Unterschiede zwischen den Bretonen und den Franzosen zu unternehmen, aber das würde den Rahmen sprengen.

Der Ort, in dem wir wohnten, war ganz bezaubernd. Er heißt Saint-Jean-Trolimon und zwischen ihm und dem Meer gibt es nur noch die freistehende und weithin sichtbare Pilgerkapelle Notre-Dame de Tronoën, eine kleine gotische Kapelle mit dem ältesten Kalvarienberg der Bretagne.

SONY DSCNotre-Dame de Tronoën, 29120 Saint-Jean-Trolimon

Der Ort war durchaus nicht nach strategischen (Templer-) Gesichtspunkten ausgewählt. Die Wahl beruhte vielmehr auf der Nähe zum Strand und der Größe des Ferienhauses, das im übrigen auch für unseren Wuffi zugelassen sein musste. Ich habe anderen Orts schon erwähnt, dass man in der Bretagne die Templerorte ohnehin nicht allzulange suchen muss. Sie sind dort so dicht verteilt, dass man fast überall ganz in der Nähe ein paar Templerorte um sich herum haben dürfte. Aber dennoch: Saint-Jean und Notre Dame, das hört sich ganz nach den Templern an. Eben, beim Bearbeiten dieser Seite (ich hatte gerade die Postleitzahl im Netz gesucht), fällt mir bei Wikipedia das Wappen dieses kleinen Ortes auf:

Wappen von Saint-Jean-Trolimon

Templerkreuz und Lamm Gottes! Honi soit qui mal y pense.

Soviel Zufall kann es nicht geben. Wir haben also in einem Templerort gewohnt und ich habe nichts davon gewusst! Ich sehe aber auch jetzt in der Literatur nichts, absolut nichts. Keine Bestätigung, keine Stütze. Mein Hobby ist manchmal schon irgendwie arg spannend. Vielleicht findet ja einer meiner Leser dazu etwas heraus.

Gänsehaut weggerubbelt und weiter im Text: Die hohe Dichte von Templern in dieser Ecke Frankreichs beruht zum einen auf den ausgezeichneten Beziehungen der Templer  mit den bretonischen Fürsten und zum anderen auf der Bedeutung der Bretagne für die Pilgerströme des Mittelalters. Vermutlich war auch der Handel über die Bretagne wichtig. Noch im ausgehenden Mittelalter bis in die beginnende Neuzeit war die Bretagne ein wichtiger Partner für den Seehandel mit Spanien und England. Es ist dennoch sehr schwierig, Reste von Gebäuden der Templer auszumachen. Denn besonders in der Bretagne entwickelte sich im 14. bis 15. Jahrhundert der sogenannte Flamboyant Stil der Spätgotik. Diesen kann man auch in Belgien, anderen Teilen Nordfrankreichs, Spanien und England sehen, aber nirgendwo hat sich dieser typische Baustil m.E. so deutlich verbreitet wie in der Bretagne. Auch die Rechtsnachfolger der Templer, die Johanniter, gehorchten den Modetrends und bauten alle ihre Kirchen und Kapellen rasch in diesem Stil um.  Auch relativ neue bretonische Kirchen, etwa neugotische aus dem 19. Jahrhundert weisen solche Stilelemente auf, sodass es nicht sehr leicht ist, das Alter einer bretonischen Kirche zu bestimmen.

Aubarbier, dessen Standardwerk mich auf allen Templerreisen begleitet (und so sieht es jetzt auch aus!! ) ist immer gut für den ersten Zugriff auf eine Gegend. Seine Beschreibungen zeigten sich aber diesmal leider mitunter als wenig hilfreich. Es hat sich wieder einmal als unerlässlich erwiesen, sämtliche Literaturstellen selbst vor Ort auf ihre Relevanz zu untersuchen. Es wird auch in dieser Wissenschaft zu oft einfach nur abgeschrieben. Wer sich allein auf Bücher verlässt, muss mit Fehlern rechnen, die sich leider durch unkritische Zitate auch noch verbreiten.

Nachdem wir uns in unserem sehr schönen, hellen und komfortablen Häuschen eingerichtet , die Vorratskammer und den Kühlschrank aufgefüllt und den nahen Strand inspiziert hatten, wurde die Nahbereichskarte herangeholt und die nächsten Templerorte markiert. Wir befanden uns am südlichen Teil der Baie d’Audierne, auf der Halbinsel von Penmarch. Die nächsten Templer-Orte im Umkreis von 10 Km waren Penmarc’h (frz. Penmarch) selbst, sowie Kerity und Loctudy.

 

1. Kérity

Kerity ist ein Ortsteil der Gemeinde 29760 Penmarc’h. Nach Abbé de Corson, S. 76, sollen sich dort die Überreste der Templerkirche Saint Jean de Kérity befinden: cet édifice, aujourd’hui ruiné, présente encore sa tour massive accolée d’une tourelle. Die Kirche sei also eine Ruine. Nur ein massiver Turm sei übriggeblieben, mit seinem angefügten Türmchen. Schaun wir uns das mal an. Das Navi bringt mich sicher in den Ortskern von Kérity und hält exakt vor dieser Kirche:

SONY DSCEglise Sainte-Thumette de Kérity, Penmarc’h

Mmmh, merkwürdig! Nach Ruine sieht das ja eher nicht aus. Diese Kirche heißt auch nicht Saint- Jean. Andererseits stimmt ein anderes Detail der Beschreibung auffallend:

SONY DSC La tour massive et la tourelle accolée

 Die Kirche war äusserlich intakt. Dach, Wände Fenster, alles perfekt. Die Kirche war auch geöffnet. Drinnen fand ich Hinweise darauf, dass in den Nachkriegsjahren nach 1946 umfangreiche Renovierungsmassnahmen stattfanden. Bei der Nachbearbeitung im Internet ermittelte ich folgende Fakten:

Das Dach war tatsächlich bereits im Jahre 1808 eingestürzt. Die Renovierung wurde erst 1949 abgeschlossen. Die Kirche wurde dabei wohl auch umgewidmet und steht jetzt unter dem Patrozinium der (bretonischen) heiligen Thumette, vgl.

http://www.fondation-patrimoine.org/fr/bretagne-6/tous-les-projets-335/detail-eglise-sainte-thumette-a-kerity-penmarc-h-15686

Abbé de Corson konnte von alledem noch garnichts wissen. Sein Buch, das hatte ich vergessen, stammt ja aus 1902. Mein Nachdruck ist so neu, dass ich das bei der Vor-Ort-Recherche ausser Acht gelassen hatte.

2. Penmarc’h

Nach Dumontier (S. 67)  und Aubarbier (S. 128) soll es in dem Hauptort der Gemeinde, in Penmarc’h selbst, auch Templerbesitzungen geben. De Corson warnt auf S. 77, dass die meisten Länderein im 16. Jahrhundert dem Johanniterorden verloren gegangen seien. Die Kirche von Penmarc’h ist mE aus dem 15. Jahrhundert. Es gibt in der Nähe der Kirche ein Profan-Gebäude, was als presbytére (Pfarrhaus) durchgehen würde mit Ornamenten, die oft auf Gebäuden der Johanniter aus dem 15. oder 16. Jahrhundert zu sehen sind.

Die einzige wirklich aus der Templerzeit stammende Kapelle auf dem Gemeinedegebiet von Penmarc’h habe ich in dem Ortsteil Sainte Madeleine – mehr oder weniger zufällig – entdeckt:

SONY DSCchapelle de Sainte Madeleine, Penmarc’h, Westfassade

Auffallend viele Quellen sind hier zu finden. Einen in Steinen eingefassten Austritt der Quelle sieht man im Bildvordergrund.

SONY DSCSüdeingang, romanisch

 Die Kapelle ist von sehr alten Mauerresten und Gebäuden (alte Stallungen?)  umstanden, was durchaus den Verdacht bekräftigen würde, dass es sich hierbei mal um ein Ordensgehöft gehandelt haben mag. Der Beweis steht aber noch aus. Das ist bisher nur eine Vermutung

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Die Gebäude wurden kürzlich offenbar gründlich restauriert und werden heute wohl als Ferienwohnungen benutzt.

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3. Loctudy

Nach Aubarbier (S. 128) sei die wohl im XI Jahrhundert erbaute Kirche von Loctudy den Templern von Conan III, Herzog der Bretagne von 1112 bis 1148, geschenkt worden.  Nach Wikipedia France ist der Eigentumsübertrag an die Templer erst nach dem Tode von Conan III im Jahre 1187 erfolgt http://fr.wikipedia.org/wiki/%C3%89glise_Saint-Tudy_de_Loctudy

SONY DSCÉglise Saint-Tudy, 29750 Loctudy

Sehr auffällig sind die drei Apsidiolen. Die Kirche enthält Stilelemente aus fast allen späteren Epochen und sieht arg „zusammmengeschraubt“ aus. Ich finde sie nur von dieser Seite aus wirklich schön.

 

SONY DSCDiese Kapelle steht direkt neben der Kirche. Sie soll aber nicht aus der Templerzeit stammen. Sie trägt aber stolz ein Templerkreuz auf dem Glockentürmchen und sieht Templerkapellen sehr ähnlich. Vielleicht erfahre ich ja noch mehr über das Gebäude.

Einige Tage später nahmen wir uns bei Gelegenheit eines Ausfluges nach Concarneau einige beschriebene Templerziele im Radius von ca. 30 km um unsere Unterkunft vor.

4. Mousterlin, Commune de Fouesnant

Nach Aubarbier, S. 128., sollen sich küstennahe Templerbesitzungen in Mousterlin befunden haben. Mousterlin befindet sich im Gebiet der Gemeinde Fouesnant. In seiner Umgebung gibt es Moore, Wasserläufe, Seen und Polderlandschaften. Ich gehe davon aus, dass es da im Mittelalter noch recht anders aussah. Templer haben sich schon häufig darin bewährt, sumpfige Ländereien urbar zu machen. Hinweise auf Templergebäude gab es nicht. Wir fanden am Strassenrand ein verfallenes Gebäude mit einer Art halbrunder Apsis, welches ohne weiteres aus dem Mittelalter stammen könnte:

SONY DSCEine Kapelle ist das wohl nicht, dagegen spräche der Giebel mit Schornstein. Die Konstruktion erinnert eher an einen alten großen Backofen. Näheres fand ich dazu leider bisher nicht.

Desweiteren kamen wir an einer Kapelle vorbei, die dem heiligen Sebastian gewidmet war:

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Das schlitzförmige Fenster in der Bildmitte sieht deutlich nach Mittelalter aus. Im übrigen soll die Kirche aus dem 15. Jahrhundert stammen, eventuell unter Verwendung älterer Gebäudeteile.

http://www.fondation-patrimoine.org/fr/bretagne-6/tous-les-projets-335/detail-chapelle-saint-sebastien-a-fouesnant-11585

Konkrete Hinweise auf die Templer fanden sich nicht. Mit Sicherheit aber wird sich der eine ode andere von ihnen seinerzeit in dieser Kapelle aufgehalten haben.

SONY DSCchapelle Saint Sebastien, 29170 Fouesnant

5. Saint Evarzec

 Saint Evarzec ist etwas nördlich von Mousterlin. Aubarbier meint, hier fände man die Templerkirche St. Maurice, in der sich ein Nagel des „wahren Kreuzes“ befände. Dumontier wiest darauf hin, dass eine der hl. Veronika zugeschriebene Reliquie hier verwahrt werden würde.

SONY DSCéglise de Saint Primel, 29170 Saint Evarzec

 Die Tatsache, dass die Templer in Saint Evarzec begütert waren, ist in der Literatur völlig unstreitig. Die Spurensuche ist allerdings nicht sehr einfach und auch noch nicht abgeschlossen. Diese Kirche stammt jedenfalls nicht aus der Templerzeit, sie ist erst im 15. bis 16. Jahrhundert errichtet und dem hl St. Primel geweiht worden (http://www.infobretagne.com/saint-evarzec.htm). Während der Revolution wurde die Kirche nach Wikipedia schwer beraubt. Auch wenn ich hier leider keine Templerkirche zeigen kann, zeige ich wenigstens ein exzellentes Exemplar des bretonischen style flamboyant. Die Giebel sind mit diesen Flammenzünglein geschmückt, wo immer Platz dafür ist.

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Alles ist irgendwie breiter und ausladender als bei der reinen Gotik. Das zeigt dieses überproportioniert wirkende Portal im bretonischen Flamboyant Stil sehr eindrucksvoll. Dass die Templer hier ansässig waren, beweist dieses Grab eines Tempelritters vor der Kirche von Saint Evarzec:

SONY DSCNäher ran: SONY DSC

6. Loc Amand, La Forêt-Fouesnant

Unsere letzte Templerstation vor Concarneau sollte die ehemalige Templerei von Loc Amand sein. Die Gegend spielte zu prähistorischer Zeit eine grosse Rolle, aber auch die Römer hinterliessen hier mehrere Strassen und andere Spuren. Da die Templereien sich regelmässig an alten Fernwegen ausrichteten und die für die mittelalterlichen Fernwege natürlich vorzugsweise auf ältere Strassentrassen zurückgegriffen wurde, ist es kein Wunder, hier überall auf Templereien zu treffen. La Forêt-Fouesnant beherbergte eine wichtigte Commanderie der Templer. Das ergibt sich aber nur noch aus alten Akten. Im 17. Jahrhundert wurde das Commanderiegelände komplett umgebaut, wobei umfangreiche Kelleranlagen der Templer freigelegt wurden, Dumontier S. 67. Erhalten sei noch eine presbytére (Pfarrhaus). Loc Amand ist ein vornehmer und recht abgeschiedener Ortsteil von La Forêt-Fouesnant und liegt auf einem Hügel, erreichbar nur über eine absurd steile Rampe.

Oben angelangt, fanden wir das:

SONY DSCEisenzeitliche Stele

SONY DSCHauptportal der Klosteranlage.

Die Anlage wechselte auch vor der Revolution mehrfach den Besitzer und verfiel schliesslich vollständig.

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In unmittelbarer Nähe fanden wir ein Häuschen, dass wie eine presbytére aussieht:

SONY DSCpresbytére Loc Amand, 29940 La Forêt-Fouesnant

Im Tür- und Fenstersturz sieht man deutlich das geschwungene Ornament aus dem 17. Jahrhundert. Bürgerhäuser hatten so etwas eher nicht, aber viele Komtur-Gebäude der Johanniter (z.B. Avalleur, Champagne). Im Giebel fundet sich auch ein sakral anmutendes Fenster.

Das eigentliche Ziel unseres Ausfluges hat nichts mit den Templern zu tun, aber es ist auch sehenswert. Ausserdem muß der Mensch auch mal was essen. In diesem Fall gegrillte Garnelen mit Reis und eiskaltem Weiswein.

SONY DSC29900 Concarneau

 7. 2900 Quimper

Der nächste Ausflug ging nach Quimper, der Präfektur des Departements Finistère. Die Templer sollen dort und im näheren Umkreis einige Niederlassungen unterhalten haben. Ich habe mir drei Hinweise ausgesucht, denen ich näher nachgehen wollte.

7.1 chapelle Saint-Jean-Baptiste, Quimper

Diese soll sich nach de Corson, S. 75,  im Winkel zwischen der Rue Vis und dem Quai der Odet befinden und sich zur Rue Vis öffnen.

RueVis

Sie sei 20 m lang und 8 m breit gewesen und in den Religionskriegen komplett zerstört worden sein. Sie sei jedoch zu Beginn des 17. Jahrhundert von dem Kommandeur Reneé de Saint-Offange  wieder komplett aufgebaut worden. Sie erhielt zur Ehrung eine höchstrangigen Reliquienbehälter in Form eines menschlichen Kopfes aus vergoldetem Holz. Dieser Behälter enthielt nach den Besuchsakten von 1617 Körperteile des hl. Johannes des Täufers. Man bedenke, dass die Templer unter anderem  wegen des Besitzes verschiedener solche Kopfreliquare, wegen Götzendienstes angeklagt wurden. Sie würden einen angeblich magischen menschlichen Kopf als „Baphomet“ verehren, was auch immer das sei. Mich wundert das nicht, dass die Anbetung solcher Köpfe bei vielen Verhören gestanden wurde. Die Templer haben nunmal dem hl. Johannes dem Täufer, ebenso wie die Johanniter, dies sogar offiziell ihren Namen von ihm ableiteten, eine besondere Verehrung entgegengebracht.

Viele Kapellen heissen bei beiden Orden Saint Jean, bis heute. Bei Templerkirchen finden sich sehr oft abgeschlagene Köpfe, die man als solche erkennt, weil sie mit heraushängender Zunge dargestellt werden (z.B. Malleyrand, Montsaunès). Jean-Baptiste wird regelmässig mit einem Lamm abgebildet, was die Templer ebenfalls besonders häufig zeigen (Temple, London). Was der Unfug mit dem Götzendienst dabei soll, ist mir ein Rätsel. Kopfreliquien sind für die katholische Kirche in keiner Weise eine Besonderheit.

Ich erwartete also viel. als ich mich dahin aufmachte. Ich fand jedoch leider nichts, rein garnichts. Keine Kapelle. Nichts.

Screenshot 2014-10-05 17.08.53Rue Vis, Quimper, Quelle Google Streetview

 Abbé de Corson hat sein Buch – wie gesagt – 1902 geschrieben. Da kann sich vieles verändert haben. In den Städten war der Grundstückspreis schon immer hoch, und so hat die Abbruchbirne mitunter auch an Gotteshäusern nicht halt gemacht. Hier ist jedenfalls nichts mehr. Mein Kollege Jack Bocar von Templiers.net sollte seinen Beitrag

http://www.templiers.net/departements/index.php?page=29

aktualisieren. Dort finden Sie den Originaltext von de Corson.

7.2 Commanderie des Faux Dieux, Penhars

Penhars ist seit 1960 eingemeindet worden und seitdem ein Vorort von Quimper. Nach Dumontier befänden sich Überreste einer commanderie, genannt temple des faux dieux in einem Prat en Rouze gennannten Gebiet. Das Navi brachte uns nach Penhars, fand aber die Bezeichung Prat en Rouze nicht. Das Buch Dumontiers ist aber auch schon fast 35 Jahre alt und trägt vermutlich der weiter vorangetriebenen  Bretonisierung von Ortsnamen nicht Rechnung, Die Kirche von Penhars war neugotisch und etwa 120 Jahre alt. Sie hatte am Ostchor allerdings die für Templerkirchen üblichen drei Fenster und steht an der Stelle eines Vorgängerbaus aus dem 12. Jahrhundert. Ob hier früher eine Templerkirche stand, weiss ich nicht. Meine Frau fand des Rätsels Lösung. Sie schaute auf den Plan der Bushaltestelle. Dort stand zu lesen:

SONY DSCPrat Ar Rouz hiess die Örtlichkeit inzwischen. Das Navi zog uns zu einer Allée de Prat ar Rouz in einem Ortsteil von Penhars, der ebenfalls diesen Namen trug. Die Allee war recht lang und es gab keine Hinweisschilder, es war auch nichts an altem Gemäuer zu entdecken. Wir waren hin und hergefahren und wollten schon aufgeben. Da entdeckte meine Tochter, dass die Allée de Prat ar Rouz nicht an einem Kreisel endete, sondern sich über den Kreisel zur Avenue Jacques le Viol hinaus noch als Sackgasse fortsetzte. Und hier: Volltreffer!!

SONY DSCDie Templercommanderie von Penhars.

Es ist nicht viel übrig geblieben, nur ein paar mittelalterliche Mauern. Ein „Zutritt verboten“ Schild zeigt, was der Privateigentümer dieses Anwesens von Besuchern hält. Es blieb uns nichts übrig, als aus sicherer Distanz zu fotografieren und die Privatsphäre des Besitzers unangetastet zu lassen. Es gibt aber auch nicht mehr zu sehen, als diese Mauer.

7.3. Locmaria, Quimper

Eine viel reichhaltigere Bildausbeute erzielten wir in einem südwestlichen Ortsteil von Quimper, in Locmaria. Dort unterhielten die Templer nach Aubarbier ein maison. Das erste was man von Locmaria warnimmt, verschlägt einem den Atem:

SONY DSCNotre Dame de Locmaria, Quimper

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Der Umkreis unserer Ausflüge vergrößerte sich schliesslich auf über 50 Kilometer. Die Stadt Quimperle war das Ziel und die liegt schon fast an der Grenze zum nächsten Departement, Morbihan.

 

8. Coadry 

Die Kapelle von Coadry (Gemeinde 29390 Scaër) stammt aus dem 11.  Jahrhundert und wurde im 17. Jahrhundert stark modifiziert. Sie soll an der Stelle eines als Druidenheiligtums errichtet worden sein. http://www.letelegramme.fr/local/finistere-sud/quimperle-concarneau/qleregion/scaer/pardon-de-coadry-la-chapelle-des-templiers-17-06-2011-1339837.php

Es ranken sich um den Ort einige Rätsel, insbesondere um dort gefundene Steine, die mit einem Kreuz versehen sind. Ich will das hier nicht vertiefen. Hier mag man sich in das Mysterium von Coadry einlesen: http://ourslithos.pagesperso-orange.fr/savoir/Coadry/coadry.html

 

Coadry1La Chapelle Saint-Sauveur de Coadry, 29390 Scaër

Coadry2solche Steinkreuze findet man sehr häufig in der Nähe von Templerkirchen

9. Kernével

Etwas südlich von Coadry, auf dem Gebiet der Gemeinde 29140 Rosporden errichteten die Templer in Kernével eine massive  Kirche, die allerdings auch im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut wurde, sodaß nur noch recht wenig an den Originalzustand errinert.

SONY DSCL’église de Saint-Colomban, Kernével,  29140 Rosporden

10. le Moustoir

11. Moëlan-sur-Mer

 

 

** Dieser Beitrag befindet sich noch in Bearbeitung*****

 

Als literarische Hilfsmittel für diesen Beitrag dienen mir folgende Bücher:

Aubarbier,  Jean-Luc, La France des Templiers, Editions Sud Ouest, 2007

Dumontier, Michel, et al., Sur le Pas des Templiers en Bretagne, Normandie, Pays de Loire,  Copernic, 1980

de Corson, Guillotin, Les Templiers en Bretagne, Nantes, 1902. Neuauflage Yoran Embanner, 2006

2013, November, Elsass

Im November konnte ich einen Messebesuch in Basel damit verbinden, noch ausstehende (angebliche?) Templerorte oder -reste im Elsass zu inspizieren.

 

1. Haguenau

Ob die Templer hier in Haguenau begütert waren ist zweifelhaft bis unwahrscheinlich. Nur bei Aubarbier (S. 61) habe ich einen solchen Hinweis gefunden, andere Quellen schweigen. Immerhin gibt es eine beeindruckende porte des Chevaliers, die sich am Marchée aux bestiaux befindet.

SONY DSCTour des Chevaliers, 67500 Haguenau

SONY DSCund diese Sehenswürdigkeit stammt immerhin aus der richtigen Zeit

2. Westhoffen

Auch in Westhoffen ist eine ehemalige Templerpräsenz ungewiss. Aubarbier (a.a.O.) schreibt die dortige Rosenbourg den Templern zu. Das ist aber umstritten. Am Stadtmuseum des Rathauses war ein kurzer Abriss der Geschichte des Ortes Westhoffen, dessen Name seit 739 aktenkundig ist. Vorher waren dort bereits die Römer (Weinanbau) und die Merowinger ansässig. Von Templern war keine Rede.

Hier gibt es weitere Informationen zu Westhoffen:

http://www.chateauxforts-alsace.org/page_consultation.php?page=230

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Früher war die Rosenbourg mit Mauern und Wachtürmen befestigt.

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Kein Schild führte zur ehemaligen Burg. Am Rathaus wurde nur verraten, dass sich die Burg in unmittelbarer Nähe zur Kirche befunden haben muss. Das Gebäude sei in ein Gehöft (ferme) umgewandelt worden.  Ich suchte die Stelle auf. Von der Kirche aus konnte man die Spitze eines hohen rosafarbenen und turmförmigen Gebäudes erkennen. Von der Strasse aus war aber kein Zugang möglich. Man hätte in private Höfe hineinmarschieren müssen. Weil die Kirche schon am Ortsrand lag, versuchte ich, ausserhalb des Ortes eine Strasse zu finden, von der man aus die ehemalige Burg am Ortsrand hätte sehen können. Das gelang schliesslich:

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Allerdings hatte ich keine Strasse sondern einen ungepflasternen und völlig vermatschten Feldweg gefunden. Das Auto war schon nach 100 Metern völlig eingeschlammt. Ich traute mich auch kaum, das Auto zu verlassen. Das Stehenbleiben war schon ein unvorsichtiges Wagnis. Ich hatte sehr grosse Mühe, wieder anzufahren und war schliesslich heilfroh, dass ich dem Morast entkam, ohne Abschlepphilfe anfordern zu müssen. Das hätte mein Abendessen verzögert und das wäre krass, da verstehe ich nämlich keinen Spaß 🙂

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3. Dorlisheim

In Dorlisheim sollte schon nach Wilcke (1860) und anderen Autoren auch ein Templersitz vorhanden sein. Die Commanderie soll sich in der Rue St. Jean befinden. Ich fuhr an der vom Navi vorgegebenen Stelle der Rue St. Jean dreimal vorbei, weil ich dort nichts erwartet hätte. Es war ein Gewerbegebiet zwischen Molsheim und Dorlisheim, überall waren Supermärkte mit Grossparkplätzen, Industriebetrieb, Burgerbratereien und Autowaschanlagen. Erst beim vierten Mal fand ich das Château St. Jean und einen steinernen Beweis der Commanderie: SONY DSC

Ich konnte meine Kamera durch den Zaun halten und so die mittelalterliche Pforte einfangen.

SONY DSCCommanderie de St. Jean, 67120 Dorlisheim

Was ich bis dahin nicht wusste: Bugatti hat dieses Schloss gekauft und auf dem Nebengrundstück eine Autofabrik gegründet. Eine sehr noble Adresse also:

SONY DSCChâteau St. Jean, Dorlisheim

4. Ottrott

Kleiner Nachtrag zu Ottrott. Die Steine an der Route de Boersch sind jetzt weggeräumt. Ausserdem hatte ich bei meinem ersten Besuch übersehen, dass es lt. Strassenplan in Ottrott eine Stelle gibt, die mit „Tempelsmuehle /Moulin des Templiers“ bezeichnet wird. Man gelangt dorthin, indem man von der Route de Boersch kurz nach der Ehnbrücke rechts in den Chemin des Aulnes einbiegt und diesen gleich wieder nach rechts über eine weitere Brücke verlässt:

Dok2 img843

Am angegebenen Ort befinden sich – in einer Sackgasse – einige kleinere Häuser und Gebäude, offenbar an der Stelle der früheren Templermühle.

SONY DSCAuch hier zog ich es wieder vor, die Bewohner dieser Gebäude nicht in ihrer Privatsphäre zu stören. Ich wollte auch nicht näher heran, um ebventuell alte Gebäudereste auszumachen.

Abendessen gabs dann doch noch rechtzeitig in Bartenheim. Das liegt zwar direkt neben dem Basel – Europort und es donnern einem nachts immer mal Flugzeuge über das Bett. Das stört aber den Verzehr von 1. foie gras mit einem Pfirsich-Chutney und hausgemachtem Brioche, dazu Gewurztraminer, 2. Rehlendenstücke mit Spaetzle und Steinpilzchampignons, dazu Tischwein aus dem Languedoc, 3. einer Käseplatte mit Munster, Coulommiers und Langres (immernoch Roten aus dem Languedoc) und 4. „Kougelhoupf“ – Desert aus glasiertem Rosineneis mit „Kirsch“, 5. Café mit Kirsch,  nicht ein bisschen. Glauben Sie mir, Flugzeuge sind einem nach so einem Essen ziemlich egal. Templer auch. Der aufmerksame Leser ahnt jetzt, warum ich mich diesem Thema vor allem in Frankreich so ausgiebig widme. Alles nur Ausrede?

2013, September, Elsass

 

Im September war wieder eine Elsassreise fällig. Wir kommen dort mehrmals im Jahr in einer privat geführten Mühle unter, die sich einige hundert Meter von einem Dorf im sogenannten Pays d’Hanau – ca 20 Km westlich von Haguenau – in einem Wald befindet. Nein, einen Lageplan und eine genauere Beschreibung gibts nicht. Ich dürfte da sonst nicht mehr hin 🙂

Ich habe schon einige Templertrips von da aus gestartet, aber im Elsass selbt steht fast kein Templerstein mehr auf dem anderen.

1. Bouxwiller

Nach Jean-Luc Aubarbier (p. 61)  und vielen Templer-Listen im Internet soll es in Bouxwiller, 67 Bas-Rhin, auch eine Templerstätte gegeben haben. Ich hatte da bisher nichts näheres gefunden. In der Neuerscheinung von Aubarbiers Buch aus 2007 wird er präziser. Es handele sich um einen früheren Donjon der Templer, aus dem später der Kirchturm einer Friedhofskirche gemacht wurde. Ich hätte den Turm nicht gefunden, wenn ihn mein Navi nicht irrtümlich als Ortsmitte bezeichnet hätte, denn der Friedhof lag sehr dezentral.

Kirchtturm der Friedhofskirche von 67330 Bouxwiller, Bas-Rhin

Aubarbier (a.a.O) listet sonst noch Bergheim, Andlau, Dorlisheim, Ottrott u.a. für die Région Elsass.

2. Ottrott

Also, auf nach Ottrott. Das ist ein Wein-Ort am Fusse des Odilenberges. Es ist davon auszugehen, dass das Odilienkloster schon im Mittelalter eine berühmte Wallfahrtsstätte war. Die Templer werden sich den Touristenanstrom (Pilger) genauso zunutze gemacht haben, wie die hervorragenden Weinanbaueigenschaften der Gegend.

In Ottrot gibt es nur noch  eine Templerstrasse und einen Ortsteil, der Templer-Mühle genannt wird.

Ich habe noch nicht herausfinden können, was das elsässische Wort „Pfarichel“ bedeutet. Ich schätze, es bedeutet vielleicht Pfarrei. (offizieller Ortsplan der Gemeinde, Ausschnitt)

Zu sehen ist dort – ausser einem Haufen alter behauener Steine – nichts mehr . Kein einziges intaktes Gebäude aus dem Mittelalter. Die Steine lagen m.E. an der Rue de Boersch und könnten tatsächlich den Rest einer Ruine aus dem Mittelalter abgeben. Sie sind behauen.

Ich verließ Ottrot, um den Odilienberg mit ausreichend PS zu erklimmen und sah per Zufall an einer Anhöhe eine Klosterruine. Leider konnte man die nur zu Fuß erreichen. Aber die Anstrengung lohnte sich. Das war absolut malerisch und bewegend:

Eine geheimnisvolle, geradezu beklemmende Stimmung lastete über der Ruine. Es gab keinerlei Hinweisschilder. Besucher erschienen nicht willkommen. Es gab ein Gehöft in unmittelbarer Nachbarschaft. Aber auch dort war niemand weit und breit.

Klosterruine Niedermunster, bei Ottrott

Wie ich zuhause herausfand, handelt es sich um die Reste des Klosters Niedermünster. Zwischen dieser Einrichtung und dem Odilienkloster fanden regelrecht kriegerische Ausseinandersetzungen statt. Offenbar hat Niedermünster verloren :).

3. Andlau

Ein knappes Dutzend Kilometer südlich von Ottrot reiht sich die nächste „Templerei“ wie ein Kettenglied auf der Strecke ein: Andlau, unsere nächste Etappe. Jack Bocar zitiert in seiner Webseite

http://www.templiers.net/departements/index.php?page=67

über Andlau folgendes:

En face de l’abbaye-chapitre d’Andlau les Templiers avaient bâti au XIIIe siècle une commanderie, qui possédait les meilleurs vignes du pays situées sur le Castelberg.

En 1312 les chevaliers Teutoniques prirent la place des Templiers, et transportèrent leur établissement dans un faubourg de la ville.
(Sources: Nouvelles Oeuvres Inédites de Grandidier – Ordres Militaires et Mélanges Historiques – Strasbourg. Editeur-Libraire H. Huffel – M.D.CCCC. Colmar)

Übersetzung:

„Die Templer haben im 13. Jahrhundert gegenüber dem Abtei-Kapitel eine Komturei gebaut, die auf dem Castelberg die besten Weine des Landes besass.

Im Jahre 1312 namen die Deutschordensritter den Platz der Templer ein und sie zogen mit ihrer Niederlassung in einen Vorort der Stadt.“

Diese Niederlassung befindet sich in der Rue de la Commanderie, etwas ausserhalb der Altstadt. Das Gebäude stammt aus dem 18. Jahrhundert.

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ehem. Deutschordenskomturei Andlau

Zoomen wir kurz auf die Tür. Dort prangt – wie zum Beweis der Herkunft – heute noch ein Templerkreuz.

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Die spannende Frage war danach, ob es vielleicht noch von der ursprünglichen Templerei noch irgendwelche Reste geben würde. Diese mussten wir in der Nähe der alten Abtei suchen.

Die Abteikirche Andlau wurde bereits im Jahre 880 gegründet. Die Krypta soll nach Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/Abtei_Andlau

der älteste Teil der ehemals der St. Richardis geweihten Stiftskirche (heute St. Peter und Paul) sein.

SONY DSC(Krypta der Pfarrkirche St. Peter und Paul)

Ein Reliquienschrein unterstreicht die besondere Bedeutung dieses Klosters. Es handelt sich immerhin um einen sehr prominenten Heiligen, dem dieser Schädel zugeschrieben wird.

SONY DSCDie Echtheit von Reliquien ist häufig sehr fraglich. Lazarus soll u.a. in Larnaka auf der Insel Zypern bestattet sein.

Die ehemalige Richardiskirche wurde gegen 1130 von der Äbtissin Hadewig (Wikipedia)  aussen mit aufwändiger Verzierung ausgestattet.  Es finden sich zahlreiche Darstellungen von Rittern, möglicherweise Kreuzfahrern. Es würde den Rahmen hier sprengen, diese ganz zu zeigen.

SONY DSCUnd noch ein paar Ritter in Aktion:

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Dieses Bauwerk stammt nicht von den Templern, diese sollen gegenüber gebaut haben. Einen Hinweis gab es darauf nicht. Aber meine Spürnase entdeckte das:

 

SONY DSCcommanderie des Templiers (?), Andlau

Drei romanische Fenster, eine romanische Tür, freigelegt in der Fassade eines Fachwerkhauses. Für mich sieht das nach einem Volltreffer aus. Ich vermute, das sind Reste der Templerei von Andlau. Wenn jemand mehr dazu weiss, bitte bei mir melden.

 

4. Bergheim

Ferdinand Wilcke listete in seinem Buch von 1860 über den Templerorden einen Ort „Berchheim“ im Elsass. Es muss sich dabei um Bergheim im Oberelsass handeln, der sich als nächstes auf unserer Liste befand.

SONY DSCAnsicht des Haupttores der Gemeinde 68028 Bergheim, Haut-Rhin

 

SONY DSCSpaziergang auf den Remparts, der alten Stadtbefestigung

Die Templerei von Bergheim liegt nicht im Ort, ich hatte sie dort schon mal vergeblich gesucht, sondern ein paar hundert Meter ausserhalb des Ortes, an der Rue de Thannenkirch. Wenn man sich der Position von der Landstrasse aus nähert, sieht man rechts am Fahrbahnrand die Überreste einer sehr alten Einfassungsmauer.

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Noch ein paar Meter weiter und dann rechts in die Einfahrt, Auto abstellen, Luft anhalten, Augen-zu-und-umdrehen und – TADAAA hier ist die Templerei von Bergheim, endlich! –  oder besser, was davon heute noch zu sehen ist:

 SONY DSCDer Tempelhof – cour des templiers – Bergheim

Herr Mayer, der Eigentümer des Hauses, empfing uns sehr nett. Er betreibt dort einen Campingplatz (Adresse 1, route de Thannenkirch). Er freut sich aber sehr, wenn man Interesse an der Historie dieses Weingutes äussert. Er sagt, die Templer hätten den Kanzelberg, auf dem er selbst heute noch Wein anbaut, schon zum intensiven Weinanbau genutzt.

Das Gebäude ist – wie man schon von weitem sieht – lange nicht mehr im Originalzustand. Herr Mayer bat uns sogar hinein und zeigte uns eine wunderschöne, mächtige und alte Tür mit einem Wappen, vermutlich aus dem 16. Jahrhundert.

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Ein Balken trägt das Datum des Komplettumbaues dieses Hauses, 1557.

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Mir scheint, das Ornament am Fuße dieser Tür könnte aus einer früheren Epoche stammen, eventuell aus der Templerzeit.

 

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Säule, eventuell aus dem Vorgängerbauwerk:

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Ganz zum Schluss noch ein absolutes Highlight dieser Reise in die Vergangenheit. Wir durften auch in den Keller und dort gab es noch jede Menge aus der Templerzeit zu bestaunen, Steinsäulen und gotische Türstürze vom feinsten:

 

SONY DSCKomtureikeller der Templer von Bergheim, heute wie damals zum Weinbau verwendet.

2013 Champagne

Im April bot sich anläßlich einer Reise nach Reims die Gelegenheit, weitere Templerorte in der Champagne aufzusuchen. Reims selbst ist immer eine Reise wert, schon wegen der beeindruckenden Kathedrale:

Reims

 

Ein Detail an der Westfassade hat es mir ganz besonders angetan. Der berühmte lachende Engel. Ein Meisterwerk gotischer Bildhauerkunst. Es scheint, man habe der Plastik irgendwie Leben eingehaucht. Das ist ein absolutes Novum in der Bildhauerkunst. Bis dahin waren der Gesichtsausdruck solcher Statuen leblos, starr und bedrückend (Säulenheilige). Er hier ist wohl gerade durch prickelnden Champagner in das Geheimnis irdischer Glückseligkeit eingeweiht worden, so scheint es:

 

KathedralenTour 026

Schon auf dem Weg nach Reims findet man auf den Schildern an der Autobahn vielversprechende Ortsnamen, wie St. Hilaire-au-Temple oder Dampierre-au-Temple. Wer sich jedoch davon zu einem Abstecher in diese Orte verlocken lässt, wird enttäuscht. Mehr als einschlägige Strassennamen wie etwa „Rue de la Commanderie“ ist nicht mehr zu entdecken.

Im Mittelalter war nicht Reims, sondern Troyes die Hauptstadt der Champagne. Die Templer haben dem Konzil von Troyes 1128 die Modaliäten für ihre zukünftige Entwicklung und ihre offiziellen Regeln erhalten. Insoweit gilt die Champagne wohl zurecht als Geburtsort der Templer. In Troyes hatten die Templer bis zu 25 Häuser. Es ist im heutigen Troyes davon nichts übriggeblieben. Auch rund um Troyes, im Departement 10 Aube,

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(das Foto ist ein Ausschnitt von der offiziellen Hinweistafel der Gemeinde Mesnil-Saint-Loup)

gibt es heute leider wenige noch sichtbare Hinterlassenschaften des Ordens. Diesmal wollte ich mir unbedingt die Kapelle von Mesnil-Saint-Loup ansehen, die ich in meinen letzten Reisen in die Champagne versäumt hatte.

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Westfassade, Templerkapelle in 10190 Mesnil-Saint-Loup

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Chorapsis von Südosten

Die Kapelle stammt aus 1144. (Aubarbier, p. 41)

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Detail der Innenansicht des Chors

SONY DSC800 Jahre alte Holzdecke, faszinierend!

Etwa 77 Km nordwestlich befand sich die Templerkapelle von 77113 Chevru im Departement Seine-et-Marne  (immer noch  Région Champagne-Ardennes) , es lag fast auf dem Weg und erforderte nur einen kleinen Abstecher.  Die liess ich mir nicht nehmen.

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Templerkapelle von 77113 Chevru

Gegründet 1202, aufgrund einer Stiftung der Gräfin Blanche von Troyes, wurde diese Kapelle Johannes dem Täufer geweiht. Die Kirche erhielt die drei bei Templerkirchen traditionell vorgesehenen Pforten, den für die Ritter, den für die Laien und ein Ausgang zum Friedhof (Aubarbier, p. 49).  Der Ostchor zeigt die ebenfalls traditionnellen 3 Fenster:

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PS. Die Templerkapelle ganz unten auf der kleinen Landkarte des Departements Aube habe ich bereits im Jahr 2007 besucht und abgelichtet in dem Beitrag 2007 Alsace, Lorraine und Bourgogne

Burgund 225Commanderie Avalleur, Bar-sur-Seine, 10 Aube, Champagne-Ardennes

Der dazugehörige Beitrag befindet sich dort:

Reise in die Champagne 2013

2012 Bretagne, Teil I

 

Im Sommer war Familienurlaub in der Bretagne gebucht. Wir waren in einem gemütlichen Ferienhaus etwas südlich der quirligen kleinen Hafenstadt Paimpol, genauer in der Gemeinde Plouézec, 22 Côtes-d’Armor, einquartiert. Dort – in Paimpol – sitzt man abends in einem der zahlreichen Restaurants rund um den Hafen mit einem fantastischen Blick aufs Meer (d.h. falls es mal da ist, das ist da oben nicht so sicher) und ißt Muscheln oder Galettes. Es war in erster Linie Erholung angesagt und ich hatte die Reise diesmal templermässig überhaupt nicht vorbereitet. Wir wollten uns nach Tagesform treiben lassen. Wir wussten auch noch nicht, welchen Radius für Ausflugsfahrten wir uns stecken wollten, und so liessen wir die Dinge einfach auf uns zukommen. Wir hatten ja sonnige zwei Wochen garantiert. So staunten wir häufig nicht schlecht, was wir alles mehr oder weniger zufällig in unserem Urlaub „entdecken“ durften. Es machte uns manchmal sprachlos. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die Région Bretagne vermutlich die am dichtesten „betempelte“ Gegend von ganz Frankreich sein dürfte. Und so ist es nicht unbedingt eine Ausnahme, sondern eher die Regeln, bei ausgedehnten Ausflügen in Templerorten zu landen.

Einer der ersten Ausflüge führte uns südlich  über die Uferstrasse D786 nach Saint-Brieuc (bretonisch: Sant-Brieg), eine Stadt mit ca 46. tausend Einwohnern).

1. St. Brieuc

Wir trafen auf eine lebendige Kleinstadt, mit vielen schönen Plätzen, Cafés und Restaurants und einer ganz zauberhaften Altstadt mit unzähligen Fachwerkbauten, nach vermutlich englischer Ständerbauweise, recht typisch für diese Region.  Ich hatte irgendwie im Hinterkopf, dass die Templer (natürlich!) auch hier einen Stützpunkt hatten. Ich konnte mir aber nicht vorstellen, dass davon noch irgendetwas übrig sein würde. In Städten war der Baugrund schon immer teurer Luxus und so ist klar, dass profane Templergebäude in den Städten – anders als auf dem Land – regelmässig keinerlei Überlebenschancen hatten. M.W. sind die einzigen profanen Stadtbehausungen der Templer im Original nur noch in Cahors, Beaugency und Caudebec-en-Caux erhalten.

St. Brieuc, bitte sehr:

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Ich lasse jetzt mal die Macht der Bilder sprechen und halte mich mit Kommentaren zurück:

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Jetzt wurde es auf einmal interessant! Hier sieht man, wie manche der Häuser, die wohl eher nur ca. 400 -500 Jahre alt waren, mit Hilfe von Bauelementen aus dem Mittelalter errichtet oder geschmückt wurden.

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Aber es sollte noch viel gruseliger kommen! Völlig ahnungslos spazierten wir an einem Fachwerkhaus vorbei, welches an der Stelle des früheren Templerhauses stand!!! SONY DSC Nichts scheint darauf hinzuweisen. Das Haus ist eher aus dem 16. Jahrhundert. Wie langweilig! Bis meine Tochter mich schließlich darauf aufmerksam machte, dass sie am Haus ein veritables Templerkreuz entdeckt hat:

SONY DSCmaison des templiers, Saint – Brieuc

 Bei genauerer Nachschau konnten wir noch eine ganze Reihe anderer Balken und Ständer entdecken, die ersichtlich aus einem Vorgängerbau stammten und offenbar zu Dekorationszwecken in den späteren Bau eingefügt wurden.
SONY DSCfleur-de-lys, Zeichen königlicher Macht in Frankreich und Herz

SONY DSC Sonnensymbol, maison des templières, St. Brieuc

Gerade der letzte Ständer zeigt deutliche Spuren der Nachbearbeitung. Es ist danach sicher, dass er nicht ursprünglich für dieses Haus gebaut worden war.

2. „Le Temple du Lanleff“

Der nächste Zufallsfund sollte keine 10 Kilometer von unserem Urlaubsdomizil entfernt liegen. Es handelt sich um eine recht berühmt gewordene Ruine eines Rotundenbaus, um den sich jahrhundertelang die Legendenbildung rankte. Keltisch? Gallo-römisch? Merowinger? Gar die Tempelritter? Im Volksmund heißt das Gebäude immer noch „Le Temple“ Ich hatte mich vor einigen Jahren einmal mit diesem Mysterium befasst.

SONY DSCSte-Marie de Lanleff, 22290 Lanleff, Côtes d’Armor

Offiziell ist das Bauwerk unter der Bezeichnung „nicht christliches, religiöses Bauwerk“ im amtlichen Denkmalverzeichnis notiert:

http://www.culture.gouv.fr/public/mistral/merimee_fr?ACTION=CHERCHER&FIELD_1=REF&VALUE_1=PA00089253

Der französische Denkmalpfleger (und frühere Schriftsteller) Prosper Mérimée (1803 – 1870) ging davon aus, dass die Kirche von den Templern gebaut worden sei. Er liess sich wohl davon leiten, dass die Templerkirchen der Zentralen des Ordens in London und Paris ebenfalls als Rundbau ausgeführt waren. Dieses Konzept geht vermutlich auf den Amstkollegen Mérimées, den Denkmalpfleger und Architekten Eugène Viollet-le-Duc (1814 – 1879) zurück.  Dessen Mythos, dass die Templer eine Vorliebe für Kirchen mit zentralem Grundrissgehabt hätten und dass das etwa mit der geheimen Alchimie von Zahlen zu tun haben könne, ist nach Alain Demurger (Die Templer, Aufstieg und Untergang, 2005, S.159) völlig unbegründet und nicht einmal mathematisch belegt. Bereits Élie Lambert hat sich in einem auch von Demurger zitierten Aufsatz im Jahre 1954 gründlich mit dem Mythos einer angeblichen Templerarchitektur befasst und diesen überzeugend widerlegt (Élie Lambert, L’Architecture des Templiers, in Bulletin Monumental, Hrsg. Société française d’Archeólogie, Tome CXII, 1957, S.129 – 165).

Die Templer haben den weder Rundbau noch den zentralen Polygonbau erfunden. Auch ist eine solche Architektur keine Spezialität des Templerordens. (Demurger, S. 160). Es gab solche Vorbilder schon lange vorher, etwa die Pfalzkapelle in Aachen, die sich an der Anastasis der Heilig-Grab-Kirche in Jerusalem orientierte (Demurger, a.a.O) Die wenigen polygonalen Zentralkirchen sollen mit dem Felsendom in Jerusalem stehen, aber das ist unsicher (Demurger, aaO).

Nach meinen eigenen Feststellungen lassen sich die Rund- oder Zentralbauten der Templer auf einen verschwindend geringen Prozentsatz reduzieren, während die einfache Rechteckbauweise mit einem Prozentsatz von über 90 dominiert. Hier irrt m.E. Demurger, wenn er annimmt, dass dieser vermeintlich begrenzte Bautypus auf West- oder Mittelfrankreich (S. 161) beschränkt sei. Ich fand diese Rechteckkapellen nicht nur in Ostfrankreich (z.B. Avalleur, Champagne und Toul, Lothringen), sondern auch in Polen. Sie gibt es nach meinen Feststellungen (mit dem zentralen Drehkreuz im Burgund) von dem Bordelais bis nach Lothringen und von der Bretagne bis zu den Pyrrenäen. Wenn ich mal Zeit finde, werde ich über die Verbreitung von Baustilen der vermeintlichen Templerarchitektur dereinst mal eine Datenbank aufbauen. Man wird feststellen müssen, dass die Templer häufig einfach nur die lokalen Bautraditionen übernommen haben (Demurger, S. 162). Zu einem nicht geringen Teil schliesst sich an die rechteckige Grundform von Templerkapellen eine halbrunde Chorapsis (z.B. Mesnil-St.-Loup, Champagne) oder eine polygonale, sogenannte Radialapsis (Villedieu, Elancourt, Dept. Yvelines) an.

In England gibt es Rotunden bei Templerkirchen sicher weitaus häufiger (Lambert, S. 143), etwa Garway, Bristol, Temple Bruer und ganz besonders die Ruine der Templerkapelle von Dover

Reste der Templerkirche von Dover. (Foto Jan Hosten)

Aber Rotunden gibt es auch an englischen Kirchen, die rein garnichts mit den Templern zu tun haben, wie etwa die Rotundenkirche in Cambridge (Lambert, S. 143). Ich meine, die Vorliebe der Briten für solche Rotunden geht wohl auf pagane Vorbilder, wie Steinkreise, zurück. Demurger ist der Ansicht, dass auch ein Zusammentreffen mit anglo-normannischen Traditionen diese lokale Vorliebe befördert haben mag. (a.a.o. S. 160).

Generell möchte ich festhalten, dass die Verwendung des Wortes „Temple“ in einer Ortsbezeichnung nicht geeignet ist, eine etwaige Templerpräsenz auszumachen. Ein Tempel ist in erster Linie ein nicht christliches Heiligtum. Damit sind zunächst sämtliche griechischen, römischen und gallo-römischen Bauwerke erfasst. Aber auch evangelische Kirchen heissen in vielen Gegenden Frankreichs heute noch „Temple“! Lanleff hat jedenfalls nichts mit der Templerforschung zu tun.

3. Créac’h

Die nächste Station ist nicht zufällig gewählt. Die Templerkapelle von Créac’h ist in der Literatur bestens beschrieben. Laurent Dailliez etwa skizziert sie in seinem Büchlein La France des Templiers, 1974 (S. 121 f.) als stilistisch völlig isoliert und im übrigen verloren in mitten  einer Ansammlung von Ruinenresten in den Feldern. Die Kapelle befindet sich im Gebiet der Gemeinde  22960 Plédran, etwas südlich von St. Brieuc.

SONY DSC Templerkapelle Le Créhac, 22960 Plédran

Die Kapelle ist erstmals in 1182 als Templerbesitz urkundlich erwähnt, unter dem Namen Crihirac (Guillotin de Courson, Les Templiers en Bretagne,  Nantes, 1902, Neuauflage von 2001, S. 191 f.) Der Boden der Ende des 17.  Jahrhunderts renovierten Kapelle ist mit Grabplatten von Templer gepflastert.

SONY DSCAnsicht von Südosten

4. Moulin du Temple, St. Jean du Temple, 22170 Plelo

Der nächste Volltreffer war wieder ein absoluter Zufallsfund. Wir fuhren von St. Brieuc zurück nach Paimpol und nahmen diesmal nicht die D 786 am Meer, sondern eine Route weiter im Landesinneren über die D 6. In einer starken Linkskurve bemerkten wir rechts einen Parkplatz und dieses Verkehrsschild:

SONY DSCAuf dem Parkplatz selbst war nichts weiter zu sehen, aber es führte ein absurd steiler Weg die Böschung hinab Richtung Trégan und La Corderie.  Untem im Tal fand sich eine kleine Ansammlung noch kleinerer Häuser und Gebäude, deren Ursprung gewiss alt, aber schlecht zu schätzen war.

SONY DSCDie Häuser waren gut in Schuß und bewohnt. Ich habe daher auf eine genauere Inspektion verzichten müssen.

SONY DSCNach der Grösse der Fenster dieses Hauses stammt es nicht Templerzeit. Die Ausführung der Fensterlaibung in massiven behauenen Steinen spricht aber auch entschieden dagegen, dass das Haus modern sei. Ich schätze die Grundmauern dieses Gebäudes hier auf 16 Jhr. Eventuell ist es aber auch ein Neubau unter Verwendung alter Steine.

SONY DSCDas Gebäude wird wohl aus der Templerzeit stammen. Man erkennt es an dem gotischen Türsturz der linken Tür: arc brisée. Wie man deutlich sieht, ist das Haus nach rechts hin erweitert worden.

SONY DSCTemplermühle, Plelo, Côte d’Armor

SONY DSCDas Haus im Vordergrund war das Mühlengebäude. Es steht direkt am Bach L’Ic und links unten am Bildrand kann man die Ablaufrinne des Mühlkanals sehen. Das Mühlrad war nicht mehr vorhanden, aber noch einige Installationsreste an der Basis des Hauses.

5. Lannouée

Ein weiterer Ausflug hatte die bezaubernde mittelalterliche Stadt Dinan mit ihren 3000 Metern intakter Stadtmauer zum Ziel. Auf dem Weg dahin war als Templerlocation die Kapelle La Nouée schnell ausgemacht. Sie sollte sich in der Nähe der Stadt Yvignac befinden, etwa 5 Kilometer nordöstlich davon. Die Such im Nahbereich des Ziels brachte uns an einige mittelalterliche landwirtschaftliche Nebengebäude.

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Es waren keine Schilder angebracht aber ich gehe davon aus, dass diese Häuser zur Commanderie von Lanouée dazu gehörten. Sie stammen jedenfalls unzweifelhaft aus dem 12 Jahrhundert.

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Man darf den Weiler Lanouée im Gebiet der Gemeinde Yvignac nicht mit einem 40 Kilometer entfernt im Departement Morbihan liegenden, gleichnamigen Ort 56120 Lanouée verwechseln! Wir lagen hier richtig, wie das Schild beweist:

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Und da war sie auch schon, die Templerkapelle von Lanouée.  Diese wurde im Jahre 1182 gegründet und ihr Name wurde unter folgenden Schreibweisen aktenkundig: Lanhoe, la Noueix, la Nouaye, Lannoeix. Sie ist eine der ältesten Gründungen des Ordens überhaupt. (Guillotin de Corson, a.a.O., S. 188, 189).SONY DSCIch war ganz überrascht, diese Kapelle so renoviert anzutreffen. Ich kannte die düsteren Schwarzweiss-Bilder aus Dumontier, Les Templiers en Bretagne etc.., aber das Buch ist von 1980 und die Fotos vielleicht noch viel älter. Früher war die Kapelle stark mit Efeu umrankt und von Bäumen und Büschen versteckt.

SONY DSCWie man sieht , ist es dort jetzt schön aufgeräumt und ordentlich.

SONY DSCIm Hintergrund kann man erkennen, dass sich jemand kürzlich dort auf dem Gelände ein Gehöft zu Wohnzwecken hergerichtet hat. An dessen Tor prangt ein Schild „la Commanderie“.

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6. Yvignac

Nach Aubarbier (S. 134) sollen die Templer in der nahen Kleinstadt Yvignac für den Bau der Pfarreikirche St. Malo verantwortlich gewesen sein. Immerhin gibt es dort schon einmal ein Restaurant, was nach den Rittern benannt wurde:

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Der Kirchturm ist von 1874 SONY DSCAuch die Kirche selbst zeigt zahlreiche Modernisierungsarbeiten aus dem Ende des 19 Jhr., die erforderlich waren, um den drohenden Zerfall und Abriss abzuwenden.

SONY DSCDas Innere des Hauptportals verrät den Ursprung der Kirche im 12. Jhr.

SONY DSC Die drei Fenster sind für Templerkirchen typisch. SONY DSCEin Hinweisschild der Gemeinde besagt, dass die Kirche entweder von den Templern oder von einer anderen lokalen Herrschaft gebaut wurde, offenbar lässt sich das nicht genauer in Erfahrung bringen.

Neben der Kirche befindet sich eine ca 1000 Jahre alte Eibe, deren Baumstamm ausgehöhlt ist. Die Eibe (frz. If) soll dem Ort den Namen gegeben haben

Eine kleine Kuriosität am Rande: Yvignac ist mit einem Ort Ivenack in Deutschland verschwistert und der hat nicht nur einen ähnlich klingenden Namen. Er ist ebenfalls für mehrhundertjährige Bäume berühmt!

SONY DSCDirekt neben der Kirche dieses doch typische Beweiszeichen, was wir aus vielen anderen Templerbesitzungen kennen, sogar aus Deutschland (Süpplingenburg).

SONY DSCDas dürfte ein Templerkreuz sein.

 7. Le Temple, Jugon les lacs

Auf der Fahrt von und nach Dinan sah man von der Schnellstrasse aus eine Ausfahrt Jugon-les-Lacs und Le Temple. Das ist eher auch wieder ein Zufallsfund, ich konnte mich an diese Ortsbezeichnung nicht erinnern.

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Wir trafen auf weit verstreut liegende Gehöfte, einige davon hatten sehr alte Bausubstanz zu zeigen.

 

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SONY DSCDas hier scheint mir ein Volltreffer zu sein. So sehen viele ländliche Commanderiegebäude der Templer aus, etwa Marbotte in Aprémont-le-Forêt, Lothringen. Wie man sieht ist das Haus bewohnt, sodass ich nicht weiter ging.

Die Nachschau bei Aubarbier (S. 135) ergab, dass dieser Ort der Templerliteratur bekannt ist und dass es sich hierbei um eine Dependance der Commanderie von Lanouée gehandelt habe.

8. Dinan und St. Malo

Hier ist ein kleiner Abschnitt der angeblich 3000 Meter Stadtmauer von Dinan:

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22100 Dinan

In grösseren Städten hatten die Templer zumeist jeweils auch Niederlassungen. Auch für Dinan (Aubarbier, S. 135) und St. Malo (ders., S. 143) scheint das zu gelten. Zu sehen gibt es in Städten, insbesondere in Grosstädten zumeist nichts mehr. Kirchen der Templer gibt es schon öfters mal auch mal in Städten zu sehen(z.B. Avignon), aber an Kirchen wagt man sich mit der Abrissbirne ohnehin nicht gerne heran. Schon garnicht in Frankreich. Profanbauten hatten da weit weniger Glück. Es macht praktisch keinen Sinn, in Grossstädten nach Templermauern (Z.B. in Mainz gibt es eine) zu suchen.  In Dinan soll das Templergebäude an der Stelle des Konvents der Cordeliers (Franziskaner)  gestanden haben . Wir fanden immerhin einen Nachtclub, der an den Orden erinnern möchte:

SONY DSC Nachtclub „Les Templiers“ in Dinan

In St. Malo fiel uns per Zufall ein Strassenschild ins Auge:

SONY DSCEscalier de la Préceptorie, 35400 St. Malo

Preceptorie ist ein anerkannter Templerbegriff. Der Präzeptor ist ein wichtiger Dienstgrad und manche Templereien, z.B. Preceptorie de Centernach tragen das Wort im Namen. Vielleicht hilft unser Hinweis ja weiter…. St. Malo wurde 1944 fast total zerstört. Es erübrigte sich also die Nachschau nach Templersteinen.

Frankfurt am Main, Oktober bis November 2013

 

 

 

 

 

2012 Normandie

Den Osterurlaub verbrachten meine Frau und ich in der Normandie, genauer gesagt, im Departement 50 Manche und Umgebung.

Wir hatten dort einen schönen Urlaub mit Kaminfeuer, fantastischem Fernblick, paradiesischer Ruhe und eben auch der sprichwörtlichen normannischen Gelassenheit. Unsere Unterkunft befindet sich in der Nähe der Stadt 50300 Avranches. Die Gegend spielte eine große Rolle bei der sog. D-Day Operation, die das Ende des 2. Weltkrieges einleitete (sog. Avranches-Durchbruch).

Avranches, früher selbst Bistum, gehört seit längerem zum Bistum Coutances und dort gibt es eine berühmte und absolut sehenswerte gotische Kathedrale:

SONY DSC Notre-Dame de Coutances, 1056 erbaut

SONY DSCAnsicht von Südosten

SONY DSCBlick in den Turmhelm, manche erblicken dort ein Templer-Tatzenkreuz

Wir hatten nur eine Woche und viel Ruhebedürfnis. Das begrenzte die Möglichkeiten zur Templer-Suche. In dem Departement Manche gibt es nur eine (gesichert festgestellte, vgl. Michel Lascaux, Les templiers en Normandie, S. 10) Commanderie der Templer in 50613 Valcanville, im Nordosten der Halbinsel der Manche. Das waren ca. 150 km Entfernung und die schienen sich nicht mal zu lohnen. Denn alles wurde mehrfach umgebaut, sowohl die Kirche ab 15. Jahrhundert als auch die Commanderiegebäude im 17. und 18. Jahrhundert. (Lascaux, a.a.O. S. 12). Die nächste Templerei für uns lag im Nachbardepartement 14 Calvados, in der Gemeinde Vassy. Ihr Name Courval (Corval im 12. Jh) leitet sich wohl von vallée courbe (gekrümmtes Tal) ab. (Lascaux, a.a.O. S. 13)

Es war gar nicht so einfach, diese Commanderie zu finden. Zunächst stießen wir  gelegentlich auf landwirtschaftliche Gebäude, die aus dem Mittelalter stammen.

SONY DSCcommune de 14410 Vassy, hameau de Courval, Stallung

SONY DSCweiteres landwirtschaftliches Nebengebäude

Wir fragten hin- und wieder nach dem Weg und schließlich erhielten wir den Tipp, wir müssten nach einem Feldweg suchen, der „l’hôpital“ heisst. Davon gab es zwei, aber hier landeten wir richtig:

 SONY DSCcommanderie des templiers, Courval

SONY DSCTemplerkapelle, äußerlich noch recht intakt

Es gab wohl früher in der Literatur einen Streit, ob diese Einrichtung überhaupt den Templern gehört habe. So wurde behauptet, Richard Löwenherz habe dieses Lehen 1192 den Johannitern geschenkt. (Michel Dumontier, Sur les pas des templiers, en Bretagne, Normandie, Pays de Loire, S. 124, m.w.N.) Dumontier weist aber nach, dass diese Sichtweise nicht zutrifft. Es gäbe entsprechende Akten aus 1126 und 1248. Letztere trüge den Siegel von Robert Payart, Präzeptor der Templerhäuser in der Normandie. So wurden nach der Verhaftung 1307 folgende Templer verhört: Etienne de Châteauneuf, Komtur von Corval, Richard Bellenguel und Guillaume Tane, Templer aus dem selben Haus. (Dumontier, a.a.O)

SONY DSCmaison der Komture, die Fenster sind 17. Jh.

SONY DSCKapelle, Innenansicht

Abschied von Calvados und Courval, ein letztes Bild von der Kapelle:

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 Ganz zum Schluss noch einen herrlichen Blick auf den Mont-St.-Michel, der bei keiner Normandie Reise fehlen darf:

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Stand 03.11.2013

2011 Herault

Templer im Departement Herault

Die Osterferien verbrachten wir an der südfranzösischen Küste, zwischen Sète und Béziers, in dem kleinen Weinort Pinet. Hier kommt der recht bekannte, ebenso süffige wie preiswerte Wein namens Picpoul de Pinet her.

 www.picpoul-de-pinet.com

 Der nächste grössere Ort heisst Marseillan, Wiege des besonders bei Sterneköchen weltweit beliebten Spitzenwermuts der Marke „Noilly Prat“.

 Marseillan öffnet seinen Hafen in den Étang de Thau, ein Binnengewässer, in dem der  Canal du Midi endet. Inzwischen muss ich mir meine Reiseziele schon lange nicht mehr danach aussuchen, ob dort irgendwelche Templerniederlassungen gefunden werden können. Es ist nun eher andersherum. Man kann fahren, wohin man will und sich dann dort umsehen, wo genau sich die nächstgelegenen Templerorte befinden, inwieweit  sie in Reichweite liegen. Wie gesagt, das Netz der Templer ist in Frankreich  so dicht wie das der grossen US- Fastfoodkette. Und so wundert es mich auch nicht, dass Marseillan selbst ein Templerort war. Dort unterhielten die Templer bereits einen Hafen (Aubarbier, S. 257), vermutlich um Weine zu exportieren. Vielleicht wurden hier auch die Pferde verschifft, die die Templer im Larzac züchteten. Doch dazu später.

1. Cazouls d’Herault

Ein paar Kilometer entfernt von unserem Domizil steuerten wir zunächst den Ort Cazouls an. Das Château der Templer soll aus dem Jahre 1203 (Aubarbier, S. 257) stammen und auch eine Kapelle beherbergen. Von aussen wird sich feststellen lassen, dass der Turm weitgehend original erhalten sein dürfte, während die Fenster des Hauptgebäudes aus dem 16. Jahrhundert stammen  dürften, wie so oft.

Château-des-Templiers34120 Cazouls

2. Lézignan-la-Cèbe

Nur ein paar Kilometer davon entfernt befand sich unsere nächste Etappe. Zwischen 1150 und 1200 teilten sich die Templer die Herrschaft über diesen Ort mit dem Abt von Aniane (Saint-Guilhelm-le-Désert = Pilgerort von überragender Bedeutung). Ihr ehemals stattliches Haus dort existiert leider nicht mehr, aber zwei Tore der templerischen Befestigungsanlage sind noch auszumachen.

Der Ort verdankt seinen Namen der Cèbe, einer süssen Zwiebelsorte, die ihn im 16. Jh. wohlhabend gemacht hat.

Rue des Templiers34120 Lézignan-la-Cèbe

3. Pézenas

Ebenfalls in der Nähe befindet sich die Stadt Pézenas, gegründet ca. 300 v. Chr (Wikpedia) mit ihren knapp 8500 Einwohnern.  Die Altstadt ist berühmt für ihre prachtvollen Häuser und Hotels aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit den offenen Treppenhäusern. Die Templer hatten hier ein Maison (Bordonove, Les Templiers, Fayard 1977, S. 258). Das heute sichtbare Gebäude war Sitz der Commanderie der Johanniter. Es stammt aus dem 16. Jh. und steht exakt an der Stelle des früheren Templerhauses.

Ancienne Commanderie de Saint-Jean de Jérusalem34120 Pézenas

4. Le Peyrat

Wieder nicht allzuweit entfernt von Pézenas befinden sich die stattlichen Überreste der grossen Commanderie von Peyrat auf dem Gebiet der Gemeinde 34311 Tourbes, heute ein Weingut: www.seigneuriedepeyrat.com. Zutritt nicht erwünscht. Nach Aubarbier (S. 257) beherbergt das Gut eine Templerkapelle mit Fresken und das Maison du Maître.

commanderie de 34311 Peyrat, commune de Tourbes

5. Nébian

In Nébian gibt es nach Aubarbier ein Templerhaus aus dem 13. Jahrhundert UND eine Commanderie der Johanniter, gegründet 1147. Ich habe nur die letztere gefunden und um nicht mit „leeren Händen“ dazustehen, zeige ich halt dieses Gebäude. Es lohnt sich auch 🙂

Die Templer werden ihren „Kollegen“ sicher mal einen Besuch abgestattet haben ….

Johanniter- oder Malteserkreuz über dem Haupteingang

Ansicht von der Ortseinfahrt

6. Cabrières, Les Crozes

7. Domaine Les Templiers

2011 Charente, Medoc

Templer in der Charente und Aquitanien, Teil 3

Ein weiterer Geschäftstermin brachte mich mehr oder weniger zufällig – per TGV, 1. Klasse, ein rasantes und angenehmes Vergügen – in ein mir schon recht gut bekanntes Templergebiet an der französischen Atlantikküste. Es ist die Gegend zwischen La Rochelle und Bordeaux, die betreffenden Régions von Frankreich heissen heute Charente-Poitou und Aquitaine. Die Departements, 17 Charente-Maritime und 33 Gironde, die ich besuchte grenzen aneinander. Nach dem Eintreffen, mein Zug hielt in Surgères, ging es über die letztens noch offengebliebene Templerdomaine in Le Mung zu meinem Quartier in der Nähe der Stadt Saintes. Auch hier blieb genug Zeit, noch immer vorhandene „Templerlücken“ in dieser Ecke Frankreichs zu füllen. Surgéres und Saintes befinden sich im Departement Charente-Maritime.

Le Mung

Es ist meinem dort ortsansässigen „Forschungskumpanen“ Rein Denich in der Zwischenzeit durch Zuhilfename von alten Karten und hochaufgelösten Wanderkarten gelungen, Licht in das Dunkel dieser Angelegenheit zu bringen. Die Commanderie befindet sich nämlich nicht auf dem Gebiet der heutigen politischen Gemeinde Le Mung, sondern vielmehr dem der Gemeinde Geay, und zwar an einer Furt der Charente, die früher eine Rolle gespielt haben wird. Heute sieht man noch die betreffenden Strassen von beiden Seiten auf die Ufer der Charente zulaufen, aber die Furt ist jetzt gesperrt. Vermutlich ist sie für den Bootsverkehr ausgegraben worden.

Es gibt an der Stelle zwei Gebäude mit Resten aus der Templerzeit. Ein als „La Commanderie“ bezeichnetes Grundstück ist von diesem Haus bestanden. Es ist natürlich lange nicht mehr im Originalzustand, aber man kann Reste aus der Templerzeit noch recht gut erkennen. Das Haus wird zur Zeit von einem englischen Ehepaar bewohnt, nachdem sie es sich zuvor sehr liebe- und geschmackvoll hergerichtetet hatten. Wir wurden sehr gastlich aufgenommen, es ist keine Selbstverständlichkeit, in dieser Ecke der Welt ein gutgekühltes englisches Ale geniessen zu können. Die Eigentümer berichteten uns, dass das Haus vorher jahrzehntelang leer gestanden habe und völlig überwuchert war. Nicht wissend, dass es ein Templerhaus gewesen sei, berichtete mir die Eigentümerin, habe sie beim ersten Betreten des Hauses gespürt, dass es das „Richtige“ für sie gewesen sei. Die beiden sind da schon eine Reihe von Jahren drin, es gibt einen alten Brotbackofen, der noch intakt ist. Es steht jetzt zum Verkauf, da es sich als für die Bedürfnisse leider zu klein erwiesen hat.

Dieses Haus ist noch einige 50 oder 100 Meter von der Charente entfernt. Eine schnurgerade Strasse führt dorthin, wo sich ein Gehöft mit Stallungen und Wohngebäuden befindet und dort, direkt am Ufer der Charente fanden wir auch unsere langgesuchte Kapellenruine von Le Mung. Die Gebäude dieses Gehöfts könnten auch von der Basis her noch aus der Templerzeit stammen.

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Royan, um mit der Fähre die Gironde zu überqueren. Die Gironde kann man wohl kaum noch als Fluss bezeichnen, eher als Fjord oder Meerbusen. Sie bildet hier die Grenze zischen dem Departement Charente-Maritime und dem Departement Gironde einerseits, sowie auch zwischen den Régions Poitou-Charentes und Aquitaine andererseits. Bei Royan mündet sie ins offene Meer und man konnte auch bei perfekten Fahrwetter eine starke Strömung des Gewässers feststellen. Im Mittalter barg das Überqueren an dieser Stelle sicher ganz erhebliche Risiken für Leib und Leben der Pilger, wurde aber praktiziert. Auf dem Weg zu unserem Termin blieb noch genug Zeit für einen ersten Ausflug zu den Templern auf dem Médoc.

Saint Vivien-de-Medoc

Was es genau hier einmal gab, von den Templern, war bislang noch nicht exakt in Erfahrung zu bringen. Die Website www.templiers.net listet den Ort und ordnet ihn einem angeblichen Maison du Temple de Grayan zu. Die Wanderkarte zeigt am südlichen Ortsausgang  östlich der Landstrasse D1 einen Ort „le Temple“ und weiter östlich davon befindet sich ein Eintrag les Près du Temple“. Etwas weiter südlich und von der Landstrasse nun westlich befindet sich eine Gemarkung „la Commanderie“ im Wald. Vor Ort fanden wir jedenfalls schon mal ein Strassenschild:

St. Germain d’Esteuil

Vertheuil, Le Mignot

Saint-Sauveur

La Commanderie, St. Estephe

St. Helene d’Etang

Benon

Le Temple de Sautuges

Martignas-sur-Jalle

2011 Franche-Comte 2

Templer in der Franche-Comté, Teil 2

Mein Mit-Forscher Thorsten Stute arbeitet – wie gesagt – am Buch über die Templer in der Schweiz. Er fand heraus, dass es unabdingbar ist, sich besonders um die Templereien in der Franche-Comté zu kümmern, ohne die das Problem der Templer mit der Schweiz nicht darstellbar sein würde. Ich will nicht zu viel verraten. Ich zeige nur einige Templerkapellen, die ich auf meiner ersten Reise in diese Région (bitte hier nachlesen) nicht „mitnehmen“ konnte. Wir nächtigten und speisten wieder hervorragend in unserer – meinem geneigten Leser bereits bekannten – immer noch sehr empfehlenswerten Bleibe in Champlive: http://www.auberge-chateau-vaite.com. 

 

1. Fay

Direkt nach unserem Eintreffen in unserer Bleibe am Freitag nachmittag, machten wir uns auf den Weg, die Ruinen der Kapelle von Fay nochmal zu suchen, die sich in der Nähe des Ortes Dammartin-les-Templiers befinden musste. Vgl. die erste Reise in die Franche-Comté. Thorsten hatte die Zwischenzeit genutzt und das Gelände ausgiebig und gründlich mit den Satelliten-Bildern von google untersucht. Den von ihm ins Auge gefassten Standort hat er sich per e-mail Anfrage vom Bürgermeister ders Ortes Dammartin-les-Templiers bestätigen lassen. Das Gelände steht in Privateigentum, sodass ich darauf verzichte, hier einen Lageplan einzufügen. Aber Bilder möchte ich schon zeigen:

Fay1Die farblich veränderte Grasnarbe zeigt die Lage der ehemaligen Umfassungs-Mauer des Komtureigeländes an.

Fay2Das sind Reste einer zusammengesunkenen Gebäude-Mauer. An manchen Stellen liegen noch von Menschenhand behauene Steine frei.

Fay3Die deutlichste Spur der Ruine: der Brunnenschacht

Der Bürgermeister sollte uns noch darauf hinweisen, dass er es sehr bedauert, dass die staatliche Denkmalpflege hier keinen Handlungsbedarf erkennt. Offenbar ist die Komturei einem Brand zum Opfer gefallen und wurde nicht wieder aufgerichtet. Das Abendessen im Château de Vaite hat uns jedoch aufgerichtet und uns bereits jetzt für die doch recht lange Anreise entschädigt.

Am nächsten Tag fuhren wir zunächst in Richtung Süden, ins Departement 39 Jura und untersuchten einige der dortigen Templerorte auf sichtbare Spuren. Auf unserer Tour durch die südliche Franche-Comté, auf den alten Wege von Dole in Richtung Schweiz besuchten wir die Region um Montagna-le-Templier.  Um 1237 bekamen die Templer dort rund 20000 km² Land vom Comte de Bourgogne geschenkt. In dieser hügeligen Waldregion bauten sie diverse Häuser und Kirchen. Während Montagna-le-Templier nur den Namen erbte, sind es die kleinen, angrenzenden Gemeinden, wo man Reste von den Templern finden kann, auf einem Hügel bei Villechantria, in Saint-Julien und in den Ruinen von La Creux. Für diese Orte, die alle etwas unzugänglich sind, bedarf es entsprechender Ausrüstung, über die wir nicht ausreichend verfügten. Thorsten Stute wird davon später noch berichten.

 

2. Montagna-le-Templier

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Waldkapelle, 39347 Montagna-le-Templier

Auf dem Weg dorthin begegnet man der Kapelle von St. Alban aus dem 15 Jhd. Es ist keine Templerkapelle, aber ein Ort mit irgendwie eigentümlicher Ausstrahlung. Eine Heilquelle entspringt hinter der Kapelle und fliesst unter ihr hindurch, Kranke wurden früher dort und der in der Nähe liegenden Maladerie gepflegt. Die Tür der Kapelle zeigt zum Wald.

3. Dramelay

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Kapelle, 39240 Dramelay

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Château de Dramelay, Geburtsort des 4. Grossmeisters der Templer, Bernard de Tremelay (1151 bis 1153)

Der Weg zur Burg und zu einer besonders schönen Kapelle war aufgrund der tagelang zuvor herrschenden, schlechten Witterung ab hier schlichtweg unpassierbar, es sei denn, wir hätten Neopren-Anzüge und eine kleine Planierraupe im Gepäck gehabt. Das muss man mal im Sommer erklimmen.

4. Chatagna

Etwas weiter nördlich von Dramelay befindet sich der kleine Templerort Chatagna  auf dem Gebiet der Gemeinde Chavéria. Ein winziger Ort, eine sehr hübsche Templerkapelle dominiert ihn.

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Chapelle des Templiers39270 Chatagna

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Rückseite, Kapelle von Chatagna.

 5. Graveleuse

Einige Kilometer nordwestlich von Chatagna erreichten wir unsere letzte Etappe für diesen Tag, die Templerkapelle von Graveleuse auf dem Gebiet der Gemeinde Rosay. Die Templerkapelle ist aus dem 12. Jhd. und dort unterhielten die Templer ab dem Ende des 12. Jhd. ein Hospiz (Aubarbier, S. 63 und Inschrift). Davon steht kaum noch etwas, aber auch diese Kapelle ist sehr hübsch. Sie befindet sich ausserhalb eines Ortes auf dem Gelände eines Bauerhofs und ist von einigen Mauerresten umstanden, die durchaus auch noch aus der Templerzeit stammen könnten.

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Chapelle des Templiers39466 Graveleuse

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Altar und Ostchor

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Malteserkreuz auf dem Schlussstein des Chors

Der Ort Graveleuse lag nach der Inschrift des Tableaus vor der Kapelle an der alten Römerstrasse von Lyon (Lugdunum) nach Besançon (Vesontio). Nun beendeten wir unsere Tour und freuten wir uns auf unseren Aperitif mit dem Bürgermeister von Dammartin-les-Templiers und auf unser Abendessen.

6. Montussaint

Am zweiten Tag stand unsere Hauptattraktion an, die Commanderie von Falletans bei Dole. Auf dem Weg dahin streiften wir den Ort Montuissant, nördlich von Baume-les-Dames. Dort soll es Templerkreuze aus Stein zu sehen geben (Aubarbier, S. 64). Vor der Dorfkirche, rechts neben dem Eingang fanden wir diesen kreuzförmigen Stein. Es gab in dem Ensemble noch einen Stein, der die sog. fleur-de-lys, die Lilienblüte, zeigte. Dieses heraldische Symbol steht in einem besonderen Bezug zu Frankreich.

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Dorfkirche25680 Montussaint

Es könnte sich um einen Grenzstein handeln, oder auch um eine Grabstele. Im Volksmund würde dieser Stein jedenfalls Templerkreuz genannt und es ist angegeben, dass diese Objekte sehr selten in der Gegend gefunden worden seien. Das eingravierte Kreuz mit den Querbalken an den Enden erinnert an das Jerusalemkreuz (Kreuz des Ritterordens des hl. Grabs von Jerusalem.) http://de.wikipedia.org/wiki/Ritterorden_vom_Heiligen_Grab_zu_Jerusalem.

 

7.  Le Temple-lez-Dole, Dole – Falletans

Schließlich fuhren wir nach Dole, der Hauptstadt des Dept. 39 Jura. Dort waren die Templer auch begütert, aber es steht dort nichts mehr. Östlich vor den Toren von Dole befindet sich die Gemeinde Falletans, in deren Gebiet die Templerkomturei sich befindet. Die Kirche soll Steinskulpturen von Ritterköpfen zeigen, die wir aber nicht fanden.

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Eglise39700 Falletans

 

Die Kommanderie von Dole wurde nach 1131 als Erste in der Freigrafschaft gegründet. Einer der ersten Kommandeure war 1134 Bernard de Dramelay, welcher später für kurze Zeit Grossmeister des Ordens wurde. Die eigentliche Kommanderie liegt einige wenige Kilometer südöstlich in einer Ansiedlung mit dem Namen Le Temple rechtsseitig der Doubs, oftmals auch als Kommanderie von Falletans bezeichnet.

 Hinter einer alten, ehemals massiven Mauer findet sich das Hauptgebäude der Komturei, dessen Erdgeschoss ein herrliches Tonnengewölbe aus dem Mittelalter aufweisen soll. Das Anwesen ist derzeit offenbar verlassen, es wurde zuletzt von einem Künstler bewohnt.

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Maison des Templiers39700 Temple-lez-Dole

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Schild am ehemaligen Haupteingang der Komtureianlage

Hier endete unser Ausflug in die Franche-Comté, wir verabschiedeten uns von unseren wahlschweizerischen Mitforschern und kehrten getrennter Wege nach Hause zurück.

2010 Franche-Comte

Templer in der Franche-Comté

Die Région Franche-Comté  (sogenannte Freigrafschaft Burgund), unterhalb Lothringens, eingezwängt zwischen Burgund, Elsass und Schweiz, nördlich begrenzt durch die Porte d’Alsace, (der einzige Durchgang zwischen den Alpen und den Vogesen), stößt im Süden an das Department Ain (Rhône-Alpes). Es gibt 4 Departements, 70 Haute-Saône, 39 Jura, 25 Doubs und 90 Territoire-de-Belfort (nur die Stadt Belfort).

Die Gegend ist erst unter Ludwig XIV nach heftigen Gefechten zu Frankreich gekommen. Der Freigraf war vorher Vasall des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Man sprach aber Französisch, die Sprachgrenze ist früher wie heute die Porte d’Alsace. Wer das Franche-Comté kontrolliert, kontrolliert nicht mehr und nicht weniger, als den wesentlichen Teil des Waren- und Personenaustausch zwischen Frankreich und Deutschland.

Ich nutze einen Elsass-Trip im September für einen Abstecher in diese ehemalige Freigrafschaft, die für ihren ausserordentlich guten Bergkäse und für bestimmte Kirchsturmspitzen berühmt ist, um mir einige Templerorte dort näher anzusehen. Meine Ziele lagen in den Departements 25 Doubs und 70 Haute-Saône. Mir war auf der Karte aufgefallen, dass sie sich ziemlich in einer Reihe befanden. Sogar scheinbar recht regelmässig, wie Perlen an einer Kette.

Bevor ich auf das südliche Ende dieser Kette zuhielt, lag noch ein anderer Templerort auf dem Weg, den ich mir mal mit eigenen Augen anschauen wollte.

1. Station 25430 Chazot

chapelle des Étaings25430 Chazot

Es ist deutlich zu erkennen, dass diese Kapelle häufig, offenbar auch erst kürzlich umgebaut oder restauriert wurde. Es ist aber noch genug von der ursprünglichen Bausubstanz zu erkennen, dass man von einer echten Templerkapelle sprechen darf.

2. Station 25110 Dammartin-les-Templiers

Die Gründung dieses Ortes geht auf die Templer zurück. Von der Commanderie ist ersichtlich heute nichts mehr übriggeblieben. Es gibt eine Domaine des Templiers, heute eine Wellnessfarm. Dort kann man evtl. den Teich der ehemaligen Commanderie noch erkennen, aber das lässt sich wohl nicht verifizieren. Die Ortskirche wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts von den Templern erbaut, aber im 15. Jahrhundert umfangreich umgebaut, vergrössert und dem Zeitgeschmack angepasst. Der Kirchturm ist übrigens ein solch ein „reinrassiger“ clocher comtois, mit dem für die Région so typischen sog. Turmhelm

Église Saint Martin25110 Dammartin-les-Templiers

Wenige Kilometer östlich von Dammartin soll sich nach Literaturangaben (Aubarbier, S. 64) eine Templerkapelle Notre-Dame in einem Ort namens Fay befinden. Es ist mir leider nicht gelungen, etwas derartiges vor Ort ausfindig zu machen. Auch befragte Passanten konnten mir nicht weiterhelfen. Zu Hause gelang es uns später, den Ort jedenfalls schon einmal in der Cassini Karte (1750-1815) zwischen Dammartin und Bretigney zu finden.

Reproduktion: Thorsten Stute, unterhalb des blauen Winkels sieht man ein Kreuz und den Ortsnamen Fay

Auf dem google Maps Ausschnitt ist dort kein Ort und auch keine Kapelle zu entdecken.

Einigermassen entäuscht von diesem Ort beschlossen wir, eine Mittagspause einzulegen. In Dammartin selbst gab es nichts, aber im westlichen Nachbarort Champlive wurden wir fündig. Dort kehrten wir ein in eine wunderbaren Gasthaus, in dem wir nicht nur preiswert, sondern vor allem genussreich speisten und von einer ebenso überaus charmanten wie hilfsbereiten jungen Dame bewirtet wurden. Auch sie bemühte sich nach Kräften, uns bei unserem Anliegen zu unterstützen. Der Aufenthalt dort war derart vergnüglich, dass ich mir das Recht herausnehmen möchte, für dieses ausgezeichnete Haus Werbung zu machen:

Auberge de Château de Vaite, Champlive

http://www.auberge-chateau-vaite.com

Nachdem so die Kräfte wieder aufgetankt und die Laune wiederhergestellt war, fuhren wir über Besançon zu unser nächsten Templerstation, der nächsten „Perle auf der Kette“:

3. Station 70190 Villers-le-Temple

Diese Kapelle ist modern, das Gebäude steht aber an der Stelle der früheren Templerkapelle. In der Kapelle wird eine wertvolle hölzerne Madonna mit sitzendem Kind aufbewahrt, die seit den Zeiten der Templer dort ist. Leider war es diesmal nicht möglich, den Schlüssel für die Kapelle zu organisieren, das wird aber nachgeholt.

4. Station 70130 Fresne-Saint Mamès

Ziemlich genau 30 Kilometer Luftlinie, also genau ein Tagesfussmarsch in nordwestliche Richtung entfernt von diesem Ort stiessen wir auf die nächste Etappen-Station

auberge des Templiers, 70130 Fresne-Saint Mamès

Nach der Inschrift über dem Türsturz links im Bild stammt das Haus aus 1301 und ist von der Größe her eine typische Templerherberge. Das Gebäude erinnert mich an die Templer-Herberge in Bad Breisig. Es ist ebenso in der Johanniterzeit umgebaut worden. Die oberen Fenster sind 15. -16. Jh.

5. Station 70600 Pierrecourt (Aumonières)

Fast genau weitere 30 Km nordwestlich kam – nach einer Überquerung der Saône – die letzte Stations-Etappe in Sichtweite. Die Templerkirche ist heute zu einer Scheune umgebaut und in einen landwirtschaftlichen Betrieb integriert. Der Kirchturm ist teilweise eingestürzt und dicht mit Efeu bewachsen. Man könnte ihn betreten, aber ein Warnschild „danger de mort“ rät einem eindringlich davon ab. Dichte Brennessel- und Brombeerwälle wären auch ein rein praktisches Annäherungshindernis für den Sonntagsspaziergänger.

70600 Aumonières

Die nachstehende Übersichtskarte zeigt wunderschön, dass sich die hauptsächlich hier behandelten Templerorte auf einer recht geraden, von  Nordwest nach Südost-Linie befinden und alle den gleichen Abstand von etwa 30 Kilometer haben. Ein Zufall ist wohl auszuschliessen.  Einem Verkehrsschild am Saône-Übergang von Seveux kann entnommen werden, dass es sich bei dieser „Templerstrasse“ um ein Teilstück der sogenannten VIA FRANCIGENA handelt, einer uralten Pilgerstrecke von Canterbury (England) nach Rom, die ab 994 beschrieben wurde.

google maps, Reproduktion Thorsten Stute und Markus Menzendorff

Über Vercel-Villedieu-le-Camp gehts zu den Templern in der Schweiz. Die nächste Etappe ist La Chaux (CH), wo die Templer ebenfalls eine sehr wichtige Commanderie unterhielten.  Thorsten Stute arbeitet derzeit intensiv an einem in Vorbereitung begriffenen zweiten Band einer geplanten Buchserie über die Templer, darum wird jetzt nix mehr verraten.